Die sehr große Ernüchterung beim E-Auto

Mehr als die Hälfte aller Deutschen bereuen ihren E-Auto-Kauf. Mercedes schafft seine E-Auto-Plattform ab, und der BMW-Chef geißelt die Naivität des Verbrenner-Verbots. Dass sich etwas in Sachen Verkehrswende tut, zeigt der Alarmismus derjenigen, die an ihr verdienen wollen.

picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Die Agora Verkehrswende schlägt Alarm. Scheitert die Verkehrswende, dann könnte das Deutschland 9,7 Billionen Euro kosten. Daher müsse so schnell wie möglich gehandelt werden. Denn: Je länger sich der Umstieg verzögert, desto teurer wird es für die Deutschen. Nicht erst für 2035, sondern schon für 2025 postuliert sie ein Klimaschutz-Programm, damit noch einmal klar wird, dass jeder Aufschub eine Katastrophe ist. Denn die 9,7 Billionen enthalten auch theoretische Kosten für entstandene Klimaschäden. Sieht größer aus und wirkt damit effektiver.

Ökoplanwirtschaftliche Sackgasse
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Der Alarmismus kommt nicht von ungefähr. Selbst das magische Jahr 2035, ab dem der Verbrennungsmotor verschwinden soll, hat seinen Nimbus verloren. Denn die Zeichen mehren sich, dass derzeit auf den Eisenbahnschienen der grünen Transformation etwas schiefläuft. Dass in Brüssel die Zweifel größer werden, ob das Verbot in der Form wie angedacht kommt. Die USA haben ihre Verkehrswende vorerst verschoben – es bleibt abzuwarten, was davon nach dem Wahlkampf übrigbleibt.

Derweil schaffen Markt und Unternehmen Fakten. Das E-Auto-Geschäft ist eingebrochen. Laut einer YouGov-Umfrage bereut mehr als die Hälfte aller Deutschen, ihr Elektroauto gekauft oder geleast zu haben. Und während die PKW-Zulassungen im April gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent stiegen, gingen die E-Auto-Zulassungen um 0,2 Prozent zurück. Deutliche Anstiege verzeichneten Hybrid-Fahrzeuge.

Fast schicksalhaft mutet es da an, dass Mercedes in dieser Woche für Furore sorgte. Wegen zu hoher Kosten schafft der Konzern die E-Auto-Plattform „MB.EA-Large“ ab. Laut Handelsblatt seien zu hohe Kosten und eine zu geringe Nachfrage der Hauptgrund gewesen. Dieser Zug soll Milliardenbeträge im mittleren einstelligen Bereich einsparen. Medien bewerten das als Eingeständnis, dass die „Electric-only“-Strategie des Autoherstellers gefloppt sei. Die hatte Firmenchef Ola Källenius 2021 ausgegeben.

TE-Gespräch
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Källenius ruderte jüngst zurück: „In den kommenden Jahren wird es beides geben: Elektroautos und hochmoderne, elektrifizierte Verbrenner.“ Die „Transformation“ werde mehr Zeit in Anspruch nehmen. Mercedes hat die Krise der E-Auto-Branche am eigenen Leib gespürt: im ersten Quartal 2024 brachen die Verkäufe bei vollelektrischen Vehikeln um 8 Prozent ein.

BMW hat bekanntlich schon länger einen anderen Kurs eingeschlagen. Jetzt, da die Elektrofront bei einem Hauptmitbewerber bröckelt, legt BMW-Chef Oliver Zipse nach. In der Frankfurter Sonntagszeitung verurteilt er das Verbrenner-Verbot scharf: „Aus unserer Sicht war schon die Einführung dieses Verbots naiv.“ BMW habe den Schritt von Anfang an kritisiert und dafür heftigen Gegenwind bekommen. Nun aber würden sich bei vielen „die Augen öffnen“.

„Mit dem Aus im Jahr 2035 ist eine gesamte Industrie erpressbar geworden“, so Zipse weiter. „Jeder internationale Wettbewerber, jeder Lieferant weiß: Die sind abhängig von einer einzigen Technologie. Damit hebeln Sie Marktmechanismen aus und machen zum Beispiel die dafür benötigten Rohstoffe deutlich teurer.“ Während Verbrennungsmotoren komplett in Europa hergestellt werden könnten, seien die meisten Batterierohstoffe nur im Ausland verfügbar. Zipse geht von einer Halbierung der Wertschöpfung der Automobilindustrie aus, sollte die jetzige EU-Regelung bestehen bleiben.

Dramatische Verluste bei Autogigant
Über 120.000 Euro Verlust je E-Auto bei Ford
Nicht, dass man all dies vor Jahren hätte wissen können. Doch zur Verkehrswende gehören eben nicht nur die EU-Kommission, sondern auch zahlreiche Hersteller selbst, die nicht gegen den E-Auto-Durchmarsch opponierten, sondern darauf hofften, selbst an Regulierungen und Förderungen verdienen zu können. Insbesondere Volkswagen hatte den absurden Traum, wie in der Vergangenheit Autos in China herzustellen, um diese den Chinesen zu verkaufen – nun eben auch E-Autos, mitsubventioniert von nationalen und supranationalen Mitteln.

Dass China aber nicht auf ewig ein billiger Standort für die eigene ausgelagerte Industrie bleiben würde, sondern Konkurrenzmarken entwickeln könnte, die dank der chinesischen Staatswirtschaft über de facto Kolonien ihre Rohstoffe auf direktem Weg erhalten – diese Erkenntnis hatte die Profitgier komplett vernebelt. Das dürfte nicht nur bei VW geschehen sein. Es blieb nur noch die Hoffnung auf den europäischen und heimischen Markt, um die nun überflüssigen E-Autos wenigstens dort abzusetzen. Im Zweifel auch mit Staates Hilfe. Bedenken innerhalb der VW-Leitung wurden abgebügelt oder ignoriert.

BMW und nun auch Mercedes scheinen diese Sackgasse erkannt zu haben. Das E-Auto wird nicht aus der Sparte verschwinden, aber es wird nur eine Kategorie im Autokatalog sein. So denn Konzerne und EU noch etwas mehr „die Augen öffnen“ und die realen Umstände erkennen. Andere können sich so lange noch an den Gruselgeschichten der Agora ergötzen.

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Kommentare ( 120 )

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120 Comments
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Peter Pascht
1 Monat her

„Derweil schaffen Markt und Unternehmen Fakten. Das E-Auto-Geschäft ist eingebrochen.“
Ach woher, so gemäß dem Bundeskanzler.
Es ist der böse misstrauische Bürger schuld am Einbruch der Autoindiustrie, weil er sich kein E-Auto aufdrängen lässt,
nicht die Grüne Abrissbirne gegen eine gut funktionierende Autoindustrie.
„Wir müssen jetzt nur noch dafür sorgen, dass alle sich trauen ein E-Auto zu kaufen“ So sinngemäß lt. Olaf Scholz.
Fakten spielen keine Rolle.
Wer einen Patienten heilen will, muss die Krankheit bekämpfen, nicht den Patienten. Sonst ist der Patient am Ende tot.

Rosalinde
6 Monate her

Die durchschnittliche Garantie für die Batterie bei E Autos beträgt 8 Jahre oder 160.000 km.
Nach dieser Zeit müssen noch mindestens 70% der Reichweite gewährleistet sein. Ist dies nicht der Fall, kann sofort der Garantiefall geltend gemacht werden. Bei Lexus gelten sogar 10 Jahre und 1.000.000 Km.

Last edited 6 Monate her by Rosalinde
Der Ingenieur
6 Monate her
Antworten an  Rosalinde

Bei kleineren Autos gelten 5 bis 6 Jahre bzw. 60.000 km.

Bei Renault konnte man auch Batterien mieten. Nach spätestens 8 Jahren kündigte Renault den Batterie-Mietvertrag. Dann hatte man ein E-Auto ohne Energiespeicher, was dadurch völlig wertlos gewesen war.

BKunze
6 Monate her

Ich habe eine Frage an den Autor und das geneigte Publikum: Wenn reine E-Autos eine Lebenserwartung von 7-8 Jahren habe wegen der geringen Lebenserwartung der Batterie, trifft dies dann nicht genauso auf Hybrid Fahrzeuge zu, da deren Batterien auch nur 7-8 Jahre Lebensdauer ausweisen? Oder kann man ein Hybridfahrzeug auch mit kaputter Batterie beliebig lange weiter fahren?

Der Ingenieur
6 Monate her
Antworten an  BKunze

Das trifft auch Hybrid-Autos zu. Dort ist die Batterie-Kapazität geringer. Trotzdem kostet so eine Batterie im Austausch meist immer noch 10.000 €, was den Wert des Fahrzeugs sicherlich übersteigen wird.

Ich würde von sowas die Finger lassen, weil das Mehrgewicht den vermeintlichen Minderverbrauch laut Prospekt in der Praxis aufhebt. Außerdem kommen haufenweise Bauteile hinzu, die kaputt gehen können.

jensberndt
6 Monate her

Brauche ich Benzin oder Diesel, fahre ich rechts ran und halte den Rüssel in die Öffnung, die 60 Liter sind in 90 Sekunden im Tank. Bezahlen kann ich Cash, mit EC, Kreditkarte oder DKV. Langt für knapp 600 km. Warum brauche ich fürs Laden eine „App“, muss mich vorher vielleicht noch anmelden, sitze dann eine Stunde daneben und komme danach nur 300 km weit? Die ganze E-Mobilität ist ein totes Pferd, solange diese Probleme nicht praxisnah gelöst werden können – und da sehe ich einfach keine Lösung. Ich will den Elektromotor als solchen nicht schlechtreden, und das sage ich als… Mehr

Der Ingenieur
6 Monate her
Antworten an  jensberndt

Falls Du Pech hast, wirst Du sogar noch nachts an der einsamen Ladestation im Industriegebiet ausgeraubt.

Wenn Du Glück hast, ist der Dieb geistig minderbemittelt und klaut das Auto gleich mit. 🙂

Ali Mente
6 Monate her

Aus meiner Sicht gibt es noch keine Einsichten bei der Industrie oder den Politikern, dass die E-Mobilität eine ökonomische und ökologische Katastrophe ist. Einzig und allein die Verbraucher realisieren so langsam was der ganze Energiewendewahnsinn für sie bedeutet. Teuere Energie, teuere Wärmepumpen, teuere PV-Anlagen, teuere Autos. Dazu langes herumstehen an den Tankstellen, die Autos sind quasi wertlos, wenn sie nach ein paar Jahren verkauft werden sollen oder es kostet Unsummen, die Batterien zu erneuern, ebenso mit den PV Anlagen, die liefern Strom, wenn die Sonne scheint und ausser dem Kühlschrank kaum Verbraucher aktiv sind, dann wird der erzeugte Strom in… Mehr

elly
6 Monate her

Agora Verkehrswende – noch eine NGO.
Agora Verkehrswende finanziert sich überwiegend über zwei Stiftungen: die Mercator Stiftung (Sitz: Essen) und die European Climate Foundation (Sitz: Den Haag).

Apfelmann
6 Monate her

Manchmal denke ich, dass ein Auto von manchen Menschen als Etikette angesehen wird. Ein Teslafahrer hat mir erzählt, er wird in letzter Zeit gefragt ober denn ein AFDler sei, da er ja einen Tesla fährt und damit den „rechten“ Musk unterstützt. Es scheint wohl auch andere Autos zu geben die manche Menschen als Indiz für politische Zugehörigkeit wahrnehmen. Echt krass, wie manche doch so ticken.

Klartexter
6 Monate her

Porsche und Piech haben es auch erst fast zu spät gesehen und Diess mit goldenem Handschlag gefeuert. All diese überbewerteten und überbezahlten Knaben können sich nach einem üblen Misserfolg sofort zur Ruhe setzen.

Vollstrom
6 Monate her

Komisch, das scheint ein deutsches Phänomen zu sein. In anderen Staaten gibt’s keine Stammtisch Diskussionen.

Jo_01
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom

Die CEOs von Mercedes und BMW nennen Sie demnach Stammtisch-Diskutanten? Interessant…
Wenn das eigene, ideologische Traumschloss in sich zusammenbricht, ist das schwer auszuhalten, richtig ?

Reinhard Schroeter
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom

Warum glaubt manch einer, seine Entscheidung für ein bestimmtes Produkt verteidigen zu müssen ?

Vollstrom
6 Monate her

Wenn es auf Deutschlands Straßen nicht mehr E-Autos werden, wen kümmerts. Um so eher bekomme ich einen freien Platz an der Ladesäule.
Die Strafzahlungen an die EU, wegen nicht erreichen der Klimaziele, muss ich ja nicht zahlen. Das dürfen dann die Verbrennerfahrer an der Tanke tun. Zur Mineralölsteuer auch noch die CO2-Abgabe.

Konservativer2
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom

Sie zahlen das durchaus. Höhere Energiepreise schlagen auf Produktion und Transport, alle mit dem Fahrzeug verbundenen Dienstleistungen, Lebensmittelpreise etc. durch. „Ein anderer zahlt’s“ stimmt fast nie, denn der, der dafür arbeitet, sich das leisten zu können, wird auch dafür steuerlich geschröpft.

Jo_01
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom
jensberndt
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom

Erst denken sich einige kluge Menschen das Märchen vom Klimawandel durch CO2 aus, dann wird es zur alleinseligmachenden Wahrheit erklärt und schließlich als nützliches Vehikel zur Einführung einer Luftsteuer schamlos missbraucht. Wenn Sie das glauben, bitte sehr! Ich empfehle bei Wikipedia mal nach zum Thema „Milankovic-Zyklen“ nachzulesen. Und dann zum Thema „Wendekreis des Krebses“. Keine Verschwörungstheorie!

Janno
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom

Sie charakterisieren den E-Auto-Besitzer ganz gut, dem es weder um verbrauchsarme Mobilität, noch um technologische Entwicklung geht. Sie streicheln nur ihr Ego.
Und die Förderprämie für ihren Staubsauger haben wir alle gerne gezahlt, sie hatten es wohl nötig.

Reinhard Schroeter
6 Monate her
Antworten an  Vollstrom

Glaubt den wirklich einer, er wäre so clever, dem CO2-Schwindel ein Schnippchen schlagen zu können ?