Christlicher Diakonie-Chef droht Rechtswählern mit Rauswurf

Der Präsident der evangelischen Diakonie Rüdiger Schuch drohte seinen 627.000 Mitarbeitern den Rauswurf an, sollten sie die AfD wählen. Schuch erntet mit dieser unverhohlenen Repression und Drohung massive Kritik, ein Anwalt kündigt ein juristisches Nachspiel an.

picture alliance / epd-bild | Hans Scherhaufer
Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland, 12. Januar 2024

Der Gottesmann hat mehr Beschäftigte als der VW-Konzern (120.000) oder die Deutsche Bahn (210.000). Mit 627.000 Mitarbeitern vorwiegend in sozialen Berufen gehört die Diakonie von Rüdiger Schuch zu den größten Arbeitgebern Europas. In Österreich mit seiner vergleichsweise kleinen evangelischen Gemeinde beschäftigt der Wohlfahrtsverband immerhin 3800 Menschen an 200 Standorten.

Schuch gab diese Woche den Zeitungen der Funke-Mediengruppe ein Interview, dessen Inhalt quer durch die Republik für Entsetzen sorgten: „Wer die AfD aus Überzeugung wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten.“ Und weiter: „Wer sich für die AfD einsetzt, muss gehen. Diese Leute können sich im Grunde auch nicht mehr zur Kirche zählen, denn das menschenfeindliche Weltbild der AfD widerspricht dem christlichen Menschenbild.“

AfD-Wähler entsprechen nicht dem christlichen Menschenbild?

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Wer sich für eine vom Gesetz her zugelassene Partei einsetzt, deren Vertreter demokratisch gewählt wurden und das Volk im Deutschen Bundestag vertreten, könne nicht mehr für einen Wohlfahrtsverband arbeiten. Weil die Gesinnung derer nicht dem christlichen Menschenbild entsprächen.

Die AfD liegt bei Wählerumfragen um die 20 Prozent. Dementsprechend könnten statistisch betrachtet mehr als 100.000 Mitarbeiter der Diakonie die Alternative für Deutschland wählen. 100.000 Menschen, die täglich Essen auf Rädern ausfahren, die unermüdlich Kranke und Alte pflegen, die sich häufig sozial über ihre eigentlichen Jobs hinaus engagieren. Sie entsprechen in ihrer Grundeinstellung nicht dem christlichen Menschenbild?

Freie Wahl: AfD oder Kündigung

Der christliche Ober-Protestant beruhigt: Gesinnungstests soll es bei den Beschäftigten nicht geben, aber ein klärendes Gespräch mit ihnen. Sollte es anschließend noch „bleibende Konflikte“ geben, seien arbeitsrechtliche Konsequenzen vorgesehen.

Die Mitarbeiter der christlichen Diakonie müssen sich entscheiden: für das Grundrecht auf freie Wahlen oder eine Kündigung.

Bei Alexander Wallasch äußert sich Rechtsanwalt Dirk Schmitz zu einem möglichen juristischen Nachspiel: „Wenn Schuch diese Erklärung nicht unverzüglich und öffentlich zurücknimmt, werde ich bis Ende nächster Woche bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen Schuch stellen.“


Der Beitrag erschien zuerst bei exxpress.at.

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Kommentare ( 137 )

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ekki
7 Monate her

1. bei dem mangel an pflegekräften ist seine aussage zynisch und menschenverachtend…lieber keine pflege als von einem afd wähler?
2. bei der kirchensteuer sind sie bestimnt nicht so wählerisch.
kaputter typ, kaputte kirche…passt zu deutschland!

Hannchen
7 Monate her

Die Diakonie kündigte Altenheimbewohnern, nahm sie aus ihrem gewohnten Umfeld, nur um im ehemaligen Altenpflegeheim Flüchtlinge unterzubringen, weil das mehr Einnahmen bedeutete. Ist das etwa christlich?
Oder: die Kirche verbot ungeimpften Menschen die Teilnahme an Gottesdiensten. Ist das auch christlich?

Mertens
7 Monate her

Soeben gelesen: fast 600.000 Mitglieder haben der evangelischen Kirche im letzten Jahr den Rücken gekehrt.

https://www.bild.de/politik/halbe-million-mitglieder-weg-rekord-austritte-bei-der-evangelischen-kirche-6633676b5905a74092f02a7e

Vielleicht sollten die Kirchen sich mal wieder um das Thema Glauben und Seelsorge kümmern anstatt politisch zu bevormunden.
Leider betrifft das auch meinen eigenen Verein, die katholische Kirche.

AP
7 Monate her

Herr Schuch ist seit Anfang dieses Jahres im Amt. Es scheinen nur noch Haldenwangtypen Karrierechancen zu haben. Alles hat halt seinen Preis.

Marco Mahlmann
7 Monate her

Dem Mann sei die Barmer Theologische Erklärung zur Lektüre empfohlen.
Schlimm ist die Erkenntnis, daß Schuch überzeugt davon ist, das Richtige zu tun. Jesus hätte den Pharisäer aus dem Tempel getrieben.

Index
7 Monate her
Antworten an  Marco Mahlmann

„überzeugt davon ist“
Sehr guter geistiger Anstoß!
Über exakt diese Ihre Begrifflichkeit sollte man mal genauestens nachdenken.

Felix Dingo
7 Monate her

Nebenbei bemerkt, wie will denn der feine Herr das Wahlverhalten seiner Bediensteten kontrollieren?
Will er seine Apparatschiks neben in Kirchen aufgebauten Wahlkabinen platzieren?
Der Mann leidet an Größenwahn.

fatherted
7 Monate her
Antworten an  Felix Dingo

Das sind reine Profilierungsversuche für die Medien/Presse. Gab es doch auch schon diversen Fußballvereinen, bei diversen Künstlern, bei diversen Gastronomen….man muss das nehmen als das, was es ist….heiße Luft. Und wenn ich dann kurz vor dem Rentenalter stehe….sagen wir mal mit 63 und will mit 65 in Rente….dann würde ich als Angestellter der Diakonie ein „AfD Outing“ betreiben….die Kündigung müsste ja dann umgehend von Seiten der „Leitung“ erfolgen…..dann dagegen vors Arbeitsgericht ziehen….das ganze zwei Jahre „ziehen“….und dann nach dem Urteil der unrechtmäßigen Kündigung und der Nachzahlung von 2 Jahren Gehalt….mit 65 in die Rente rutschen.

Elmar
7 Monate her

Die Diakonie ist ein Wurmfortsatz der EKD und die steht traditionell immer auf der Regierungsseite. Ganz egal, ob BRD, ob DDR oder Tausendjähriges Reich.

Monostatos
7 Monate her

„Der christliche Chef“, „der Gottesmann“ etc. Solch euphemistische Bezeichnungen dieses gottlosen Sakralfunktionärs sind ganz offensichtlich restlos deplaziert. Jesus hat ja das heuchlerische Verhalten der damaligen Kleriker deutlich kritisiert, was ihm den tödlichen Hass dieser Kaste einbrachte. Es hat sich seither überhaupt nichts geändert.

giesemann
7 Monate her

Die AfD ist die einzige Partei, die den Islam hier nicht sehen will. Da muss man gegensteuern, oder? Weil alle anderen begeistert sind davon.

Andreas Spata
7 Monate her

Dem „Gottesmann“ halte ich das Wort Paulus entgegen in dem es um christliche Soziallehre geht. Brief an die Galater 6.10. „Deshalb wollen wir, solange wir noch Zeit haben, allen Menschen Gutes tun, besonders aber denen, die mit uns im Glauben verbunden sind.“

Allen Gutes tun, besonders aber denen, die mit uns im Glauben verbunden sind!!!!

Warum? Damit unsere christliche Tradition, unsere Gesellschaft und die darin in Frieden lebenden Menschen wachsen und gedeihen können und nicht durch eine politisch religiöse Heilslehre verwässert und letztlich abgeschafft wird.

usalloch
7 Monate her
Antworten an  Andreas Spata

Kommen Sie dem „Apparatschik“ bitte nicht mit der Bibel. Da passt eher „Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst“ (Matthäus 26,34).