Das Regierungsviertel in Berlin ist ein politischer Themenpark. Wem es langweilig wird im grauen Alltagsleben, der kann dorthin entfliehen, um sich dem aufregenden Kampf für eine „solidarischere“ oder „klimafreundlichere“ Welt einzusetzen. Auch beliebt: Seinen Hass auf Juden ganz öffentlich zur Schau zu tragen.
Touristen vergnügen sich in Berlin in hedonistischen Sexclubs, im Drogenrausch oder in den berühmten Technoclubs der Großstadt. Die größten Absurditäten der Stadt findet der Kenner aber in der Demoszene Berlins. Jede Woche ziehen zahllose Aufzüge und Kundgebungen durch die Stadt. Die Berliner Verwaltung zählt für dieses Wochenende bereits 51 angemeldete Kundgebungen: Spontanversammlungen sind hier nicht aufgeführt.
Für jeden ist etwas dabei. Demonstrationen für den Erhalt eines Spielplatzes, gegen Mieterverdrängung, gegen Tierversuche – für diejenigen, die etwas in ihrem Umfeld verbessern wollen. Wer hingegen die Welt verbessern möchte, der kann für LGBTQ-Rechte in Uganda oder gegen Tourismus auf den Kanarischen Inseln demonstrieren. Für diejenigen, die einfach nur demonstrieren wollen ohne konkretes Thema, gibt es diverse Lichterketten, Aufmärsche und Demonstrationen „gegen Rechts“. Und Eltern, die die Kleinen beschäftigen müssen, können mit ihren Sprösslingen zur „Kidical Mass“, um für eine „kinderfreundliche Radverkehrsinfrastruktur“ zu demonstrieren.
Party darf auch hier nicht fehlen: Am Sonntag (21.04.) findet ein „Flashmob zum 50. Geburtstag der Nelkenrevolution in Portugal“ statt. Der Jahrestag ist zwar der 25. April, aber das ist ein Donnerstag – einen Urlaubstag ist das Andenken daran vielen wohl nicht wert. Der Samstag (20.04) dann ist Feiertag aller Kiffer. Die Jungendorganisation der FDP, die Jungen Liberalen, sind vor allem: staatstragend. Sie wollen die Legalisierung von Cannabis feiern und haben dafür eine Veranstaltung auf dem Pariser Platz angemeldet. Die aufsteigenden Dampfwolken werden wohl weithin zu riechen sein.
Klimademonstrationen und als Gaza-Solidarität getarnter Judenhass sind aber die unangefochtenen – und letzteren überaus beschämenden – Dauerbrenner in der Hauptstadt. Kein Tag ohne eine passende Demonstration. Beides lässt sich auch miteinander verbinden, bei sehr vielen Teilnehmern sind – ganz wie bei Greta Thunberg – die Schnittmengen Klima und Gaza hoch: Am Freitag zog eine Demonstration mit Transparenten am TE-Hauptstadtbüro vorbei, von denen verkündetet wurde: „No climate justice on occupied land“.
Hereinspaziert ins Regierungsviertel
Die meisten Demonstrationen werden aus dem Regierungsviertel ferngehalten. Als die Bauern Anfang des Jahres in Berlin demonstrierten, sperrte die Polizei alle Eingänge rigoros ab. An jeder Kreuzung standen weitere Checkpoints, die jene abfangen sollten, die die Absperrungen umgingen. Und das ist durchaus angemessen.
Doch diese Aussperrung ist wie vieles in Berlin: relativ. Die Letzte Generation nutzt die Fläche zwischen Bundeskanzleramt und Reichstagsgebäude regelmäßig als Spielwiese. Ein Baum wurde dort gefällt, um gegen Klima zu demonstrieren. Die Mauern des Kanzleramts wurden mehrmals in der Farbe Orange beschmiert, ähnlich wie die Säulen des Brandenburger Tors.
Seit gut einem Monat nun campieren Klima-Extremisten im Regierungsviertel. Zwei der Camper befinden sich im Hungerstreik, um eine schärfere Klimapolitik von Kanzler Scholz zu erzwingen. Nun ist ein weiteres Camp dazugekommen: Israel-Hasser haben sich in direkter Nachbarschaft eingerichtet. Sie sehen im entschiedenen israelischen Vorgehen gegen die Hamas in Gaza einen Genozid und fordern ein Ende aller deutscher Waffenlieferungen nach Israel. Geschenkt. Doch sie stellen auch das Existenzrecht Israels grundsätzlich in Frage. Zwischen 40 und 170 Menschen nehmen an diesem Protest Teil – die Teilnehmerzahl variiert stark, wie die B.Z. Berlin die Berliner Polizei zitiert. Schon zweimal soll es zu Gewaltvorfällen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen sein, doch das Camp ist noch bis zum 22.04. genehmigt und wird wohl weiterbestehen. Bis dahin wird Israel unbehelligt Völkermord vorgeworfen, zu Solidarität mir verurteilten Mördern und Terroristen aufgerufen und das Existenzrecht Israels offen infrage gestellt.
Würden politisch weniger genehme Gruppen hier auch campieren können? Abtreibungsgegner zum Beispiel oder eine Gruppe IBler, die Grenzkontrollen fordert? Bauern, die in Winterskälte in Berlin campierten, blieben auf der angrenzenden Straße des 17. Juni.
Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten für einen Burggraben vor dem Bundestag beginnen. 150 Meter lang, 10 Meter breit und zwei Meter tief wird er sein. „AHA-Graben“ heißt er, weil er von Hausseite aus unsichtbar sein soll. Ob ein Campingplatz auf dem Rasen vor dem Parlament geplant ist, ist unbekannt. Fußballspielen ist jedenfalls seit 2003 unter Androhung eines Bußgelds verboten. Campieren eigentlich auch.
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War da nicht mal was mit einem Burggraben? Wieso wird in Deutschland eigentlich nie etwas zu Ende gebracht?
Erstaunlicherweise demonstriert keiner gegen die exorbitant hohen Abgaben auf Erwerbsarbeit. Ach, ich vergaß. Diejenigen, die darunter leiden, müssen ja arbeiten, um den ganzen Spaß zu finanzieren.
Ich war zwei Mal in Berlin. Das erste Mal 1993 und selbst Berlin-Kreuzberg war damals noch ein multikultureller, aber gemütlicher Ort. Ich bin Atheistin und habe das erste Mal in meinem Leben für eine Kirche gespendet, die Frauenkirche. Im Gegensatz zu Wien, prägten das Stadtbild hauptsächlich Berliner und keine Muslime, ich empfand das als wohltuend. Das zweite Mal war 2014, da hat sich bereits vieles verändert. Kreuzberg habe ich nicht wiedererkannt. Was sich seitdem getan hat, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Schade um diese Stadt.
Das alles erinnert doch zusehends an den britischen „Speakers Corner“, wo allerlei Exzentriker die ulkigsten Theorien und Meinungen kundtun. Es fehlt nur noch der greise Methusalix aus einem Asterix-Band, der lauthals mit Werbebanner proklamiert: „Wählt mich“, dann ist die Louis de Funes-Parade doch komplett. Absurd ist dieses Land spätestens seit Merkel.
Panem et circenses……..
Dort ist doch kein Campingplatz. Und ich hätte immer gedacht, wildes Zelten sei verboten. Aber in Berlin gehen die Uhren anders, wie man sieht.
Was für eine subtile Symbolik: Ein breiter und tiefer Graben, der die Volksvertreter von der Bevölkerung trennt. Und von innen nimmt ihn niemand wahr.
die Berliner demonstrierten schon immer gerne. Ich lebte von 1986 bis 1988 in Berlin, kein Tag an dem es nicht irgendeine Demo gab. Meine internationalen Kollegen wunderten sich und lachten über Berlin
Den Jungliberalen ist wohl nicht klar, daß der 20.04. Nazi geschichtsträchtig ist, also nicht unbedingt geeignet, die Freigabe von Mariuana an Hitlers Geburtstag zu feiern. Vielleicht kommt jemand auf die Idee dazu einen bizarren Zusammenhang zu basteln.
Naja, Vegetarier war er ja auch. Vielleicht hat er dann und wann heimlich einen Joint durchgezogen und dazu Wagners „Ring ohne Worte“ gehört. Das ZDF sollte mal die Enkelin seiner Küchenhilfe dazu befragen und eine Reportage „Hitlers Dealer – Das bestgehütete Geheimnis des Dritten Reichs “ drehen.
Der GröFaZ hat so ziemlich alles eingeworfen was es gab. Pervitin (Crystal Meth) war sehr beliebt. Lang vor Breaking Bad.
Selbst hartgesottene Prostituierte trauen sich bei Dunkelheit nicht mehr auf die Strassen, und gehen nicht zum Öffentlichen Nahverkehr, sondern rufen Taxi.
Bei Dunkelheit findet man nur noch Drogendealer, Räuber, Kriminelle, Schläger, mehrfach Vorbestrafte, ….