Maischberger: Noch eine Runde bis zum Sieg!

Maischberger ist sich sicher: Der Sieg auf dem Schlachtfeld wird erreicht, wenn sie noch eine Diskussion zum Thema Ukraine führt. Und noch eine. Und noch eine. Alles andere ist irrelevant. Und Franz Müntefering realisiert: Pension ist Mist.

Screenprint: ARD / Maischberger

Olaf Scholz wird von China brüskiert. Nach seiner Landung in Peking wird Olaf Scholz, deutscher Regierungschef, von einer Handvoll Bürokraten empfangen. Die öffentliche Kommunikation ist nicht besser: In den Pressefotos, die herumgehen, schreitet Staatspräsident Xi Jinping voran, Olaf Scholz tippelt hinterher, bettelt darum, gehört zu werden. Diese Bundesregierung kann mit China nicht verhandeln.

Aber das ist nicht Thema in Maischbergers Sendung. Wolfgang Ischinger und Frederik Pleitgen sind eingeladen. Der Außenpolitik-Experte Ischinger war deutscher Topdiplomat und leitete bis 2022 die Münchner Sicherheitskonferenz. Pleitgen ist CNN-Korrespondent für Deutschland. Sie diskutieren über das deutsche Verhältnis zu China. Theoretisch. Praktisch diskutieren sie in der meisten Zeit darüber, ob Jinping auf Putin einwirken könnte, den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Was nicht angesprochen wird: Welche Druckmittel hat Deutschland auf China? Welche Angebote kann Deutschland China machen? Oder soll China aus der Güte seines Herzens handeln? Das wird kaum passieren.

Alles ist Ukraine

Tatsächlich wird hauptsächlich über den Krieg in der Ukraine diskutiert. Über Granaten, die Mobilisierung, „die hätte besser laufen können“ in der Ukraine, sagt Pleitgen. „Jeder weiß, dass die Russen noch nicht mal ein ordentliches Auto bauen können, aber die produzieren halt wesentlich mehr Artilleriegranaten als der ganze Westen“, fasst er seine Sicht auf die Schwäche des Westens zusammen.

Es ist schon wieder eine Diskussion im Nichts, so wie die meisten Runden Maischbergers zur Ukraine. Es sind zu viele schlechte, statt wenige gute. Am Montag diskutierten bei Maischberger schon Sahra Wagenknecht und Katrin Göring-Eckardt zur Ukraine. Am Mittwochabend werden Gesine Schwan und Roderich Kiesewetter zur Ukraine diskutieren. Und an diesem Dienstagabend eben Ischinger und Pleitgen. Würde man der Ukraine einen Leopard-Panzer schicken jedes Mal, wenn Maischberger zum Thema Ukraine diskutiert, dann stünden ukrainische Brigaden schon am Baikalsee.

Aber so ist das in Deutschland: Man redet viel über die Ziele, die man außenpolitisch hat – und macht dann doch nichts.

Pension ist Mist

Der TE-Redaktion unbekannt ist, wo Maischberger Franz Müntefering (SPD) aufgegabelt hat. Er sitzt im Einzelinterview mit Maischberger. Also immerhin ist es mal kein Gefälligkeitsinterview mit einem aktiven Politiker. „Opposition ist Mist“, sagte Müntefering einst. Denn: Wer nicht gestalten kann, der kann auch nichts gewinnen. Frei umformuliert: Pension ist auch Mist.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Seine Perspektive auf die aktuelle Politik ist trotzdem interessant. Paradox vielleicht. Aber am Kontrast seiner Meinung zum Kurs der aktuellen SPD lässt sich die Entwicklung der Partei gut verfolgen. Auffällig ist, wie oft Alt-SPDler bei Maischberger sitzen: Sigmar Gabriel, Otto Schily und Peer Steinbrück waren alle in den letzten zwölf Monaten zu Gast; Oskar Lafontaine kann man so halb dazu zählen. Geht in der Redaktion Nostalgie um? Man möchte es ihr nicht verübeln, schickt die heutige SPD doch besonders gern Kevin Kühnert, Ralf Stegner und Saskia Esken in die Studios.

Zurück zu Müntefering: Er wird selbstverständlich – die Moderatorin bleibt sich treu – zum Thema Ukraine befragt. Und Müntefering ist klar in seiner Meinung, wie es kaum ein aktiver SPD-Politiker ist. In der Ukraine muss Frieden erreicht werden. Aber: „Es darf kein falscher Frieden sein.“ Man müsse den „Kriminellen im Kreml“ klarmachen, dass sie sich nicht nehmen können, was sie wollen.

Müntefering drückt aus, was viele in der SPD nicht artikulieren wollen: Ja, der Krieg in der Ukraine ist auch ein Stellvertreterkrieg. Denn wenn sich ein Land wie Russland hier die Zähne ausbeißt, welche Chance haben die Nationen der Welt dann gegen den Westen, wenn man ihn direkt angreift? „Die Welt muss auch erkennen, dass wir [Deutschland] nicht bereit sind, Gewalt hinzunehmen. Nicht bei anderen und auch nicht bei uns.“

Müntefering bezeichnet die AfD als Neonazis. „Alle demokratischen Parteien müssen sich unterhaken“, fordert er. Keine Überraschung hier. Interessant, aber viel zu kurz, ist Münteferings Kritik am Funktionieren der Ampel und den Methoden der Regierungsbildung. Die Parteien haben sich im Vorfeld der Koalition schon auf bestimmte politische Positionen in einem 144 Seiten langen Koalitionsvertrag geeinigt. Das kann nicht funktionieren, meint Müntefering. Wenn die Vorstellungen von Politikern auf die Realität treffen, muss das Handeln der Regierung ausdiskutiert werden. Stattdessen haben die Parteien sich vertragliche Fesseln angelegt.

Eine interessante Perspektive, die aber zu kurz kommt. Ukraine war als Thema wichtiger.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 34 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

34 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
niezeit
7 Monate her

Müntefering mag seriös aussehen und unfallfrei sprechen können. Mit dem Anerkennen von Realitäten hatte er oft seine Probleme, wie seine Rolle als treuer Parteisoldat 2005 zeigte, als er nach der (knapp) verlorenen Bundestagswahl für seinem damaligen Herren Schröder allen Ernstes für mehrere Wochen dessen Anspruch auf das Bundeskanzleramt propagierte.

Kassandra
7 Monate her
Antworten an  niezeit

Wenn man im Nachhinein über Wahlen nachdenkt und wie Briefwahlen inzwischen genutzt werden und wie nicht nur bei der Letzten und nicht nur in Berlin geschlampert wurde kann man sich überlegen, ob da tatsächlich alles mit rechten Dingen vor sich geht. Und ob welche, die in seltsamen settings in Elefantenrunden damals auftreten konnten, nicht vorab etwas in den Tee bekamen – von wem auch immer. Zumal der Unterschied im Ergebnis so groß gar nicht war.

Melly
7 Monate her

Ich frage mich auch, wie ertragen Sie so einen Mist. Deppen-Fernsehen im wahrsten Sinne des Wortes. Noch ein Wort zu Pleitgen, der war mir schon immer Suspekt. Ob der gemerkt hat, daß die Russen die besten und sichersten Weltraumraketen bauen? aber das ist ja nichts gegen DEUTSCHE Kohle- Elektroautos, schon klar!

Querdenker73
7 Monate her

Diese Bundesregierung kann mit China nicht verhandeln…“ Tja, dann hätte Olaf der Vergessliche seine blitzgescheite Außenministerin mitnehmen müssen. Die hätte es den Chinesen aber gegeigt! Xi Jinping hätte gezittert – vor Lachen!

EinBuerger
7 Monate her

Die USA haben Druckmittel gegen China (die sie auch schon einsetzen). Die USA können China etwas anbieten. Aber für die USA ist der Pazifik viel wichtiger als der Atlantik, ist China viel viel viel wichtiger als Russland und ist Taiwan wichtiger als die Ukraine.
D.h. die USA würden eher Russland etwas anbieten (Teile der Ukraine?) als China.
Europa und USA haben verschiedene Konflikte: Die USA im Pazifik und Asien, die Europäer in Europa. Und die USA haben macht, Europa nicht.

Elmar
7 Monate her

Die Champions League war gestern abend mit Sicherheit interessanter als diese dämliche Schwafelrunde. Um das in die Welt zu blasen, was der Müntefering vom Stapel gelassen hat, hätte man auch jede andere linksgrüne Propagandatröte zu Wort kommen lassen können.

Chlorhahn
7 Monate her

Bei mir kommt die Müllabfuhr nicht wöchentlich, sondern nur alle 14 Tage. Das wäre mein Verbesserungsvorschlag.

ralf12
7 Monate her

Müntefering: „Es darf kein falscher Frieden sein.“ Ja was ist denn ein richtiger Frieden? Doch nicht etwa dieser alberne „Friedensplan“ von Selensky, über den jetzt US-Vasallen zum xten mal diskutieren möchten (nun in der Schweiz)? Derweil die dort labern, sterben in der Ukraine Menschen. Die USA und ihre EU-Lakaien haben den Krieg gegen Russland verloren, die USA sehen es ein und ziehen sich langsam zurück. Die deutschen Trottel liefern weiter Waffen, die wenn sie denn nicht nach Afrika verschoben werden, exakt nichts bewirken. Nun meinen die offensichtlich, wenn sie schon nicht auf dem Schlachtfeld gewinnen, dann zumindest in den Talkshows.… Mehr

Teiresias
7 Monate her

Was genau war der offizielle Zweck des Besuchs?
Ich lese überall, daß Scholz China besucht hat, aber nicht warum.
Wozu reisen Vertreter eines de Facto bankrotten, in jeder Hinsicht irrelevanten Staates in der Weltgeschichte herum?
Scholz in China, Baerbock in Israel – Was soll das?
Daß nix zu wollen, wer nix zu bieten hat, sollte sich bis nach Berlin herumgesprochen haben.
Ist der Ralitätsverlust schon so weit gdiehen, daß die sich für wichtig halten – etwa so, wie Durchgeknallte, die glauben, Napoleon zu sein und mit „Majestät“ angesprochen werden wollen?

Dietrich
7 Monate her

Welche Druckmittel hat Deutschland auf China? Etwa Baerbocks Elefantentrampelei im chinesischen Porzellanladen? Warum tut ihr nicht dies und das? Richtet euch nach unseren deutschen oder westlichen Wertevorstellungen. Diplomatie der alten Schule geht anders.
Hier mal zwei Links mit Helmut Schmidt bei Maischberger. Seine Worte sind ein Offenbarung. Sollte sich Baerbock mal anschauen.
https://www.youtube.com/watch?v=iJ9TuOFuyGo
https://www.google.com/search?q=maischberger+schmidt+2015&rlz=1C1UEAD_deDE1097DE1097&oq=schmidt+maischberger&gs_lcrp=EgZjaHJvbWUqCAgDEAAYFhgeMgkIABBFGDkYgAQyBwgBEAAYgAQyCAgCEAAYFhgeMggIAxAAGBYYHjIICAQQABgWGB4yCAgFEAAYFhgeMggIBhAAGBYYHjIICAcQABgWGB4yCAgIEAAYFhgeMggICRAAGBYYHtIBCTkxNzFqMGoxNagCCbACAQ&sourceid=chrome&ie=UTF-8#fpstate=ive&vld=cid:2c674441,vid:4D5kr9lowTw,st:0

BK
7 Monate her

Wenn man in der Ukraine Frieden haben will, dann muss Scholz nach Washington reisen. Aber wie es aussieht, will man auf die Ukraine nicht verzichten. Dort wird die Zukunft der Kriegsführung erprobt und man bringt sich gegenseitig mit Drohnen um. Soldat für Soldat wird mit Drohnen angegriffen und vom Schlachtfeld gesprengt. Jeder sollte sich die Filme auf YT ansehen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie abartig dort gekämpft wird. Dann wäre niemand mehr für eine lustige Kriegsverlängerung. Dass dieses Töten aufhört, ist vor allem im Sinne der Menschen und gut für die Humanität.