Den Grünen nahe Verbände rechnen mit der Ampel ab

Die Ampel hat die „Verkehrswende“ versprochen. Mit dem „Deutschland-Angebot“ soll vor allem das Zugfahren pünktlicher und komfortabler werden. Doch nun sagt die Branche: Von diesem Angebot sind wir so weit entfernt wie nie zuvor.

picture alliance / | Daniel Kalker

Eigentlich stehen die Verbände VDV, bdo, mofair und BSN den Grünen nahe. Auch sie sprechen sich für einen Ausbau von öffentlicher Mobilität aus. Doch mit der Verkehrspolitik der Ampel sind die Verbände nun in einer gemeinsamen Erklärung hart ins Gericht gegangen. In einem „dringenden Appell“ fordern sie Grüne, FDP und SPD auf, genug Geld für den öffentlichen Verkehr bereitzustellen, um den Verbänden Planungssicherheit zu ermöglichen.

Sie erinnern daran, dass sie eigentlich Verbündete der Ampel sind: „Mit der Einführung des Deutschland-Tickets habe die Branche erneut bewiesen, dass sie politische Maßnahmen zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger und zur Modernisierung der Mobilitätsangebote in Deutschland schnell umsetzen könne“, heißt es wörtlich in der Erklärung. Doch nun sei das 49-Euro-Ticket in der Nachfrage zwar erfolgreich, doch die Finanzierung stelle eine „zentrale Herausforderung“ dar.

Ist die Ampel nicht bereit, mehr Geld für den öffentlichen Verkehr bereitzustellen, drohten diesem Angebot „starke Einschränkungen“. Eigentlich hat die Ampel das „Deutschland-Angebot“ versprochen: ein größeres und besser aufeinander abgestimmtes Bahnangebot. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat bereits eingeräumt, dass dieses Angebot erst in gut drei Jahrzehnten stehen werde. VDV-Präsident Ingo Wortmann sagt nun: „Wir waren nie weiter weg vom Deutschland-Angebot.“ Während das Angebot größer werden soll, gehen die Förderungen zurück. Das passe nicht zusammen, kritisieren die Verbände gemeinsam.

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Kommentare ( 12 )

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Raul Gutmann
7 Monate her

Zyniker halten aus nachvollziehbarem Grund den Fortschritt für eine Schimäre, doch prägte in den letzten 150 Jahren neben der Verbesserungen im persönlichen Bereich wie Wasserversorgung, Toilette/Bad in der Wohnung, Kühlschrank und Heizung die Individual-Mobilisierung jene individuelle Lebenswirklichkeit maßgeblich.
49 Euro“-Ticket hin, Förderung der Elektromobilität her, von dem Elektroschrott in „deutschen“ Städten in Form von E-Rädern und -Rollern ganz zu schweigen: Das Ziel grün-totalitärer Politik besteht mittels des „Milliardärs-Sozialismus“ (Oswald Spengler) darin, die Massen zu verarmen, während die classe politique im Luxus schwelt.
Oh Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen, unsere kollektive Schuld Ihnen gegenüber scheint sub specie aeternitatis untilgbar.

Last edited 7 Monate her by Raul Gutmann
Haba Orwell
7 Monate her
Antworten an  Raul Gutmann

Kurz schaltete ich den Teletext der Glotze ein, wo der Verkehrsminister über Fahrverbote an den Wochenenden sinniert, „für Klima“ natürlich. Anderes Medium sinniert über baldige Kapitulation im Allerheiligsten Land des Wokismus – so heilig, dass der Woke Westen die gesamte Zukunft damit verbindet. Letzte Nacht wurde das größte Wärmekraftwerk der Region Kiew komplett dekarbonisiert (abgebrannt) – der Unsagbar Böse machte die geforderte Wende um 360 Grad und hilft „unserer“ Energiewende, indem er beschleunigt sämtliche Kohlekraftwerke im Allerheiligsten Land der Woken abschaltet. So wie Habeck in Buntschland. Müssten uns für die vielen Milliarden nicht die frei gewordenen CO2-Zertifikate oder sonstige Budgets… Mehr

ssasse
7 Monate her

Die Grünen würden so gerne noch schneller in das grüne Lummerland eintreten. Es gibt doch wohl noch einen Restwiederstand der Realität. Was die Ampel unter der Federführung der Grünen auch anpackt zerbröselt zu Staub. Für jedes Ihrer Projekte bedarf es 10 – 20 Sekunden der Erstreflektion, um zu erkennen, dass es wohl nicht so einfach werden wird. Was mich allerdings immer wieder erstaunt, sind die langen Gesichter der Eliten in Politik und Medien, wenn mit etlicher Zeitverzögerung, dann die Frage gestellte wird, wie es denn passieren konnte?? Was auch immer, alles wird gegen die Wand gefahren. Deutschlandticket – 49 EUR,… Mehr

Montesquieu
7 Monate her

Ich kenne sehr viele Menschen, die sich dem Milieu außerhalb von ICE erste Klasseabteilen nicht mehr aussetzen. Ich gehöre dazu. Autofahren mit Hörbuch und Distronic ist angenehmer als eine Fahrt mit Regionalbahn oder IC.

Raul Gutmann
7 Monate her
Antworten an  Montesquieu

Sehr geehrter Herr „Montesquieu“, danke für Ihren wichtigen Beitrag.
ALLES ist besser als in der dritten Dekade des 21. Jahrhunderts am öffentlichen Leben teilzunehmen.
Die Untertanten seiner Majestät Wilhelm II. wären gleichermaßen überrascht wie abgestoßen.
Hochachtungsvoll

Alleswasrechtist
7 Monate her

Als Dresden-Tourist kann ich sagen, die Verkehrs-„Wende“ ist zu immerhin ca. 50% „gelungen“. Pro Richtung 2-spurige Haupt- und Bundesstraßen sind künstlich auf 1 Spur verengt, dafür lockt ein baulich nicht abgetrennter weitgehend unbenutzter überbreiter knallsonniger Radweg. Das ist schon optisch skurril. Jdf.: Die Fahrt in die Altstadt via Individualverkehr ist eine Katastrophe, das tut man sich kein 2. Mal an. Busse und Bahnen sind teilweise gar nicht schlecht, Problem ist u.a. das Publikum, weiteres Problem ist das Davor und Danach. Z.B.: mit der Bahn darf die Anreise fürs selbe Geld länger genossen werden, es kommen Spannungselemente dazu (gibt es den… Mehr

Raul Gutmann
7 Monate her
Antworten an  Alleswasrechtist

Dann sei Ihnen zu wünschen, Sie besuchen NIE die sich stolz nennende bayerische Landeshauptstadt.
Es mag im „Reichshauptstadtslum“ vielfach schlimmer sein, doch auch hier ist das Leben nahezu unerträglich.
Nahezu täglich erfindet die Stadtregierung eine neue „Schikane-Baustellen“, deren Absperrausmaße diametral zu ihre Aktivitäten stehen.
Kishons Blaumilchkanal läßt grüßen!

Last edited 7 Monate her by Raul Gutmann
P.Reinike
7 Monate her

Die Ampel-Politik ist auch im Mobilitätsbereich völlig konfus. Man ist nicht in der Lage, Schwerpunkte zu bilden. Die DB (INfraGo) bräuchte nach internen Zahlen ca. 110 Milliarden für die Streckensanierungen und den notwendigen Ausbau. Derzeit werden aber nur 12-13 Milliarden haushaltstechnisch bereitgestellt. Dieses Narrativ der DB Sanierung zu modern und pünktlich ist eine völlige Chimäre.

Haba Orwell
7 Monate her
Antworten an  P.Reinike

> Die DB (INfraGo) bräuchte nach internen Zahlen ca. 110 Milliarden für die Streckensanierungen und den notwendigen Ausbau. Derzeit werden aber nur 12-13 Milliarden haushaltstechnisch bereitgestellt

Dafür wurden kürzlich den Banderas wieder mal 20 Schützenpanzer gespendet. Heute habe ich gelesen, dass Finnland sogar Renten kürzt, um Militärausgaben zu erhöhen – mit Pech und Rheinmetall-Hörigkeit kommt vielleicht auch das noch bei uns.

Biskaborn
7 Monate her

Wer Zug, Bahn, Bus fahren will bzw. muss, sollte den regulären Preis für Einzelfahrschein, Monats- oder Jahreskarten bezahlen. Es kann nicht Aufgabe des Steuerzahlers sein, ein 49€ Ticket zu finanzieren, selbst wenn er es gar nicht nutzt bzw. nutzen kann, weil kein entsprechendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln besteht!

Haba Orwell
7 Monate her

> Ist die Ampel nicht bereit, mehr Geld für den öffentlichen Verkehr bereitzustellen, drohten diesem Angebot „starke Einschränkungen“.

Man könnte zum Beispiel an der Mobilität der Schützenpanzer am Dnepr sparen – würde man sich damit abfinden, dass es keine unipolare („regelbasierte“) Welt mehr geben wird, der man die totalitäre Wokeness aufzwingen würde. Dann wären so viele Milliarden frei… für den SPNV würde es auf jeden Fall reichen.

Das ist doch der Ansatz der US-Republikaner – zuerst Bedürfnisse daheim und nicht exotische Abenteuer (auch die wollen keine Milliarden mehr Richtung Dnepr schicken).

Wilhelm Roepke
7 Monate her

Tja, liebe Verbände: die Realität passt halt nicht zur Ideologie. Man kann Geld für Eisenbahnbrücken in Deutschland ausgeben. Oder dasselbe Geld für Radwege in Peru. Beides gleichzeitig geht nicht.