Bosch: Das E-Auto frisst die Arbeitsplätze der Zulieferungsbranche

Tausende Jobs bei Bosch sind bedroht. Das gilt auch für andere Autozulieferer in Europa. Dabei sagen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter selbst, dass es am E-Auto hängt. Böse Zungen skandieren bereits: Statt vor den Fabriken sollten die Arbeiter vor der Grünen-Zentrale protestieren.

IMAGO / Revierfoto
Automobilzulieferer Bosch, AA MOBILITY 2023 am 08.09.2023 in München

Die Rahmenbedingungen, so sagt Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch, seien – unter anderem – durch den „Wandel in der Mobilität“ schon seit mehreren Jahren „sehr anspruchsvoll“. Das habe man im vergangenen Jahr „in dieser Ausprägung“ nicht erwartet.

Auf der anderen Seite lässt Oliver Simon, Betriebsratsvorsitzender Homburg und Mitglied im Bosch-Gesamtbetriebsrat, sehr ähnliche Worte fallen. Die Produkte, von denen man sich ab den Jahren 2028/2030 neue Arbeitsplätze erhofft hatte, würden „vermutlich nicht so kommen“. Der Markt in Deutschland und der EU gebe das nicht her.

Zwei Passagen, die in den meisten Medien nur am Rande auftauchen. Man ringt dem Publikum das Lesen zwischen den Zeilen ab. Denn dass die Krise der Zulieferersparte beim Automobil auch mit der politisch lancierten und von den Herstellern mitgetragenen E-Strategie zusammenhängen könnte – das will man besonders im Autoland Deutschland, wo jetzt der Abbau von 3.700 Stellen bei Bosch droht, immer noch nicht so offen sagen.

Es ist aber exakt das, was sowohl Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite über verschlungene Pfade kommunizieren. Und es springt ins Auge, dass Arbeitsplätze nicht nur bei Bosch, sondern in der gesamten Branche verloren gehen. Der Verband der europäischen Zulieferer CLEPA hat eine alarmierende Statistik herausgegeben: Im Januar und Februar hat die Branche bereits den Abbau von über 12.000 Arbeitsplätzen angekündigt. Seit dem Jahr 2019 wurden zwar europaweit 55.000 Stellen geschaffen – aber zugleich 119.000 gestrichen.

CLEPA sieht auch für die Folgejahre keine Trendwende: „Prognosen aus dem Jahr 2021 deuten darauf hin, dass bis 2025 durch die Elektrifizierung und die strengere Euro-7-Verordnung netto 101.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Allerdings übersteigt der Stellenabbau in den vergangenen fünf Jahren die Schaffung von Arbeitsplätzen um mehr als 60.000.“

Der Elefant im Raum: Die in Deutschland dominierende E-Auto-Strategie, die von Berlin nach Brüssel über den Green Deal nach ganz Europa transportiert wurde, ist ein arbeitsmarktpolitischer Fehlschlag. Die herbeiphantasierten neuen Arbeitsplätze bleiben Phantasie. Und in der Politik wie in der Wirtschaft mag noch keiner offen aussprechen, was Kritiker seit Jahren anmahnen. Bereits jetzt verbreitet sich das Bonmot: Statt vor den Fabriken sollten die Bosch-Angestellten doch lieber vor der Parteizentrale der Grünen demonstrieren.

Freilich heißt es stattdessen: Mehr Ausbau der Elektomobilität! So auch die Forderung einiger Bosch-Mitarbeiter in den Medien. Das ähnelt frappierend der grünen Forderung, bei Dunkelflaute im Winter noch mehr Windkraft- und Solaranlagen zu bauen, um nicht von Putins Gas abhängig zu sein. Dabei hat der Abbau der Prämien für den E-Auto-Kauf nicht nur den deutschen Automarkt erschüttert. Von überall berichten Händler, dass sie auf den angepriesenen Wagen sitzenbleiben. Gebrauchthändler zahlen drauf. Die Spekulation über das Aus vom Verbrenner-Aus tut ihr Übriges.

Neidisch geht der Blick in die USA. Dort – und nicht etwa im E-Auto-Vorbild China – tätigen die Zulieferer ihre Direktinvestitionen. Der EU-Raum droht dagegen in diesem Bereich von Mexiko eingeholt zu werden. Neuerlich ein Beleg dafür, dass an der E-Mobilität der Arbeitsplatz hängt. Joe Biden hatte Anfang des Jahres offiziell die Verkehrswende vertagt. Ob aus langfristigen Erwägungen oder auch Gründen der Wahlkampagne – das ist nachrangig. Sein Nachfolger, ob Demokrat oder Republikaner, wird es wohl nicht anders handhaben.


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Kommentare ( 67 )

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Der Ingenieur
8 Monate her

Tesla fabuliert bereits seit 12 Jahren, dass man an „Konzepten“ zum Akku-Recycling arbeiten würde. Aber es findet in der Praxis einfach nicht statt:

Bisher steckt in keiner einzigen der ca. 15 Mrd. verbauten Einzel-Zellen auch nur ein Gramm recycelter Rohstoff, obwohl bereits seit 25 Jahren alle Notebooks mit der gleichen LithiumIonen-Technik ausgerüstet wurden.

Man muss also befürchten, dass Tesla einfach Insolvenz anmeldet, wenn die o.g. Akkus alle als Sondermüll zurückkommen. Dem könnte man nur begegnen, indem die Hersteller gezwungen werden, für das Recycling Milliarden-Beträge an Rücklagen zu bilden, so wie auch mit AKW-Betreibern gemacht wurde, was natürlich E-Autos verteuern würde.

Last edited 8 Monate her by Der Ingenieur
TschuessDeutschland
8 Monate her
Antworten an  Der Ingenieur

„obwohl bereits seit 25 Jahren alle Notebooks mit der gleichen Lithium-Ionen-Technik ausgerüstet wurden“ Das ist genau das Problem, welches das Recycling von Li-Ion-Akkus unmöglich macht: es ist eben nicht die „gleiche Technik“, jeder Hersteller hat eine andere Zell-Chemie, selbst beim gleichen Hersteller wechselt das von einer Akku-Generation zur nächsten. Und da 99% der Akkus aus China kommen weiß im Zweifel niemand, was da im Detail genau drin ist. Klar ist nur, daß Teile davon hoch-toxisch sind, was das Recycling ebenfalls verunmöglicht. Wenn die EU ihre eigenen Richtlinien anwenden würde dürfte in der EU kein einziges E-Auto verkauft werden, weil nicht… Mehr

MarkusF
9 Monate her

Man stelle sich vor die Bundesregierung würde sagen das sie komplett auf die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie pfeift. Das es den Deutschen ohnehin viel zu gut gehe. Das es in Zukunft völlig ausreichend ist ein kleines Kämmerchen in einem gut isolierten und damit Energiearmen Plattenbau zu Bewohnen. Dafür braucht man kein umweltschädliches Auto und schon gar keine Autoindustrie. Was wäre wenn der grüne ‚Wirtschaftsminister‘ das offen sagen würde? Also sagt man den Leuten wir stellen jetzt die Autoindustrie auf ‚Elektro‘ um. Die gut verkaufte Verbrentnertechnologie wird eingestellt und sogar verboten. Jetzt stellt sich heraus das Elektro im industriellen Maßstab überhaupt… Mehr

roffmann
9 Monate her

Wenn die Subventionsabgreifabteilung größer als die Marktforschung ist und der Kampf gegen rechts hohe Priorität hat , was braucht es da noch Pruduktion ?

Turnvater
9 Monate her

Natürlich ist man im Nachhinein immer schlauer.“

In diesem wie in allen anderen Fällen war man es jedoch im Vornherein. Nur wurden diese Stimmen ausgeschaltet.

F.Peter
9 Monate her

„Statt vor den Fabriken sollten die Arbeiter vor der Grünen-Zentrale protestieren.“ Das ist aber a weng zu kurz gegriffen: Da wäre noch die Zentrale der SPD, der FDP und insbesondere der Gewerkschaften, die das Treiben ohne Aufmucken mitgetragen haben statt die Arbeitnehmerinteressen zu vertreten, für die sie schließlich auch bezahlt werden!

Juergen P. Schneider
9 Monate her

Wenn man sich ansieht, wie alle DGB-Gewerkschaften das hohe Lied der grünen Transformation singen und damit die Verlagerung der Arbeitsplätze ihrer Mitglieder ins Ausland massiv unterstützen, dann wundert es doch, dass diese Arbeitsplatzvernichtungsorganisationen immer noch so viele Mitglieder haben. Den großen Befürwortern der grünen Transformation in der Autobranche oder beispielsweise in der Stahlindustrie fliegen nun bzw. in der nahen Zukunft die Konsequenzen ihrer einseitigen und realitätsfremden Vorstellungen um die Ohren. In kaum einem anderen Land ist man so bereitwillig dabei, Güter und Errungenschaften einer funktionierenden Wirtschaft auf dem Altar spekulativer Ideen zu opfern. Dieser freiwillige Verzicht auf Vernunft und das… Mehr

Stefferl
9 Monate her

Solange sich Konzernlenker dem „Kampf gegen Rechts“ verschreiben und durch Regenbogenflaggen Wokeness bezeugen, ist von ihnen auch nicht mehr zu erwarten.

H. Priess
9 Monate her
Antworten an  Stefferl

So siehts aus! Die beiden Herren haben ganz vergessen, darauf hin zu weisen, daß die AfD Schuld daran ist wenn Investoren das Weite suchen, von den hier noch ansässigen Firmen ganz zu Schweigen.

WandererX
9 Monate her

Es ist nicht nur das E-Auto: die Konzerne verlagern die Produktion samt Zulieferstandorte nach Mexiko (alle 2er BMW Coupes seit 2021) oder in die Türkei (Fiat), Osteuropa, China, wenn der Verkaufspreis unter 50.000 € oder gar im Billigbereich (Fiat Tipo) liegt. Dieser Wandel wird aber seitens der Regierung nicht offen kommuniziert: dort setzt man nur waghalsige Zukunftsversprechen über Transformationen ab. Wo allerdings massig Arbeitnehmer in vielen Branchen fehlen, können dann die Freigesetzten dorthin ausweichen: die Löhne werden aber oft niedriger sein. Demografisch bedingt können wir in Zukunft weniger die Fabrik Europas sein! Die Zeit der Boomer und der ökon. Boom… Mehr

Der Ingenieur
8 Monate her
Antworten an  WandererX

Das müsste viel mehr publik gemacht werden!

Wer will schon ein billig im Ausland zusammengeklopptes Auto zum hohen „Made in Germany“-Preis kaufen?

TschuessDeutschland
9 Monate her

Die „E-Mobilität“ ist der willkommene Sündenbock, um den massiven Arbeitsplatzabbau zu „verkaufen“, der jetzt anrollt. Die Wahrheit ist viel banaler: Es gibt einfach mehr als genug Autos auf der Welt und das Produkt „Auto“ ist ausgelutscht. Die Staaten, die in den letzten Jahrzehnten die Automobil-Branche mit künstlichen Anreizen („Abwrackprämie“, Steuersparmodelle) und idiotischen Regulierungen („Dieselskandal !“) + gleichzeitigen Subventionen hochgejubelt haben anstatt das dem Markt zu überlassen sind allesamt pleite und rollende Tamagotschis, einen nervigen „künstlichen Idioten-Assistenten“ im Auto oder fahrbare Hochspannungs-Akkus braucht kein Mensch. Das künstlich geschaffene Überangebot und die viel zu vielen Anbieter (jetzt kommen auch noch die Chinesen… Mehr

Last edited 9 Monate her by TschuessDeutschland
Peter Klaus
9 Monate her

Hmmm…vielleicht fällt bei Stefan Grosch doch irgendwann einmal der Groschen, dass für E-Mobile u.a. keine Bauteile für die Direkteinspritzung von seinem Arbeitgeber mehr benötigt werden? Und die dazugehörende Motor-Steurung auch nicht.