DIHK-Umfrage: Immer mehr Unternehmen wandern ins Ausland ab

Immer mehr Betriebe investieren mittlerweile im Ausland. Aber nicht, um zu expandieren. Sondern um abzuwandern, wie eine Sonderauswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer ergab. Das Ergebnis ist besorgniserregend.

IMAGO / Zoonar

Wenn deutsche Unternehmen im Ausland investieren, ist das eigentlich gut für Deutschland. Zumindest, wenn es darum geht, als Vertrieb zu wachsen oder zusätzliche Märkte im Ausland zu ergreifen. Dann wüchse nämlich die deutsche Wirtschaft. So ist es aber nicht mehr: Wenn deutsche Unternehmen investieren, dann um abzuwandern – also zum Nachteil für Deutschland. Das ergab eine Sonderauswertung einer Konjunktur-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Generell halten sich die Unternehmen laut dieser Umfrage mit ihrem Engagement im Ausland zurück: Nur 42 Prozent der Betriebe planen, Investitionen im Ausland zu tätigen. Das sind zwar geringfügig mehr als im letzten Jahr, aber immer noch unterdurchschnittlich wenige. Von den Unternehmen, die überhaupt noch im Ausland investieren, gibt fast jedes Vierte an, diese Investitionen zurückzufahren, während nur noch 30 Prozent ihre Investitionen ausweiten wollen. Warum? Weil ihre Budgets „belastet“ sind: „Anhaltend negative Geschäftserwartungen, weiterhin hohe Energiepreise, hohe Zinsen und zahlreiche geopolitische Risiken“ schränken den Spielraum für Investitionen ein. Auch eine zunehmende Zahl an Handelshemmnissen sorgen für ein zurückhaltendes Engagement der Unternehmen. Insgesamt fehle es an Planungssicherheit.

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Zudem, und das besorgt die DIHK besonders, verändert sich das Motiv für Auslandsinvestitionen: Wenn die Unternehmen überhaupt investieren wollen, dann immer häufiger, um Kosten zu sparen. Mittlerweile plant mehr als ein Drittel aus diesem Grund zu investieren – so viele wie zuletzt im Jahr 2008 während der Finanzmarktkrise. Die Kosten, denen die Unternehmen ausweichen wollen, sind laut der Sonderauswertung vor allem hohe Energie- und Rohstoffpreise. Auch der Fachkräftemangel spielt eine Rolle. Wie die DIHK es ausdrückt: „Wirtschaftspolitik und Arbeitskosten erreichen Höchstwerte.“ Insgesamt sinke die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland.

Gleichzeitig investieren weniger Unternehmen, um zu expandieren: Nur noch 37 Prozent der Unternehmen nennen als Hauptmotiv, ihren Vertrieb und Kundendienst im Ausland auf- und ausbauen zu wollen. Vor zwei Jahren waren es noch fast die Hälfte der Unternehmen. Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, merkt an, dass somit jene Motive Bedeutung verlieren, die dem Wirtschaftsstandort Deutschland zugute kämen. Das sei besorgniserregend.

Generell sind die Standortfaktoren in Deutschland nicht besonders prickelnd, wie eine weitere DIHK-Umfrage ergab: Viele, teilweise unverständliche Bürokratieauflagen, ineffiziente Behörden und lange Genehmigungsverfahren machen den Standort Deutschland demnach unattraktiv. Hinzu kommen die hohen Steuern und das komplexe Steuerrecht. Die Folge: Viele Unternehmen fahren ihre Investitionen in ihren heimischen Standort zurück und beschäftigen hierzulande weniger Menschen. Der Saldo für inländische Investitionen liegt somit laut der DIHK-Sonderauswertung bei minus elf Punkten. Statt sich im Inland zu engagieren, würden sich viele Unternehmen „umschauen“, sagt Nothnagel: Nach Standorten, in denen sie ihren Vertrieb „schneller und einfacher“ aufbauen können. Sie suchen also nicht nach Möglichkeiten, zu expandieren. Sondern nach Möglichkeiten, aus Deutschland abzuwandern. Entsprechend ist der Saldo des Auslandsengagements mit sieben Punkten „deutlich expansiver“.

Am meisten investieren die Unternehmen in die Eurozone: Jedes zweite Unternehmen von denen, die Auslandsinvestitionen planen, geben diese Destination an. Das sind allerdings weniger als in den letzten zwei Jahren – die Gesetze und Vorhaben der Europäischen Union bleiben offenbar auch nicht ohne Wirkung. Die Investitionen nach China und Südostasien nehmen wiederum zu: Ein Drittel der Unternehmen plant in diesem Jahr mit Investitionen in China und/oder in Südostasien.

Dass deutsche Unternehmen abwandern, „ist ein alarmierendes Signal“, sagt Nothnagel: „Umsteuern ist das Gebot der Stunde, bevor die industrielle Struktur in Deutschland nachhaltig geschwächt wird.“

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Kommentare ( 18 )

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egal1965
8 Monate her

Nun, nichts hindert die deutschen Autobauer ein günstiges deutsches Auto zu bauen, wo natürlich aufgrund der hohen deutschen Lohnkosten, Steuern und anderen Abgaben nur noch der Name „deutsch“ ist, es aber ansonsten wiederum in China oder Asien gefertigt wird….

Kendra1958
9 Monate her

Das Schiff Deutschland geht rasant unter, die Kapelle spielt. Die Passagiere warten auf besseres Wetter. Wer Geld hat – haut ab, wer keins hat – kommt.

W aus der Diaspora
9 Monate her

Die Bürokratie wird ja auch dadurch immer mehr, weil alles dokumentiert werden muss um im Zweifelsfall Belege beibringen zu können, dass niemand diskreminiert wurde, oder, dass alles getan wurde um woke-konform zu handeln.

Klaus D
9 Monate her

DIHK….was soll man den lobbyisten noch sagen = dumm gelaufen, selber schuld, shit happens usw. Warum geht die DIHK nicht mit gutem beispiel voran und senkt die pflichtabgabe bzw lässt sie bei kleinen unternehmen ganz weg. Man selber hat von dem ganzen wahnsinn massiv profitiert und jammert jetzt rum UND verlangt wieder nach dem staat bzw mehr staat. Am geilsten finde ich diese EU wo wir deutschen der größte nettozahler sind und so selber für das abwandern deutscher unternehmen in die eurozone zahlen. So wandern viele deutsche unternehmen nach polen ab weil polen via EU subventionen ausländischen (deutschen) unternehmen hohe… Mehr

WeltbegaffenderRumReisender
9 Monate her

Euer Land blutet aus! Im Land bleiben bleiben dann immer mehr die unfähigen, autochthonen Schwätzer, Besserwisser und Drogenkonsumenten plus ein stets wachsender Tross an kaum alphabetisierten Versorgungforderer aus aller Welt…

h.milde
9 Monate her

Nicht nur die Firmen, va. die „Köpfe“ wandern mit den bisher hochproduktiven & arbeitsplatzschaffenden Betrieben ab. Auch im Gesundheizwesen gibt es schon lange einen ansteigenden EXODUS. 2022 waren es nach BÄK ca. 3000 Ärzte, in den Jahren zuvor ca. 1000-1500 jährlich, zusätzlich die ausgebeuteten(sic!) Pflegekräfte, die D ein fröhliches „MESA“- Macht Euren Schxxxx Alleine- zurufen. Da ja der bestqualifiziziertsten & drogenfreigiebige Gesundheizminister K. Lauterbach,“s“PD, mit einem etwas „incongruenten“ CV & Titel -> Ex-Ehefrau, Aktien mit Kopf, Dr. Gunter Franka ua.- auch noch den trauriggen Rest in ein linksRÜNES M*A*S*H* einnorden will, iS. für „ReGIERung, Hierlebende & PARTEIEnstaat“, wird das die… Mehr

Wilhelm Roepke
9 Monate her

Die Hauptgeschäftsführung des DIHK will umsteuern, also auf den politischen Kurs der AFD einschwenken? Ach so, richtig umsteuern halt auch wieder nicht, weil dann gehört man zu den Pfui-Leuten?
Tja, dann sollen sie nicht jamnnern und die Konsequenzen tragen.

Klaus Uhltzscht
9 Monate her

Ich würde als Unternehmer hier noch etwas ausharren und darauf spekulieren, daß Deutschland nach dem Great Zusammenbruch dann ein Billiglohnland ist.

Fieselsteinchen
9 Monate her

Ob der Herr Wirtschaftsminister im Kreise seiner “Jünger” die Brisanz vollumfänglich versteht, darf ich doch sehr bezweifeln. Zumal die Zahlen bzw. der Trend nicht neu ist. Lediglich zu einer Verstärkung ist es durch fortlaufende, zeitlich eng getaktete wirtschaftsfeindliche Sinnlos-Entscheidungen gekommen. Als Sahnehäubchen obendrauf steht die persönliche Unfähigkeit und Beratungsresistenz gepaart mit kindischem Trotzverhalten und Beleidigtsein! Herr Habeck versteht nicht, dass man sich Vertrauen und Respekt erarbeiten muss. Diese Studie lässt einen weiteren wesentlichen Teil aus. Seit Jahren, verstärkt nochmals seit 2 Jahren wandern Fachkräfte (oft jung, akademisch, im handwerklichen Bereich, eigentlich in allen Bereichen, die im Ausland gesucht werden) ab;… Mehr

Last edited 9 Monate her by Fieselsteinchen
Tarakles
9 Monate her

Dazu brauche ich keine Sonderauswertung, das erlebe ich hier live. In unserer Kleinstadt sind im letzten Jahr fünf Mittelständler pleite gegangen, vier haben noch rechtszeitig vor der entgültigen Pleite aufgehört, die Filialen von Post und Sparkasse wurden wegrationalisiert und zwei größere Firmen planen mit einem Umzug nach Polen. Allein der Steuerausfall für die Kommune dürfte im hohen sechsstelligen Bereich liegen, wenn nicht sogar darüber. Grüne Wirtschaftspolitik wirkt …