Von „Hart, aber fair“ ist mir der Frontalunterricht von Lehrer Plasberg in Erinnerung, bei dem Kandidaten Prüfungsfragen beantworten. Und Brigitte vorliest, ob Zuschauer bei Twitter und Facebook zufrieden mit dem Gesagten sind.
Nicht erschrecken, liebe Leser, ich bin heute quasi Ihr Vertretungskolumnist. Von den wenigen „Hart, aber fair“-Sendungen, die ich gesehen habe, ist mir eigentlich nur der Frontalunterricht von Lehrer Plasberg in Erinnerung, bei dem die Kandidaten reihum Prüfungsfragen beantworten müssen. Und natürlich Brigitte, die vorliest, ob die Zuschauer bei Twitter und Facebook auch zufrieden mit dem Gesagten waren.
Also versuchen wir es mal: „Trump macht ernst. Wie warm müssen wir uns anziehen?“ Wieso wir? Omid Nouripour von den Grünen sollte sich vielleicht eine dicke Jacke mitnehmen, wenn er in den nächsten Tagen ein Flugzeug Richtung USA bestiege – wegen seines iranischen Doppelpasses müsste er wohl lange und doch vergebens auf eine Einreise warten, und bei der „Immigration“ kann es schon mal kalt werden.
Von Herrn Nouripour hatte ich noch nie irgendetwas gehört, vielleicht weil er zu häufig in den USA war. Mehr als 40 US-Staaten – hoffentlich auf Spesen – habe er bereist, lobte spiegel online den reisefreudigen Parlamentarier aus dem deutschen Bundestag. Aber selbst diese intensive Reisetätigkeit blieb mir bislang verborgen, auch von positiven Ergebnissen seiner Trips habe ich nie Kenntnis bekommen. Erst gestern, als sich Nouripour bei SPON beklagte, die Amis ließen ihn nach einem Dekret von Donald J. Trump nicht mehr ins Land, geriet Herr Nouripour zum ersten Mal auf meinen Radar.
Warum saß er nicht bei Plasberg, als schwarzrotgoldgrünes Opfer von Donald Trump? Warum saß dort keiner der einschlägigen Berufsbetroffenen, die doch so viele Talkshows mit Heulen und Zähneknirschen bereichern? Stattdessen Aigners Ilse, und das alte Oskarchen von der Saar. Ist noch Urlaubszeit in Berlin? Sind alle Schulz gucken?
Wenn Sie glauben, ich würde im Folgenden eine Sendung zusammenfassen, die der Moderator so einleitete: „Was sagen Sie einem 6-jährigen, der im TV und bei Erwachsenen aufgeschnappt hat, der Donald Trump sei ganz böse“ – dann muss ich sie enttäuschen. Wie immer gut vorbereitet, wollte ich den Artikel von Joachim Steinhöfel „Trumps Einreisestopp. Die Hysterie und die Fakten“ zitieren. Ich hatte extra die Auslandspresse bemüht und hätte Ihnen den einen oder anderen Satz aus der Neuen Züricher Zeitung („Was Trump auch macht oder sagt, ist ein einziger Affront für sensible Reporterseelen.“) eingestreut, um hysterischen Diskutanten etwas entgegenzusetzen, aber alles für die Katz! Einundeineviertel Stunde lang wurde das Ergebnis herausgearbeitet: Jetzt wollen „wir“ mal ganz cool bleiben.
Carl Martin Welcker, Präsident vom Verband der Maschinenbauer, ist zugleich Unternehmer von der Sorte, die ich nach erhöhtem Talkshow-Konsum der letzten Monate schon für ausgestorben hielt, angesichts der Apparatschiks, die da sonst so rumsitzen: gelassen, selbstbewusst, wahrscheinlich erfolgreich, ohne das sagen zu müssen. Jedenfalls kommen die Amis ohne seine Maschinen wohl nicht mehr aus – mit oder ohne Zölle –, weil sie die leider nicht selber bauen können. Tja, dabei könnten wir unsere TV-Rückschau eigentlich schon beenden, alles Wichtige ist gesagt. Aber natürlich dürfen wir im Feuilleton nicht an Oskar Lafontaine vorübergehen, dem großen alten Showstar der Sozialisten-Bühne.
Wussten Sie, dass sie den aufs Altenteil nach Saarbrücken abgeschoben haben? Als Fraktionsvorsitzender von Die Linke im Saarland? Egal, die alten Hits hat er noch immer drauf: Unser Handelsüberschuss macht die ganze Welt unzufrieden. Selbst die Chinesen und Franzosen haben die Löhne angehoben. Bei uns Lohndumping. Es gibt keinen Freihandel, wir zwingen Afrika unsere Lebensmittel auf, und deren Farmer sind arbeitslos.
Mir gefällt er ja, der Oskar, das sei zugegeben. Aber hier ist nicht der Ort, sich mit ihm auseinanderzusetzen, das tat auch bei Plasberg niemand auf Augenhöhe. Als er dann kokett anführte, er sei Populist, da dachte ich kurz, was ist dann Schulz? Populistchen?
Eine deutsch-amerikanische Journalistin echauffierte sich dann, dass Stephen Bannon, der Chef von Breitbart-News, wohl die Trump-Dekrete der letzten Woche geschrieben habe und jetzt sogar im Sicherheitsrat sitze. Im Sicherheitsrat, so erklärte sie uns dann, würde etwa entschieden, ob, wann und wo ein Osama bin Laden umgebracht würde. Also wenn Bannon drin sitzt, ist der schlecht, sonst ist das ok? Wieso haben wir dann nicht so einen Sicherheitsrat?
Verleger Wolfram Weimer wacht morgens auf mit der Frage: Was hat er, Donald, denn jetzt schon wieder angerichtet? Und ist überrascht, wie schnell der macht, was er sich vorgenommen hat. Auch nicht schneller als Merkel, die über Nacht alle Schleusen öffnet, ohne sich die Bohne für eine Parlamentsmeinung zu interessieren, wollten wir anfügen, aber wir saßen ja nicht da.
Die sympathische Ilse fand, dass es grundsätzlich richtig sei, dass sich jemand für sein Land einsetze. Schließlich hätten auch deutsche Minister geschworen, ebendas zu tun. So etwas ist heute gottseidank common sense, außer bei vielen Grünen, die das nicht begreifen, weil sie ja an die ganze Welt denken müssen, nicht an eine Nation – außer bei der Spesenabrechnung, da hat die Welt noch keine Geschäftsstelle.
So plätscherte das dahin, wie von der 50€ zur 1.000€ Frage bei Jauch, nur in höhere Ränge wurde hier nicht vorgedrungen. Wir erfuhren noch, dass die Amerikaner kein Unentschieden im Sport kennen, und Matthias Schranner, Schweizer Verhandlungsexperte machte klar, dass Trump nach den Regeln des Verhandelns bislang alles richtig gemacht habe.
Am Ende soll nicht unerwähnt bleiben, dass Oskar eine verdammt treffende Frage stellte, so von Populist zu Populist: Warum steht Saudi Arabien nicht auf der Einreiseverbotsliste, Herr Trump? So, in der nächsten Woche beschäftigt sich dann wieder jemand anderes mit Frank Plasberg!
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