Das Pullacher Gymnasium wirft den Namen Preußlers über Bord. Alle sind sich einig: Lehrer, Eltern, Schüler, Kommune. Dass Otfried Preußler zeit seines Lebens zum leidenschaftlichen Pazifisten wurde? Dass Preußler in seinen Romanen zum Widerstand gegen Zauberer und Hexer aufgerufen hatte? Alles egal! Man schreibt die Vita eines großen Mannes gratismutig neu.
Die Gemeinde Pullach ist eine rund 9.000 Einwohner zählende, wohlhabende Kommune am Südrand der Stadt München; sie gehört zum Landkreis München und wird von einer „grünen“ Bürgermeisterin regiert. Alles recht und schön. Schlagzeilen macht die Gemeinde seit einigen Monaten, weil die „Schulfamilie“ samt Gemeinderat das 2013 so getaufte „Otfried-Preußler-Gymnasium“ wieder namenlos machen möchte. Von wegen „Nazi“ und so.
Zur Erinnerung: Otfried Preußler (1923 – 2013), selbst einst Lehrer und Rektor, war und bleibt einer der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Seine insgesamt 38 Bücher wurden rund dreißigmillionenfach gekauft, von Millionen von Schülern gelesen und in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt. Zum Beispiel seine Bücher „Die kleine Hexe“, „Räuber Hotzenplotz“ und “Krabat“. Mehr als zwanzig Schulen in Deutschland tragen seinen Namen.
Und nun das: Zehn Jahre nach der Benennung des Pullacher Gymnasiums als “Otfried-Preußler-Gymnasium“, zehn Jahre nach Preußlers Tod und exakt zu seinem hundertsten „Geburtstag“ 2023 (er)finden „woke“ Lehrer, Eltern, Schüler und Gemeinderäte den angeblichen Früh-Nazi Preußler und inszenieren einen Retro-Exorzismus gegen Preußler. 2013 übrigens hatte sich das Pullacher Gymnasium Preußlers Namen mit folgender Begründung angelacht: Preußler sei ein „in Bayern, Deutschland und der Welt berühmter und vielfach ausgezeichneter Schriftsteller“, zudem ein „herausragender Pädagoge, dessen pädagogische Überzeugungen sich in seinen Büchern und autobiographischen Skizzen manifestieren“.
Erbarmungslos wie in Orwells Wahrheitsministerium
Zehn Jahre später aber ist in Pullach ein Orwellsches Wahrheitsministerium am Werk. Zu diesem Zweck packte man den ganzen Werkzeugkasten aus, den sich selbsternannte Kämpfer gegen Nazis und Co. gerne zusammenbasteln. Das läuft dann – posthum – so ab: Der 1923 in Reichenberg/Liberec geborene Otfried Preußler sei in einer naziaffinen Familie aufgewachsen. Mit 16 sei er HJ-Oberjungenschaftsführer, mit 17 Jungzugführer und Oberjungzugführer geworden. Mit 18 sei er in die NSDAP eingetreten. 1940 habe Preußler als 17-Jähriger drei in Briefform geschriebene Texte mit dem Titel „Lieber Soldat!“ verfasst, die in der Zeitschrift „Kameraden. Sudetendeutsche Briefe an Wehr- und Werkmänner“ erschienen seien. 1940/41 habe Preußler, nach wie vor minderjährig, mit „Erntelager Geyer“ einen autobiographisch geprägten Jugendroman verfasst. Darin erzähle er von einer Gruppe von 10- bis 14-jährigen ‚Pimpfen‘ beim Ernteeinsatz auf dem Land.
Wie die meisten Angehörigen seines Jahrgangs hatte sich Otfried Preußler 1942 nach seinem Abitur in Reichenberg (heute: Liberec/Tschechien) zum Kriegsdienst gemeldet. Ab Frühjahr 1942 diente er, später als Leutnant, an der Ostfront als „Nationalsozialistischer Führungsoffizier“. 1944, während seines Einsatzes an der Ostfront wird „Erntelager Geyer“ veröffentlicht. Ende August 1944 kam er für fünf Jahre in russische Gefangenschaft, aus der er mit 40 Kilogramm Körpergewicht 1949 entlassen wurde.
Ob dieser Jugendjahre Preußlers lud das „Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach“ im November 2023 zu einer „Info-Veranstaltung“ ein, bei der Lehrer die Ergebnisse ihrer „Recherche“ vorstellten. Sie warfen die Frage auf, ob Preußler als Vorbild für Schüler nach dem, was nun über ihn herausgefunden wurde, weiterhin geeignet sei. Allen voran der Lehrer für Mathe und Physik Jochen Marx, der schon 2018 eine entsprechende „AG“ zu Preußler gegründet hatte. Ergebnis der „Recherche“: Otfried Preußler, bei der „Machtergreifung“ übrigens noch keine zehn Jahre alt, sei schnell Teil des Systems geworden. Der Roman „Erntelager Geyer“, den Preußler als 17/18-Jähriger geschrieben hatte, sei ein „HJ-Roman“. Oberstudiendirektor Fischbach (64, ebenfalls Mathe- und Physiklehrer) weiß posthum gönnerhaft zu ergänzen: Tja, hätte sich Preußler mal ordentlich von seinem Frühwerk distanziert, dann sähe die Sache anders aus.
Schulherde macht auf Gratismut
Nun also der ultimative Schritt: Das Pullacher Gymnasium wirft den Namen Preußlers über Bord. Alle sind sich einig: Lehrer, Eltern, Schüler und zuletzt auch die Kommune. Echt heldenhaft!
Dass Otfried Preußler zeit seines Lebens zum leidenschaftlichen Pazifisten wurde? Egal! Dass Preußler vor allem in seinem Roman „Krabat“ zum Widerstand gegen Zauberer und Hexer aufgerufen hatte? Egal! Man schreibt die große Vita eines großen Mannes gratismutig neu. Nicht einmal den Autor der großen „Preußler“-Biographie hatte man angehört oder reden lassen – den FAZ-Feuilletonist Tilman Spreckelsen, der 2023 zum „Hundertsten“ Preußlers eine sehr lesenswerte Biographie veröffentlicht hatte: „Otfried Preußler: Ein Leben in Geschichten | Biografie über den Schöpfer des Räuber Hotzenplotz, der kleinen Hexe u.v.m.“ (August 2023, 304 Seiten).
FAZ-Mann Tilman Spreckelsen ist es auch, der die peinliche, ja skandalöse Pullacher Posse gottlob am 22. Februar 2024 in die Bundespresse brachte. Er wundert sich zu Recht, wie eine pädagogische Einrichtung das großartige Werk eines Otfried Preußler auf dessen Jugendjahre 1940/41 reduzieren könne.
Fazit: Das ist Deutschland inklusive Bayern! In den Worten des großen Publizisten Johannes Gross († 1999) könnte man sagen: „Je länger das Dritte Reich tot ist, umso stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen.“ Stimmt nicht ganz: Dass Jürgen Habermas 1944/45 Jungvolkführer und Günter Grass 1944 als 17-Jähriger bei der SS war … Aber das ist was ganz anderes!
Ein Bravo für diesen Heldenmut, verehrte Schulfamilie Pullach! Mit dieser Gnadenlosigkeit gegen einen 17-Jährigen des Jahres 1940 habt ihr zudem die pädagogische Chance vergeben, jungen Menschen die Wendung eines jungen Mannes zu einem großen Humanisten vorzustellen. So aber ist wenigstens bewiesen, dass diese (vormalige) Bildungsnation zwar in „Pisa“ miserabel abschneidet, dies aber mittels eines hypermoralischen historischen Retro-Exorzismus wettzumachen gedenkt. Den Schaden hat nicht der große Otfried Preußler, sondern das nun wieder so steril genannte „Staatliche Gymnasium Pullach“.
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Genau, man sollte mal „Annalena Baerbock-Gymnasium“ vorschlagen…und die von ihr in die Welt gesetzten neuen „Erkenntnisse“ lehren…zwei Drittel sind mehr als 75%, von den Panzerschlachten im 19. Jahrhundert, von den Ländern, die hunderttausende von Kilometern von Deutschland entfernt sind usw.
Der Bildungsstand sollte schließlich ständig verbessert werden…
Der Name dürfte dann bestenfalls eine Sonder- bzw. Förderschulen (neu-deutsch) zieren. Aber besser erst gar nicht verwenden. Denn das ist einfach nur peinlich.
Die Autorin irrt: An dem Wort „Schlitzauge“ ist per se nichts verletzend. Wieviele Ostasiaten kennt sie? Viele Ostasiaten (nicht alle) haben Schlitzaugen. Woher ich das weiß? Weil ich mit einer seit 17 Jahren verheiratet bin, Japanische und Taiwanische Familie habe. Mir ist in all den asiatischen Ländern, die ich im Laufe meines Lebens besucht habe, nicht eine einheimische Person begegnet, die sich an dieser Begrifflichkeit gestört hätte! Warm weiß ich auch das? Weil ich es immer wieder wissen wollte, um diesen woken idiōta (im lateinischen Sinne !!!) passende Antworten geben zu können. Dergleichen in Amerika oder Osteuropa: mir ist bislang… Mehr
Merkpunkt an die Linksgrünwoken: Wenn ihr dann demnächst im Zuge eurer sozialistischen Säuberungsaktionen zur Bücherverbrennung schreitet, vergesst mir euren Liebling, den ehemaligen Ladeschützen der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“, Günter Grass nicht! Merke: Neben „Räuber Hotzenplotz“ gehört dann auch „Die Blechtrommel“ auf euren moralinsauren Scheiterhaufen!
In Berlin besteht jetzt der Wunsch nach einem Navalny Platz. Der Regierende Buergermeister der CDU ist ein würdiger Nachfolger der linksgruenen Sekte und Frau Dr. plag. Giffey wird diesen Wunsch sicher aus vollem Herzen unterstuetzen.
Dann kann wieder eine Einweihung medienwirksam erfolgen. Im Iran gibt es einen Wächterrat. Wir haben ein linksgruenes Correktiv. ?
Ottfried Preußler ist ein Kinderbuchautor. Muß nach ihm ein Gymnasium benannt werden? Warum nicht lieber ein Grundschule? Oder ein Kindergarten? Oder soll der zunehmenden Infantilisierung unserer Gesellschaft so Ausdruck verliehen werden? So bescheuert solche Umbenennungen auch sind, so wird man doch fragen müssen, warum diese Schule einst so benannt wurde.
Nun, was Preußler war ist ziemlich unerheblich, oder sollte es zumindest unter echten, geschichtsbewussten Leuten sein. Die Infantilisierung dieser Gesellschaft ist nämlich weiter gediehen, als Sie es hier beschreiben wollten. Grund- und Stadtteilschulen werden nämlich heute sehr häufig lediglich mit dem Namen der Strasse betitelt, in denen sie sich befinden, manchmal sogar nur nach dem Stadtteil, wenn sich gerade keine andere Schule in der Nähe befindet. Nun, ich kann Ihnen möglicherweise eine Antwort auf Ihre Frage geben. „Niedere“ Ränge in dieser Gesellschaft haben und hatten es noch nie „verdient“, sich mit elitären Namen schmücken zu dürfen, so „demokratisch“ und „aufgeklärt“… Mehr
Hier wird gegen einen elementaren Grundsatz verstoßen, den jeder Geschichtsstudent im ersten Semester lernt: #Wir haben kein Recht, Menschen aus einer anderen Zeit mit den Maßstäben und dem Wissen von Heute zu beurteilen.# So wie wir es auch als unfair betrachten würden, wenn uns Menschen, die in 50-100 Jahren leben werden, mit ihren Wissensmäßstäben bewerten würden, weil wir dieses zukünftige Wissen eben jetzt nicht haben können.
Interessanterweise hält sich an diesen Grundsatz kein mir bekannter Geschichtslehrer an weiterführenden Schulen! Da wird immer pauschal abgeurteilt. Klassisches Schwarz/Weiss und Gut/Böse-Schema.
Sowas kommt dabei heraus wenn man sich von weltfremden „Lehrern“ vor deren ideologischen Karren spannen lässt. Es heisst ja über diese Gattung nicht grundlos, sie habe vormittags recht und nachmittags frei. Spannend wäre ja nun, welchen neuen Namen diese pädagogischen Zwangsbeglücker für ihr Gymnasium ersinnen. Meine Vermutung: Anis-Amri-Gymnasium oder Georg-Floyd-Schule – aber so gratismütig sind die woken Leerkörper nebst Insassen und bräsigen Schulbehördenbeamten dann wohl doch nicht…
Otfried Preußler ist für mich eines der Beispiele, weshalb man einen Habeck nicht Kinderbuch- oder gar Märchenbuchautoren nennen sollte.
Otfried Preußler war ein Meister seiner Zunft und hat seine Bücher wohl selbst geschrieben – bei dem anderen wäre ich mir da nicht so sicher.
An einer eventuellen Jugendsünde eines Aiwanger vor ca. 30 Jahren zieht sich die links-grüne Wokeness hoch, an das vor 10 Jahren stattgefunden Massaker in Hanau (nicht zu entschuldigen!!!) wird mit einem Gedenktag erinnert, ein Preußler, der vor ca. 80 Jahren als Jugendlicher eventuell nach heutigen Maßstäben nicht ganz woke (?!) und damit links=richtig verhalten hat, trifft nun der Bannstrahl von linker Seite. Finde ich mit Verlaub alles sehr mehrwürdig. In den 70er bis Anfang der 90er überzogen die RAF und Nachfolger die Republik mit einer Welle von Gewalt. Neben anderen schweren Straftaten (Brand- und Sprengstoffanschlägen, schweren Raubes bzw. Erpressung.) wurden… Mehr
Da mein Vorschlag Adolf Habeck Schule nicht angenommen wurde, plädiere ich trotzdem nochmals für eine Person aus dem Universum der Weltenretter. Bundeskanzerin- Dr.-Angela-von-Uckermark-Schule. Das ist, bitteschön, ein ernstgemeinte Vorschlag, der unserer ehemaligen Kanzlerin gut zu Gesicht stehen würde.