Wenn man diese medialen Aufgeregtheiten jeden Tag beobachtet, ist es geradezu erfrischend, sich mit dem Markt zu beschäftigen. Der ist nämlich derzeit ganz ruhig und hat ja immer Recht, wie erfahrene Börsianer wissen.
Trump, Trump, Trump, Trump.Würde man für jedes Mal, wenn derzeit das Wort Trump in einem Artikel auftaucht, das Geräusch eines Stiefeltritts mitliefern, würde sich die mediale Welt derzeit wie eine mehrstündige Militärparade anhören.
Nun kann man sich ja fragen, was solcher Bezug hier soll? Die Antwort ist, ich brauchte halt ein eingängiges Bild zum stampfenden Gleichschritt der medialen Trump-Themen, denn so wirkt derzeit die Berichterstattung auf mich. Was einfach auffällt, ist die völlige Fixierung der medialen Berichterstattung auf Donald Trump, die man nur so deutlich machen kann:
Trump, Trump, Trump, Trump.
Ja, der Mann ist immens wichtig, wahrscheinlich nun der mächtigste Mann der Welt. Und er beginnt gerade, die Welt massiv zu verändern und alte Gewissheiten gnadenlos wie Eierschalen zu zerbrechen, und das verdient jede Menge tiefgehende Berichterstattung, Meinung und Analyse – ohne jeden Zweifel!
Aber alles hat Grenzen und endlose Empörungstraktate und peinliche Analysen der Gesichtszüge seiner Frau beim Tanz, zeugen eher von einer sich entwickelnden Manie, als von sinnvoller Analyse. Trump ist immens wichtig, aber die Welt ist trotzdem größer als er und er ist wahrscheinlich auch nicht der fleischgewordene „Gottseibeiuns“. Übrigens, um zu Militärparaden zurück zu kommen: Trump hat bisher keine Vorliebe für pompöse Militärparaden mit stampfendem Gleichschritt gezeigt. Herr Xi, der sich in Davos als Weltbürger inszenieren durfte, dagegen wohl schon. Auch das sollte bei aller Empörung nicht vergessen werden, wir wollen ja „faktisch“ bleiben. 😉
Mediale Aufgeregtheiten und die Reaktion des Marktes
Wenn diese medialen Aufgeregtheiten jeden Tag über einem zusammen schlagen, ist es geradezu erfrischend, sich mit den völlig fälschlicherweise als „irrational“ verschrienen Märkten zu beschäftigen. Der Markt hat ja immer Recht, wie erfahrene Börsianer wissen.
Denn dieser agiert höchst rational und ich zeige Ihnen nun mal, wie sich der wichtigste Index der Welt, der S&P500 der 500 größten US Unternehmen, in den letzten Monaten entwickelt hat:
Da darf man doch mal fragen, wer hier Panik schiebt? Der Markt ist es wohl nicht.
In der ersten Phase hat der Markt einfach schnell die Erwartungen an die neue Situation angepasst. Insbesondere die Aussicht auf ein großes Infrastruktur-Programm und Steuersenkungen, hat ihn befeuert.
In der zweiten Phase, seit Ende letzten Jahres, ist der Markt in Wartestellung gegangen und wartet nun ab, was aus den ganzen Ankündigungen Trumps nun real wird und was nur Wahlkampfgetöse ist.
In dieser Phase ist der Markt aktuell immer noch, weil bei Trump zwar erste widersprüchliche Signale, aber noch keine klare Richtung zu erkennen ist. Man könnte auch sagen, wenn es nichts Konkretes gibt, sollte man mal die Hände in den Schoss legen – eine sehr erwachsene und rationale Haltung des Marktes, die auch bei medialen Erregungszyklen empfehlenswert wäre.
Wir geht es von hier aus an der Börse weiter?
Eine ganz sinnvolle Theorie, die dazu zumindest eine gewisse Logik hat, verbreitete vor kurzem David Kostin von Goldman Sachs. Aber auch das ist nur ein Szenario unter vielen und auch nur qualifizierte Spekulation. Am Ende muss man einfach demütig akzeptieren, dass der weitere Verlauf der Börsen nun auch davon abhängt, was politisch passieren wird, soweit das die Wirtschaft beeinflusst.
Es zählt nun einfach, wie Trump wirtschaftspolitisch real handeln wird, ob es Handelskriege geben wird, wie sich die Konjunktur weiterentwickelt, was die FED macht, wie die Wahlen in Frankreich und Deutschland ausgehen und so weiter und so fort. Und da es sicher ist, dass wir auch bei diesen Themen Überraschungen erleben werden, ist auch sicher, dass zu präzise Prognosen des Börsenverlaufs des Jahres 2017, ebenso wenig Wert haben, wie in allen Jahren zuvor.
Aber wir können uns ja noch einen weiteren Schritt zurücknehmen und die Börse sozusagen aus der Umlaufbahn betrachten. Aus dieser sehr entfernten Sicht auf das Geschehen, wird selbst die Wahl Trumps nur zu einem Zacken in einer großen Bewegung, und wenn man das tut, werden wir erstaunt feststellen, dass das im letzten Sommer von mir hier in Katastrophenhausse gezeigte Chart, immer noch valide ist und sich sogar im letzten halben Jahr ein ganzes Stück in diese Richtung weiterentwickelt hat!
Hier ist es noch einmal in aktueller Form, wenn man die aktuelle Entwicklung nach der großen Konsolidierung von 2015/2016 einfach logisch fortschreibt, ohne sich in der Umlaufbahn um Trump und alle anderen Vermutungen und Meinungen, auch nur im Geringsten zu kümmern:
Muss und wird das nun so kommen? Ach Quatsch, so einfach wird es bestimmt nicht. Aber die grundlegende Richtung, die ist real vorhanden, insofern macht uns diese Visualisierung auf etwas Wichtiges aufmerksam. Der Markt strebt aktuell weiter hoch und wenn die Inflation nun wiederkommen sollte, wird der Aktienmarkt wohl noch stärker hochstreben, weil ihm weitere Liquidität aus geldgleichen Asset-Klassen zufließen dürfte, die ansonsten drohen, sich bei Inflation in Wohlgefallen aufzulösen. Genau das wären erste Anzeichen eines beginnenden „Crack-Up-Boom“, über den ich im Sommer geschrieben habe.
Mein aktuelles Marktmodell aus der Umlaufbahn
Wenn Sie mich heute fragen, mit welchem groben Modell ich persönlich derzeit aus der Perspektive der Umlaufbahn agiere, dann leite ich aus meiner Marktbeobachtung ab, dass wir im ersten Halbjahr 2017 irgendwann ein temporäres Hoch am Aktienmarkt sehen und sich dann erst einmal Unsicherheit Bahn bricht, die zu einer markanten Korrektur führt. Einer Korrektur, mit der die dann zu optimistischen Erwartungen an Trump, wieder auf ein gesundes Maß zurück gedampft werden. Bis es dahin kommt, kann der Markt aber vielleicht von hier erst noch weiter steigen. Insofern bin ich gar nicht so weit von David Kostins Sicht entfernt, genau deshalb habe ich diese Sicht ja auch verlinkt.
Danach aber, nach dieser erfrischenden Korrektur, ist die Fortsetzung des oben im Chart gezeigten, massiven Aufwärtstrends, für mich trotzdem gut denkbar und keineswegs so irreal, wie das die denken, die diesen Bullenmarkt ja teilweise schon seit 2009 bekämpfen und sich damit verdientermaßen ausschließlich blutige Nasen und rote Depots geholt haben. Irgendwann wird das „finanzielle Armageddon“ wohl kommen, denn ewig kann man sich nicht um die Konsequenzen einer fehlkonstruierten Währung drücken, ob aber schon in 2017, erscheint zweifelhaft und bis dahin tanzen und leben wir, das kann uns dann niemand mehr nehmen.
Sich darüber nun aber den Kopf zu zerbrechen, wie es in der zweiten Jahreshälfte 2017 oder 2018 konkret weitergeht, macht derzeit keinen Sinn. Zunächst einmal wird das Schicksal der EU mit den Wahlen in Frankreich und Deutschland eine entscheidende Wende nehmen. Und wer heute auch schon zu wissen glaubt, ob es zwischen den USA und China nun zum Handelskrieg kommt oder nicht, unterschätzt massiv das Überraschungspotential, das das Schicksal immer in sich birgt.
Fazit:
Wir als Anleger dürfen also im großen Bild für die weltweiten Aktienmärkte bis auf Weiteres verhalten optimistisch bleiben, sollten aber in nicht zu ferner Zukunft der nächsten Monate mit einer Korrektur rechnen und daher nicht gerade *jetzt* unser gesamtes Kapital frisch am Aktienmarkt exponieren. Das wäre typisch prozyklisch und auch ein wenig „postfaktisch“. 😉
Ihr Michael Schulte (Hari)
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