„Hinter der Zukunft“ ist Deutschland de-industrialisiert, zehn Millionen Arbeitslose werden zu Tätigkeiten wie „Stromradeln“ verpflichtet und jeder Bürger trägt am Handgelenk einen „Guten Helfer“, der jede Bewegung, jede Emotion, jedes Wort aufzeichnet und meldet, den Träger warnt und „erzieht“.
Berühmten Erfindern von Horrorgesellschaften wie Aldous Huxley („Schöne neue Welt“, erschienen 1932), George Orwell („1984“, erschienen 1949) oder Ray Bradbury („Fahrenheit 451“, erschienen 1953) hätte der neue „Near-Fiction“-Roman von Thomas Eisinger mit dem Titel „Hinter der Zukunft“ gewiß gefallen. Eisinger kann für sich beanspruchen, dass er in der Tradition dieser drei Berühmtheiten steht. Auf der Grundlage einer Realität, in der wir schon mittendrin sind, extrapoliert Eisinger in seinem Roman „Hinter der Zukunft“ eine Gesellschaft, die den weltweiten, ja typisch deutsch überzogenen Kampf gegen CO2 zur alleinigen Maxime, ja zur Ersatzreligion gemacht hat.
Der äußere Handlungsrahmen des Romans ist schnell erzählt: Ein Land, Deutschland, hat als weltweites Vorbild das ganze Leben – von oben autoritär angeordnet – radikal umgestellt. Wegen Pandemien und wegen des Klimawandels. Die amtierende Bundeskanzlerin (sic!) namens Melina Grosse-Strümpel führt seit acht Jahren ein rigoroses Regiment. Dem achtzehnjährigem berühmten „Gamer“ Robin Hochwaldt indes gelingt es als Spitzenkandidat der Partei „Jugend für Zukunft“ (JfZ), die Kanzlerin ganz legal qua Wahl aus dem Amt zu drängen. Grosse-Strümpel bleibt dem jungen Kanzler aber als Vize-Kanzlerin und Klimaministerin erhalten. In dieser Funktion unternimmt sie alles, um wieder an die Macht zu kommen.
Der vormals ebenfalls in Sachen Klimaschutz radikale Robin durchläuft währenddessen eine Läuterung. Vor allem, weil sein Opa Kurt wegen eines angeblich schweren CO2-Verbrechens zum baldigen Dahinsiechen in ein unauffindbares Lager verfrachtet worden ist. Robin erkennt, wie ihn Medien und Schule indoktriniert und konditioniert hatten. Und so versucht er, das Land von den verordneten Zwängen zu befreien.
Das Land ist längst de-industrialisiert, die zehn Millionen Arbeitslosen werden zu gemeinnützigen Tätigkeiten verdonnert, zum Beispiel zum „Stromradeln“. Am Handgelenk jedes Bürgers ist ein unlösbarer „Guter Helfer“ befestigt, der jede Bewegung, jede Emotion, jedes Wort – besonders „dunkle Wörter“ wie „Freiheit“ – aufzeichnet, meldet, Warnungen loslässt und gegebenenfalls E-Schocks verpasst.
Das Sagen hat die Jugend. Vereint ist sie in der JfZ-Partei („Jugend für Zukunft“). Die Kinder werden den Eltern früh entrissen und in „Freedom Communities“ gesammelt. Dort empfangen die Heranwachsenden bei Wohlverhalten und hinreichend vielen Denunziationen von Klimasündern und „Leugnern“ sogar „Weihen“. Vor allem kämpft die JfZ gegen die „ZuVis“ (Zukunftsvernichter), wozu alle über 45 Jahren gehören.
Alles hat pseudo-sakralen, ersatzreligiösen Charakter: Täglich versammelt sich das ganze Land vor Bildschirmen, um das „Pray-for-the-Planet“ zu hören, das von der Klimakanzlerin verkündet wird. Wer dieser Inszenierung fernbleibt, bekommt Abzüge von seinem CO2-Kapital, muss Zwangsspenden an die Klimapartei entrichten, das heißt: sein Leben verkürzen. Die neuen Götzen sind das „heilige Klima“ und der „heilige Planet“. Es gibt gar einen „Klimapapst“, der das Land mit einem Besuch beehrt. Es ist der Vorsitzende des Weltklimarates.
Schluss mit den Beispielen! Das sind genug der beklemmenden sowie erhellenden Déjà-vu-Erlebnisse, die man bei der Lektüre des Buches nahezu Seite für Seite hat. Manches mag vom Autor Thomas Eisinger übertrieben extrapoliert sein, aber viele Ähnlichkeiten mit real existierender Politik im Merkel- und Ampel-Deutschland sind nicht zufällig. Vor allem erinnert dieser Roman daran, was die wirksamsten Mittel der Manipulation, Lenkung und Entmündigung von Menschen sind: das Eintrichtern von Angst sowie das Einpflanzen von Schuld und Scham.
Thomas Eisinger, Hinter der Zukunft. Roman. Nova MD, Klappenbroschur, 548 Seiten, 18,90 €.
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„Manches mag vom Autor Thomas Eisinger übertrieben extrapoliert sein“
Das hatte man bei „1984“ und „Schöne neue Welt“ auch gedacht. Wir wurden und werden Stück für Stück eines Besseren belehrt.
Die Ähnlichkeit mit 1984 ist doch recht auffallend.