In einer Marktwirtschaft ist der Steuerzahler nicht für die Absicherung kommerzieller Geschäfte zuständig. Weil die Windkraft aber Fetisch der Bundesregierung ist, muss man davon ausgehen, dass die Bundesregierung bei Siemens Energy einspringt. Das zweite Thema der Woche: die Sitzung des EZB-Rates. Volkswirte rechnen mit mehrmonatiger Zinspause.
Eigentlich sollte die politisch verordnete Energiewende den Herstellern von Windkraftanlagen dicke Gewinne bescheren. Umso überraschender war, als Siemens Energy, ein führender Hersteller der Windmühlen, am Donnerstagmorgen eine Adhoc-Mitteilung veröffentlichte, der zufolge „verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Siemens-Energy-Bilanz“ geprüft und „Vorgespräche mit unterschiedlichen Parteien, darunter Partnerbanken … sowie der Bundesregierung“ geführt würden.
Um das Geschäft mit Großprojekten nicht zu gefährden, soll nun der Staat als Bürge einspringen. Die „Wirtschaftswoche“ kolportiert ein Gesamtvolumen von bis zu 15 Milliarden Euro. Für die ersten neun Monate des Ende September abgelaufenen Geschäftsjahrs 2023 hatte Siemens Energy im August eine Steigerung des Auftragseingangs um 53 Prozent ausgewiesen. Zugleich aber entstand bei einem Umsatz von 22,6 Milliarden Euro ein Verlust nach Steuern von satten 3,7 Milliarden Euro. Damals verwies das Unternehmen auf hohe Kosten für die Behebung von Qualitätsproblemen bei bestimmten Typen von Onshore-Windturbinen.
Hinzu kommt ein zweites Problem, das die gesamte Branche plagt: Im Offshore-Geschäft (Windparks auf hoher See) rechnet Siemens Gamesa mit höheren Produktionskosten. Diese führen dazu, dass vertraglich bereits zugesicherte Projekte (mit oft fix vereinbarten Preisen) nicht mehr profitabel abgewickelt werden können. Vor diesem Hintergrund stellte Siemens Energy im August für das ganze Geschäftsjahr 2023 einen konzernweiten Verlust nach Steuern von rund 4,5 Milliarden Euro in Aussicht. Vor diesem Hintergrund befürchtet der Konzern offenbar Probleme in den Verhandlungen mit den Banken über Garantien. Vereinfacht ausgedrückt: Bei Großprojekten wie einem Kraftwerk oder einem Netzausbau leistet der Kunde eine Anzahlung, während ihm Siemens Energy eine Garantie für die zu erbringende Leistung abgibt. Diese Garantien sichert Siemens Energy mit Kreditlinien von Banken ab.
Nun steigt der Bedarf nach Garantien wegen des starken Auftragswachstums, während die Banken aufgrund der hohen Verluste vorsichtig werden. In einer Marktwirtschaft ist der Steuerzahler eigentlich nicht für die Absicherung kommerzieller Geschäfte zuständig. Weil die Windkraft aber zum Fetisch der Bundesregierung geworden ist, muss man wohl davon ausgehen, dass die Bundesregierung einspringt. Gleichwohl folgte der Ankündigung der Bürgschaftsgespräche ein fulminanter Kurssturz: Bis am späten Nachmittag verlor die Siemens-Energy-Aktie gegenüber dem Vortag rund einen Drittel ihres Werts. Siemens wiederum hält derzeit noch rund 25 Prozent der Aktien von Siemens Energy. Siemens will sich offensichtlich nicht an dem Bürgschaftspaket beteiligen.
Das zweite große Thema der Woche war die Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Leitzinsanstieg der vergangenen Monate war einer der heftigsten in der Geschichte der Geldpolitik; zehnmal in Folge hat die EZB seit Juli 2022 den Leitzins angehoben, insgesamt um 4,5 Prozentpunkte. Am Donnerstag unternahm die EZB nun keine weitere Aktion. Volkswirte rechnen nun mit einer mehrmonatigen Zinspause. Der Zinssatz, den Geschäftsbanken für Einlagen bei der Notenbank bekommen, bleibt damit bei vier Prozent. Das ist das höchste Niveau seit der Einführung des Euro vor fast einem Vierteljahrhundert. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Banken sich Geld bei der EZB leihen können, liegt weiter bei 4,5 Prozent.
Die Teuerung werde zwar zu lange zu hoch bleiben, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz, doch zugleich sei die Inflation im September merklich gesunken. Tatsächlich war die Preissteigerungsrate im September im Euro-Raum von 5,2 auf 4,3 Prozent gesunken – der tiefste Wert seit zwei Jahren. Allerdings liegt die Teuerung damit immer noch mehr als doppelt so hoch wie von der EZB mit mittelfristig zwei Prozent angestrebt. Die meisten Ökonomen rechnen bis Jahresende mit einem weiteren Rückgang der Inflation, die im Oktober 2022 mit 10,6 Prozent ihren bisherigen Rekord erreicht hatte. Da die Löhne derzeit stark anziehen, ist die Gefahr, dass wir in eine Preis-Lohn-Spirale geraten, allerdings immer noch virulent.
Die durch die fortwährenden Unsicherheiten in den vergangenen Tagen deutlich angeschlagene Technologiebörse Nasdaq konnte sich am Freitag stabilisieren. Zu einer echten Erholung jedoch kam es trotz erfreulicher Quartalsberichte vom Online-Handelskonzern Amazon und dem Chip-Riesen Intel letztlich nicht. Die Gewinne bröckelten vor allem im späteren Handel wieder ab. Anleger sorgten sich vor dem Wochenende, dass die israelische Armee laut dem jordanischen Außenminister Aiman Safadi den Bodenkrieg in Gaza gegen die Hamas begonnen hat. Der Dow Jones Industrial gab letztlich um 1,1 Prozent auf 32.418 Punkte nach, wodurch sich der Wochenverlust auf 2,1 Prozent beläuft. Der marktbreite S&P 500 sank am Freitag um 0,5 Prozent auf 4.117 Punkte. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 rückte um 0,5 Prozent auf 14.180 Zähler vor, nachdem er tags zuvor den tiefsten Stand seit Ende Mai erreicht hatte. Sein Wochenminus beträgt 2,6 Prozent.
Laut Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank kehrte dank Amazon zunächst wieder eine gewisse Entspannung im US-Technologiesektor ein. Der Online-Handelsgigant habe die Umsatz- und Gewinnschätzungen für das dritte Quartal übertroffen und ermutigende Aussagen über die Aussichten des wichtigen Cloud-Computing-Geschäfts abgegeben, sagte Reid. Jefferies-Analyst Brent Thill lobte: Die Profitabilität verbessere sich, das Cloud-Geschäft dürfte bald stärker wachsen und Künstliche Intelligenz (KI) sorge für Rückenwind. Die zuletzt besonders seit Mitte Oktober erneut abgestrafte Aktie erholte sich mit einem Kursplus von knapp sieben Prozent und war einer der gefragtesten Werte. Mit Blick auf die Fed-Sitzung in der neuen Börsenwoche sieht Deutsche-Bank-Experte Reid nach den jüngsten US-Konjunkturdaten unverändert eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Zinspause kommen wird. Zudem gilt aktuell am Markt auch eine Zinsanhebung im Dezember eher als unwahrscheinlich.
Es gibt aber auch andere Stimmen: Sophie Lund-Yates, leitende Aktienanalystin bei Hargreaves Landsdown, spricht von zuletzt überhitzten Wirtschaftsdaten, weshalb das Narrativ von höheren und längeren Zinssätzen lauter und deutlicher werde. Das aber würde besonders Aktien von Technologieunternehmen negativ treffen. Sie gelten als Wachstumsunternehmen mit vor allem in der Zukunft liegenden Gewinnen. Diese aber sind in einem Umfeld hoher Zinsen aus heutiger Sicht weniger wert.
Unter den Einzelwerten überzeugte neben Amazon auch Intel. Der Chiphersteller rechnet im laufenden letzten Jahresabschnitt dank einer anziehenden Nachfrage, Fortschritten beim Umbau der Produktion und des Booms rund um KI-Angebote endlich wieder mit einem Umsatzplus. Zudem soll sich der um Sondereffekte bereinigte Gewinn weiter verbessern. Die Papiere legten an der Dow-Spitze um etwas mehr als neun Prozent zu.
Chevron nahmen im Wall-Street-Index Dow den letzten Platz ein und büßten fast sieben Prozent ein. Der Ölkonzern meldete für das dritte Quartal einen überraschend starken Gewinnrückgang. Vor einem Jahr hatte der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Ölpreise in die Höhe schnellen lassen und zu einer Gewinnschwemme unter den Ölkonzernen geführt.
Auch der Autobauer Ford enttäuschte, denn er verliert weiterhin viel Geld mit seinen Elektro-Fahrzeugen. Das beförderte die Aktien an das Ende des S&P 100, wo sie um etwas mehr als zwölf Prozent absackte.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0568 US-Dollar gehandelt. Am US-Rentenmarkt sank die Rendite auf 4,84 Prozent.
Nach einer bewegten Börsenwoche war am deutschen Aktienmarkt zuvor schon ein wenig Ruhe eingekehrt. Allerdings habe sich der Dax trotz der EZB-Zinsentscheidung tags zuvor nicht zu einer nachhaltigen Erholung durchringen können, bemerkte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Der Gaza-Krieg, hartnäckig hohe Renditen von US-Staatsanleihen und unterschiedlich gewertete Quartalsberichte aus den USA und Deutschland hatten die Kurse zuletzt belastet. Der Dax schloss am Freitag mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 14.687 Punkten. Auf Wochensicht steht für den deutschen Leitindex ein Verlust von rund 0,8 Prozent zu Buche. Zum Wochenauftakt hatte das Börsenbarometer bei 14.630 Punkten den tiefsten Stand seit März erreicht. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen bewegte sich am Freitag nur wenig und ging mit einem Rückgang von 0,1 Prozent bei 23.772 Zählern aus dem Handel.
Mit Interesse schauten die Anleger erneut auf die Kurse der oben bereits erwähnten Siemens Energy. Die Titel waren am Vortag um gut 35 Prozent abgestürzt; am Freitag erholten sich Siemens Energy an der Dax-Spitze um neun Prozent. Die Papiere von Covestro drehten nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und verloren als Dax-Schlusslicht 3,4 Prozent. Der Kunststoffkonzern wird wegen einer weiter ausbleibenden Nachfragebelebung erneut vorsichtiger für das laufende Jahr. Unter den Nebenwerten fielen die Aktien von Secunet mit einem Rückgang auf den tiefsten Stand seit April 2020 und einem Kurseinbruch von mehr als 28 Prozent als SDax-Schlusslicht besonders negativ auf. Der IT-Sicherheitsdienstleister reduzierte sein Gewinnziel für 2023 wegen höherer Kosten und einem geringeren Umsatzanteil von profitablen Lizenzen. Dagegen stiegen Fuchs um 6,7 Prozent. Der Schmierstoffhersteller profitierte in den ersten neun Monaten des Jahres von Preiserhöhungen.
Im deutschen Anleihehandel fiel die Umlaufrendite von 2,87 Prozent am Vortag auf 2,81 Prozent.
„Stabilisierung ja, neue Hausse nein“, lautet das Fazit der Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beim kurzfristigen Ausblick auf die Aktienmärkte. Sie verwiesen neben den geopolitischen Risiken unter anderem auf die anhaltend hohe Bewertung der US-Börsen. Auch die angeschlagene Konjunktur in Deutschland und der in letzter Zeit deutliche Renditeanstieg an den Anleihenmärkten spiele eine Rolle. Zudem zeige die Berichtssaison der Unternehmen im dritten Quartal „vor allem in Europa zunehmend Bremsspuren bei konsumnahen und zyklischen Sektoren“.
Die Unternehmensberichtssaison bleibt auch in der neuen Woche in voller Fahrt. International dürften vor allem die Quartalsberichte der Börsenschwergewichte Apple und Novo Nordisk am Donnerstag die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In Deutschland stehen am Dienstag unter anderem die Zahlen von Redcare Pharmacy, Knorr Bremse, Teamviewer und BASF im Blickpunkt. Am Donnerstag folgen unter anderem die Kennziffern von Fresenius, Fresenius Medical Care, Heidelberg Materials, Lufthansa, Zalando, Hugo Boss und Scout24. Am Freitag informieren noch zum Beispiel Vonovia und BMW über ihre aktuelle Geschäftsentwicklung.
Aus Konjunktursicht dürften am Montag die Verbraucherpreise und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus Deutschland von Interesse sein. Am Dienstag werden die Inflationszahlen und das BIP für die Eurozone veröffentlicht. Aus den USA kommen an wichtigen Daten die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe am Mittwoch und für den Dienstleistungssektor am Freitag. Zudem steht am Freitag auch der US-Arbeitsmarktbericht auf der Agenda.
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VEB Windei !! So dumm war nicht mal die DDR Führung – ok, Günter Mittag hatte ein abgeschlossenes Studium. Was haben Roberto & Co ?
Noch dümmere Wähler und eine Union – FDP als Steigbügel Halter.
In einer Marktwirtschaft ist der Steuerzahler nicht für die Absicherung kommerzieller Geschäfte zuständig……haben WIR denn noch eine marktwirtschaft? Gerade die EU hat ja mir ihrem subventions wahnsinn und lobbyismus die marktwirtschaft kaputt gemacht.
Mit der Überschrift einen Volltreffer gelandet! Die „Windkraft“ ist tatsächlich ein Fetisch und nicht mehr… diese Regierung aus Minderleistern und Aufschneidern glaubt vermutlich tatsächlich daran mit Wind, Sonne und irgendwelchen Wunderspeichern dieses Land versorgen zu können, oder zu verenden… das kommt davon, das die sich mit ihres gleichem als Berater umgeben haben und nun immer die gewünschten „Schlecht“-achten bekommen…
Die Windrad-Mafia hat die Staatssubventionen schon bei Angebotsabgabe einkalkuliert. Die Politik ist Komplize bei dem Spiel. Dadurch können nominal interessante Festpreise in die politische Diskussion eingebracht werden – „Seht her, Windstrom ist ja so günstig, wer braucht da denn noch Kohle und Kernkraft“. Beim Nachfinanzieren schaut eh keiner mehr hin und die Endrechnung zahlt den grün sedierte Michel eh klaglos, so wie bisher auch….