Kernkraftwerke, die jahrelang im Dämmerschlaf lagen, lassen sich wieder reaktivieren, vorausgesetzt, die Rückbaumaßnahmen haben noch nicht begonnen. Japan liefert den Beweis.
Gerade ist Block 2 des Kernkraftwerks Takahama in der japanischen Präfektur Fukui wieder angefahren worden. Im November 2011, ein halbes Jahr nach der Katastrophe von Fukushima, war er eingemottet worden. Zuletzt war er technisch auf den neuesten Stand gebracht worden, vor allem, was die Sicherheit betrifft. Wie einst die deutschen müssen japanische Kernkraftwerke stets auf dem neuesten Stand von Technik und Wissenschaft sein und entsprechend nachgerüstet werden. Das haben die japanischen Reaktorbauer offensichtlich so gut hingekriegt, dass der 780-Megawatt-Druckwasserreaktor, ebenso wie der benachbarte Block 1, jetzt 60 statt bisher 40 Jahre lang betrieben werden darf, also bis zum Jahr 2034.
Die Kansai Electric Power Company, die die beiden Blöcke betreibt, hatte im März 2015 bei der Nuclear Regulation Authority (NRA) die Wiederinbetriebnahme der beiden Reaktoren beantragt. Die Behörde ließ sich reichlich Zeit, sodass Block 1 erst am 28. Juli dieses Jahres den Betrieb wieder aufnehmen durfte, Block zwei jetzt. Damit produzieren zwölf der wegen Fukushima stillgelegten Kraftwerksblöcke wieder Strom. Takahama 2 hatte mit mehr als zwölf Jahren die längste Pause. Fast zwei Dutzend Anlagen warten noch auf die Reaktivierung beziehungsweise die endgültige Stilllegung.
Im Dezember des vergangenen Jahres verabschiedete die japanische Regierung einen Plan, um den Betrieb bestehender Kernkraftwerke zu verlängern und veraltete Anlagen durch neue, fortschrittliche zu ersetzen. Der Schritt sei Teil einer Politik, die der weltweiten Verknappung fossiler Brennstoffe nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Rechnung trage und darauf abziele, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, verlautet aus der Regierung.
Derzeit sind zwei neue Kernkraftwerke mit einer Leistung von 1325 (Shimane 3) und 1328 Megawatt (Ōma) im Bau. Die fortgeschrittenen Siedewasserreaktoren haben das US-Unternehmen General Electric und die japanischen Unternehmen Hitachi und Toshiba entwickelt. Die wichtigsten Verbesserungen: Wenn der Reaktorkern schmelzen sollte kann er sich auf einer besonders großen Fläche ausbreiten, die leicht zu kühlen ist. Zudem wird das Containment, die Sicherheitshülle, die den Reaktor umgibt, bei Stör- und Unfällen mit Wasser gekühlt, sodass es nicht versagen kann. Damit sollen selbst schwerwiegende Ereignisse die Umwelt nicht belasten.
Kernenergie ist nicht die einzige Technik, die Japan einsetzt, um die Emissionen an Kohlenstoffdioxid (CO2) zu reduzieren und letztlich klimaneutral zu werden. So hat das Land in Kobe das weltweit erste Terminal für den Import von Flüssigwasserstoff gebaut und auch schon einen Lieferanten gefunden: Australien produziert den Energieträger der Zukunft mit Solar- und Windstrom. Transportiert wird er mit der in Japan gebauten „Suioso Frontier“, ebenfalls eine Weltpremiere.
Auch aus dem Sultanat Brunei bezieht Japan Wasserstoff, allerdings nicht in flüssiger Form, sondern als Methylcyclohexan. Das ist ein Lösungsmittel, das neben sieben Kohlenstoff- 14 Sauerstoffatome enthält, also ein guter Transporter für das Energiegas ist. Bei Normaltemperatur ist es flüssig, sodass es, anders als flüssiger Wasserstoff, in unisolierten Tanks transportiert werden kann. Am Zielort wird der Wasserstoff wieder freigesetzt, indem die Kohlenstoffatome abgetrennt werden.
Japan will in den kommenden 15 Jahren umgerechnet rund 100 Milliarden Euro in den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft stecken. Zumindest am Anfang ist das Land allerdings nicht wählerisch. Es nimmt, was zu kriegen ist, auch wenn es aus Erdgas hergestellt wird. Ziel ist allerdings die ausschließliche Verwendung von grünem Wasserstoff.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Der Artikel erschien mir von Beginn an schon etwas seltsam, als ich aber dann las, „Australien produziert den Energieträger der Zukunft…“, wußte ich auch warum. Ein Klimaneutralitätsplädoyer a la Greta Thunberg, garniert mit der Erzählung vom Heilsbringer „grüner Wasserstoff“. Methylcyclohexan, Wikipedia schreibt dazu: „In der Forschung wird darüber hinaus sein Einsatz als Speichermaterial für Wasserstoff diskutiert.“ Nichts mit Serienreife und industrieellen Maßstab, das Ganze ist noch im experimentellen Stadium. Diese „Lösung“ birgt zudem einige offensichtliche Tücken. Die einfachere Handhabung des widerspenstigen Wasserstoffs muß nämlich teuer erkauft werden. Es ist dann zum Beispiel so, dass etwa das sechsfache der Masse des… Mehr
Es ist also möglich, sicherer zu bauen, und alte Anlagen aufzupeppen.
Und bei uns wird nach wie vor die Mär verbreitet, alle Kernkraftwerke seien potentielle Atombomben.
Man kann nur hoffen sobald die Grünen aus der Regierung weg sind und Vernunft zurückkehrt alle möglichen Schritte unternommen werden unsere die noch lauffähig sind auch zu reaktivieren, kann ja so nicht weitergehen das wir Strom in diesem Aussmass von Frankreich kaufen.
Das sind ja Ewiggestrige! Die sollten sich mal mit unseren Vordenkern und Visionären Bärbockus, Habück oder KGE unterhalten! DIE wissen, wie man es richtig macht!
Ich hoffe, der ÖRR berichtet ausführlich darüber nicht! Nicht, dass es dazu führt, im besten Land aller Zeiten die Menschen zu verblenden und vom Ziel abzubringen!
Wie kommt das Wasser in Australien in die Gebiete, wo angeblich mit Wind und Sonne Wasserstoff hergestellt wird, wie der Wasserstoff zurück zur Küste, um dort in die Suioso Frontier verladen zu werden? Wie hoch ist der Energiebedarf, um den Wasserstoff während des Transportes von Australien nach Japan(!!) flüssig zu halten? Wie hoch ist der Energiebedarf, den das Schiff für die Hin- und Rückreise hat? Welche am Ende nutzbare Energiemenge bleibt übrig? Wird in Australien nicht doch zur Herstellung des Wasserstoffs das Haber Bosch Verfahren angewendet? Ähnliches beim Thema Methylcyclohexan: welche Energiemengen werden zur Herstellung, Transport benötigt, welche Energiemengen, um… Mehr
Methylcyclohexan enthält definitiv keine 14 Sauerstoffatome (Hint: exakt sind es Null) dafür aber exakt soviele Wasserrstoffatome.
Derweil sollen deutsche Physiker in Ruanda an Bau wie Betrieb eines Dual-Fluid-Kernreaktors beteiligt sein – schreibt Max Roland auf Apollo-news: https://apollo-news.net/deutsche-forscher-bauen-revolutionaeren-atomreaktor-in-ruanda/
Wobei man hofft, dass es dort für die Menschen und das Land besser ausgehen wird als mit der Elektrifizierung in Afghanistan durch u.a. deutsche Entwicklungshilfe in Millionen, die Kabul dennoch dunkel lässt. „Die teuerste Ampel der Welt – dunkle Geschäfte mit Entwicklungshilfe“: https://www.youtube.com/watch?v=vSL1xTI2DH0
Japan ist das einzige Land, wo ich Vorbehalte gegen die Atomkraft verstehen könnte.
Allerdings sorgt die dortige Mentalität mehr für Problemlösungen statt für überzogene Problematisierungen und Ängste.
Es geht alles, wenn der Wille da ist. Deshalb geht es in Japan so. Und hier schafft man lieber vollendete Tatsachen indem Kühltürme gesprengt werden. Bald soll sich keiner mehr erinnern wofür Deutschland mal stand. Aus einem Industriemuseum haben sie sogar das Bergwerk ausgebaut. Eine der größten Ausstellungen seiner Art weltweit. Aber das sollen kommende Generationen nicht mehr erfahren.