Karl Lauterbachs Krankenhaussterben nimmt an Fahrt auf

Was haben Bützow, Paderborn, Merzig und Lindenberg gemeinsam? Sie gehören zu den ersten Stationen auf dem Weg zu Karl Lauterbachs Krankenhaussterben. Auch für gesunde Häuser zeigen sich Folgen.

IMAGO / Chris Emil Janßen

Neun Kliniken haben seit Mai Insolvenz angemeldet, berichtet die Welt. Die Nachricht kommt alles andere als überraschend. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt seit Monaten davor, dass ihre Häuser unterfinanziert, deren Rücklagen aufgebraucht seien und sie folglich vor dem Aus stünden. Genau das passiert nun.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Dezember mit seiner Krankenhausreform eine „Revolution“ angekündigt, er werde das Gewinnstreben aus dem Bereich herausholen, versprach der Leverkusener. Nun zeigt sich: Lauterbachs Revolution verläuft wie „Der große Sprung“ in China: chaotisch und jene sterben dabei reihenweise weg, denen eine bessere Zukunft versprochen wurde.

Seit Jahren weisen die Krankenkassen darauf hin, dass wir ein teures Überangebot an medizinischer Versorgung in den Ballungszentren haben, aber die Menschen auf dem Land schlecht versorgt seien. Doch von der Insolvenzwelle sind ausgerechnet die Kliniken auf dem Land betroffen – wie die Beispiele der jüngsten Tage und Wochen zeigen.

So hat die Rotkreuzklinik in Lindenberg am Bodensee Insolvenz angemeldet, sie hat sich einem so genannten Schutzschirmverfahren unterzogen. Die Klinik mit knapp 200 Betten steht auf halbem Weg zwischen Lindau und der Landgrenze zu Österreich. Die Kanzlei Eckert begleitet die Insolvenz der Rotkreuzklinik – das tut sie auch für die Imland Kliniken (Schleswig-Holstein) und das Krankenhaus Spremberg (Brandenburg). Die Sanierung in Lindenberg soll bei laufendem Betrieb erfolgen. Das heißt: Die Löhne müssen gesichert sein. Ähnlich läuft es im saarländischen Merzig, über das TE bereits berichtet hat.

Die St.-Vincenz-Kliniken in Paderborn will die Gehälter während der Insolvenzzeit ebenfalls weiterzahlen. 3000 Mitarbeiter sind laut WDR betroffen. In Bützow (Mecklenburg-Vorpommern) sind es nur 150 Mitarbeiter. Die Klinikleitung sieht laut NDR in dem Insolvenzverfahren „die einmalige Chance, aus diesem Verfahren gestärkt hervor zu gehen und die fast umgesetzte Umstrukturierung zu Ende zu führen.“

Und tatsächlich: Dem Diako-Krankenhaus in Flensburg ist es gelungen, in der Insolvenz zu gesunden. Nun hat die Geschäftsleitung verkündet, das Haus sei schuldenfrei und könne in vollem Umfang weiterarbeiten. Allerdings hat das einen Preis. Auch wenn den jemand anders zahlen muss: die Gläubiger. Sie haben laut NDR auf 85 Prozent ihrer Außenstände verzichtet.

Der Umgang zwischen Lieferanten und Krankenhäuser wird folglich härter, wie ein Beispiel aus Mainz zeigt. Dort haben Lieferanten aufgehört, die Mainzer Universitätsmedizin mit Medikamenten zu versorgen, nachdem diese Rechnungen im Wert von 60 Millionen Euro offenstehen hat lassen. Darüber hat der SWR berichtet. Die Leitung begründete die Außenstände damit, dass die Buchhaltung unterbesetzt gewesen sei. Darüber hinaus berichtet der SWR von internen Vorwürfen, die Unimedizin würde sich gesund sparen wollen, was sich unter anderem an der nicht mehr zeitgemäßen Ausstattung zeige.

Selbst für den Kampf gegen den Hitzetod fehlt das Geld. Mit diesem Thema versucht sich Karl „Absolute Killervariante“ Lauterbach wieder positive Schlagzeilen zu verschaffen. Doch das von Minister und Medien stark gehypte Thema bleibe „bislang rein theoretisch“, wie es Professor Henriette Neumeyer erklärt. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft und sagt: „Die Krankenzimmer kühlen leider nicht durch Diskussionen und Absichtserklärungen ab.“ Stattdessen benötigten die Kliniken Investitionen, „um flächendeckend die oft sehr alte Gebäudesubstanz auf Hitze vorzubereiten“. In den Kliniken reiche es aber nur für die nötigsten Investitionen – häufig aus Eigenmitteln. Also aus dem Geld, das die Krankenkassen eigentlich für die Versorgung der Patienten bezahlen.

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Kommentare ( 58 )

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Index
1 Jahr her

Ich frage mich wirklich ernsthaft, wie man diesen schrecklichen Krank- und Kaputtmacher überhaupt noch „Gesundheitsminister“ nennen kann. Abbruchunternehmen heißen Abbruchunternehmen, und nicht Hochbauunternehmen! Für die „Ampel“ müsste man eigens einige Worte neu erfinden, um schwere Schäden allein von den Amtsbezeichnungen fernzuhalten. Abwirtschaftsminister, Ungesundheitsminister, Innenzerstörungsministerin, Außenblamageministerin, usw. Diese Leute stopfen sich Monat für Monat fett Staatsknete in die Taschen, dafür, dass sie unser Land mit Lichtgeschwindigkeit gegen die Wand fahren. Man hält das im Kopf doch kaum noch aus! Vor allem umtreibt mich die Frage, was soll Ende 2025 kommen? Wenn diese Irren, anders mag ich die gar nicht mehr nennen,… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Index
reiner
1 Jahr her

als kind dachte ich,erwachsene haben den durchblick und nun muß ich feststellen 55 jahre später,noch nicht mal akakemiker haben ihn ,böses erwachen für mich.
wie lange will ma eigemntlich diesen kasper lauterbach noch rum fuhrwerken lassen?

Endlich Frei
1 Jahr her

Lauterbach jagd mit seinem Hitze-Notplan lieber dem Phantom der grünen Klimasekte nach. Dabei täte ein Kälte-Notplan viel mehr Not: Denn die wenigsten werden das Geld für energetische Sanierung und Wärmepumpe haben – und daher im Winter gegen das Frieren kämpfen…..

Clemens Anton
1 Jahr her

Der ganze Sozialbereich Krankenversorgung, Altenpflege, Rentenversicherung und Sozialhilfe hätte im Zuge der Wiedervereinigung komplett restrukturiert werden müssen. Die demographischen Entwicklungen und die permanente Unterfinanzierung waren längst bekannt, aber Kohl fehlte damals der Mut für das, was er vorher noch propagiert hatte: eine geistig – moralische Wende. Er hatte damals alle Möglichkeiten, die breite Masse stand hinter ihm und Genscher. Warum haben wir bis heute keine ordentliche, vom deutschen Volk beschlossene Verfassung, sondern immer noch das unter dem Diktat der Siegermächte entstandene, provisorische Grundgesetz? Damals entstand der breite Sockel an arbeitslosen, desillusionierten Sozialhilfeempfängern, seitdem ist die Rentenversicherung durch die Ostrentner permanent… Mehr

mr.kruck
1 Jahr her

Die Frage ist: Wer stoppt Apokalypse Karl Lauterbach ?
Wohl dem Land, das sich solche „Experten“ leisten kann. Negativ aufgefallen schon um die Jahrtausendwende mit der „Gesundheitsreform“, die nichts gebracht hat außer bürokratischem Mehraufwand. Seine Rolle als Prediger der Apokalypse bei Corona, Fan aller Zwangsmaßnahmen und Zwangsimpfung, alle sinnlos und Wirkungslos, aber mit massiven Nebenwirkungen behaftet. Nun noch als Klimaprediger aufgefallen mit „Hitzeschutzmaßnahmen“ in einem Land mit jährlichem Mittel von 9,5 Grad. Es scheint möglich, dass sich in einer Person gleich mehrere der Apokalyptischen Reiter manifestiert haben.

haseha1
1 Jahr her

Ehrlicherweise ist das deutsche Gesundheitswesen sehr teuer und liefert nur Qualität vom Mittelmaß. Es bedienen sich die Pharmalobby, die ganzen privaten Investoren in den Kliniken und auch die Ärzteschaft Das Durchschnittseinkommen liegt bei 180.000 pro Jahr Es ist allerdings ungleich verteilt auf die Fachdisziplinen. Dazu die überbordende Bürokratie, fehlende Digitalisierung. Reformen sind dringend erforderlich, auch ethische Klärungen von sinnlosen Rückenoperationen und der „Lebensrettung“ auf der Intensivmedizin mit 90plus.

alter weisser Mann
1 Jahr her

„Die St.-Vincenz-Kliniken in Paderborn will die Gehälter während der Insolvenzzeit ebenfalls weiterzahlen.“
Bleibt ihr ja gar nichts anderes übrig, die Löhne&Gehälter sind bei Fortsetzung des Betriebes in der Insolvenz nun mal zu zahlen, wie alle anderen neu eingegangenen Verbindlichkeiten auch. Sonst wäre das Personal zumindest zum Teil auch fix anderswo.

Sonny
1 Jahr her

Typisch Planwirtschaft.
Aber die meisten wollen ja wieder DDR-Verhältnisse. Nun denn.

Otto der Letzte
1 Jahr her

Da denke ich an ein Zitat aus dem Film „Der Untergang“ von Goebbels
(Schauspieler U. Matthes): “ Das Volk hat dieses Schicksal selbst gewählt, jetzt wird ihm eben das Hälschen zu gedreht“.
Wobei ich die Sache etwas ambivalent sehe, man könnte mit Tucholsky antworten: „Würden Wahlen etwas ändern, wären sie längst verboten.“

Vallis Blog
1 Jahr her

Das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité zeigt eine Ausstellung “ Das Gehirn in Kunst und Wissenschaft“ . Das Thema war eingegrenzt worden, weil in der Politik kein Gehirn eingesetzt wird.