Erhebliche Schäden bei der Ernte zu erwarten

Im Frühjahr und Frühsommer fehlte er – jetzt ist er zu viel da, der Regen. Die Felder sind so aufgeweicht, dass die Bauern mit ihren Erntemaschinen nicht auf die Felder fahren können. Doch das Getreide müsste jetzt eingebracht werden. Das hat Folgen für die Ernte, die immer dramatischer werden.

IMAGO / Lobeca
Überschwemmtes Feld nach Tagen von Regen (Archivbild)

Diese Bilder zeigen das Drama, das sich derzeit auf den Äckern in großen Teilen Deutschlands abspielt: Die Halme liegen bereits am Boden, sie liegen umgeknickt auf den Äckern. Auf Bauer Willis Bildern sieht man, wie zwischen dem umgeknickten Getreide bereits gekeimter Weizen hervorkommt.

Alle Fotos: Willi Kremer-Schillings, »Bauer Willi«

Schlimmer noch, das Korn beginnt bereits zu keimen. »Bauer Willi« zeigt Fotos, wie bereits grüne Keimlinge aus dem Korn wachsen. Die warmen Temperaturen beschleunigen diese Prozesse.

Das Korn wird dadurch wertloser; es kann nicht mehr für das Backen von Brot verwendet werden, weil im Korn bereits enzymatische Prozesse abgelaufen sind. Dieser Weizen kann nur noch als Tierfutter benutzt werden; die Tierhaltung soll ja eigentlich abgeschafft werden. Kremer-Schillings: »Zum Glück gibt es die Tierhaltung, die aus einem Getreide, das für die menschliche Ernährung nicht mehr zu nutzen ist, Essbares produziert. Wenn es keine oder deutlich weniger Tiere gibt, wohin dann mit dem nicht essbaren Getreide?«

In Norddeutschland, im Emsland beispielsweise, warten die Bauern ebenfalls auf trockenere Zeiten und müssen mit ansehen, wie auf den Feldern das Getreide vergammelt. Zwei Drittel der Ernte, so schätzt Willi Kremer-Schillings nach einer persönlichen Umfrage bei Landwirten, stehen noch auf den Feldern. In einigen Regionen wie in der Kölner Bucht ist die Ernte gelaufen.

Die Qualität allerdings war unterdurchschnittlich, berichtet Kremer-Schillings. Der Proteingehalt beim Weizen lag in seiner Region in der Kölner Bucht teilweise nur bei 10,5 Prozent, das reicht nur noch für Futterweizen. In diesem Jahr bezahlt die Genossenschaft ab einem Proteingehalt von 11,5 Prozent für Brotweizen, berichtet Kremer Schillings. Gute Qualitäten werden wohl europaweit knapp, schätzt er. Dazu kommen vermutlich massive Ernteausfälle in der Ukraine: Bei den russischen Angriffen auf ukrainische Hafenanlagen und Getreidesilos sind erhebliche Mengen an Weizen vernichtet worden.

Der wesentliche Grund neben dem Regen: Es durfte nur noch wenig Stickstoffdünger ausgebracht werden. Dies sind also erste Folgen jenes gefährlichen Green Deals, mit dem die EU über Düngeverordnungen der produktiven Landwirtschaft den Garaus machen will.

Das Frühjahr war zu trocken, die Pflanzen konnten nicht richtig wachsen. Die Regenmengen, die vor ein paar Wochen fehlten, scheinen jetzt nachgeholt zu werden. Mit allerdings sehr kritischen Folgen für die Landwirtschaft, wenn die Bauern mit ihren Traktoren nicht auf die aufgeweichten Böden fahren können.

Es geht um unsere Versorgungssicherheit
Bauer Willi: »Einen guten Acker aufzubauen, ist ein Generationenprojekt«
Als Folge erwartet Kremer-Schillings Ernteausfälle und Schäden in Millionenhöhe. Er hat eine grobe Überschlagsrechnung angestellt. »Nimmt man einen Getreideertrag von rund 9 Tonnen/ha an, so macht dies eine Erntemenge von 20,7 Millionen Tonnen für Getreide aus. Durch Qualitätsverluste ist mit einem Mindererlös von rund 15 €/t zu rechnen. Wenn das gesamte Getreide dadurch betroffen wäre, würde dies in der Summe einen Betrag von rund 310 Millionen € ausmachen.«

Ebenso ist der Raps erntereif und müsste von den Feldern geholt werden. Kremer-Schillings geht von einem Vorernteverlust von rund 20 Prozent aus. Das würde bei einer Gesamtmenge an Raps, der noch nicht geerntet ist, von zwei Millionen Tonnen eine Erntemenge von 400.000 Tonnen bedeuten. Sein Schluss: »Diese mit dem aktuellen Preis von rund 450 €/t bewertet, fehlen der deutschen Landwirtschaft weiterer 180 Millionen €.« Dazu können noch Kosten kommen, wenn die Ernte getrocknet wird, um noch einen Teil der Ernte zu retten.

Die Feuchtigkeit wirkt sich auch in einem anderen Punkt als sehr schädlich aus: Sie befördert den Befall von Schwärzepilzen. Das sind Pilzkrankheiten ausgelöst durch eine Pilzart, die meist abgestorbene Pflanzenteile befallen und sich in feuchten Jahren explosionsartig vermehren.

Das zeigt, wie schwierig es ist, der Natur eine einigermassen gute Ernte abzutrotzen, die möglichst viele Menschen satt macht. Nur zu satt Gewordene können über ökologisch hohe Preise sinnieren und darüber, dass Lebensmittel scheinbar viel zu billig seien.

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Kommentare ( 55 )

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Alfons Kuchlbacher
1 Jahr her

Was glauben sie wie viele Deutsche als landwirtschaftliche Arbeiter (m/w/d) bereit wären zu arbeiten?

Leser07
1 Jahr her

Selbstverständlich wird das dem menschengemachten Klimawandel zugeordnet werden. Daran führt kein Weg mehr vorbei. Und wenn jetzt eine Eiszeit käme, es wäre das Gleiche. Die „Wissenschaftler“ und ARDZDF biegen das schon hin. Keine Bange.

gom jabbar
1 Jahr her

Gute Arbeit, ein Lob an die Geklebten, die Einsätze zeigen Wirkung. Jetzt bitte wieder Sonnentänze.

Niklot
1 Jahr her

Laut ZDF ist unsere größte Sorge die Dürre…

Stuttgarterin
1 Jahr her

Stickstoff kann Feuchteschaden doch nicht kompensieren… Hier scheint mir doch eher der nasse Sommer der Grund zu sein. Wichtiger als Stickstoff scheint mir Frieden in der Ukraine zu sein, überhaupt Fairness auf Welt, damit die Völker sich nicht gegenseitig nur bekämpfen, sondern auch helfen können.

AnSi
1 Jahr her

Ich habe es versucht, aber ich kann kein Mitleid empfinden. Die Bauern haben alle Entscheidungen – neue Düngevorgaben, Flächeneinschränkungen an Feldrändern für Blumenwiesen oder Windräder – liebend gern hingenommen. Trotz allem habe ich keine Trecker für einen Streik in Kalkutta an der Spree gesehen. Oder irre ich mich? Wenn man doch Land für ein Vogelschredderer verkaufen kann, warum soll man dann Getreide anbauen? Es gab immerhin eine Million € pro Windradfläche bei uns im Münsterland! Wenn man doch Subventionen vom Häuptling Robääärt oder Cem bekommt, warum soll man dann Lebensmittel produzieren? Nun, dass man Geld nicht essen kann, das dürfte… Mehr

JamesBond
1 Jahr her

Lügen und Betrug überall: Friedrichshafen schränkt wegen der Energiekrise, die es gar nicht gibt, weil selbst gemacht durch Habeck und Co. die Öffnungszeiten und Wassertemperatur des Sportbades ein und schmeißt gleichzeitig Geld ohne Ende für die Zugereisten raus – manchmal sogar ohne Sinn und Verstand: „Zur Vorgeschichte: Das „Hotel Adler“ in Sipplingen stand im Jahr 2015 leer. Also schloss der Bodenseekreis unter der Verantwortung des damaligen Landrats Lothar Wölfle (CDU) mit den Eigentümern flugs einen Mietvertrag für die Immobilie. Das Geschäft war auf eine Dauer von neun Jahren angelegt, die Miete lag bei 6.400 Euro plus Nebenkosten. Dumm nur: Um… Mehr

Deutscher
1 Jahr her

Hier (Oberschwaben) sind die Getreidefelder bereits abgeerntet, soweit ich schauen kann und auch das Stroh konnte noch vor Einsetzen des Regens zu Ballen gepresst werden.
Seit ich denken kann, meckern die Bauern übers Wetter.

H. Priess
1 Jahr her

Warum dauert die Ausbildung zum Landwirt vier Jahre? Drei Jahre Lehrzeit ein Jahr an der Klagemauer! Aber im Ernst, im Januar haben die Bauern gegen die neuen EU-Richtlinien in der Landwirtschaft wochenlang in Berlin protestiert! Hat das jemand mitbekommen? Nein! Die Demos fanden nur statt wenn sich Leute über die Traktoren aufregten die im Weg standen. Berechtigte Kritik wurde von Kötzdimir und Komplizen einfach weggewischt, im Gegentum, die haben die Richtlinien sogar übererfüllt! Ackerfläche weg, neue Moore, mehr Solarflächen, und und und dazu der klimafreundliche Ackerbau mit dem man nur 70% der Erträge erzielen kann und das bei Getreide mit… Mehr

Powerhitter
1 Jahr her

„Wer Angesichtes dieser Tatsachen den Klimawandel noch leugnet, dem ist nicht mehr zu helfen….“

Genau das ist unisono die Meinung in meinem Bekanntenkreis….

GMNW
1 Jahr her
Antworten an  Powerhitter

Powerhitter; den Klimawandel leugnet niemand, nicht einmal die AfD’ler von der hartgesottenen Art! Klimawandel ist ein aus vielen Gründen permanenter Prozess in der Erdgeschichte und wir werden es nicht schaffen, diesen Wandel aufzuhalten! Anstatt Angst und Schrecken zu verbreiten, Unsummen an Geld und Mitteln gegen den Klimawandel zu investieren, sollten wir endlich damit beginnen, Verfahren, Techniken, Massnahmen zu entwickeln, um mit dem Klimawandel zu leben können! Das fängt zum Beispiel mit der Entsalzung von Meerwasser an; so wie es seit langem in Singapur betrieben wird und auch in Gaddafi’s Libyen betrieben worden ist, bevor US- und französischen Bomber diese Anlagen… Mehr