Die Politik der schwarzen, roten und grünen Sozialdemokraten für Europa, Deutschland oder wahlweise Österreich und die Schweiz bedeutet keine soziale Gerechtigkeit. Am Ende solcher Experimente stand noch immer das fair verteilte Elend.
Zumindest für die Plauderer. Und kurzfristig. Die Betrachtung der Realitäten langfristig angelegter Szenarien wie jene staatlicher Interventions-Experimente – siehe Venzuela, Kuba oder DDR – , Wirtschaftszyklen von Auf- und Abschwung, die Lebensrealitäten unserer Nachkommen oder gar die langfristige Sicherung freier Wirtschaftsstandorte sind dabei nur störend. Von einem Durchbrechen des Denkens weg von der Ignoranz wirtschaftlicher Grundgesetze hin zu einem minimalen Verständnis der Angebots-Nachfrage-Logik ganz zu schweigen.
Die grösste und liebste Lüge hinter all der Plauderei der „Sozialen“: Wirtschaft, die der Staat lenkt, hat nur Sonnseiten für alle, während die freie Marktwirtschaft auch Schattseiten hat. Während also die eine Partei behauptet, alles gut, gerecht und gleich hinbiegen zu können, hat die andere bloß Argumente, die die Leute zur Zeit (noch) nicht erreichen: Langfristige Sicherung der Freiheit, der Würde und der Existenz – die zu allem „Nachteil“ auch noch ihren Preis hat.
Entsprechend groß war/ist der Sturm in den Kommentarspalten jener Medien, die die Aussage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), wonach es ohne Mindeslohn rund 60.000 Jobs mehr gäbe, aufnahmen. Der Grundtenor: Das IW ist eine Ausbeuterlobby und Unternehmer, die gegen den Mindestlohn sind, Sklavenhalter. Die Tatsache, dass der Mindeslohn keine Jobs gekostet habe, sei schließlich Beweis genug, dass er auf das Beschäftigungsniveau keinen Einfluss habe. Das Ministerium für Euphorie – Pardon! – Arbeit fügt dem noch die Aussage hinzu, es seien nicht nur keine Jobs weggefallen, sondern viele Millionen von Jobs seien außerdem besser geworden. Kein Wort davon, dass erstens keine neuen Jobs geschaffen wurden und zweitens neueste Zahlen belegen, dass viele der Mindestlohn-Zwangsbeglückten auch von einer Arbeitszeit-Kürzung „profitieren“. Und dies in Zeiten, in denen die Wirtschaft gewachsen ist!
Neo-Sozialismus …
In einer freien Wirtschaft, in der Banken und Großunternehmen nicht mit der Politik, den Gewerkschaften und anderen Arbeitnehmer-Verbänden im Bett liegen, trifft die Nachfrage der Arbeitnehmer nach Erwerb auf das Angebot der Arbietgeber an Arbeit. Wo sich die beiden Kurven schneiden, liegt das Marktgleichgewicht. Gering qualifizierte und wenig produktive Arbeit wird gering bezahlt. Ein Umstand, der Menschen dazu bringt, sich besser aus- oder weitzubilden, durch Fleiß und Zuverlässigkeit weiterzukommen, oder bewusst die Entscheidung zu fällen, dies zugunsten anderer Lebensziele zu akzeptieren. Ein Umstand, den die Befürworter und Gläubiger staatlicher Einflussnahme als „unsozial“ anprangern. Das Argument verkauft sich wie geschnitten Brot: Wer, außer irgendwelchen asozialen Madensäcken und gieriger „Reichen“ ist schon gegen ein Mehr für die Schwächsten, wenn die Löhne, so die Mär, keinen Einfluss auf das Beschäftigungsniveau und die Zukunft des Werkplatzes haben? Die Frage, warum dann nicht gleich ein Mindestlohn von 80 Euro gefordert und eingeführt wird, bleibt offen.
… auf dem Rücken der Schwächsten
Langfristig und im Rahmen wirtschaftlicher Auf- und Abschwünge, werden die Effekte dieser „sozialen“ Interventionen negativ sein. Europa – Deutschland, Österreich und die Schweiz, heißt es, „kann sich einheitliche Mindestlöhne leisten!“ Ob es sich kleine und mittlere Unternehmen auch leisten können, wird nicht gefragt. Auch nicht, was solches für strukturschwache Regionen innerhalb eines Landes für Konsequenzen hat. Optionen wie eine mögliche zusätzliche regionale Schwächung, Landflucht und Betriebsschließungen sind auf der gestalterischen Sonnseite keine Themen. Ebensowenig die Möglichkeit, dass jene, die man zu schützen vorgibt, die Unproduktivsten, also die Schwächsten (Ältere, Unerfahrene, Kranke, Geringqualifizierte) von vornherein nicht mehr eingestellt werden, weil ihre Einstellung eine Lohnkostensteigerung über alle Lohnstufen zur Folge haben kann. Dass, schaffen es die neuen Mindestlöhner nicht, in irgendeiner Form produktiver zu werden, man in den entsprechenden Branchen die Abgaben für Kost und Wohnraum erhöht, oder sie entlässt. Dass weniger Arbietnehmer möglicherweise mehr Arbeit haben werden. Dass die Motivation der Menschen sinkt, sich gut aus- und weiterzubilden, wenn die Anstrengung nicht zu signifikant besserem Lohn führt. Dass, wer bei mangelnder Effizienz nicht der Existenznot ins Auge blicken muss, auch keinen Grund hat, nach optimaler Produktivität zu streben. Dass all dies zu geringeren Steuereinnahmen führt, was eine Mehrbelastung der weniger werdenden Produktiven zur Folge hat. Und dass es schließlich – und das ist garantiert – zu noch mehr Interventionen führen wird.
Aber keine Sorge – wir stehen hierzulande erst am Anfang! Frankreich mit seinem Mindestlohn und seinen zu politischen Kampfmaschinen mutierten Gewerkschaften, mit seinen Interventionen und Korrekturinterventionen und flankierenden Interventions-Maßnahmen gibt ein realistischen Eindruck vom beamtengeführten Gerechtigkeitsparadies der auch hier gern beschworenen Zukunft. 40% Jugendarbeitlosigkeit als Resultat eines unterirdischen Bildungsniveaus, eines motivationszerstörenden Wohlfahrtsstaats und eines staatlich geknebelten Arbeitsmarkts sind ein beeindruckendes Resultat. In Staaten, in denen die Gewerkschaften ähnlich oder ebenso stark sind, sieht es gleich aus.
Egal, wohin man sieht – Fakt ist: Verdrängt, ausgehebelt, ihrer Würde und ihrer Freiheit beraubt und die staatliche Abhängigkeit getrieben werden die Schwächsten. Die heutigen Geringverdiener sind in diesen Szenarien vom gerechten Morgen die Arbeitslosen. Das Geschwafel der Gewerkschaften von wegen mehr Steuern, mehr Ferien, weniger Arbeit wird sich spätestens dann erledigt haben, wenn Arbeitsplätze abgeschafft oder ins Ausland verlagert wurden, die verteufelten „Reichen“ ausgewandert und die Mittelständler pleite sind.
Was dies für jene heisst, die nach uns kommen, für ihre Chancen auf Erwerb und Freiheit und Wohlstand, mag man sich nicht ausmalen. Was dies für Europa, Deutschland oder wahlweise Österreich und die Schweiz bedeutet, wird am wenigsten mit dem zu tun haben, worauf die Initiatoren und Naiven sich berufen: soziale Gerechtigkeit. Das einzige, was am Ende solcher Experimente noch sozial gerecht sein wird, ist das fair verteilte Elend.
Frank Jordan studierte Betriebswirtschaft. Weiterbildung in Öffentlichkeitsarbeit und Print-Journalismus, arbeitete als Kellner in einem Schweizer Skiort, als Gärtner und Haussitter in Frankreich, als Rezeptionist in einem namhaften Pariser Hotel sowie als Maler. Zuletzt war er als freischaffender Kommunikations- und Mediaberater in der Schweiz tätig. Heute lebt Frank Jordan als Teilzeit-Selbstversorger in Frankreich.
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