Bei Illner: Der Heizhammer im Sommer

Land und Leute sollen vor Kosten geschützt werden, die gar nicht anfallen werden. Im Grunde ist es beim Klima wie bei Corona: erst Panikmache, und wenn die angekündigte Katastrophe nicht eintritt, dann feiert man sich für seine Präventionsmaßnahmen.

Screenprint ZDF / Maybrit Illner

Es ist der erste Juni an einem Donnerstagabend – Sommer. Und doch redet man bei Illner über ein Thema, an das man zu dieser Jahreszeit sonst gar nicht denken würde: Heizen. Denn die Ampel streitet sich noch immer über das Heizungsgesetz, das – so viel merkt man am Rande – irgendwie immer schlimmer wird. Die Frage, wie eine Rentnerin ihre kleine Stube noch heizen soll, ohne dass sie sich finanziell ruiniert, entscheiden sonnengebräunte Politiker in klimatisierten Büros.

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Erstmal zu den Raumfüllern, deren Namen Sie sich nicht merken müssen: Wirtschaftsjournalist Mark Schieritz von der Zeit, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Siegfried Russwurm und der dänische Journalist Mathias Sonne. Wofür ein Journalist aus Dänemark? Ausgezeichnete Idee, die Frage stellt man sich eine ganze Weile. Dann kommt raus: Dänemark ist ein großer Vorreiter und viel besser als wir im „Klimaschutz“, da man dort die Öl- und Gasheizungen schon vor zehn Jahren verboten hat. Sein Lobjubel auf die Wärmepumpe muss er dann aber leider einschränken, denn: „Wir haben immer noch die Gasheizungen, aber da fallen die Zahlen rasant, weil die Wärmepumpe eine hervorragende Alternative ist.“

Die Gäste aus der Politik, die interessant und bekannt sind, auch wenn man sie gar nicht so unbedingt sehen will: Die SPD wird vertreten durch Kevin Kühnert, die Grünen durch Katrin Göring-Eckardt und die CDU durch Mario Czaja. Eine traurige Runde. Czaja ist in der dankbaren Position, die Ampel und den Kram, den sie verzapft hat, auseinandernehmen zu können. Doch trotz aller Bemühungen schafft er das nicht so ganz, auch wenn er sich wirklich sehr abstrampelt und einige CDUler ihn in den sozialen Medien ordentlich feiern. „Wäre gut, wenn wir von der Verbotspolitik wegkämen, hin zu fördern und fordern“, erklärt er zum Beispiel und so wirklich viel ist nicht gewonnen. An einer Stelle bezeichnet er den Atomausstieg als ideologisch – was stimmt –, allerdings war es seine Partei unter Merkel, die den durchgedrückt hat. Die CDU schafft es noch immer nicht, ehrliche Opposition zu machen.

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Und mit ehrlich meine ich, dass man nicht so tut, als wäre für die ganzen Dinge, die Merkel die letzten fünfzehn Jahre verzapft hat, jemand ganz anderes schuld. Es mag nicht immer die ganze Partei alles mitgetragen haben, aber es gab doch auch niemanden, der Angela M. wirklich innerparteilich bekämpft hat. Sie wurde 15 Jahre lang getragen, bis sie freiwillig ging. Sich nun ihm Nachhinein hinzustellen als Parteikollege, von dem man während ihrer ganzen Kanzlerschaft nichts gehört hat, sich nachtretend plötzlich als großer Kritiker ihrer Arbeit darstellen, nur weil es jetzt keine Konsequenzen mehr hat? Das ist nicht mutig, das ist schwach. Und es ist unfair dem Zuschauer und Wähler gegenüber. Alles, was man damit tut, ist: mal schauen, vielleicht merkt es ja keiner.

Kevin Kühnert hält seit geraumer Zeit in den Talkshows, in denen ich ihn sehe, die Klappe. Was mich wundert, denn erstens war er sonst nicht wirklich dafür bekannt, seine Worte mit Bedacht zu wählen, und zweitens macht ihn das zu keinem sonderlich interessanten Talkshow-Gast. Er ist trotzdem bei fast jeder Illner-Sendung über das Heizen mit dabei. Vielleicht ist Kevin Kühnert der einzige, der sich in der Rolle, die er jetzt bekleidet, eingefunden hat. Die CDU tut mal so, als wären sie noch immer in der Regierung, dann, als wären sie noch in der Regierung gewesen, die Grünen gerieren sich noch immer wie im Schützengraben der Opposition – vor allem, weil man als solche keine echten Vorschläge und Alternativen ausarbeiten muss, sondern einfach pöbeln kann. Währenddessen stellt die SPD als ursprünglich totgeglaubte Partei nun den Kanzler und hat die Ampel anzuführen. Kevin Kühnert, der sich ganz diplomatisch gibt und meist mit gar nichts rausrückt, scheint das verstanden zu haben.

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Zu Russwurm, dem BDI-Präsidenten, muss ich derweil allerdings sagen, dass ich da etwas vorschnell geurteilt haben könnte, vielleicht sollten Sie sich den Namen doch merken. Denn in der Sendung hat er mit am meisten gegen die grüne Wohlfühlpolitik ausgeteilt. Und das obwohl ich mir schon Namenswitze bereitgelegt hatte, sollte Herr Russwurm doch nicht liefern. Der BDI-Präsident begrüßt das Gesetz, weil es offenlegt, was die Energiewende bedeutet: nämlich hohe Kosten. „Am Ende gibt es typischerweise zwei Kandidaten, die das zahlen: Endverbraucher oder Steuerzahler. Dumm, wenn Sie beides sind.“ Weiter kritisiert er, dass die Frage, wer die Kosten am Ende tragen muss, nicht nur verdrängt, sondern auch vereinfacht wird. „Plötzlich waren die Villenbesitzer mit gasbeheiztem Pool der Prototyp dessen, der das zahlen muss. Und ich habe mich dann gefragt: Kennst du solche?“ Er selber muss eingestehen, dass er tatsächlich einen kennt, allerdings nur einen. Nicht genug also, um die Kosten der Energiewende zu schultern.

Während Kevin Kühnert da nur betreten auf den Boden schauen kann, hat Katrin Göring-Eckardt andere Pläne, nämlich die Flucht nach vorne: „Klimakrise bewältigen ist teuer, wäre noch teurer, wenn wir’s nicht machen würden. Und ich möchte gerne, dass alle dabei sein können und das verstehen.“ Alle mitnehmen also, so so. Warum nicht gleich das originale Merkel-Wording nutzen und die Bürger an die Hand nehmen? „Es wird nur alles teurer, wenn man es jetzt nicht macht. Das können wir uns nicht leisten, nicht fürs Klima, nicht für die Leute“, erklärt Göring-Eckardt weiter. Das ist natürlich das Tolle an einer konstruierten Katastrophe der Zukunft – die Kosten, die das Ganze nach sich ziehen wird, kann man sich gleich mit konstruieren. Und plötzlich schützen die Grünen unser Land vor anstehenden Kosten, die gar nicht anfallen werden. Im Grunde wie bei Corona: Erst Panikmache, und wenn die angekündigte Katastrophe nicht eintritt, dann feiert man sich für seine Präventionsmaßnahmen.

Am Ende hat es der Zeit-Journalist Schieritz ganz gut ausgedrückt: „Ich glaube, dass der ganze Prozess wirklich katastrophal war und auch ein Stück Delegitimation von Politik befördert hat.“ Hoffentlich hat er mit Letzterem recht.

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Kommentare ( 57 )

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Monostatos
1 Jahr her

KGE bringt aus ihrer außerparlamentarischen Karriere die Expertise nicht nur in Milchmädchen- sondern auch Küchengehilfinnen-Rechnungen mit. Beim Lesen solch brachialen Dummfugs bekomme ich extremen Augen-Tinnitus.

AnSi
1 Jahr her

KGE wieder in ihrem Element. Irgendwas von Kosten labern, aber eigentlich keine Ahnung haben. So, wie bei den Solaranlagen, die ja nach KGE mit 100% subventioniert werden. Tja, „wenn wir es jetzt nicht machen wird es noch teurer“ – das kann man sich nicht ausdenken! Wie im Sale. kaufen Sie jetzt und bekommen 50% Rabatt! Sie sparen 50%! (Wenn ich nicht kaufe, spare ich 100%!)
Allerdings fallen die meisten D*mm-Michel noch auf solches Gequatsche herein.

Teiresias
1 Jahr her

Ich versuche gerade, saubere Zahlen zu finden, wie groß die CO2 – Einsparungen im Verhältnis zu den Kosten sind.
Es scheint keine nachvollziehbare Kalkulation über das Preis/Leistungsverhältnis zu existieren.
Auch innerhalb der Wahnidee von der Klimarettung gibt es offenbar keine echten Argumente jenseits von tumber Panikmache – wie zu erwarten war.

Das Zeitalter der Aufklärung wird Abgewickelt mit den Mitteln der Machtpolitik und der Propaganda.

Last edited 1 Jahr her by Teiresias
Kontra
1 Jahr her

Nö, sagt der Schornsteinfeger, sie heizen nur 64,5 % „Erneuerbaren“. Da muß ich leider stilllegen und Meldung machen! Willkommen in der Freiluftklapse!

Ho.mann
1 Jahr her

Die Panikmache bei Corona hat die größte Vollkatastrophe der Menschheit ermöglicht. Die Profiteure feiern bis heute ihre Milliardengewinne. Zur „ erfolgreichen“ Gesundheitsbewahrung für die Bevölkerung gesellt sich jetzt die Klima-Drohkulisse, die weiterhin eine Abzocke derer ermöglicht, denen man jetzt mit dem Heizhammer auf die Birne schlägt. Der dumme Michel muss das alles nicht nur finanzieren, er muss auch noch mit der Zerstörung des körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens bezahlen. Auch ohne die Illner- Laberrunde entfaltet der Heizhammer auch im Sommer seine volle Wirkung.

StefanZ
1 Jahr her

Deutschland ist alleine schon von seiner geografischen Lage und den daher bestehenden klimatischen Bedingungen nicht am meisten von einer Klimakatastrophe bedroht. Wäre es anders, müssten wir doch gar nicht über Heizungen diskutieren. Die aktuelle Bedrohung durch die Rot-Grün-Gelbe Politik ist dagegen sehr konkret und für immer mehr Menschen schmerzhaft spürbar. Die in kurzer Zeit unverantwortlich angehäufte Schuldenlast ist zudem für die nachfolgenden Generationen die wirkliche Katastrophe. Sie wird sich, egal was da kommt, nicht mehr schützen, verteidigen oder anständig wohnen und leben können. Es ist nicht die Klimakatastrophe, die gerade die Zukunft der Deutschen nachhaltig zerstört.

Jasper K.
1 Jahr her

Kevin Kühnert und KGE, was will man mit solchen Gästen? Zwei ungelernte Nichtskönner, die zu allem ihre unbedeutende Meinung absondern. Mit solchen Sendungen verschwende ich keine Zeit, mir reicht die Zusammenfassung hier. Bei Tichys Talk sind stets Gäste zu finden, die Ahnung haben und wissen, wovon sie reden. In den ÖRR leider so nicht zu finden, trotz Zwangsgebühren.

StefanZ
1 Jahr her

Den Unterschied zwischen „mitmachen können“ und „mitmachen müssen“, sollte KGE mal jemand erklären. Das kann sie dann mal ihrer Verbotspartei erklären.

Walter Eiden
1 Jahr her

Die Besetzung solcher Talkshows ist im Grunde genommen zweitrangig. Wichtig ist eine „suggerierte Diversität“ (Mitglieder unterschiedlicher Parteien, Medien und sonstiger Institutionen) der Teilnehmer mit leicht diversen Lösungsansätzen. Der Grundkern der Runde besteht aber darin dass niemand die zu bekämpfende Gefahr und damit Nutzen und Notwendigkeit der jeweiligen Vorhaben anzweifelt und somit dem Zuschauer ein unantastbarer Konsens vorgegaukelt wird. Und wenn gefühlt alle drei Jahre doch mal ein Querdenkender in der Runde sitzt wird darauf geachtet dass er nicht Überqualifiziert ist und vor allem einer „honorigen Gegenmehrheit“ gegenüber sitzt (siehe bsw. letzte Woche den AfDler bei Lanz). Den wirklich kritischen Experten… Mehr

Tarakles
1 Jahr her

Nach 1990 wollte auch keiner in der SED gewesen sein oder Stasi-Zuträger. Man wechselte möglichst unauffällig von der SED in die SPD (z.B. Köpping) oder in die CDU (z.B. Merkel). Solche Wendehälse hatte es schon immer gegeben.