In einer Nacht-und-Nebel-Aktion kauft die Großbank JP Morgan ihren Konkurrenten First Republic. Die Bank stand Ende April kurz vor der Insolvenz. Es ist nicht das erste Geldhaus, das gerettet werden muss. Währenddessen steigt in Deutschland die Unsicherheit vor einer neuen Finanzkrise. Von Samuel Faber
„It’s a privilege to serve you” lautet das Motto der Vollbank First Republic. Doch von nun an muss die Bank aus San Francisco, die 1985 von Jim Herbert gegründet wurde, JP Morgan dienen. Zum 1. Mai übernahm die größte Bank der USA ihren Kontrahenten, der kurz vor der Insolvenz stand. Wie prekär die Lage war, zeigt die Geschwindigkeit der Ereignisse. Anfang der Woche vermeldete die First Republic noch einen Abfluss von Einlagen von mehr als 100 Milliarden Dollar – alleine im ersten Quartal.
Aufgrund dieser Information verkauften Anleger massenhaft Aktien der Bank, was sich auf den Kurs des Unternehmens auswirkte. Betrug der Wert am vergangenen Freitag um 14:30 Uhr noch 6,10 Euro pro Aktie, konnte man zum Handelsschluss für gerade einmal 2,74 Euro einen Anteilsschein der Vollbank erwerben. Am 9. März dieses Jahres notierte der Kurs noch bei über 100 Euro. Am selben Freitag entschied die US-Einlageversicherungsgesellschaft (FDIC), dass die Bank verkauft werden muss. Letzten Endes setzte sich JP Morgan gegen die PNC Financial Services Group und die Citizens Financial Group durch.
Joe Biden irritiert mit Zuversicht
Indes warnen Experten vor einer sich ausbreitenden Krise. „Leute könnten sagen, wenn es diese drei Banken betroffen hat, wird das meine eigene Bank vielleicht auch betreffen, wenn die ähnlich aussieht“, sagt Michael Grote von der Frankfurt School of Finance gegenüber Tagesschau.de. „Und dann werden sie, obwohl dort noch kein Problem herrscht, die Einlagen abziehen. Das heißt, wir sind im Grunde schon in den Anfängen einer Bankenkrise in den USA.“ Umso irritierender wirkt es, dass der US-Präsident noch am 1. Mai versicherte, das Bankensystem der Vereinigten Staaten sei „sicher und gesund“, während bereits die nächste Regionalbank um ihre Existenz ringt: Die PacWest Bancorp.
EZB und Fed erhöhen dennoch die Leitzinsen
So brach der Kurs der Bank zeitweise 60 Prozent im nachbörslichen Handel an der Wall Street ein. Grund dafür war die Nachricht, dass PacWest laut Bloomberg mit einem Finanzberater zusammenarbeitet, der einen Verkauf des Unternehmens in Betracht zieht. Eine andere Option wäre eine Aufspaltung oder eine Kapitalerhöhung. Am Ende verzeichnete der Kurs der Bank ein Minus von 38 Prozent.
Pikant ist hierbei, dass sich die Märkte bisher nicht von relativierenden Worte haben beruhigen lassen. Stunden vor dem Kursrutsch der PacWest hatte Jerome Powell, Chef der US-Notenbank (Fed), noch verlautet, dass sich das Umfeld für die Banken seit März umfassend verbessert habe.
Ob Joe Biden oder der höchste Geldhüter der Vereinigten Staaten: Die Ereignisse scheinen sich von den Steuerungsmöglichkeiten der Politik entkoppelt zu haben, was ein Alarmzeichen für eine langanhaltende Krise darstellt. Auch unter diesem Aspekt kann man die neuerliche Zinserhöhung beleuchten. So erhöht die US-Notenbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf nun 5,0 bis 5,25 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 2007. Experten vermuten jedoch, dass dies vorerst die letzte Zinserhöhung sein wird. Die Europäische Zentralbank erhöhte ihren Zins ebenfalls um 0,25 Prozent auf nun 3,75 Prozent.
Die Unsicherheit nimmt auch in Deutschland zu
Handelt es sich hierbei lediglich um eine US-amerikanische Krise? „Es gibt natürlich schon ein etwas höheres Level an Unsicherheit, den das im Finanzsystem insgesamt hervorruft. Wenn man ein höheres Unsicherheitslevel hat, dann können auch kleinere Probleme wie unter einem Vergrößerungsglas wirken. Und es ist nicht auszuschließen, dass wir in Deutschland und Europa eine ähnliche Entwicklung haben,“ meint Michael Grote.
Fakt ist, dass die Nacht-und-Nebel-Übernahme von First Republic die Verunsicherungen in der Finanzbranche, aber auch bei den Bürgern weiter anheizt. Vor allem die Schnelligkeit, mit der Kunden ihre Gelder abziehen können, löst bei Experten Sorge aus. „Das haben wir vorher so noch nie erlebt“, meint der Chefbankenaufseher der EZB, Andrea Enria, auf einer Konferenz zur Bankenaufsicht in Frankfurt. „Möglicherweise spielen soziale Medien und die Digitalisierung eine Rolle bei diesen Dynamiken. Darüber müssen wir in Zukunft verstärkt nachdenken“, so Enria.
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Die Schnelligkeit, wie die Leute ihr Geld abheben, damit haben sie nicht gerechnet, so die Bemerkung eines Zentralbankers in diesem Beitrag. Das werden sie in Zukunft auf griechische Art lösen, indem der Geldbesitzer nicht mehr an sein gebunkertes Geld bei der besitzlosen Bank ran kommt, denn die verweigern einfach den Zugriff über die Zustimmung der Regierenden und der Zentralbank. Das Ergebnis wäre, daß sich dann nichts mehr im Kreislauf zwischen geben und nehmen bewegt und die Bürger sind dann die Gehörnten, während die andere Seite über etwas verfügt, was ihr nicht gehört und auch noch die Frechheit besitzt das verbriefte… Mehr
Keine Panik auf der Titanic. Läuft doch alles weiter. Oder hat hier irgendwer schon was in seinem Leben gemerkt? Ich bin jetzt seit zig Jahren an der Börse dabei. Der Crash sollte schon zum wievielten Mal auch immer kommen. Die USA waren übrigens auch schon mindestens zwölf mal pleite…Und wenn nicht die eine Sau durchs Dorf getrieben wird, dann eben eine andere. Es ist jedes mal dieselbe Panik, und nichts passiert. Die Notenbanken, Staaten und Konzerne wissen von den Problemen. Dann wird halt fusioniert. Und wenn keine Fusion möglich ist, wird die FED retten und die Geldmenge ausweiten. Die Pleiten… Mehr
Stimmt… Auf der Titanic, um bei Ihrem eigenen Bild zu bleiben, hat die Musik auch bis zum Schluss gespielt. Und die Eigner haben eben einfach nicht zugelassen dass sie untergeht, weil es ja nicht in „ihrem Interesse“ war.
@Prometheus: Sie überschätzen die Steuerbarkeit eines inflationierten Finanzsystems und in diesem Kontext die Steuerungskapazität der Zentralbanken. Sie haben recht: Das Gelddrucken der FED und der EZB & Co. ging jahrzehntelang „gut“, besser gesagt: Die inflationäre Wirkung blieb weitgehend auf bestimmte Sektoren begrenzt, zunächst auf Finanzanlagen („Asset-Inflation“/„Börsenboom“), dann zusätzlich auf Immobilien. Doch seit 2021 – und nicht erst mit dem sog. „russischen Angriffskrieg“ – macht sich die Entwertung der Währungen auch in spürbar steigenden Preisen bei Gütern des täglichen Bedarfs bemerkbar. Die massenpsychologische Wirkung: Statt des Eindrucks, der „Wert“ bestimmter Güter (Assets/Aktien von Firmen, Immobilien) sei „gestiegen“, wird nun der Bevölkerung… Mehr
Mit dieser Vermutung und dem Benennen unbequemer Wahrheiten liegen sie goldrichtig. Ihre Betrachtung wird von der Realität bestätigt.
Tja, die Geldschöpfung aus dem „Nichts“ immer mehr und mehr bedrucktes Papier neigt sich dem Ende zu. Nach meiner Einschätzung wird erst der Euro crashen und dann der Dollar, wetten dass? Das ganze Finanzsystem ist nur auf Lug und Trug aufgebaut und es wird höchste Zeit, dass hier der Saft abgedreht wird. Es geht halt nur mit goldgedeckter Währung und Geld kann nur durch Arbeit geschaffen werden. Alles andere ist kriminell und das sehen wir gerade. Der Abgrund ist schon da nur merken es die meisten Bürger nicht. Mal sehen, was den Crash auslöst, lange kann es nicht mehr dauern.
Auf Grund ihres Kommentars spare ich mir den eigenen Senf. Kurz und bündig zielsicher benannt was Sache ist. Danke dafür. Die letzte Konsequenz möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen. Da das westliche Kreditbetrugssystem niemals sein Versprechen halten wird können und der Tag kommt an dem die ganze Geschichte offen anrüchig wird, ist damit zu rechnen, dass über einen großen Krieg die Dinge geregelt werden sollen. Nur sollte man wissen, dass man versuchen kann es zu halten, wie in den letzten beiden WK ’s, nur dass es nicht mehr gelingen kann. Am Ende des schon begonnenen Krieges wird die globale Vernichtung… Mehr
189 Banken in den USA sind in einer identischen Lage wie die SVB. Fast 2400 Banken dort haben negatives Eigenkapital zurzeit. Nun wird genau diese Marktkonstellation bei uns eintreffen, mit Zinserhöhungen und mit der Zeit, da die Zinsen sich erstmal durchsetzen müssen.
Wir müssen unsere Volksbanken und Sparkassen schützen, diese sind das Rückrad des Mittelstands.
Die BIS hat vor wenigen Jahren geschrieben, dass eine Bankenkonzentration förderlich wäre, und dass gerade in Deutschland die Sparkassen und Volksbanken nicht hilfreich dabei sind.
Die MAGA-Gemeinde (Save America with God, Guns and Guts ) sollte nicht vergessen, dass die Risiken der mittelgroßen Banken ( bis $ 250 Mrd. Bilanzsumme ) durch die Erleichterungen bei Regulierungen und Aufsicht, die in 2018 von der republikanischen Mehrheit durchgesetzt wurden, erheblich erhöht wurden. In der Zinswende kommen die Beweise, dass es die Cowboys von Marlboro County ohne Staat eben nicht besser können. Gewinne privatisieren, und Verluste sozialisieren ist im Zweifel alles was sie können.
Vor allem die Schnelligkeit, mit der Kunden das tun, was immer sie wollen! Das geht ja garnicht! Diesem Treiben muss man ein Riegel vorschieben… Herr Habeck und Ihresgleichen übernehmen Sie.
Herr Dr. Krall hat ja schon sehr schön ausgeführt wo der Hase im Pfeffer liegt. Die momentan noch nicht bilanzierten niedrig verzinsten Anleihen sind das Problem. Sobald die Kreditinstitute Geld brauchen und diese Anleihen verkaufen müssen knallt es und die Verluste werden offenbar. Das verzinste Schuldgeldsystem kracht so alle 70 bis 90 Jahre. Es geht auch gar nicht anders, da der Zins nie in der Welt ist und Zinsen immer nur von Menschen erarbeitet werden können. Es gibt halt immer mehr Günstlinge und Nutzniesser dieses Systems. Auf Dauer geht dies nicht gut. Dabei ist es unerheblich ob es zwangsfinanzierte Medienapparate… Mehr
Wir haben längst alles Geld von der Bank abgezogen und „anderweitig angelegt“ und es bleibt nur drauf, was für den Zahlungsverkehr unbedingt notwendig ist. Alles was drüber ist kommt sofort runter. Und solange es Barzahlung gibt, bleibt die Karte zuhause. Bei einem möglichen Bankencrash würde ich nämlich niemals auf die Einlagenversicherung des Staates vertrauen. Die würden keinen Cent ersetzen.