EU: Der Verbrenner darf bleiben – wenn er mit E-Fuels fährt

Deutschland schlägt einen Deal für E-Fuels und damit einen teilweisen Weiterbetrieb für Verbrennungsmotoren heraus. Ländern wie Italien geht das nicht weit genug. Für die Grünen ist es die nächste Schlappe innerhalb der Koalition.

IMAGO / Jochen Eckel
An einer Wassertsoff-Zapfsäule: Bundesverkehrsminister Volker Wissing im Januar 2023

Die Bundesregierung hat sich im Konflikt um das Verbrenner-Aus mit der EU-Kommission geeinigt. Das erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf Twitter. „Der Weg ist frei: Europa bleibt technologieneutral“, so Wissing. „Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor können auch nach 2035 neu zugelassen werden, wenn sie ausschließlich CO2-neutrale Kraftstoffe tanken.“

Wissing hatte am Donnerstag den Vorschlag in Brüssel eingereicht, dass Autos mit „klimafreundlichen Kraftstoffen“ auch in Zukunft neu zugelassen werden könnten. Man habe damit die „Technologieneutralität“ sichergestellt. Bereits auf dem EU-Gipfel hatte Bundeskanzler Olaf Scholz eine „zügige“ Einigung in Aussicht gestellt. EU-Kommissionsvize Frans Timmermans bestätigte die Entscheidung.

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Damit ist zwar eine Entscheidung in dem für Deutschland wichtigen Streit um E-Fuels gefallen. Deutschland gilt bei der Entwicklung des klimaneutralen Kraftstoffs als führend, Autokonzerne wie VW, Audi und Porsche haben dabei Kooperationen mit nationalen und internationalen Unternehmen aufgebaut.

Doch andere Länder wie Italien, Polen oder Ungarn können von dieser Regelung weniger profitieren als Deutschland. So hat Rom bereits gefordert, dass auch Biosprit vom Verbot ausgenommen wird. Hier blockt wiederum Wissing. Der Vorstoß zeigt zudem, dass ein vermeintliches Ausscheren Deutschlands in der Frage der Weiternutzung des Verbrennungsmotors keine Außenseiterrolle spielt, sondern lediglich eine Partei von vielen ist.

Eine Schlappe ist die Entscheidung für die Grünen. Das Bundesumweltministerium von Steffi Lemke (Grüne) lehnte E-Fuels ab. Doch die Federführung liegt längst nicht mehr beim BMUV. SPD und FDP haben neuerlich zusammen gegen die kostenintensiven Wunschträume des grünen Koalitionspartners agiert.

Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der die Blockade des von seiner Partei betriebenen Fortschritts am Dienstag beklagte, ist es eine neue Watsche – und ein Vorbote für den Koalitionsausschuss, der am Sonntag in Berlin stattfindet. Dann soll auch die Frage nach dem Heizungsaustausch auf der Tagesordnung stehen – ein Thema, bei dem Rot-Gelb in Opposition zu den grünen Vorschlägen steht.

Die Meldung ist auch im Kontext zu den jüngsten Entwicklungen auf dem Automarkt zu betrachten. Der US-Konzern Ford hatte erst vor wenigen Tagen gemeldet, dass er einen Verlust von 3 Milliarden Euro im E-Auto-Geschäft erwartet. Die Botschaft: Bleibt dem Kunden die Wahl, dann ist ein Verbrennerverbot unumgänglich, wenn sich das E-Auto durchsetzen soll.

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Kommentare ( 75 )

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tane
1 Jahr her

Die Betrachtung von selbst „Wissenschaftlern“ ist vorsätzlich falsch. Bei 70% Wirkungsgradverlust der Verbrenner und nur 2% beim E-Mobil wird unterschlagen: 2% hat nur der E-Motor, 6% gehen schon jeweils beim Laden und Entladen des Akkus verloren. Vor der Steckdose kommen aber noch Leitungsverluste und Transformationsverluste, Generator und knapp 60% bei den Gas-/Dampfturbinen dazu. Regenerativen Stromüberschuss haben wir sehr selten, im Winter nie. Fährt ein E-Mobil mit dem hohen CO2 Rücksack aus der Produktion mit seinen max 6000 Lastzyklen bei abnehmender Kapazität lange genug um einen gleichwertigen Diesel zu übertreffen? Mit defekten Akku ist nach heutigem Stand ein älteres Auto ein… Mehr

Anti-Merkel
1 Jahr her

Das ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung — es wird dazu führen, dass der Verbrenner zwar theoretisch erlaubt bleibt, aber wegen den Preisen der e-Fuels für einen normalen Menschen nicht mehr realistisch ist.
Was nützt es, wenn der Verbrenner erlaubt ist, aber ein Liter der einzigen zulässigen Sorte Benzin 25€ kostet?

Ernst-Fr. Siebert
1 Jahr her

Ja, wenn wir bis dahin keine anderen Sorgen haben, können wir uns glücklich schätzen.
Und, was passiert eigentlich, wenn sich bis dahin die Erkenntnis durchgesetzt hätte, daß CO² und Wetter nicht und Klima schon gar nicht durch das Spurengas beeinflusst werden, sondern es sich umgekehrt verhält, nämlich, daß die angebliche Erderwärmung das Freisetzen des Gases aus den Ozeanen bewirkt?

Albert Pflueger
1 Jahr her

Es ist leichtsinnig, ein e-Auto zu kaufen, solange die Versorgung mit Strom nicht überzeugend garantiert ist. Davon kann aber nicht im Entferntesten die Rede sein, wenn man sich auf Windmühlen und Solarpanels verlassen soll!

Peterson82
1 Jahr her
Antworten an  Albert Pflueger

wenn das schon leichtsinnig ist. Wie leichtsinnig ist dann erst der E-Fuel Verbrenner für den es nichtmal Kraftstoffe gibt.

tane
1 Jahr her
Antworten an  Peterson82

Zusätzlichen Strom für E-Mobile produzieren wir noch längere Zeit mit Kohle, die Verkehrsinfrastruktur wird kostenlos mitbenutzt. Auch Äthanol ist CO2 frei und schon jetzt mit entspechenden Produktionskapazitäten in E10/E5 enthalten (auch Diesel hat einen Pflanzenölanteil). 40 Milliarden aus Kraftstoffsteuer und KFZ-Steuer müssen dann für CO2 neutralen Kraftstoff entsprechend beim Strom wegfallen. Mit Strom für 1,5-3Cent/KWh aus Wind und Sonne in Chile, Namibia, …… und ohne Kraftstoffsteuer ist E-Fuel auch wettbewerbsfähig.

Iso
1 Jahr her

Dem Verbraucher werden von der Politik sehr viele Einschnitte zugemutet. Teure E-Autos kaufen, mit unkalkulierbar teuren E-Fuels Fahren, mindestens 1 Million Flüchtlinge p.a. in ein überfülltes Sozialsystem integrieren, immer teurere Energie bezahlen, Ganze Häuser und Wohnanlagen auf unbezahlbare Wärmepumpen umstellen. Die Industrie hat es da einfacher, investiert in anderen Ländern und verlässt das Land. Es bleiben dann Jobs wie Koch und Kellner, aber die verdienen nicht genug, um sich diese Sperenzien nicht leisten können.

Peter Pascht
1 Jahr her
Antworten an  Iso

„unkalkulierbar teuren E-Fuels Fahren“ ?
Nicht doch, Lindner plant schon jetzt ein Gesetz „E-fuels PKW“ biliger zu versteuern,
obwohl es einen solchen Unterschied gar nicht geben kann, denn auch bisherige Verbrenner können „E-fuels“ tanken.
Wieder mal blos skrupellose VIP-Klientelpolitik.

Paul Brusselmans
1 Jahr her

Deutschland macht Angst. An der unreflektierten Besserwisserei hat sich nichts geändert. Ideologisch verbrämt, wie 1933 und in der DDR. Wie verrottet das System ist, zeigt dieser Kommentar der „Reporterin“ der zwangsfinanzierten ARD in Brüssel. Mehr politisches Porzellan als diese „Regierung“ samt Hofberichterstatter:?!~¿Innen kann mwd nicht zerschlagen. Käme dieser Kommentar von einer bestimmten Seite, und der wird so sicherlich nicht kommen – es wäre Hass & Hetze und Volksverhetzung. Deutschland mag ja untergehen, aber es sollte nicht Europa mitziehen. Das tut es schon fleissig mit Asyl und verfehlter Energiepolitik und der Statthalterin in Brüssel. https://twitter.com/helga_schmidt/status/1639864764632293376 So sieht die neutrale, umfassende, europafreundliche…Informationsberichterstattung… Mehr

Ferdinand53
1 Jahr her

Die Verbrennerautos sind mit der geplanten Euro-7-Regelung ab 2025 sowieso tot, mir ist nicht klar, wofür Herr Wissing jetzt gefeiert wird. Andererseits – mal sehen, was wirklich kommt, ich bin gespannt auf die Europa-Wahl im nächsten Jahr, hoffen wir mal, dass sich immer mehr Wähler von der unsäglichen CDU-CSU-FDP-Grüne-SPD-Linke-Koalition der Gutmenschen abwenden. Eine EU, die es in etlichen Jahren nach einer Umfrage nicht mal schafft, diese unsägliche Zeitumstellung abzuschaffen, ist in ihrem Selbstverständnis völlig undemokratisch eingestellt. Aber gerade deshalb sollte man jede Chance zum (Ab)wählen ergreifen.

Mike76
1 Jahr her

Am Ende sind die Grünen dem Wissing noch dankbar dafür, dass es sie zumindest temporär aus der ideologisch geprägten Energiefalle (Wind & Sonne) heraus geholt hat.
Ich bleibe dabei: E-Autos sind ein teurer Irrweg, der uns alle noch ganz bitter auf die Füße fallen wird. Am Ende werden viele von den jetzt noch glühenden „e-Fanatikern“ draufzahlen und dann entweder kein fahrtaugliches Auto mehr besitzen oder notgedrungen wieder ein weiteres, krafstoffbasiertes Fahrzeug anschaffen müssen.

Klaus Uhltzscht
1 Jahr her
Antworten an  Mike76

Draufzahlen müssen die Verbrenner-Fahrer. Sie bezahlen die KFZ-Steuerbefreiung und Kaufprämien der E-Autos. Und auch mit den staatlichen Aufschlägen und der CO2-Schwindel-Steuer im Benzinpreis wird Geld von den Verbrenner-Fahrern für die „grüne“ Elite erpreßt.

elly
1 Jahr her

„UmfrageDer Benziner wird bei Autofahrern wieder beliebterHybrid? Elektro? Die Mehrheit der Autofahrer würde sich einen Benziner zulegen, wie aus einer Forsa-Umfrage hervorgeht. Das liegt auch daran, dass das umweltfreundliche Image von Elektrofahrzeugen abnimmt. Comeback des Verbrenners? Benziner erfreuen sich laut einer Umfrage wieder steigender Beliebtheit. In einer Forsa-Befragung unter Autofahrerinnen und Autofahrern im Auftrag der Targobank gaben 30 Prozent der Befragten an, dass sie bei einer Anschaffung einem Auto mit Ottomotor den Vorrang geben würden. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 22 Prozent. Gleichzeitig sinkt die Beliebtheit von Hybridautos : 18 Prozent (minus 4 Prozentpunkte) können sich derzeit vorstellen, solch einen Antrieb… Mehr

Mike76
1 Jahr her
Antworten an  elly

Man muss aber auch festhalten:
Ein Image was ein E-Auto nicht hat, kann auch nicht abnehmen. Nur Spinner glauben, das E-Mobilität ökologisch sinnvoll ist.

Nibelung
1 Jahr her

Nicht schlecht, was er da durchgesetzt hat und was noch ein Schlupfloch für den Verbrenner darstellt, wobei auch hier der Preis nicht berücksichtigt wird, denn es ist wesentlich teuerer als herkömmliche Treibstoffe kosten, mal ganz von dem abgesehen, wo sie dann die 39 Milliarden hernehmen wollen, die sie derzeit über Steuern bei Diesel und Benzin generieren und das alles macht doch keinen Sinn, wenn der Staat selbst und die Bürger bei solchen Entscheidungen nur Geld verlieren und keinen Mehrwert dafür bekommen. Das alles ist wieder so ein Husarenstreich der grünen Politkamarilla und anstatt man ihnen die Meinung geigt, sucht man… Mehr