Österreichischer Biologe und Impfstoff-Kritiker Clemens Arvay ist tot

In Österreich war er mehr noch als beim großen Nachbarn das „Gesicht der Covid-Debatten“, zudem eines, das nicht mit jedem Wort polarisierte, sondern seine Gedanken vorsichtig entwickelte. Dennoch war er vielen Diskurswächtern und „Faktencheckern“ ein Dorn im Auge. Einige erwarten die Vorwürfe schon. Arvays Wikipedia-Artikel wurde vorbeugend unter Schutz gestellt.

Screenprint: ServusTV/Talk im Hangar7

Wie die Kleine Zeitung und der Wiener Exxpress mit Verweis auf Familienkreise melden, hat sich der Landschaftsökologe und mRNA-Impfstoffkritiker Clemens Georg Arvay am vergangenen Samstag im Alter von 42 Jahren das Leben genommen. Die näheren Umstände, so die Kleine Zeitung, seien „privat und sollen es bleiben“. Arvay hatte insbesondere die „beschleunigten Test- und Zulassungsverfahren“ bei der Entwicklung der Corona-Impfstoffe kritisiert, „bei denen die Testphasen ineinandergeschoben werden“. Wie man heute wissen kann, sind das nicht die einzigen Einwände gegen diese Zulassungsverfahren.

Es ist eine Nachricht, bei der man sicher vorsichtig sein muss, sie zu interpretieren. Denn jeder Suizid kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Fest steht aber leider auch, dass Arvay durch sein öffentliches Wirken im Zusammenhang mit den mRNA-Impfungen gegen Covid-19 ins Visier eines bestimmten Teils der Öffentlichkeit geriet – nämlich jener selbsternannten „Faktenchecker“, denen es weniger auf die lebendige Debatte und den Austausch von Argumenten ankommt, als darauf, unbedingt recht zu behalten, eine Gegenposition – so zum eigenen Nutzen ausgedacht sie auch immer wieder sein mag – möglichst absolut und weitgehend zu widerlegen und möglichst vollständig aus dem Diskurs zu verdrängen.

So geschah es auch mit Arvay und seinem Fund von der „Reprogrammierung“ des menschlichen Immunsystems durch die mRNA-Stoffe. Das wissenschaftliche Papier, auf dem er aufbaute und das anscheinend bis heute im Preprint-Status verharrt, war im Mai 2021 veröffentlicht worden. Arvay hatte es, so wie andere Preprint-Papiere auch von der Presse ausgewertet werden, gelesen und interpretiert und dann versucht, die Öffentlichkeit über seine Gedanken zu informieren, offenbar weil er glaubte, damit der Öffentlichkeit einen Dienst zu tun. Auch in der deutschen Presse – wenn auch nicht jener „mit Haltung“ – galt Arvays Entdeckung als erster Hinweis auf mögliche Langzeitfolgen der mRNA-Impfstoffe.

Kampagne der „Faktenchecker“ gegen einen Skeptiker

Anderen war das Wirken Arvays hingegen ein Dorn im Auge, weil seine Ansichten einem gängigen Narrativ zuwiderliefen, es in Frage stellten. So hatte der Wiener Standard schon im Januar 2021 auf die Popularität von Arvays Youtube-Videos (inzwischen meist gelöscht, aber auf anderen Plattformen auffindbar) hingewiesen. Bis zu 1,5 Millionen Klicks hätten diese Videos erreicht. Die Redakteurin kam zu dem Schluss: „Je wilder die Gerüchte, desto mehr Aufrufe.“

Doch schon im nächsten Satz wurden die „realen Auswirkungen“ solcher „Impfskepsis“ befürchtet: „Die Impfbereitschaft der Österreicher schwächelt – was die Eindämmung der Corona-Pandemie langfristig erschweren könnte.“ Hier konnte man die Radikalisierung – gegen die wissenschaftlich stets gebotene Skepsis – in einem Text des Standard nachverfolgen. Im selben Zuge wurde aber oft versucht, Arvay in eine bestimmte, meist „rechte“ Ecke zu stellen. Das soll etwa auch der Wiener Falter mit einem dann aufgegebenen Interview vorgehabt haben.

Viel von dem Streit um Arvay spielte sich auf dem Wikipedia-Eintrag zu seiner Person und darum herum ab. Der „Online-Enzyklopädie“ wurde vorgeworfen, ihn virtuell zu diffamieren. Im Diskussionsforum zum Arvay-Artikel formulierte ein Nutzer, als die Todesnachricht noch nicht bestätigt war: „Ob wahr oder nicht: Das könnte hier ungemütlich werden. Auf Twitter und YT wird bereits Wikipedia vorgeworfen, ihn in den Tod getrieben zu haben.“ Der Artikel wurde derweil unter den höchsten Schutzstatus gestellt. Tatsächlich gibt es Tweets, die auch auf die quasi „ex cathedra“ verkündete Abwertung von Arvays publizistischem Wirken im Wikipedia-Artikel hinweisen.

Arvay hat sich über die dort gesehenen Praktiken auch öffentlich beschwert, so gegenüber der Deutschen Welle: „Die Vorwürfe nehmen also verleumderische Ausmaße an.“ Sein Wikipedia-Eintrag sei teilweise im Stundentakt geändert worden, „um meine wissenschaftliche Expertise infrage zu stellen“: „Mein Fachgebiet, die Gesundheitsökologie, wurde für nicht existent erklärt.
Sämtliche positiven Presserezeptionen meiner Arbeit wurden aus Wikipedia gelöscht und durch Negatives ersetzt. Neuerdings versucht man auch den Eindruck zu erwecken, meine Antwort auf die Pandemie seien ‚Waldspaziergänge‘. Das ist Quatsch. Ich befasse mich in meinem neuen Buch vor allem mit Öko-Immunologie und ökologischer Epidemiologie.“ (Gemeint ist das Buch von 2020 zu den Gründen der Pandemie.)

Innerer Abschied von der Pandemiepolitik

Arvay war zuvor und daneben vor allem als Sachbuchautor mit Titeln zur Landschaftsökologie und Botanik, etwa dem Einfluss von Pflanzen auf das Immunsystem. Politisch ließ das Arvay eher als „Linken“ oder „Grünen“ erscheinen, was man aber nicht so pauschal sagen kann. Er war sicher an der Bewahrung der Umwelt interessiert und an einem harmonischen Leben mit ihr, was aber auch international immer weniger als der Kern links-grünen Handelns in der Politik erscheint. So verwies Arvay schon in seinem Buch „Wir können es besser“, das im September 2020 erschien, auf die Rolle hoher Luftverschmutzung beim Ausbruch von Krankheitsherden, was aber bis heute kaum eine Rolle in der Pandemiepolitik spielt. Dieses Buch wurde noch zugewandt besprochen, was für das folgende „Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko?“ oft nicht mehr galt, obwohl auch hier die meisten es Arvay zugestanden, dass er überlegt argumentiere.

Zuletzt wollte sich Arvay nicht mehr zum Thema „Impfstoffe“ äußern und sich wieder der Landschaftsökologie zuwenden. Auf Facebook schrieb er in diesem Januar: „Die Corona-Pandemie ist vorbei, beim Thema ‚Impfstoffe‘ hat jede und jeder seine oder ihre Position bezogen, wer sich impfen lassen möchte, hat es getan, und wer es nicht möchte, hat es nicht getan. Auf Shitstorms, Denunziation und Attacken aller Art auf mich habe ich schlicht keine Lust mehr. Die Pharmabranche hat mich nie wirklich interessiert. Was mich interessiert, ist das Immunsystem.“

Arvay, der 1980 in Graz geboren wurde, wo er auch zuletzt lebte, wurde nur 42 Jahre alt. Im Frühjahr plante er die Herausgabe eines neuen Buchs über ein „autarkes Leben“ als Selbstversorger. Das Buch soll laut der Kleinen Zeitung im Mai erscheinen.


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Kommentare ( 22 )

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andreas
1 Jahr her

Mein Beileid den Angehörigen. Zur wikipedia lässt sich schon lange nur mehr sagen, dass jeder der sich dort über politik und zeitgeschichte informieren will, einer anhaltenden indoktrination ausgesetzt ist. Unter dem Deckmantel einer pseudowissenschaftlichkeit verbreitet die „Bolschewikipedia“ einseitig linksextreme und/oder regierungstreue Weltbilder, wobei jene, die fundiert andere Ansichten vertreten leicht zu jeder Art von „Leugnern“ werden. Man sollte sich mal fragen, wer die Heere von hass- und Lügenschreibern mit beinahe unendlichem Zeitaufwand finanziert.

Sabine Ehrke
1 Jahr her

Clemens Georg Arvay, ein weiterer Fels in der Brandung… verloren. Gott schütze Dich, RIP… ? Mein tiefstes Mitgefühl für die Familie. Danke für diesen Nachruf.

Georgina
1 Jahr her

Das Ziel dieser staatlich unterstützten selbsternannten Faktenchecker ist es, die perfide Lüge als Wahrheit zu verkaufen und jeden mit niederträchtigen, unlauteren, kriminellen Mitteln zu bekämpfen, der das durchschaut und öffentlich kundmacht um andere zu warnen.

Walter Eiden
1 Jahr her

Clemens Arvay hat aufgezeigt dass Grün eine Farbe ist die für eine gesündere, eine so weit wie möglich auf den Gesetzen und Möglichkeiten der Natur basierende (Um)welt steht und eben nicht Programm einer Partei die sich diesen Farbnamen angeeignet hat.
Ruhe in Frieden

Karsten Paulsen
1 Jahr her

Der Österreichische Psychiater Raphael Bonelli wirft u. a. Wikipedia vor dazu beigetragen zu haben Clemens Arvay in den Tod getrieben zu haben, Clemens Arvay war von den Anfeindungen selbsternannter Faktencheckern und Anderen tief verletzt. Allem voran hat eine Wikipedia Autorin, bzw ein Autorenkollektiv, unter dem Decknamen/Pseudonym Fiona B. Herrn Clemens Arvay seine Qualifikationen abgesprochen und ihn in die Nähe von Verschwörungstheoretikern und Spinnern gestellt. Selbst seine korrekte Berufsbezeichnung ist dort entstellt wiedergegeben. Diese Unterstellungen haben Herrn Clemens Arvay auf das tiefste verletzt. so dass Raphael Bonelli sich direkt an Wikipedia wandte und ihnen vorwirft, dass man auf diese Art auch… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Karsten Paulsen
Georgina
1 Jahr her
Antworten an  Karsten Paulsen

Das ist kein Einzelfall, es kann nicht nur sein, es ist eine kriminelle Blaupause, von Lügipedia. Das Projekt „Wikipedia“ ist gescheitert, wie mindestens ein Gründer in der Vergangenheit offen zugab. Wikipedia erfüllt niemals wissenschaftliche Anforderungen. Diese feigen, diffamierenden Akteure tun das auf Anweisung anderer, die im Verborgenen bleiben. Wikipedia ist bequem, das ist alles, aber gelogen wird dort vom Allerfeinsten.

kasimir
1 Jahr her
Antworten an  Karsten Paulsen

Wikipedia als Lexikon zu benutzen (wie es ja viele Menschen tun) und als einzige Quelle zur Wissensvermittlung ist ein großer Fehler! Erstens werden oft nur Halbwahrheiten vermittelt, gerade wenn es um öffentliche Personen geht (so war es auch bei Clemens Arvay). Zweitens werden oft Fakten verdreht oder wichtige Fakten einfach (bewusst oder unbewusst) weggelassen. Und Drittens: jeder kann einen Artikel in Wikipedia verfassen und ins Netz stellen, dafür braucht es keine besondere Qualifikation oder Ausbildung. Klar, ich lese schon auch mal was bei Wiki nach, nehme aber immer noch andere Quellen wie fachliche Artikel oder Bücher dazu…Leider denken viele, dass… Mehr

Die Wahrheit
1 Jahr her

Danke Arvay, das Du während der schweren Zeit für mich als Ungespritzer da warst. Ich bin tief betroffen. Und wieder tropft das Blut von den Händen unserer Politiker. Unternehmer & Privatpersonen werden vom Größenwahn der Grün-Roten-Gelben in den Suizid getrieben. Immer mehr Messertote in Deutschland. Und die Verantwortlichen sitzen im Bundestag und nicht hinter Gittern. Und das nennt sich Rechtsstaat.

AnSi
1 Jahr her

Er möge in Frieden ruhen! Seinen Angehörigen wünsche ich viel Kraft!
Ich finde es wirklich schade, dass man Menschen neuerdings durch Diffamierung, Hass und Hetze in den Tod treibt. Traurig, wohin sich alles entwickelt. Ich hoffe auf das Karma, welches hoffentlich eines Tages zuschlagen wird.

Magdalena
1 Jahr her

Es ist in Deutschland seit einigen Jahren nicht nur möglich, sondern üblich, Andersdenkende zu diffamieren, auszugrenzen, ihnen die Existenzgrundlage zu zerstören und sie so lange mit Hass und Hetze zu terrorisieren, bis sie erledigt sind. Viele flohen Hals über Kopf ins Ausland, sind dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Arvay aber wurde in den Tod getrieben. Von den zynischen „Wahrheitswächtern“ und ideologisch verblendeten Schreibtischtätern, von denen sich viele feige hinter Pseudonymen in der Anonymität verstecken.

Entenhuegel
1 Jahr her

Nun hat sich m.E. in aller Deutlichkeit gezeigt, dass die Apologeten der C-Impfe und Ihre selbsternannten „Faktenchecker“ bei fundiert argumentierenden Kritikern im Zweifel gezielt ad hominem attackieren und bewusst Existenzen ruinieren, hier mit sehr tragischem Ausgang bei einem sensiblen und seinerseits stets sachlichen (Quer-) Geist.

Rest in peace, Clemens, und mein Mitgefühl für Deine Angehörigen!

Denen, die allzu gerne gegen „Hass und Hetze“ wettern, sie aber selbst eimerweise über Andersdenkende ausschütten, wünsche ich hingegen, dass sie das ernten, was sie selbst ständig säen…

PS: Den Kauf seiner Bücher kann ich im doppelten Sinne empfehlen.

HeinerL
1 Jahr her

„Es ist eine Nachricht, bei der man sicher vorsichtig sein muss, sie zu interpretieren.“
Stimmt und deshalb ruhe auch er in Frieden.
Aber es sei mir trotzdem gestattet, daß mir mulmig wird bei dieser erneuten Todesnachricht hier auf TE. Ist nur so ein Sch…gefühl, aber hatten wir bzw. unsere Vorfahren das nicht schon mehrfach? Mich wundert nach Merkel-Jahren und dem jetzigen Irrsinn inzwischen nichts mehr.