RWE-Chef hält die drei letzten deutschen Kernkraftwerke für verzichtbar

Der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hält die drei letzten noch laufenden deutschen Atommeiler für verzichtbar. Versorgungssicherheit muss ihn als Unternehmer nicht interessieren. Da zählt lediglich das betriebswirtschaftliche Ergebnis, und das sieht gut aus – auf Kosten der Stromverbraucher.

IMAGO / Rupert Oberhäuser
RWE-Chef Markus Krebber, 15.03.2022

Auf die paar Gigawatt Leistung aus den letzten drei Kernkraftwerken kommt es jetzt auch nicht mehr an. Das meint der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber. In einem vorab veröffentlichten Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte er: »In der gesamten europäischen Energieversorgung machen die gut vier Gigawatt Leistung der drei letzten deutschen Kernkraftwerke keinen Unterschied.«

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Die Politik habe entschieden, dass Ende April abgeschaltet werde. »Wir setzen das nun um.« Krebber ist kein Techniker, sondern studierte Wirtschaftswissenschaft. Versorgungssicherheit muss ihn als Energieversorgungsunternehmer nicht interessieren. Da zählt lediglich das betriebswirtschaftliche Ergebnis, und das sieht gut aus, sehr gut sogar. RWE hat erkannt, bei Windrädern gibt es so unfassbar viel Kohle vom Staat, dann werden eben Windräder »noch und nöcher« (Copyright Claudia Kemfert) gebaut und daran prächtig zulasten der deutschen Stromverbraucher verdient.

An Kernkraftwerken haben die deutschen Energieversorger die Lust verloren, zu wild ging es hin und her. Die Leistung der drei verbliebenen Kernkraftwerke lässt langsam nach, neue Brennstäbe wurden nicht mehr bestellt. Für Krebber steht jetzt fest: Deutschland wird Energieimportland bleiben. Ob das Spiel volkswirtschaftlich sinnvoll ist und zu einer gesicherten Energieversorgung beiträgt, muss ihn nicht interessieren.

Ein wenig macht er sich denn doch noch Gedanken außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches: Alternativlos, sagt der RWE-Chef, für die Versorgungssicherheit sei dagegen der schnelle Bau neuer Gaskraftwerke. »Sie sollen künftig als Ersatz einspringen, wenn Wind und Sonne ausfallen.« Ein Blick auf die jüngste Zeit lehrt, dass die konventionellen Kraftwerke fast die vollständige Versorgung übernehmen. Wind und Sonne liefern zu wenig, wie das Tichys Einblick täglich im Energiewendewetterbericht des TE Weckers dokumentiert.

Versteckt gibt der RWE-Chef zu: »Falls wir keine Gaskraftwerke bauen, gibt es in solchen Situationen in Zukunft zu wenig Strom. Oder wir müssen die Kohlekraftwerke in Reserve halten. Beides wollen wir nicht.« Eine Sprachverdrehung ersten Ranges: Kohlekraftwerke liefern die hauptsächliche Leistung; sie werden lediglich etwas heruntergedreht, wenn mal der Wind weht.

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Im Klartext: Ohne Gaskraftwerke soll es nicht gehen. Die sollen »einspringen«, nein sie müssen die Hauptlast übernehmen. Allerdings benötigen Gaskraftwerke – wenn es schnell gehen sollte – fünf bis sechs Jahre, bis sie Strom liefern können. Dann benötigen sie Gas. Das ist nicht vorhanden. Das wenige, das über die LNG-Schiffe kommt, ist zu wenig und zu teuer.

„Woher kommt das Gas, zu welchen Preisen wird es geliefert, und wie werden die Gaskraftwerke die Strompreise beeinflussen?“, fragt Fritz Vahrenholt. Dass sich nach Annahmen der Bundesnetzagentur der Gaspreis in den nächsten Jahren wieder auf etwa 2,5 €ct/kwh, wie in den Jahren bis 2020, zurückentwickelt, sei fahrlässige Spekulation. Und dass die Bundesnetzagentur annimmt, dass langfristig der CO2-Preis auf 200 € pro Tonne CO2 hochgeschraubt wird, bedeute nichts Gutes für die Strompreise. Vahrenholt rechnet vor: „Ein Gaskraftwerk emittiert 0,42 Kilogramm CO2 pro kwh. Ein Preis von 200 € pro Tonne CO2 lässt den Gasstrompreis um 8,4 €ct/kwh anschwellen. Selbst wenn es zu einem Rückgang der Gaspreise auf 2,5 €ct/kwh käme, entstünde dann ein Strompreis von über 13 €ct/kwh bei einem Wirkungsgrad des Gaskraftwerkes von 50 Prozent.“

Es ist schon ein gründliches Desaster, das Grüne in trauter Übereinstimmung mit CDU, SPD und FDP angerichtet haben. Trittins Lüge von der Kugel Eis kommt Deutschland teuer zu stehen. Ein Industrieland wird zum reinen Importland für Strom. Baden-Württemberg, das früher vor allem im Winter Strom nach Frankreich exportierte, muss jetzt von irgendwoher Strom zusammenkratzen. Wenn in den angrenzenden Ländern und in den europäischen UCTE-Netzen der Strom knapp wird, dann bleiben nur noch Flächenabschaltungen. Darauf bereiten sich die süddeutschen Netzbetreiber in Simulationen vor.

Dem Schullehrer Winfried Kretschmann und seinen Genossen, die nicht schnell genug das Kernkraftwerk Philippsburg abschalten und dessen Kühltürme in die Luft sprengen konnten, sei Dank.

(mit Material von dts)


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Kommentare ( 27 )

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StefanZ
1 Jahr her

Die Politik will es so und der Bürger unterstützt in Mehrheit diese Politik. Umfragen und Stimmungen, sind nur für die Medien interessant. Die Fakten, werden an der Wahlurne geschaffen. Man ist gegen vieles was diese Regierung so plant aber es geht ja um die Rettung der Welt und den Kampf gegen „Rechts“. Da muss man halt in den sauren Apfel beissen und Haltung zeigen. Nicht, dass noch die „Falschen“ an die Regierung kommen. Wenn die Tagesschau sagt, dass muss so sein und alles ist in Ordnung, dann muss es ja auch stimmen. Der Rest geht lieber seinen Geschäften im Park… Mehr

U.M.
1 Jahr her

RWE mittlerweile = BlackRock, BlackRock = WEF und somit great reset = Klimawandel. Gibt es da vielleicht Zusammenhänge?

Nibelung
1 Jahr her

Da ist lediglich ein Problemverlagerung in andere europäische Länder und generiert damit neue Abhängigkeiten zu einem hohen Preis für Deutschland und die internationalen Konzerne sind ein Paradebeispiele verantwortungslosen nationalen Handelns, denen geht es nur um den Profit und wo der her kommt ist im Prinzip egal und ist die Wiese abgegrast, zieht man ein Stück weiter, während man dabei eine schaurige Welt in der Heimat hinterläßt, die den Idiologen entgültig zum Fraß vorgeworfen wird, was sie Globalismus nennen und es ernst meinen, solange die Kasse stimmt.

Proll27
1 Jahr her

Ob die ersten Brownouts ein Aufwachen bewirken? Zweifel sind angebracht in diesem Land. Vermutlich ist es zu spät.

Franz Grossmann
1 Jahr her

Die RWE und die Grünen mit Habeck als Wirtschaftsminister sind eine korrupte, mafiöse Ansammlung von Kriminellen. Die RWE kassiert Steuergelder für die Stilllegung und Wiedereinschaltung von Kohlekraftwerken und investiert die Gelder in den USA. Parallel dazu machen sie zur Zeit Milliarden Gewinne aufgrund der überhöhten Energiepreise und ziehen die Verbraucher über den Tisch. Der einzige sinnvolle Platz für diesen Krebber ist eine Zelle in einer JVA.

StefanZ
1 Jahr her
Antworten an  Franz Grossmann

Das ist Marktwirtschaft. Die Kontrolle und Verantwortung dafür liegt bei Habeck und dieser Regierung. Krebber ist kein Verbraucherschützer und dazu verpflichtet diese Chance zu nutzen. Ob es Ihnen oder mir gefällt oder ob der Herr uns symphatisch ist, ist eine ganz andere Frage. Wofür wollen Sie den Mann denn einsperren? Da gäbe es viele andere, die zuerst in die Zelle gehören. Von Wahlfälschung bis Verfassungsbruch, ist ja jede Menge kriminelle Energie vorhanden. Das Wahlvolk hat sich aber daran gewöhnt und selbst Messermörder, Vergewaltiger und andere leuchtende Beispiele „unserer“ toleranten bunten Gesellschaft“, genießen ihr Leben in Freiheit. Herrn Krebber einzusperren würde… Mehr

Franz Grossmann
1 Jahr her
Antworten an  StefanZ

Sie haben Recht, die Rahmenbedingungen für die Energieversorgung in DE werden von der Politik bestimmt. Krebber nutzt die dümmste Energiepolitik der Welt zu seinem und RWE ´s Vorteil aus, auf Kosten der Steuerzahler, aber auch zum Nachteil Deutschlands insgesamt. RWE und Konsorten sind Monopolisten und sind mittlerweile mehrheitlich in öffentlicher Hand. Sie machen alle mit bei dieser sogenannten Energiewende, obwohl sie wissen, dass es nicht funktionieren wird.

Mausi
1 Jahr her

wikipedia:“Aktie und Anteilseigner… Der rund 4,8 % Anteil des kommunalen Anteilseigners Dortmund wird als Festbesitz angesehen, die übrigen rund 95,2 % der Stammaktien gelten als Streubesitz. Neben den meldepflichtigen Anteilseignern besitzen weitere knapp 80 Städte und Kreise einen Anteil am Grundkapital. Diese waren aus der Historie in zwei kommunalen Aktionärsverbänden aus Westfalen und dem Rheinland organisiert. Seit Juli 2021 sind alle Mitglieder im Verband Kommunaler Aktionäre (VKA) Rheinland gebündelt. Zusammen halten sie rund 23 Prozent aller RWE-Aktien.“
Fettschrift von mir.
Im Grunde also ein Staatskonzern wie VW.

Last edited 1 Jahr her by Mausi
Franz007
1 Jahr her

Der RWE Chef ist ein Lakai. Ein Lakai des Regimes in Berlin. Hinweg mit ihm!

RMPetersen
1 Jahr her

Aufwachen wird die Politik erst, wenn es ein größeres Blackout-Desaster gegeben hat. Das dürfte es in dieser Wintersaison nicht geben. Spannend wird es im kommenden Herbst, denn es ist nicht anzunehmen, daß die Gasspeicher ohne Russengas gefüllt werden können. Freundlicherweise hat Russland ja erst dann den Hahn zugedreht, als die Speicher voll waren. Man erinnere sich – es fehlte die Siemens-Turbine. Ich glaube, die steht immer noch irgendwo im Ruhrgebiet. Selbst wenn sie nach Russland käme, gibt es noch das Problem mit den irgendwie defekten Leitungen. Die vom RWE-Boss genannten Gaskraftwerke sind nicht da, und das Gas dafür ist ungewiss.… Mehr

StefanZ
1 Jahr her
Antworten an  RMPetersen

Die Politik ist hellwach und liegt voll auf Kurs. Aufwachen müssten andere. Daran habe ich allerdings erhebliche Zweifel. Wahrscheinlich wird es dann als Sabotageakt von Putin, Rechten und/oder Reichsbürger verkauft. Danach müssen zur allgemeinen Sicherheit die Bürgerrechte ausgesetzt, Versammlungen hart bestraft und Protstierer, das können ja nur Nazis sein, sofort inhaftiert werden.

Axel Fachtan
1 Jahr her

Wer die Welt den Betriebswirten überlässt, erhält eine unbewohnbare Welt. Weil alles wegrationalisiert wird, das keinen direkten Gewinn bringt. Auch RWE geht den Weg des geringsten Widerstand. Die Regierung will die letzten 3 AKW abklemmen. Dann machen wir das halt. Wir brauchen die nicht. Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit sind nicht unsere Baustellen. Wir können gut von dem leben, was den Verbrauchern und der Industrie abgepresst werden. Je teuerer und knapper die Energie, desto besser für uns. Wenn die Verbraucher Pleite gehen, egal. Wir können gut leben und zahlen Spitzengehälter und -prämien. Wenn Blackout ist, dann ist es halt so. Ohne Atomkraftwerke… Mehr

Audix
1 Jahr her

Dieser RWE-Chef reiht sich ein in die Reihe der Industrie – „Kapitäne“, die den Herrschenden die Füße küssen. Das hat Tradition. Die deutsche Industrie hat sich bei Adolf genau so verhalten.

89-erlebt
1 Jahr her
Antworten an  Audix

Grossmann war der letzte RWE Chef mit Sachverstand und Charakter. Der hatte sein Amt nach Merkels wahlpolitischer Atom Rolle Rückwärts sofort niedergelegt und mit… „das geht schief“ Abschied von RWE und der dümmlichen Energie Wende genommen. Nun nimmt RWE Abschied aus dem Energie Wende Desaster, mit goldenem Handschlag von Roberto Blanko und fehlgeleiteten Steuer Mrd.