Tagesschau: Geringverdiener und Kleinunternehmer als rechte Stammklientel

ARD-Journalist Jörg Seisselberg versucht Italiens Ministerpräsidentin Meloni erfolglos in ein schiefes Licht zu rücken. Dabei ordnet er eine Steuerpolitik, die "neben Geringverdienern gezielt Freiberufler und Kleinunternehmer" entlaste, als Geste an "rechte Stammwähler" ein.

IMAGO / FutureImage

Es ist schon ein Leid mit dieser Giorgia Meloni. Man möchte sie mit einem Stock anstupsen und zurufen: „Jetzt mach doch endlich was Rechtsextremes!“ Aber nichts. Rom funktioniert im europäischen Netz geräuschlos, keine Skandale, nicht einmal eine kleine Kapitänsaktion wie unter Matteo Salvini; auch bei der Migration tritt die neue Regierung mit Eleganz statt mit dem Brecheisen auf.

Doch irgendetwas, so dachte sich offenbar der ARD-Korrespondent in Rom, Jörg Seisselberg, müsse man doch Meloni anhängen. Nach 100 Tagen ein ruhiges, effektives Dahinregieren. Keine Uniformen, keine Flaggen, nicht einmal eine Militärparade. Mittlerweile halten auch weiter rechts von Meloni stehende Persönlichkeiten die Frau für ein U-Boot, weil sie lediglich konservative Inhalte vorantreibt, statt in 100 Tagen alle Ausländer aus Italien rausräumt und aus der Nato austritt.

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Schon der Eingangssatz ähnelt einem Offenbarungseid. Meloni inszeniere sich als Kümmerin, aber man dürfe nicht vergessen „wo sie politisch herkommt“. Es zählt nicht die gegenwärtige Politik als Regierungschefin, sondern ominöse idoelogische Hintergründe. Mit denselben Worten könnte man sagen: der Bundeskanzler macht zwar eine gute Politik, man sollte aber nicht vergessen, dass er Christdemokrat ist.

Zitate eines linken italienischen Professors über Meloni? Bekannte Banalitäten. Durchgehender Hinweis auf eine „neofaschistische“ Vergangenheit? Klassiker. Seisselberg sucht händeringend: irgendetwas muss man der Frau doch anlasten. Er findet den Clou – in der Wirtschaftspolitik. Zwar hat Meloni noch nicht den Zusammenschluss der Wirtschaft nach Mussolinis Vision in Korporationen verordnet. Doch zumindest ist man auf dem besten Weg dahin:

„Dazu kommt eine Steuerpolitik, die neben Geringverdienern gezielt Freiberufler und Kleinunternehmer entlastet, als Geste an die rechten Stammwähler.“

Steuerentlastungen sind jetzt rechts. Die Mentalität zeugt nicht nur für eine bemerkenswerte Einschätzung des italienischen Wählerpotenzials. Sie steht im Einklang mit der Überzeugung des linken Journalistenmilieus, dass Freiheit im Zusammenhang mit Faschismus steht. Ob nun bei der Meinungsfreiheit, deren Zensur ein demokratisches Anliegen ist; oder eben bei der Steuer, deren Senkung eine Gemeinwohlgefährdung darstellt.

Dafür, dass von den Rändern der Vorwurf kommt, Meloni mache nichts, zeigen sich 53 Prozent der Italiener zufrieden mit ihrer Regierung. Das muss auch Seisselberg zugeben. Denn wie so viele Italienberichte aus der Feder des ÖRR sagt auch dieser deutlich mehr über deutsche Journalisten – denn italienische Politik aus.

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Kommentare ( 25 )

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25 Comments
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Tesla
1 Jahr her

Dazu kommt eine Steuerpolitik, die neben Geringverdienern gezielt Freiberufler und Kleinunternehmer entlastet, als Geste an die rechten Stammwähler.“ [Seisselberg, ARD]

Ja, das ist wohl der Unterschied zwischen „rechts“ und „links“: „rechts“ entlastet die „Kleinen“ – und „links“ redet nur davon und beutet stattdessen lieber die Fleißigen aus (das „Geld anderer Leute“, bis es denen ausgeht) und drangsaliert sie mit Bürokratie.

verblichene Rose
1 Jahr her

Ist es denn in gewisser Weise nicht logisch, dass diejenigen, die von den Linken verraten und verkauft wurden nun rechts wählen? Schlechter kann es doch nicht werden, oder?

Regina Lange
1 Jahr her

Leider kann man in Kommentaren die man verfasst, nicht direkt von sich geben, was man wirklich denkt! Man muss nett umschreiben, was in einem brodelt! Das fällt nicht immer leicht und dies ist wieder so ein Fall, bei dem es besonders schwer fällt die Contenance zu bewahren! Sagen wir es mal so — ich mag keine Paviane, weil die so rot bearscht sind!

Landdrost
1 Jahr her

Der ehemalige Bild-Chefredakteur Reichelt vergibt jetzt ja auf seinem Youtube-Kanal die von-Schnitzler-Medaille für linientreue Berichterstattung. Wahrscheinlich wird im Zeitablauf die komplette ÖRR-Journaille diese bekommen.

H. Priess
1 Jahr her

Es ist schon ein Kreuz mit den Rechten in Italien. Da wird eine Neofaschistin gewählt und was passiert? Nichts! Keine Fackelaufmärsche, kein Mussolini Gedenkfeiertag stattdessen unaufgeregte Politik. Steuersenkungen für die etwas weniger Betuchten oder die Abschaffung des „Bürgergeldes“ wegen groben Unfugs. Der Höhepunkt der Abgefeimtheit ist für Flüchtlingsschlepperschiffe Häfen vorzuschreiben die weiter im Norden liegen und den Schleppern somit 1500 Km Umweg bescheren. Ganz unaufgeregt denn sie sagen ja nicht, daß sie keine Flüchtilanten mehr aufnehmen wollen eben nur nicht auf Sizilien oder Süditalien.

Last edited 1 Jahr her by H. Priess
Cenuit
1 Jahr her

“ Denn wie so viele Italienberichte aus der Feder des ÖRR sagt auch dieser deutlich mehr über deutsche Journalisten – denn italienische Politik aus.“ Zitat – Ende Dieser weise Satz, aus dem Post meines Vorredners trifft es exakt auf den Punkt !! Als Solches sollte dies auch behandelt werden und als Tochter eines 60 Jahre währenden mittelständischen Handwerkbetriebes ; damals noch kerngesunden Unternehmens meines Vaters , wäre ich nicht überrascht frei der Kommentare ihrer Zunft. Immer wieder erkenne ich “ Medial – Aktivisten“ , angereichert mit feucht ,verquasten Ideologieträumchen ; sich befähigt fühlend durch Schrift und wohlglaubendem Einfluß , die… Mehr

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Jörg Seisselberg ist kein deutscher Journalist, sondern ein Propagandist oder Aktivist. Bitte übernehmen Sie nicht unreflektiert die irreführenden Eigenbezeichnungen solcher Leute. Ein Bankberater ist schließlich auch kein Berater, sondern ein Verkäufer. Und ein Staatsfunkbediensteter ist 2023 kein Journalist mehr. Leider, aber so ist das halt in diesem Land.

Teiresias
1 Jahr her

Es ist nicht so lange her, da galten Kleinverdiener, Freiberufler und Kleinunternehmer noch als typische Klientel der Sozialdemokraten.

So ändern sich die Zeiten – arbeiten ist jetzt „Rechts“. Und der Kampf gegen „Rechts“ ist die oberste Direktive unserer Regierung.

Man kommt nicht umhin, der Regierung in der Hinsicht eine gewisse Stringenz zu bescheinigen.

luxlimbus
1 Jahr her

Herr Galina – stimmt das mit dem fixen Steuersatz für Selbstständige von 15% bis zu einer jährlichen Einkommensgrenze von 85 000 € ?!

fatherted
1 Jahr her

Logisch…..so ziemlich jeder der jeden Tag arbeiten geht ist doch in den Augen der links/grün Medien rechts. Die die nichts leisten, keine Abschlüsse haben, die sich auf Straßen kleben uns sich dafür bezahlen lassen…die vom Völkerrecht kommen und Kriege erklären….das sind die großen Vorbilder….der Rest…ist eben rechts.