Als FBI-Chef James Comey die Ermittlung zu Trumps Russland-Kollusion begann, ernannte er einen neuen Anti-Spionage-Chef. Doch Charles McGonigal scheint käuflich gewesen zu sein, spionierte im Auftrag eines russischen Oligarchen, beging Geldwäsche und verletzte die US-Russland-Sanktionen.
Zuletzt war es sein Job, Feindspione zu enttarnen und eigene Agenten anzuwerben. Sein Standort New York soll dazu besonders geeignet gewesen sein, weil sich dort Spione und Gegenspione konzentrieren. Zudem laufen sich Geschäftsleute und Politiker, Repräsentanten bei den Vereinten Nationen und ethnische Minderheiten in der Ostküstenmetropole über den Weg. Ein reiches Reservoir für jede Art von Spionage und Gegenspionage.
Charles McGonigal war der Leiter der New Yorker Anti-Spionage-Abteilung des FBI, für die letzten zwei von 22 Jahren in der Bundesbehörde. Zum Leiter der Spionageabwehr wurde er von FBI-Chef James Comey berufen, der etwa in jener Zeit die Untersuchung gegen Trump begann, um dessen vermeintliche Russland-Kollusion unter dem Operationsnamen „Crossfire Hurricane“ aufzuklären.
Charles McGonigal, one of the first FBI agents to push the Trump/Russia collusion hoax, now charged with violating US sanctions on Russia and lying about his connections to Russia. https://t.co/P97WlSp4kG
— David Asman (@DavidAsmanfox) January 23, 2023
Zu diesem Zeitpunkt war McGonigal schon sehr gut vernetzt, er kannte jeden in der Welt der Sicherheitsbehörden. Hinzu kam, dass er angeblich immer etwas mehr Geld brauchte, als er gerade verdiente. Er gab es gerne mit vollen Händen aus, wie eine außereheliche Affäre bei Business Insider erzählte, verschenkte schon einmal 100 Dollar an einen Bettler – weil er es konnte und etwas mehr Geld als derselbe hatte. Daneben fehlte es nicht an Besuchen in teuren Restaurants und Geldgeschenken an die Geliebte. Zusätzliche Einkünfte waren folglich immer willkommen. Seine beiden Kinder sollten auch studieren können.
Noch in seiner Zeit als FBI-Agent baute McGonigal eine „Freundschaft“ zu einem albanischen Premierminister auf, den er – angeblich gegen den moderaten Preis von 225.000 Dollar – über die Vergabe von Ölbohrlizenzen informierte. Daneben leitete er sogar eine Ermittlung gegen einen US-Bürger ein, der für den politischen Gegner des albanischen Regierungschefs arbeitete. Auch mit anderen Balkanländern stand McGonigal im Kontakt: Das arrangierte Treffen eines bosnischen Pharmavertreters mit einem amerikanischen UN-Beamten sollte 500.000 Dollar kosten, obgleich unklar ist, ob der Handel abgeschlossen wurde.
Russischer Sumpf um McGonigal
Mehr Aufsehen als dieses zweifellos unkorrekte Mikro-Lobbying erregen nun Geldzahlungen in insgesamt nebelhafter Höhe von dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Deripaska war einst russischer Diplomat gewesen und hatte seinen Reichtum in der russischen Aluminium-Industrie begründet. Zusammen mit dem ehemaligen sowjetischen, dann russischen Diplomaten Sergey Shestakov soll McGonigal Geld für diverse Dienste angenommen haben, unter anderem um einen Rivalen des Oligarchen Deripaska auszuspionieren. Außerdem versuchte er, Deripaska von der US-Sanktionsliste herunter zu bekommen. Deripaskas Name war McGonigal natürlich aus seiner FBI-Zeit und der Trump-Untersuchung bekannt.
Daneben war möglicherweise einer von Deripaskas Untergebenen mit der mysteriösen Benennung „Agent-1“ ein russischer Spion. Die Tochter dieses „Agent-1“ erhielt dank McGonigal eine VIP-Behandlung durch die New Yorker Polizei (NYPD). Angeblich soll es auch um ein Praktikum der Agententochter beim NYPD gegangen sein, nämlich in der Abteilung für „Antiterrorismus, Geheimniserwerb und ‚internationale Beziehungen‘“. Was es alles gibt bei der New Yorker Polizei. McGonigal aber soll durchaus enge Beziehungen zu Deripaska unterhalten haben, ihn auch in seinen Häusern in London und Wien besucht haben. In Nachrichten zwischen McGonigal, Shestakov und „Agent-1“ hieß Deripaska auch „unser Freund in Wien“, „der Wiener Kunde“ oder schlicht „das Individuum“.
Am vergangenen Samstag wurde Charles McGonigal, der seinen FBI-Dienst 2018 quittierte, um bei einer hochpreisigen Immobilienfirma anzufangen, von seinen früheren Kollegen verhaftet. Am Montag kam er gegen Kaution wieder frei. Ihm werden unter anderem Verstöße gegen die US-Russland-Sanktionen und Geldwäsche vorgeworfen. Für jeden der vier Anklagepunkte drohen McGonigal 20 Jahre Haft.
Im selben Jahr 2016, in dem McGonigal zum Chef der Spionageabwehr wurde, leitete James Comey am 31. Juli die Operation „Crossfire Hurricane“ ein. Mit ihr sollten die damals vermuteten Verbindungen von Donald Trump, seinen Mitarbeitern und Kampagnenhelfern zu russischen Offiziellen aufgeklärt werden. Das Ergebnis der Untersuchung ist bekannt: Es fand sich nichts Handfestes. Zwar hatte Russland laut dem Mueller-Report versucht, durch eine Social-Media-Kampagne gegen Hillary Clinton Front zu machen, und so Trump indirekt unterstützt. Aber direkte Kontakte zwischen dem Trump-Lager und Putins Russland, durch die sich die beiden koordiniert hätten, konnten nicht nachgewiesen werden.
Ein „Einhorn-Fall“, so möchte die Nachrichtengemeinde glauben
Auch in Muellers Bericht tauchte Deripaskas Name als der eines engen Vertrauten von Präsident Putin häufig auf. Das Ironische ist nun: James Comeys FBI gerät damit selbst ins eigene „Kreuzfeuer“ – ob sich die Affäre zu einem „Orkan“ auswächst, das muss man allerdings noch sehen. Fest steht: Charles McGonigal, einer der wichtigsten Mitarbeiter Comeys, ist nun selbst als korrupt durch ausländische Mächte entlarvt. In seiner Amtszeit ging es da, gemäß den bisherigen Indizien, nur um Zwerge wie Albanien oder Bosnien-Herzegowina. Aber spätestens nach seinem Rücktritt ging McGonigal an die Kapitalisierung seiner Kenntnisse und Kontakte im Namen russischer Interessen.
Dem Oligarchen Deripaska wird von der US-Regierung ein langes Sündenregister vorgehalten, unter anderem Erpressung, Geldwäsche, Abhören von Regierungsbeamten und einiges Schlimmere, das vielleicht nicht über den Vorwurf hinausreicht. Die US-Nachrichtengemeinde ist folglich alarmiert. Manch einer bevorzugt es, von einem „Einhorn-Fall“ zu sprechen – also etwas „unglaublich“ Seltenem, das ja offensichtlich geeignet sei, das Vertrauen der US-Bürger in Institutionen wie das FBI zu erschüttern. Aus Sicht der Washington Post muss man nun auch James Comey verantwortlich machen für die Förderung seines zweifelhaften Mitarbeiters. Die Comey-Jahre seien die schlimmsten in der Geschichte des FBI gewesen seit dessen Anfängen unter J. Edgar Hoover.
Auch seine Geliebte, die Rudy-Giuliani-Vertraute Allison Guerriero, wurde von McGonigal betrogen – denn der war die ganze Zeit verheiratet und hatte offenbar auch nicht vor, seine Frau wegen Guerriero zu verlassen. Als sie eine Tüte voller Geld in seiner bescheidenen Brooklyner Wohnung fand, behauptete der FBI-Agent, er habe auf ein Baseball-Spiel gesetzt und gewonnen. Guerriero tröstet sich nun, da alles vorbei ist: „Er hat sie alle zum Narren gehalten. Warum sollte ich mich schlecht fühlen, weil er mich getäuscht hat?“
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Zur Vorbereitung der Invasion in Italien (2.WK) hat die damals noch OSS (Office of Strategic Services) genannte Vorläuferorganisation der CIA mit der italieniscen Mafia zusammengearbeitet. Verflechtungen mit der organisierten Kriminalität gehören schon seit der Gründung 1947 zur „normalen“ Arbeitsweise der CIA – und sicher auch anderer Geheimdienste. Man denke nur an den Fall „Dutroux“: Wenn Journalisten in Deutschland mit polizeilichem Druck daran gehindert werden, Verbindungen im „Dutroux“-Fall nach Brüssel zu recherchieren, wirft das ein Schlaglicht auf genau solche Verbindungen. Das ganze Unwesen mit V-Leuten des Verfassungsschutzes (man erinnere sich an die Posse um das NPD-Verbot) gehört ebenfalls in die Reihe.… Mehr
Das Problem haben wir in Deutschland auch. Man ist nicht vorsichtig genug bei der Einstellung von Personal in sicherheitsrelevante Strukturen. Wobei ich das Problem nicht auf Russland und damit auf einen einzigen Player verengt sehen will, auf dem alle gerade herumschlagen, sondern auf den systemischen Überbau: Wer in sicherheitsrelevanten Kreisen die Richtung vorgibt, der sollte in seiner Entscheidung frei von jeder äußeren Einflussnahme und damit zuvorderst den Interessen seines eigenen Landes verpflichtet sein. Da muss ein Patriot ins Amt, der nur seinem eigenen Land dient und einzig mit echten Verbündeten und nicht mit Feinden zusammenarbeitet. Das scheint im Westen nicht… Mehr
McGonigal scheint ein definitver Fehlgriff gewesen zu sein. Wir erinnern uns aber, dass es in 2015/16 eine Vielzahl von nebulösen Russlandkontakten von mehreren Personen der Trump-Campaign gab, einschließlich den Besuch einer dubiosen Russin im Trump-Tower beim Trump-Sohn. Ich habe kein Archiv der Einzelheiten von vor ca. 7 Jahren, aber es gab damals noch einen vagen Plan, in Moskau einen Trump-Tower zu bauen. Ausserdem gab es US-seitig Immobiliengeschäfte von Russen mit Trump, an denen Trump ausserordentlich hohe Wertsteigerungen “ verdient “ haben soll. Warum ist bis heute ungeklärt. Der FBI-Direktor Comey war eine sehr eigenwillige Person – aber Trump hat, wenn… Mehr
Ja, ich denke das auch. Auf jeden Fall wird das vielleicht noch spannend. Um über ihm nach und nach evtl. schmutzige Einflussnahmen / und derer Taktiken…der Russen festzustellen.
Von daher ist es nur gut, das man eine/zwei falsche Krähe(n) aufgedeckt hat. Mögen noch viele folgen!
Heute dieser, morgen der nächste Sumpf, sinnlos darüber nachzudenken !
Korruption und Lobbyismus beherrschen mittlerweile die Welt. Diese Leute finden oder formen auch die passenden Politiker zu Ihrem schändlichem Tun und wenn mal etwas an die Oberfläche kommt, sind alle bestürzt.
Ich vergleiche das immer mit den „Phlegräische Feldern “ in der Nähe von Vulkanen. Du denkst beim Laufen, hallo, hier ist ja alles Hohl darunter, überall kommt stinkender Dampf aus der Erde. Du fühlst Dich sicher, aber im Grunde stehst Du auf dem Vulkan, der jeden Moment ausbrechen kann. Und er wird ausbrechen !!!..
Ich denke, dass es sich eher um amerikanischen Sumpf handelt.
Sehe ich auch so. Jeder Geheimdienst ist so gut oder schlecht, wie seine Mitarbeiter. Und der Mensch ist käuflich bis in die Spitzen der Macht. Schon Seneca sagte vor 2000 Jahren, Macht korrumpiert. Was also soll das Geschrei beim FBI. Sowas gehört zum dreckigen Geschäft der Geheimdienste dazu. Der nächste Fehltritt ist womöglich schon im Gange.