Diversity Works als Reality Show

Wo es überall Geld zu verdienen gibt in der großen, unübersichtlichen und komplett intransparenten Migrations-Industrie, zeigt ein Beispiel bei der Deutschen Welle.

Screenshot ZDF

Ich schau Dir in die Augen, Kleines … wie einem mit brachialem Brainwash beigebracht werden soll, nur das Gute zu denken und immer das Richtige zu tun.

Die Diskussion um die Zuwanderung ist ja nicht neu. Wir erinnern uns an den langen, zähen Kampf um die ideologische Lufthoheit zu Beginn der Rot-Grünen Koalition 1998, als eine am Beaujolais Nouveau der grade ergriffenen Macht angetrunkene Truppe von sozialen und grünen „Spitzenpolitikern“ 2000 die drängenden Themen „Doppelpass“ und „Green Card“ (weniger English ging wohl nicht) in Angriff nahm.

Der Widerstand der CDU, von der Spendenaffaire weichgekocht und des langen Abwehrkampfes müde, knickte ein. Mit dem bekannten Ausgang: Weder genügend Inder oder syrische Ärzte fanden sich, um die Kontingente in der Preisklasse(über 80.000 Euro Jahreseinkommen)  auszuschöpfen, und so landete der kühne Zuwanderungsflop wieder in der Mottenkiste rotgrüner Schäume. Die Firmen bedienten sich auch so weiter weidlich am Gehirnschmalz der Entwicklungsländer, aber lieber per Internet oder während kurzfristiger Aufenthalte der Umworbenen zu „Praktika“ in Deutschland und selbstverständlich nicht zu anständigen Mindestlöhnen.

Der Doppelpass aber wurde deshalb zum Bumerang, weil alle Warnungen und Verweise auf die schillernden Konsequenzen von Rotgrün in den Wind geschlagen wurden. Mittlerweile sieht selbst Herr Augstein, dass da was schwer schiefläuft, leider nur, weil die früher hoffierten Türken nun nicht mehr ins eigene geschönte Weltbild passen wollen.

Nicht erst seit der deutschen open-end-Asylkrise 2015 veranstalten die Öffentlich–Rechtlichen Sendeanstalten viele quirlige Initiativen, um die Befürchtungen weiter Teile der Bevölkerung ob gestiegener Zuwanderung zu zerstreuen. Eine schöne Variation dieser Bemühungen ist die Wiederentdeckung eines Experiments, das ZDF-Neo im Jahre 2014 zuerst sendete, und die derzeit bei der Deutschen Welle als Wiederholung läuft.

Diversity Works als Reality Show

Das Sozialexperiment hat seine Ursprünge in den Erkenntnissen einer Lehrerin aus den USA, die dasselbe bereits an ihr anvertrauten Minderjährigen ausprobiert, dann aber dafür, wen wundert es, kräftig „Flak“ auf sich gezogen hatte. Hernach hat sie das Vorhaben mit Volljährigen wiederholt und sich als consultant in Sachen Rassismusvorsorge etabliert. Die als Unternehmensberatung auftretende deutsche Firma „Diversity Works“ die sich im „code of conduct …der Beseitigung aller Diskriminierungsformen“ verschrieben hat , führte auf Basis ihrer Arbeit eine Reality-Show durch.

Das Geschäftsmodell: Der im fachmännischen Umbau zu mehr Bereicherung begriffenen Gesellschaft wird angeboten, die dadurch zwangsläufig entstehenden Spannungen durch einen Rollentausch, Neuankömmling gegen Alteingesessener, Habenichts gegen Reich, Un- gegen Ausgebildeter und Einheimischer gegen Ausländer zu erleben und besser zu verstehen. Aufgehängt wird das Rollenspiel aber nicht an diesen Kategorien, sondern einzig und alleine an Farben.

Dem Zuschauer wurde also 2014 bereits folgendes Schauspiel unter dem reisserischen Titel „Der Rassist in uns“ vorgespielt: Eine Truppe ahnungsloser und offenbar wahllos rekrutierter Freiwilliger wird unter dem Vorwand, an einem Workshop über Anti-Rassismus teilzunehmen, vom ZDF in ein Museum eingeladen. Dort werden sie in eine Gruppe mit blauen und eine mit braunen Augen aufgeteilt und anschliessend einer dezidiert unterschiedlichen Behandlung unterzogen.

Die Blauäugigen werden allesamt gemobbt, benachteiligt und pauschal als Verlierer und biologisch Benachteiligte hingestellt. Die Braunäugigen werden besonders gelobt, verhätschelt und mit unfairen Methoden zur intelligenteren und scheinbar überlegenen  Gruppe hochmanipuliert. Es kommt wie es kommen muss, die blauäugige Gruppe spürt den Druck, versagt dann auch schon mal von alleine bei Tests und erfüllt alle Vorurteile, die ihnen selbst und den Braunäugigen von dem demagogisch auftretenden Showmaster suggeriert werden.

Am Schluss wird allen eröffnet, wie der Hase eigentlich lief, und dass sie nun ja alle wüssten, wie es sich anfühle, rassistisch eingestuft und benachteiligt zu werden. Beifall kam, wenn man die Pressemeldungen von damals so revue passieren lässt, nur spärlich. Zu augenfällig waren die Schwachpunkte im setup, das ja die Ahnungslosigkeit aller Akteure zur unbedingten Voraussetzung hatte und dieses irrwitzige Rasse-Kriterium, an denen der Unterschied zwischen den Blauäugigen und Braunäugigen festgemacht wurde: durch blaue Augen käme mehr schädliches Sonnenlicht ins Hirn.

Lohnendes Dokutainment

Trotz all dieser Ungereimtheiten hat das ZDF das Programm gesendet, war doch der Produzent Patrick Sheedy Träger des Deutschen Fernsehpreises in der Kategorie „Dokutainment“. Gleich zwei Doktoren der Sozialwissenschaften waren als Beobachter und kundige Kommentatoren dabei, um das rein wissenschaftliche Anliegen der Studie zu untermauern.

Schief liegt bei diesem fragwürdigen Format vor allem eines: Es soll auf Teufel komm raus bewiesen werden, dass „diversity works“ und dort, wo sie nicht funktioniert, soll die Schuld alleine bei den engstirnigen und bornierten Bürgern verortet werden, die nur ihre Vorurteile ausleben wollen. Ob und mit welchen Mitteln die Macher anschließend ggf. Unbelehrbare oder Uneinsichtige zur Raison bringen wollen, verschweigt die Sendung. Man begnügt sich damit, ES den Leuten gezeigt zu haben.

Diversity works basiert auf der in den 60ern unbestreitbar zutreffenden Erkenntnis von Frau Elliott, dass eine vornehmlich weiße, egoistische Ex-Sklavenhaltergesellschaft erstens mit sich selbst am meisten und liebsten beschäftigt ist und sie zweitens die früheren befreiten Sklaven stiefmütterlich und herablassend behandelte. Hier bemühen sich die USA schon seit Jahrzehnten um eine Lösung. Ob die heutigen Probleme rein durch eine rassistische Sichtweise ausgelöst sind, ist zweifelhaft. Gar nicht anzuzweifeln ist, dass es vereinzelt Leute gibt, die jemanden sofort scheel ansehen und schlecht behandeln, nur weil er eine andere Hautfarbe hat. Das aber zu einem Leitmotiv zu machen, mit dem ganze Gesellschaften als in der Wolle rassistisch gefärbt gescholten werden, ist hahnebüchen.

Zurück zum ZDF-Dokutainment. Die einzige Parallele, die sich zwischen Deutschland und den weiß dominierten USA der 60er/70er Jahre ziehen lässt, ist, dass beide Länder sehr lange hauptsächlich von Menschen weißer Hautfarbe regiert und bewohnt waren und dass sie über sehr ähnliche, mitteleuropäisch geprägte Lebensweisen und gesellschaftliche Normen verfügen. Hier offenbart sich schon, dass die überholten Theorien von Frau Elliott zum Thema Rassismus für die USA heute nicht so, und für Deutschland überhaupt nicht verfangen können.

Wenn man die Lage der bedauernswerten „blauäugigen“ Gruppe mit denen der Schwarzen in den USA vergleicht, so kann es nur dem völlig undifferenziert eingleisig Denkenden in den Sinn kommen, eine solche Behandlung pauschal auf alle Beziehungen zwischen Weißen und Nicht-Weißen in den USA, und schon überhaupt nicht auf die zwischen Zugewanderten und den Deutschen auszuweiten.

Blauäugiges Anti-Rassismus-Training

Der normale Umgangston in den USA, sofern man nicht ins absolute Präkariat absteigt, spielt sich keinesfalls auf dem Niveau ab, auf den hier während ein paar Stunden in einer fabrizierte Situation Menschen unterschiedlicher Augenfarbe herabgelassen werden. Dort, wo es darauf ankommt, nämlich in der Schule, der Universität,am Arbeitsplatz und im Freizeitsport, ob im Restaurant oder im Park, gibt es einen solchen Kasernenhofton, wie ihn der ruppige Herr Schlicher hier anwendet, zwischen Weiß „oben„ und „Farbig“ unten, nicht. Selbst bei den unteren Rängen in den Streitkräften sind diese Umgangsformen zwischen den verschiedenen Ethnien unüblich und werden weder geduldet noch gefördert. Hier arbeitet „Diversity Works (DW)“ offenbar so schlau mit Vorurteilen gegenüber den USA, dass sich manche Kundschaft allzu schnell von der Kernaussage überzeugen lässt (four legs good, two legs baaaaad).

Natürlich sammelt DW auch Punkte bei manchen Firmen oder Behördenchefs (z.B. der Polizei Schleswig-Holstein), weil sie vorgeblich das Schlechte ausrotten (siehe code of conduct) und dem Guten zum Sieg verhelfen wollen. Die Berater spielen clever auf der Klaviatur des Misstrauens, das sich leider immer weiter in eine tief gespaltene Deutsche Gesellschaft hinein erstreckt: „Ist mein Mitarbeiter ein Nazi? Zum Glück gibt es ja DW, die machen ein kluges Anti-Rassismus-Training“ Der Termin macht sich auch auf der Firmenwebseite gut.

Deutschland ist – noch – für viele Ausländer ein Hort der Ordnung und der Regeln, des gesellschaftlichen Drucks auf Abweichler (gehen Sie mal bei Rot über die Straße! Ach, bei Ihnen im Viertel schon nicht mehr? Sieh an.) und der weitgehenden Konformität. Das macht das Land für Viele langweilig und spießig, für die große Mehrheit aber, auch für viele Zugewanderte, ist es gerade dieser Zwang zur Ordnung, das Festhalten an Regeln und Konventionen, das ihnen im Leben Richtung und Halt gibt. Dass sich „neigschmeckte“ Neuankömmlinge in Deutschland immer erstmal gegängelt fühlen, ist völlig verständlich und Teil eines oft schmerzhaften Anpassungsprozesses. Der Neue kann zunächst eben nie die erste Geige, ja nicht mal auf dem Kochtopf irgendetwas spielen.

Die Wirklichkeit ist anders

Viele Zuwanderer aus dem asiatischen Raum besitzen diese biegsame Anpassungsfähigkeit, die eigene Unzulänglichkeiten sachlich ein-, und Verschiedenheit unterordnet und immer begierig ist, im neuen Umfeld vom offenkundig Schlaueren zu lernen und aufzuholen. So gelingt es den Vietnamesen und Chinesen z.B., sich überall in Europa zu gerne gesehenen und willkommenen Neubürgern hochzuarbeiten. Andere wiederum, leider oft aus einem bestimmten Kulturkreis, haben hier erhebliche Probleme. Unterordnung ist ein Fremdwort, Lernen so lala, man bleibt ein Fremder mit Gemüseladen und lieber unter sich. Und harte Arbeit ist jetzt auch nicht wirklich Jedermann’s Sache, oder?

Und dennoch : Auch dieser Personenkreis erfährt sehr selten die Art der persönlichen Zurücksetzung, mit denen der Leiter des Projekts „Rassist in uns“ seine Schützlinge traktiert. Die Norm sind im deutschen Bildungssystem, im Sport und Beruf strenge und fordernde, aber keinesfalls rassistische oder diskriminierende Vorgesetzte und Ausbilder. Der Lehrling wird mal von den Dienstälteren ins Materiallager geschickt, um den Topf mit dem Feilenfett oder ein Paket Zündfunken zu holen, es wird grob gescherzt und auch mal über das Ziel hinausgeschossen.

Es stimmt: Ausbilder, Handwerksmeister, Gesellen, Berufsschullehrer und Unteroffiziere, Kindergärtnerinnen usw. sind oft keine Meister der Geduld und der Pädagogik. Sie sind stolz auf ihr Können, ihre Stellung und wachen eifersüchtig über die Qualität ihrer Arbeit, erwarten Interesse und Wertschätzung von Azubis und Mitarbeitern. Unerträglich sind dem deutschen System der Faulpelz, der Großschwätzer und der Drückeberger.  Auf die wird schon mal verbal eingeprügelt.  Aber jeder, gleich welcher Hautfarbe oder Rasse oder Religion, bekommt, wenn er sich ehrlich bemüht, eine Chance und auch gerne mal eine zweite.

Deshalb hat das Deutsche Bildungssystem einen so guten Ruf in der Welt. Wer in Deutschland zur Schule gegangen ist, weiß um die Schwächen und versteht aber mit zunehmendem Abstand besser, wie schwierig es ist, im täglichen Zusammenleben das richtige Maß an Strenge und Laissez-Faire zu finden. Ein rassistisches, ungerechtes oder unfaires System ist es aber nicht, und wer das behauptet oder wissenschaftlich zu beweisen versucht, begeht Rufmord.

DW zieht den scheinbar beeindruckenden AHA-Effekt aus der Überrumpelung der einfachen Kandidaten, die glauben, an einem Spielchen teilzunehmen und dann völlig aus den Wolken fallen, wenn sie unflätig beschimpft und herumgeschubst werden. Viele haben sich dem „workshop“ auch konsequent entzogen. An den übriggebliebenen langmütigen „Gästen“, denen die Hohen Herren und Damen Sozialforscher wahrscheinlich sogar noch Schuldgefühle einimpfen konnten, hat die seltsame Firma noch das Exempel statuiert: Sehen Sie, wie schlecht sich Opfer all dieser Rassisten fühlen MÜSSEN? Da können Sie ja keine Integration erwarten!  Rütlischule, Kotti, Domplatz, daran sind Sie selbst Schuld.

Emil Kohleofen ist freier Publizist.

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