Habecks „intelligenter“ Stromzähler: Auf dem Weg in die Stromrationierung

Weil „wir nicht zu viel Strom haben“, will Wirtschaftsminister Robert Habeck sicherstellen, dass der vorhandene „effizienter“ genutzt wird: mit dem Einbau eines „intelligenten“ Stromzählers bei den Energiekunden. Das wäre wieder ein Schritt heraus aus der Marktwirtschaft.

IMAGO / Fotostand

Zuweilen sind es die vermeintlich kleinen Nachrichten unter der Schwelle der Wahrnehmung, die schlaglichtartig das ganze Elend enthüllen. Habecks Drei-Minuten-ex-tempore zu Lützerath verdeckte, worum es eigentlich auf der Pressekonferenz ging, nämlich um nichts Geringeres als um den nächsten Schritt in den grünen Überwachungs- und Bevormundungsstaat und ökonomisch in die Mangelwirtschaft.

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Um es in einem Satz zu sagen, unter dem im Kabinett beschlossenen Entwurf „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ soll der Einbau von sogenannten intelligenten Stromzählern bei allen Energiekunden durchgesetzt werden. Klingt erstmal nicht aufregend, ist es aber bei näherem Hinsehen – der Gesetzesentwurf und vor allem die Begründung durch den grünen Minister.

Die digitalen Zähler sollen ab 2025 verpflichtend bei größeren Stromkunden, die zwischen 6000 und 100.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, eingebaut werden. Bis Ende 2030 will man dann 95 Prozent dieser Kunden an einem digitalen Zähler angeschlossen haben. Haushalte mit einem geringeren Jahresverbrauch als 6000 Kilowattstunden können einen digitalen Zähler montieren lassen, müssen es aber nicht. Darauf, dass unter den Grünen diese Freiwilligkeit Bestand hat, sollte man aber nicht wetten, denn die Freiwilligkeit ist dem misslichen Umstand geschuldet, dass man ohnehin nicht über die Kapazitäten verfügt, bis 2030 alle Haushalte mit digitalen Stromzählern zu versorgen.

Aber den Privathaushalten soll das Recht zugestanden werden, von ihrem Stromanbieter den Einbau eines digitalen Zählers zu verlangen. Verkauft wird der Umstieg dem Verbraucher damit, dass er dann entsprechend dem aktuellen Strompreis an der Strombörse seinen Stromverbrauch steuern kann. Nach den weltfremden Vorstellungen der Grünen könnte der Stromkunde höheren Stromverbrauch, um sein E-Auto aufzuladen oder Wäsche zu waschen, in Zeiten legen, in denen die Sonne scheint und der Wind weht und anderseits bei Dunkelflaute mit den Hühnern schlafen gehen und jegliche Aktivität einstellen.

So wird jeder stromverbrauchende Bürger zu einem Meteorologen – das hat doch was. Um aber so flexibel zu sein und von der Flexibilität zu profitieren, müssen die Stromkunden in einen flexiblen Tarif wechseln. Wenn aber aus irgendwelchen Gründen der Strompreis dauerhaft hoch ist, erweist sich die Flexibilität recht schnell als Falle.

Worum es eigentlich bei der sogenannten Flexibilität geht, hat Robert Habeck auf der Pressekonferenz nicht verschwiegen. Er gestand nämlich ein: „Wir haben ja nicht zu viel Strom in Deutschland und wir werden ihn auch so schnell nicht haben“, das heißt im Klartext: Wir haben zu wenig Strom in Deutschland – und das wird auch so bleiben, entweder für immer oder für den unwahrscheinlichen Fall, dass Habecks Wasserstoff-Utopie doch funktionieren sollte, bis zu dem selbst von Habeck eingeräumten fernen Datum, an dem Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen.

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Weil Habeck weiß, dass seine Energiewende die Energiesicherheit stört und im Grunde das Vabanquespiel ist, das er und die seinen mit der deutschen Volkswirtschaft spielen, will er mit dem Einbau digitaler Zähler sicherstellen, dass die vorhandene Energie in Zukunft „effizienter“ genutzt wird. Da man den durch die sogenannten erneuerbaren Energien erzeugten Strom nicht speichern kann, sollen die Leute Strom dann verbrauchen, wenn er da ist, nicht wenn sie ihn benötigen.

Habeck verdeutlichte auf der Pressekonferenz, dass seine Energiewende nur funktioniert, wenn zwingend zu dem Ausbau der Wind- und Photovoltaikparks die „Flexibilität“ der Verbraucher kommt, wenn die Bürger zum Stromsparen und zum Stromverbrauch zu bestimmten Zeiten gezwungen werden. Wenn nicht genügend Strom da ist, muss er eben effizienter genutzt werden. So gesehen könnte man den digitalen Stromzähler auch als Habecks Variante von Kretschmanns „Waschlappen“-Rat bezeichnen.

Doch wenn der Stromkunde dank des digitalen Zählers jederzeit ermitteln kann, wie viel Strom er verbraucht und wie viel die Kilowattstunde an der Energiebörse kostet, dann kann das der Anbieter, dann kann das vor allem die Regierung auch. Statt die Energieversorgung zu sichern, bereitet sich der Wirtschafts- und Klimaschutzminister auf die Rationierung von Energie vor, die unweigerlich Resultat seiner großen Transformation ist.

Fragen des Datenschutzes spielen in einem totalen grünen Staat keine Rolle und interessieren Habeck demzufolge auch nicht. Schließlich schrieb schon der Vordenker der großen Transformation, Karl Polanyi, im gleichnamigen Buch über die Freiheit des Bürgers der transformierten Gesellschaft: „Solange er sich seiner Aufgabe, mehr Freiheit für alle zu schaffen, widmet, braucht er nicht zu befürchten, dass sich Macht oder Planung gegen ihn wenden und die Freiheit, die er mittels ihrer erreicht, zerstören werden.“ Solange der Mensch die Aufgaben löst, die ihm von „Macht oder Planung“ zugeteilt werden, hat er von der „Macht oder Planung“ nichts zu befürchten. Schließlich will Robert Habeck das Beste für alle – und es ist Robert Habeck, der am besten weiß, was das Beste für alle ist. Da kann man sich als dankbarer Bürger auch etwas flexibel zeigen.

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Kommentare ( 95 )

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a.bayer
1 Jahr her

Die (West)deutschen werden, außer den Chinesen, dass einzige Volk auf diesem Planeten sein, das sich den Strom mehrheitlich bereitwillig abdrehen lässt. Zumindest, solange nicht die ganzen Ömchen, die von Merkel zu Habeck ‚ruebergemacht haben, auf die lange, lange Reise gegangen sind…

Last edited 1 Jahr her by a.bayer
michael p
1 Jahr her

Oberverwaltungsgericht von NRW, Eilbeschluss vom 4. März 2021, Az. 21 B 1162/20 (Der Beschluss ist unanfechtbar. Gericht stoppt Einbaupflicht für Smart Meter März 2021 Die intelligenten Stromzähler – auch Smart Meter genannt – die derzeit im Umlauf sind, genügen nicht den gesetzlichen Anforderungen. Das hat das Oberverwaltungsgericht von NRW entschieden und die Pflicht zum Einbau gestoppt. Systeme erfüllen gesetzliche Anforderungen nichtGrund für die Entscheidung ist, dass die am Markt verfügbaren intelligenten Messsysteme nicht den gesetzlichen Anforderungen genügen. Sie seien hinsichtlich der Erfüllung der im Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) und in Technischen Richtlinien normierten Interoperabilitätsanforderungen nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, zertifiziert. Diese Messsysteme können… Mehr

mega2xbass
1 Jahr her

So weit ich informiert bin, sind die Schnellladesäulen von Mercedes Benz und Tesla von Habecks „Spitzenglättung“ ausgenommen.
Mercedes hat angekündigt, ein eigenes Schnellladenetz aufzubauen, um dem Kunden ein einmaliges „Ladeerlebnis“ zu garantieren…..
Wie lange hätte es wohl gedauert, bis der Akku eines S-Klasse Mercedes voll ist, wenn der intelligente Stromzähler die Leistung der Säule zeitweise runterregelt, oder vielleicht sogar den Akku anzapft?
Noch Fragen?

Manfred_Hbg
1 Jahr her

Zitat: „Die digitalen Zähler sollen ab 2025 verpflichtend bei größeren Stromkunden, die zwischen 6000 und 100.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, eingebaut werden.“

> Na, wenn sich dann dank staatlichen Zwang das e-Auto immer mehr durchsetzen wird, dann werden bei ab 6000 Kilowattstunden von den digitalen Zähler wohl auch immer mehr e-Auto Besitzer betroffen und somit kontrollierbar sein. Was dann der grünen Logik nach dazu führen wird, dass dann auch gleich die restliche/gesamte Bevölkerung mit einen digitalen Zähler zwangsversorgt werden kann.

mega2xbass
1 Jahr her
Antworten an  Manfred_Hbg

So weit ich informiert bin, sind die Schnellladesäulen von Mercedes Benz und Tesla von Habecks „Spitzenglättung“ ausgenommen.
Mercedes hat angekündigt, ein eigenes Schnellladenetz aufzubauen, um dem Kunden ein einmaliges „Ladeerlebnis“ zu garantieren…..
Wie lange hätte es wohl gedauert, bis der Akku eines S-Klasse Mercedes voll ist, wenn der intelligente Stromzähler die Leistung der Säule zeitweise runterregelt, oder vielleicht sogar den Akku anzapft?

Nico Laus
1 Jahr her

„Wir haben kein Stromproblem, sondern ein Gasproblem …?“
Aussage der hochgebildeten Fachleute:
Robert Habeck, Ricarda Lang … alle aus dem gleichen (grünen) Stall.

Wolfgang M
1 Jahr her

Es gibt Arbeiten, bei denen nicht einfach auf Bedarf der Strom abgestellt werden kann: Kochen, viele Handwerksarbeiten (wie beispielsweise Bohren, Sägen), beim Zahnarzt, im Kaufladen, beim Tanken, im Operationssaal, usw.
Das System scheint unausgegoren zu sein.

Wolfgang M
1 Jahr her

Es gibt Arbeiten, bei denen nicht einfach auf Bedarf der Strom abgestellt werden kann: Kochen, viele Handwerksarbeiten (wie beispielsweise Bohren, Sägen), beim Zahnarzt, im Kaufladen, beim Tanken, im Operationssaal, usw.
Das System scheint unausgegoren zu sein.

WorkingClass
1 Jahr her

Marc Elsberg beschreibt in dem Roman : Blackout. Morgen ist es zu spät ganz gut, was passiert, wenn die Dinger gehackt werden. Roberts‘ Gerede von Datenschutz und ungefährlich hilft da auch nix. Jedes Gerät, das am Internet hängt, ist auch angreifbar- besonders wenn ja gerade der Sinn sein soll, daß es Fernzugang bietet.

Michael W.
1 Jahr her

Habe einen „intelligenten Stromzähler“. Was der kann? Nichts außer den Verbrauch anzeigen! Keine Verbindung per LTE, kein Verbindung per Powerline. Geht einfach nicht. Monteur hat eine Messung gemacht, Ergebnis: Nix geht. Also wurde ein einfaches Modell ohne den ganzen Mist eingebaut. Mir kann also aus der Ferne niemand den Strom abstellen. 🙂

Ruhrler
1 Jahr her

Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor. „Digitale“ Stromzähler werden auch heute schon eingebaut und sind reine Messvorrichtungen die keine Daten übermittlen und sich von aussen nicht ansteuern lassen. Was Habeck will sind „intelligente“ Stromzähler (Smartmeter) die nicht nur Daten übermittlen sondern sich von aussen ansteuern lassen. Damit wird es den Versorgen möglich gezielt Verbrauchsstellen einzuschränken oder ganz abzuschalten. Bei Strommangel kann man also gezielt bestimmte Verbrauchergruppen lahmlegen ohne andere im gleichen Versorgungsgebiet zu beeinträchtigen. Einzelne Anbieter von Prepaid-Strom können das schon heute (https://www.energierevolte.de/faq/kein-guthaben-auf-dem-zaehler/): Wird zu wenig Strom gekauft wird die Leistung über den Zähler eingeschränkt und letztendlich gekappt, ohne… Mehr