Bei den Krimi-Machern des ZDF gilt offenbar die Maxime: Ist der Ort auch noch so klein und fein, er kann doch eine Frauen-Mörderhöhle sein!
Im Polizeipräsidium des grade mal 63.000 Seelen umfassenden Rosenheim wird nach 21 Staffeln und über 500 Folgen die Meldung „es gabert a Leich‘ “ von der trefflichen Sekretärin Miriam Stockl (Marisa Burger, „Rosenheim-Cops“) an die diensthabenden Kommissare mit einem Augenzwinkern weitergegeben. Hier geht es nicht um die Darstellung der Polizeistatistik des südlichen Oberbayern (2021: 43 Tötungen; Quelle polizeiliche Kriminalstatistik), sondern darum, wöchentlich „charmante, eigenwillige Ermittler“ (ZDF) in malerischer Umgebung zu erleben.
Dieses Rezept lag sicherlich auch der Idee zu Grunde, das noch kleinere Sylt (ca. 15.000 Bewohner) zum Schauplatz einer Krimiserie zu machen. Aber wo sich die Autoren der in Oberbayern angesiedelten Serie angenehm zurückhalten, den erhobenen Zeigefinger stecken lassen, hält die Regie (Ole Zapatka) an der Nordsee diesmal bei Szenen, aus denen die toxische Männlichkeit nur so zu tropfen scheint, länger als nötig drauf. Untrügliches Anzeichen dafür, dass hier mehr Haltung als Unterhaltung drinsteckt. Aber bei den Höhen der bisherigen Einschaltquote (bis 10 Mio) ist man wohl der Auffassung, sich noch ein paar vergrätzte Zuseher weniger leisten zu können.
Vandamms (Ähnlichkeiten mit dem belgischen Actionfilmhelden gleichen Namens waren wohl nicht beabsichtigt) Geschäftsmodell ist es, Midlife-Krisen-geschädigte Männer in mehrtägigen Seminaren für 1.500 Euro pro Sitzung neu aufzubauen. Er gibt ihnen schnörkellose Beziehungsberatung, redet ihnen ein, – von ihren Frauen – unterdrückt zu werden und sich von diesem Joch durch die Entdeckung und Freisetzung des „nackten Mannes“ tief in ihrem Inneren befreien zu können.
Unübersehbar, in welches Horn das ZDF und Autor Thomas O. Walendy hier stoßen wollen; 2021 hatte die ARD im Tatort „Borowski und die Angst der Weißen Männer“ dasselbe Muster zum Tag der Frau bedient. Damals spielte Arndt Klawitter den Männer-Guru Hank Massmann mit frauenfeindlichen Sprüchen für gehemmte Jammerlappen unter spitzen Stiefeletten.
So einen Quatsch kann die energische Hauptkommisarin Behrendsen nicht aushalten. Der in seiner WG des Herzens mit ihr arg geforderte Hinnerk Feldmann entwickelt hingegen heimliche Sympathien für diese Männerpropaganda. Die ihm von Ina zugemutete Reparatur des Geschirrspülers, so leuchtet es ihm nun ein, ist nichts als ein zusätzlich aufgebürdetes „Extra“, das ihm die holde Weiblichkeit zumutet. Einfach mal „Nein“ zu sagen, fällt ihm, der ständig hinfällt, wenn er sich in seine Hose müht, jedoch schwer. Außer korrektem „gendern“ muss der zu einem Gegenentwurf Vandamms aufgebaute Kommissar auch noch lernen, dass eine am Empfang eines Hotels postierte Dame eben nicht nur Empfangsdame sein muss, sondern auch mal ein ganzes Hotel managt. (Sidney Gersina als Hotelmanagerin).
Kommissar Sievers läuft derweil über den Hindenburgdamm und flucht vor sich hin. Nicht, weil das Bauwerk aus dem Jahre 1927, das Sylt mit dem Festland verbindet, umbenannt werden soll, sondern weil er glaubt, die Stimme der Ermordeten Madeleine zu hören. Selber Schuld – er musste ja auch unbedingt auf dem Friedhof, wo ein mysteriöses Grab den Namen der Ermordeten trägt, ermitteln und auf düsteren alten Dachböden ehemaliger Kinderheime herumstöbern. Zum Glück kann er sich Rat von der Therapeutin seines Vertrauens, Tabea Krawinkel (Victoria Trauttmansdorff) holen, die in Reichweite wohnt.
Dass die Sylter Kriminalpolizei die Verdächtige aber nur zu einem Geständnis bewegen kann, indem sie bei ihr zu Hause einbricht und Kollegin Behrendsen dort als tote Madeleine verkleidet spuken lässt, dürfte einem gewieften Anwalt reichlich Ansatzpunkte liefern, den Prozess zu Gunsten seiner Mandantin zu drehen.
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Die „regionalbezogenen“ ÖR-Krimis sind ja mittlerweile Legion: Egal ob Friesland oder Usedom, das Erzgebirge oder Jena, der Spreewald oder Düsseldorf – Mord und Totschlag überall und ohne Ende. Dass da hin und wieder auch der „Wokismus“ ins Drehbuch eingreift, ist erwartbar. Löbliche Ausnahme wäre evtl. „Harter Brocken“ aus dem Harz. Die Sylt-Krimis sind nicht „neu“, wie die Überschrift suggeriert. Bemerkenswert, dass sich die Autor daran so ausführlich abarbeiten kann. Der mehr als merkwürdige „Tatort“ am Tag zuvor wäre sicher ein lohnenswerteres Projekt gewesen…
Etwa nur 1/3 der Folgen wird auf Sylt gedreht, der Rest in Kulissen auf dem Festland. Selbst da mauschelt der ÖR vor sich hin. Von den abstrusen Handlungen mal ganz zu schweigen.
Danke für die Zusammenfassung.
Dieser ganze Quatsch paßt doch ganz hervorragend zu der Klientel, die so etwas überhaupt noch einschaltet. Was wahrscheinlich humorig sein soll, verkehrt sich ins Gegenteil. Aber da würde ich vom öffentlich-rechtlichen Braun- (rot-grün-Mischung) und Erziehungsfunk auch nichts anderes erwarten.
Wie wäre denn mal ein Film darüber, dass sich Menschen, insbesondere Frauen, wenn es dunkel wird, nicht mehr auf die Straßen trauen, weil sie Angst vor (Massen-) Vergewaltigung, Messerstechereien usw. haben?
Was mich immer wieder am woken TATORT unserer Tage fasziniert, ist die geradezu frech anmutende Vorstellung, dass der Zuschauer sich für die Protagonisten zu interessieren, und diesen gegenüber Empathie zu entwickeln, habe. – Es wird aber filmisch, inhaltlich rein gar nichts hierfür unternommen!
Könnte es sein, dass hier eine Generation am Werk ist, die es nie nötig hatte den Ansprüchen der Vorgänger zu genügen?!
Man ist es ja gewohnt, daß der Tatort in Masse produziert wird. Das Volk muß schließlich billig unterhalten werden. Esoterischer Unfug mit seltsamer Handlung. 5 von 10 Tatorten sind Murks.
Auch dieser Tatort hatte keine Handlung. Nur wirres Zeug.
Ein Nachtportier, der seine Generalschlüssel verleiht, Ermittler, die Badesalze schnüffeln, Kursteilnehmer in Extase, abartige Trinkfestigkeit…. hier wurde jeder Schmarrn bedient.
Scheinbar genügt nicht der tägliche Tatort in den Medien. Dort zeigen uns unfähige Poitdarsteller, was sie so veranstalten.
Nein, diese „Unterhaltung“ braucht niemand.
„Nord, Nord, Mord“ klingt schon so banal, dass man von selbst drauf kommt und das Prädikat „nicht sehenswert“ vergibt.
Ich schaue mir die Serie „Nord-Nord-West“ an, spielt and der Ostsee -Küste von SH und kommt ohne Genderquatsch und ohne Mirgrantenbonus aus .
Man mag es uns nachsehen: Am gestrigen Abend haben wir im MDR den Film „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ von 1965 mit großem Vergnügen angeschaut. Tolle Schauspieler in einer gekonnt gemachten unterhaltsamen Inszenierung. Welch ein Unterschied zu den immer verpeilter anmutenden (Krimi-) Produktionen von ARD und ZDF der Neuzeit. Hier eine Ansammlung von Klischees, in denen sich die Männer selbstironisch hochnehmen (z.B. Gert Fröbe in einer Paraderolle) und Frauen, die unempört charmante Annäherungsversuche über sich ergehen lassen bzw. diese sogar genießen. Dort verpeilte bis hochgradig gestörte Psychopaten, die mit viel Geschwurbel Kriminalfälle lösen. Angereichert durch humorbefreite Damen, die… Mehr
Wer bitte sieht sich noch solchen Müll an ?
Dann besser DDR „Polizeiruf 110“ von vor 1989.
…oder DER ALTE (z.B.: 01_13 „Ein unkomplizierter Fall“; Regie – Dietrich Haugk; Autor – Leopold Ahlsen; Kamera – Josef Vilsmeier).
Deswegen und wegen der unnatürlichen und übertriebenen Verhaltensweisen der Schauspieler in deutschen Produktionen meide ich diese seit Jahrzehnten. Einmal die permanente Schreierei, das „Durchsetzen“, heisst permanentes Drohen und lächerliches Autoritätsgehabe, Eigenschaften wie Mut und sog. Action, all das ist nicht echt und trifft auf viele gar nicht zu.
Und jetzt kommt auch noch ein Film in die Kinos, in dem ein kleiner Junge ein Mädchen sein will und im gelben Kleid in die Schule geht.
Gott schütze mich vor Sturm und Wind – und vor Filmen, die aus Deutschland sind…
Langweile pur! Wie fast immer im deutschen Fernsehen.
Und auch wie immer: Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt und schaltet ab.