Ohne konventionelle Kraftwerke klafft eine riesige Versorgungslücke

In den vergangenen Wochen kommt der Strom überwiegend von Gas- und Kohlekraftwerken sowie den letzten drei Kernkraftwerken. Die Gefahr, dass Last abgeworfen werden muss, also auf Strom zeitweilig und regional begrenzt verzichtet werden muss, steigt.

IMAGO / ZUMA Wire
Ein Haus ohne Elektrizität in Odessa, Ukraine, 11.12.2022

Das war wieder mal knapp: Am Montag früh gegen 5:40 Uhr ist die Frequenz im europäischen Stromnetz bis auf 49,900 Hz abgesunken. Fällt die Frequenz noch tiefer, muss sogenannte Last abgeworfen werden, das heißt, Städte und Landkreise müssen abgeschaltet werden. Dies, obwohl jedes noch halbwegs lauffähige Kohle- und Gaskraftwerk auf Volldampf lief. Der Grund: Zu diesem Zeitpunkt benötigte Frankreich dringend 9 GW Leistung aus Deutschland und Belgien. Früher war das kein Problem: Baden-Württemberg lieferte im kalten Winter regelmäßig Strom nach Frankreich. Doch jetzt kann Deutschland kaum noch zuliefern, um Bedarfsspitzen auszugleichen, eine der wesentlichen Aufgaben des europäischen Netzes.

In Frankreich werden nach und nach wieder Kernkraftwerke ans Netz genommen, die aufgrund von Wartungs- und Reparaturarbeiten abgeschaltet worden waren. Jetzt erzeugen wieder 41 von insgesamt 56 Kernkraftwerken Strom.

In Deutschland dagegen schlägt die Dunkelflaute hart zu. Kaum Sonne, kaum Wind – also kaum Strom von den sogenannten »Erneuerbaren«. In den vergangenen Wochen kommt der Strom überwiegend von Gas- und Kohlekraftwerken sowie den letzten drei Kernkraftwerken. Die Grafiken sehen ernüchternd aus:

Die rote Linie zeigt den Verbrauch an, blau und gelb die Strommengen, die 30.000 Windräder und 2,2 Millionen Photovoltaikanlagen lieferten – wenig bis nichts. Gähnend klafft die Lücke.

www.agora-energiewende.de

Erst konventionelle Kraftwerke (der graue Bereich in der Grafik) schließen sie – bisher. Ein übrigens sehr typisches Bild in einer winterlichen Hochdruckwetterlage.

Kein Wunder, dass der typische Zustand eines Windrades der Stillstand ist. Im Binnenland rechnet man mit rund 1800 Stunden Volllaststunden in einem Jahr mit seinen 8760 Stunden. Doch selbst an der Küste kommen die Windräder nicht auf mehr 3600 Stunden. Deutlich zu wenig, um ein Industrieland wie Deutschland rund um die Uhr mit ausreichendem Strom zu versorgen. Der muss zudem preiswert sein; Energie ist ein wichtiger Kostenfaktor für Industrie. Die befindet sich zudem eher weniger an den Küsten als in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Dennoch sollen dort nach Plänen der grünen Vertreter der Windindustrielobby noch mehr größere Windräder in die Wälder gepflanzt werden.

Wie dramatisch die Lage an der Stromfront ist, zeigt sich daran, dass die bereits eingerichteten Abschaltmöglichkeiten nicht ausreichen. Stromfressende Industrieanlagen wie Aluhütten, Tiefkühllagerhäuser bekommen Geld, wenn sie sich in Zeiten des Strommangels abschalten lassen und damit Energiemengen sparen. Doch dies reicht nicht mehr aus, jetzt befürchtet die Industrie, dass ihnen plötzlich der Strom abgeschaltet wird.

Denn die sogenannte Abschaltverordnung ist nicht verlängert worden. Durch die erhielten die Unternehmen eine Vorlaufzeit, um ihre Produktion auf die Stromabschaltung vorzubereiten. Die Industrie benötigt die Energie nicht zum Spaß, sondern betreibt Maschinen und Fertigungsanlagen. Bei Stromausfall entstehen häufig erhebliche Schäden, wenn Elektronik zerstört wird und komplizierte Produktionsprozesse wieder angefahren werden müssen. Kein Wunder, dass vor allem die chemische Industrie flüchtet.

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Kaum vorhandener Strom der Windräder im Norden soll den Süden retten. Es fehlten nur die Stromtrassen, heißt es gebetsmühlenartig. Neue Nord-Südtrassen sollten fertig sein, noch ehe das letzte Kernkraftwerk 2022 abgeschaltet werden sollte. Im Bundesbedarfsplan sind die beiden Südlink und Südostlink bereits 2013 aufgenommen worden. Bei beiden Leitungen ist bisher noch kein einziger Kilometer fertiggestellt worden. Doch auch betriebsfähige Leitungen würden nichts nützen, wenn kein Windrad Strom produziert. Abgesehen davon, dass es eine unsinnige Idee ist, Energie in Form von Elektrizität über solch weite Strecken zu transportieren. Die Verluste sind extrem hoch; Energie wird in Form von Kohlenwasserstoffen wie Kohle, Gas oder Uran transportiert und gelagert. Die Kohlehalden vor den Kraftwerken sind nichts anderes als Energiespeicher.

Abenteuerlich wird es, wenn es weiter kalt bleibt und die drei verbliebenen Kernkraftwerke in den sogenannten Streckbetrieb gehen. Dies bedeutet, dass die Kraftwerke immer weniger Leistung abliefern können. Unter normalen Umständen hätten Brennelemente ausgetauscht werden müssen, um die volle Leistungsfähigkeit aufrechterhalten zu können. Doch bestellt wurde nichts.

Die grün-roten Energiewender mit dem derzeitigen Anführer Robert Habeck wollen dies nicht mehr, so halten sie das Kernkraftwerk Neckarwestheim, das noch als einziges Kernkraftwerk in Baden-Württemberg für 22 Prozent des Stroms sorgt, für überflüssig.

Geradezu fahrlässig geht auch im Norden die neue rot-grüne Regierung in Niedersachsen mit der Energieversorgung um. In einem Bericht der Bundesnetzagentur vom 29. April 2022 über „Feststellung des Bedarfs an Netzreserve für den Winter 2022/2023 sowie den Betrachtungszeitraum April 2023 bis März 2024“ hieß es noch: »In weiten Teilen des Netzgebietes der Tennet besteht ein Defizit an spannungssenkender, -hebender und regelbarer Kompensation…«

Im Klartext: Es fehlt an Energieerzeugungskapazitäten. Dennoch hält der neue Umwelt- und Energieminister in Hannover, der grüne Christian Meyer das einzige verbliebene Kernkraftwerk Emsland für unnötig und will es abschalten. Er redet von »Turbo einschalten« und meint damit noch schneller noch mehr Windräder.


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Kommentare ( 37 )

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UVD
1 Jahr her

Sehr geehrte Redaktion,
ist es nicht möglich, sich von dem irreführenden und erfundenen Begriff „Erneuerbare Energien“ zu trennen???? Mir dreht sich jedes Mal der Magen um, auch wenn davor „sogenannte“ steht!! Eine verbrauchte kw/h ist für immer weg und kommt nie wieder. Jede kw/h Strom muß neu erzeugt werden. Und das absolut teuerste ist die Stromerzeugung per Wind oder Sonne. Abgesehen davon, daß dieser Weg sowieso in die Steinzeit führt; evtl schon jetz im kälter werdenden Winter, trotz der äußerst bedrohlichen „Erderwärmung“. Noch schlimmer wird es mit LNG-Gas.

Juergen P. Schneider
1 Jahr her
Antworten an  UVD

Die grüne Idiotenideologie bevorzugt nun einmal idiotische Begriffe. Wenn die Vokabeln eingeführt sind, denkt keiner mehr über die unsinnigen Begriffe nach. Den Grünen braucht man auch nicht mit Physik, Logik oder Elektrotechnik zu kommen – Sie wissen schon, das ganze Nazi-Zeug – diese halbgebildeten Leute verstehen davon eh nichts.

Marcel Seiler
1 Jahr her

Ein paar Stromabschaltungen – hoffentlich nicht bei mir – könnte die Wähler nachdenklich werden lassen. Darauf hoffe ich.

Andererseits ist die Staatspropaganda inzwischen so gut, dass sie dem Wähler erfolgreich einreden könnte, die Schuld läge irgendwo, nur nicht bei der grünen Ideologie und niemals beim edlen Herr Habeck. Man wird sehen.

Eberhard
1 Jahr her

Was da heute in Deutschland in Bezug auf die Versorgung mit Elektroenergie passiert, ist ein ökonomisches, ökologisches und wirtschaftliches Absurdum. Ein ökonomisch ausgewogenes, sicheres und über Jahrzehnte aus gebautes bewährtes Versorgungssystem, wird aus rein ideologischen Beweggründen politisch durch ein völlig unsicheres und kostenaufwendigem Experiment in kürzester Zeit zunichtegemacht. Das alles leichtsinnig ohne eindeutige Analyse des Istzustandes und einer erforderlichen Folgen-Analyse. Erst aus einer solchen lassen sich erforderliche Technologien, Kosten und notwendige Zeitabschnitte auch nur annähernd ermitteln. Ohne solche, viele Fachbereiche tangierenden eindeutige Untersuchungen und Abwägungen, muss und wird eine solche aufwendige und schwierige Jahrhundertaufgabe im absoluten Chaos enden. Den Anfang… Mehr

Haeretiker
1 Jahr her

Und genau dafür sind die Grünen da installiert (nicht gewählt!) worden, um zu tanzen. Und wenn die Musik aufhört zu spielen, dann ist für Deutschland kein Stuhl mehr frei.

Haeretiker
1 Jahr her

Für die Grünen ist Putins Krieg gegen die Ukraine ein Segen. Nun können sie ihre Dummheit hinter Putins Skrupellosigkeit verstecken. Und nicht vergessen, deren Dummheit ist Instrument anderer. Die Deindustrialisierung Deutschlands läuft und hinterlässt ein Europa wie nach einem Weltkrieg.

Protestwaehler
1 Jahr her

Lass mal dunkel werden, anschließend sind die Kartellparteien und ihre Hofberichterstatter erledigt.

Maja Schneider
1 Jahr her
Antworten an  Protestwaehler

Da bin ich leider nicht ganz sicher, die Verblendung wird anhalten, angeheizt von den Staatsmedien, komme, was da wolle. Aber vielleicht wachen die Redakteure dann ja auf, wenn das vermutlich inzwischen bereit stehende Dieselaggregat es auch nicht mehr schafft, ihnen ihr gemütliches Plätzchen am Schreibtisch zu wärmen. Nur dann ist es zu spät!

Cimice
1 Jahr her

Im baden-württembergischen Ludwigsburg ist zwei Mal kurz hintereinander der Strom ausgefallen. Nach Auskunft eines Polizeisprechers vom Mittwoch begann der erste Stromausfall am Dienstagnachmittag gegen 17.30 Uhr und dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Rund 5000 Bürger im Stadtteil Oßweil und in manchen Straßen des Stadtteils Hoheneck waren demnach betroffen.
Der zweite Stromausfall folgte am Mittwochmorgen und dauerte von 4:10 Uhr bis 6:30 Uhr, erneut in Oßweil und Hoheneck. Rund 16.000 Einwohner waren diesmal vorübergehend ohne Strom.
Angeblich war ein Trafo schuld. Eventuell durch Überlastung durch ladende Elektroautos? Von den Zeiten her würde das passen.

89-erlebt
1 Jahr her
Antworten an  Cimice

Passt doch … in Phillipsburg ließ die Grüne Merkel mit ihren besten Freunden Strobel & Kretschmann die Kühltürme sprengen.

Berlindiesel
1 Jahr her

Die Niedersachsen haben sich mit Mehrheit und überzeugt eine rotgrüne Regierung gewählt. Dazu hat sie keiner gezwungen. Sie wollen das so. Sollen sie also ohne Strom dasitzen. Je früher der Blackout in Nordnordwest kommt, desto besser. Ein Kind begreift auch erst, dass Feuer heiß ist, wenn es in eine brennende Kerze fasst. Viele werden daraus dann schlau. Niedersachsen vermutlich eher nicht. Oder Württemberger. So sind sie halt.

Hartwig Sendner
1 Jahr her

Ob grüne oder rote Sozialisten.
Wenn die regieren wird sogar der Sand in der Wüste knapp.
Irgendwann können wir dann Geldscheine verbrennen um nicht zu erfrieren.
Deswegen: Finger weg vom Bargeld, wird noch zum Heizen gebraucht !!

Iso
1 Jahr her

„Lastabwurf“ können wir gleich als zukünftiges Unwort vormerken. Und wenn das auch für die Insasses dieser überdimensionierten Klimakaserne möglich, dann habe ich hier den ersten Namen für einen baldigen Lastabwurf: Robert Habeck