Deutschland erhält ab 2026 LNG aus Katar – statt eigenes Gas zu fördern

Derzeit schießen Gasverbrauch und Gaspreise in die Höhe. Grund: die Energiewende. Denn hinter jedem Windrad muss ein Gaskraftwerk stehen. Die Gaslieferungen aus Katar werden weder den Bedarf decken noch die Gaspreise senken. Besser wäre die Förderung eigener Gasvorkommen.

IMAGO / blickwinkel
Zukünftiges LNG-Terminal Wilhelmshaven

Katar hat sich bereit erklärt, Deutschland mit verflüssigtem Erdgas zu beliefern. Qatar Energy, das staatliche Energieunternehmen, und der amerikanische Energiekonzern ConocoPhillips haben Verträge unterzeichnet, nach denen ab dem Jahr 2026 jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen LNG nach Deutschland geliefert werden. Die Verträge haben eine Laufzeit von mindestens 15 Jahren. Der US-Konzern ConocoPhillips ist deswegen mit von der Partie, weil er in einem Joint Venture am North Field East im Persischen Golf beteiligt ist.

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Das North Field gilt als das Vorkommen mit den größten bekannten Erdgasreserven der Welt. Dessen Produktion soll von 77 Millionen auf 110 Millionen Tonnen pro Jahr gesteigert werden. Geliefert werden soll ab 2026. Die Kosten für den Ausbau der Anlagen werden mit mehr als 28 Milliarden Dollar angegeben. Beteiligt an dem Joint Venture sind neben ConocoPhillips noch die französische TotalEnergies und die italienische ENI.

Insgesamt sollen die ausländischen Unternehmen etwa 25 Prozent an dem Projekt halten. Ausschlaggebend für die Auswahl der beteiligten Unternehmen seien, so seinerzeit Energieminister Saad Sherida al-Kaabi, der gezahlte Preis, sowie die technische »Kompetenz« und die Fähigkeit, Zugang zu neuen Märkten zu schaffen. Deutsche Energieunternehmen sind nicht mit dabei.

LNG-Lieferländer wie Katar und auch die USA können sich beruhigt zurücklehnen: Ein weltweiter Run auf LNG-Gas hat eingesetzt, nachdem jetzt auch China langfristige Verträge mit erheblichen Liefermengen mit Katar unterzeichnet hat.

Ein paar Brotkrümel sind damit also vom Tisch der Großen abgefallen. Diese Gaslieferungen decken ungefähr drei Prozent des deutschen Bedarfs ab. Nach Angaben von Bloomberg entsprechen sie etwa sechs Prozent der 46 Milliarden Kubikmeter der Gasmenge, die 2021 aus Russland kamen.

Katars Energieministers Saad Sherida al-Kaabi ist aber bereit, in Zukunft noch mehr LNG-Gas nach Deutschland zu liefern. Man arbeite mit Unternehmen daran, „größere Mengen“ nach Deutschland zu bringen, sagte er dem TV-Sender von Bild. Den vergleichsweise geringen Umfang des am Dienstag abgeschlossenen Gasdeals begründete der Minister damit, dass es sich um die erste Vereinbarung für Gaslieferungen nach Deutschland handelt und dass es derzeit noch kein LNG-Terminal in Deutschland gebe. Zum Umfang der künftigen Lieferungen sagte er: „Wir werden so viel liefern, wie wir Aufträge bekommen“. Auf die Frage, ob es eine Höchstmenge gebe, antwortete der Minister: „Nicht wirklich.“

Interessant dabei, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck einem relativ langen Liefervertrag zugestimmt hat, wollte er doch zunächst nur ein paar kleine Mengen, weil ja sonst das große grüne Traumziel der »Klimaneutralität« beschädigt würde. Aber drunter geht nichts. Das Gas muss schließlich aufwendig in Verflüssigungsanlagen auf minus 162 Grad abgekühlt werden, um dann mit Spezialtankern um die Welt transportiert zu werden.

Das macht die Angelegenheit so teuer und wird sich bitter auf die Energierechnung Deutschlands auswirken. Denn hinzu kommen die exorbitanten Kosten für die angemieteten fünf LNG-Importanlagen, die in den nächsten 10 bis 15 Jahre mindestens 6,5 Milliarden Euro kosten werden. Die sollen laut Regierung ein Drittel des derzeitigen Gasbedarfs decken.

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Knapp sind auch die Transportkapazitäten. Rund 640 solcher teuren Spezialschiffe, die teilweise zu Qatargas gehören, sind derzeit auf den Weltmeeren unterwegs – weitgehend ausgebucht. Wie der katarische Energieminister Saad al Kaabi weiter sagte, führe das Land weiterhin Gespräche mit deutschen Abnehmern über zusätzliche Lieferungen. So seien Gespräche mit RWE und Uniper SE über weitere langfristige LNG-Verträge im Gange.

Derzeit schießen Gasverbrauch und Gaspreise in die Höhe. Grund: die Energiewende. Der Gasverbrauch, meldet die Bundesnetzagentur, steigt plötzlich stark an. Die Menschen mussten heizen, sagt die Behörde. Doch es ist im Wesentlichen der fehlende Wind. Die Windräder stehen schlaff in der Landschaft und liefern kaum etwas.

Hinter jedem Windrad muss ein Gaskraftwerk stehen. Diese eiserne Regel merkt Großbritannien gerade besonders eindrucksvoll. Dort stehen ebenfalls die rund 11.000 Windräder still. Kein Wind – also auch kein Strom. Da müssen Gaskraftwerke anspringen. Die Preise für Strom im britischen Großhandel erreichen gerade den 15. höchsten Stand seit 2010. Trotz des bisher milden Winters ist der Gasverbrauch erheblich.

Das katarische LNG wird sich erst auf die Vergünstigung des Gaspreises auswirken, falls das Angebot tatsächlich wie vom Minister in Aussicht gestellt, erheblich ausgeweitet wird. Einfacher könnte Deutschland selbst für eine solche Angebotsausweitung sorgen, indem im eigenen Land Gas gefördert würde durch Fracking. Es würde je nach Schätzung 20, 30 oder auch 40 Jahre ausreichen, um Deutschland preisgünstig mit ausreichend Gas zu versorgen. Es müsste nur erlaubt werden.

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Kommentare ( 27 )

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Thorben-Friedrich Dohms
2 Jahre her

Langsam zeichnet sich ab, wie heftig der Kampf um LNG werden kann. Der unlängst gemeldete Vertrag zwischen Katar und China deckt gerade einmal 1,46 Prozent des Gasbedarfs in China (Basis 2021). Die 2 Millionen Tonnen, die angeblich ab 2026 nach Deutschland geliefert werden sollen, entsprechen gut 3 Prozent des Bedarfes in Deutschland im Jahr 2021.

Dr. Rehmstack
2 Jahre her

Heute und jetzt liefern WKA und PV gerade mal jeweils ca. 5% der gesamten Strommenge (9% ! der installierten Leistung), Kohle 43% und Erdgas 25% (80% und 50% der installierten Leistung), wir haben Dunkel-Flaute! https://app.electricitymaps.com/zone/DE?wind=false&solar=false Auch wenn wir nur 3% des Russengases auf dem Weltmarkt einkaufen, so fehlt doch genau dieses dem „globalen Süden“, den wir doch jetzt nach grüner Gutmenschenart eigentlich unterstützen sollten: wir schaffen Elend im „globalen Süden“ in dem wir die Weltmarktpreise in die Höhe treiben („wir kaufen nie wieder beim Russen“) und uns durch unsinnige Energiepreise selber ruinieren; wo man die Grünen wirken läßt, es kommt… Mehr

Giovanni
2 Jahre her

Das ist doch an Verlogenheit kaum zu überbieten!! Unmittelbar vor und während der Fußball-WM in Katar wird Katar moralisch von Politikern, Medien und Fußballspielern an den Pranger gestellt. Gleichzeitig bettelt die Politik Katar um ein kleines Energie-Almosen. Laut Vertrag soll mindestens15 Jahre lang sehr teures LNG-Gas importiert werden. Man will den Gaspreis ganz offensichtlich hochhalten. Finanziell und ideologisch kommt das dem Staat und der Politik sehr gelegen. Durch den hohen Preis verdient der Staat mittels Steuern und die öko-marxistischen Klima-Ideologen zwingen die Verbraucher zum sparen. Diesen Politikern fehlt jegliche Scham. Sie nehmen auf die, die sie gewählt haben keine Rücksicht.… Mehr

Siggi
2 Jahre her

Nicht erwähnt werden die exorbitanten Preise, die uns das Gas dann kostet. Diese Regierung wird das Land ruinieren, und das in jeder Beziehung.

Eberhard
2 Jahre her

Was da jetzt umgesetzt wird, ist einfach nur krank. Krank durch eine völlig exzentrische Ideologie, die eine Schizophrenie bei ihren Propheten und Anführern hervorgerufen hat. Nur so ist ihr absolut widersprüchliches Handeln zu erklären. Wir können das Energieproblem selber ganz einfach, absolut Klima tauglich, Natur schonend und zu vernünftigen Preisen im eigenen Land selber lösen, wenn wir nur wollen. Fehlendes Gas haben wir auf Zeit selber genug und andere Energievorräte sind für zig Jahre auch noch vorhanden. Zusätzlich kann, wenn die Technologie es zulässt, noch Kohlendioxid aus Kohle- und Gaskraftwerken in den Untergrund gebracht werden. Wenn dann noch Kernkraft und… Mehr

89-erlebt
2 Jahre her
Antworten an  Eberhard

Es steckt pure Absicht dahinter. Dem Michel werden jetzt Potomkinsche Dörfer in bunten Farben gemalt UND – Michel ist begeistert. Wer hat uns gerettet: Olaf & Roberto.

Wolfgang Schuckmann
2 Jahre her

Er hat doch Glück. Bis er diese Handlungen am Portmonee der Bevölkerung hier verantworten müsste, ist er ja schon lange nicht mehr im Amt. Und wenn doch, na ja. Dann denke ich muss er sich warm anziehen, denn immer das Gegenteil von dem zu verkünden, was zutreffend ist, man kann es auch Lügen nennen, fällt in der Regel auf den Lügner zurück. Er tanzte einen Sommer.

Wolfgang Schuckmann
2 Jahre her

Alle Einlassungen registriere ich nur noch unter dem Label der Schutzbehauptung. Und 2026 3% unseres Verbrauchs Gas aus Katar, wo noch geprüft werden muss, ob das vorher noch die Menschenrechtsanforderungen für sauberes Gas erfüllt. Das wird aber sehr wahrscheinlich gar nicht so schwer, weil wir das Gas ja nicht direkt kaufen können, sondern erst noch ein US-Amerikanisches Unternehmen die Hände noch in diesem Geschäft waschen muss.
So sagt man einem Vasallen, wo es lang geht. Herrlich!

TruppfuehrerFW
2 Jahre her

Mal sehen, wie es dem Volk schmeckt, wenn BASF aus Deutschland auswandert. Zusammen mit einigen anderen Firmen…

Iso
2 Jahre her

LNG ist wenigstens 10-mal klimaschädlicher als das Gas aus der Röhre. Um das zu verstehen, müsste in der Regierung jemand studiert haben. Hat aber niemand. Also ja, studiert haben einige schon was, doch kaum jemand hat einen brauchbaren Abschluss. Brauchbar in dem Sinne, dass sich der eigene Horizont nicht nur auf den Durchmesser des Standpunkts beschränkt oder man technisch so erfahren ist, um ein paar Fliesen gerade an die Wand zu kleben. Insgesamt sind derzeit sehr viele Menschen im Land verzweifelt. 85 % ärgern sich darüber, dass sie bei der letzten Wahl versagt haben, die anderen 15 % Prozent sind… Mehr

thea
2 Jahre her

Danke für den Artikel. Besonders für den kurzen und treffenden Satz: „Hinter jedem Windrad muss ein Gaskraftwerk stehen.“ Das sollte auf jeder Titelseite, Plakatwand, App- und Browser-Startseite stehen, bis es durchdringt zu den Bürgern. Dann besteht vielleicht noch Hoffnung für Kritik und Fehlerkorrektur.