Die Ampel will nicht nur die Not und die Folgen von Inflation, Krieg und Energiemangel verwalten, sondern auch gestalten. Spätestens mit dem Bürgergeld werden die Umrisse der Gesellschaft sichtbar, wie sie nach der rotgelbgrünen Transformation aussehen soll. Für einige wird es gemütlich.
Das Bürgergeld ist der nächste große Schritt der Transformation; viele „Wenden“ entfalten Wirkung: Energie, Verkehr, Mobilität, Steuern und Wohnen sowie Gesellschaftspolitik wirken zusammen.
Fangen wir mit dem Positiven an: Mit dem mehr als auskömmlichen Bürgergeld wird es vielen besser gehen. Billige und anstrengende Arbeit, körperliche Belastung gibt es kaum mehr; lästige Behördengänge entfallen wegen der bereitwilligen und kontrollfreien Bewilligung; der niederschwellige Zugang, auf den die Ampel so stolz ist, schafft Nachfrage, die von Amts wegen befriedigt wird. Das Bürgergeld schafft unangenehme Arbeit ab. Dachdecker, Bauarbeiter, Bäcker, Müllkutscher – diese und Schufterei in der Fabrik wie seelenloses Gestempel gelangweilter Angestellter im Einwohnermeldeamt: passé. Für einfachere oder weniger gut bezahlte Tätigkeiten muss sich keiner mehr anstrengen. Letztlich sind es bestenfalls ein paar Euro mehr als die Leistungen des Bürgergeldes.
Viel Freiheit mit Bürgergeld
Was früher „Lohnabstandsgebot“ war, also dass sich Arbeit statt Nicht-Arbeit lohnen müsse, das ist abgeschafft. Aufstehen, um morgens um Fünf Zeitungen auszutragen? Sogar bei schlechtem Wetter? Papperlapapp. Die Entfremdung der Arbeit, die Schinderei für den Boss, das alles hat schon Karl Marx kritisiert. Deutschland wird nicht klassenlos, aber die unteren Klassen brauchen nicht mehr arbeiten. Es lohnt sich nicht. Arbeit dient entweder der Selbstverwirklichung, oder wird noch von einigen ausgeführt, die einfach nicht ruhen oder rasten können.
Ärzte wird es weiter geben, so weit sie intrinsisch motiviert sind. Aber nach 17 Uhr hat die Klinik Ruh’, es ist endlich Schluss mit den langen Schichten und übermüdeten Ärzten. Denn das Bürgergeld wirkt nicht nur bei Einkommen in der Mindestlohn-Dimension: Steuererhöhungen für „Besserverdienende“ sollen kommen, forderte der Quotenrat, früher als „Wirtschaftsweise“ bekannt. Wenn immer weniger Netto vom Brutto bleibt, werden auch Gutverdiener in die leistungslose Einkommenszone verführt.
Nein, es ist nicht alles schlecht. Handwerk hat goldenen Boden. Wer einen Wasserhahn reparieren und einen Siphon vom Saxophon unterscheiden kann, tauscht Dienstleistung gegen Dienstleistung: Freundschaftsdienste und Nachbarschaftshilfe blühen. Wehe den Intellektuellen, die perfekt gendern, aber keinen Hobel führen können: Ihr Tauschwert geht gegen Null. Nachbarschaftsräte werden gegründet, um allzu ausufernde, nicht pekuniäre Selbsthilfe zu untersagen. Auch der Freizeitbereich wächst.
Schöneres Leben auf dem Parkplatz
Viele verbringen ihre Tage, die früher durch Plackerei vergeudet wurden, auf den „Parklets“ aus Holz, die auf früheren Parkplätzen errichtet wurden im Sommer mit veganem Speiseeis; Hochbeete mit Gurken und Tomaten werden gegossen, wo früher SUVs das urbane Leben blockierten. Sie lauschen den belehrenden Durchsagen wahlweise von ARD oder ZDF oder ZDFNeo oder ZDF-Irgendwas. Kinder spielen unbeaufsichtigt auf der Stadtautobahn; statt hüpfen nach Zahlen hüpfen nach Symbolen: Brokkoli, Äpfel, Birnen; exotische Früchte werden nicht gern gesehen, sie wecken falsche Bedürfnisse.
Im Winter macht man sich früh auf den Weg in die städtischen Wärmehallen und kommunalen Brausebäder, die im 1. Stock der Kaufhäuser eingerichtet wurden. Im Erdgeschoss finden sich „Tafeln“, in denen Obst und Gemüse aus organischem Anbau angeboten werden, natürlich regional.
Soja ist der Stoff, der vielfach verarbeitet und in vielen Geschmacksrichtungen angeboten wird, um den Eiweißbedarf zu decken. Es wird aus Brasilien importiert, weil Bauern Soja nicht mehr anbauen. Ohne Düngemittel lohnt es sich nicht, zu den festgelegten Preisen zu schuften, das Bürgergeld gibt es leider auch für Bauern; Bauerngärten allerdings liefern mehr, als für den privaten Bedarf benötigt wird; daneben kratzen die Hähne auf dem Mist und grunzt die Privat-Sau. Der Trecker rostet. In der früheren Scheune werden im Sommer Schlafplätze für Stadtbewohner angeboten, die auf dem Land urlauben.
Wohlhabende e-mobil, der Rest selbststrampelnd
Nur gelegentlich rollt in den Städten ein Lastenfahrrad vorbei. Wohlhabende erkennt man am elektrischen Surren des Hilfsmotors. Vielen ist allerdings das E-Bike zu teuer geworden; erst das Auto, dann das E-Bike. Leben ist teuer geworden in einem Land, in dem es Strom nur dann gibt, wenn ein gnädiger Wind die Räder antreibt. Dann macht sich Hektik breit auf dem begrünten Parkstreifen – man hastet ins Haus, die Waschmaschine anzustellen, und hofft darauf, dass die Brise anhält.
Der eine oder andere Fahrradmonteur eilt dann in die Werkstatt, um den Bohrer anzuwerfen, denn nur noch selten benutzt jemand den elektrischen Schraubenzieher oder die Drehbank. Meistens steht weiter hinten in der Werkstatt ein Golf, der repariert werden muss. Benzin ist zwar teuer, aber manche holen sich den Stoff kanisterweise an den Mobilitätstankstellen. Die schubweise Nachfrage nach Strom setzt die Stadtwerke unter Stress, trotz Wind bleiben manche Stadtviertel dunkel: Lastabwurf, nennt man das.
Wohnungen sind billig. Erst wurde 2022 die CO2-Steuer den Vermietern aufgebrummt, dann die Verlagerung von Renovierungskosten den Miethaien aufgebürdet. Viele Vermieter haben ihre Häuser den Städtischen Genossenschaften übereignet. Renoviert wird trotzdem nicht, weil Handwerker fehlen. Diese sind mit dem Einziehen von Trennwänden in früheren Großwohnungen beschäftigt, um diese für mehrere Parteien verfügbar zu machen.
Gelegentlich huscht in den Straßen eine Luxuslimousine aus chinesischer Produktion vorbei. Hinter zugezogenen Gardinen fahren die Funktionäre; oder sind es die Superreichen, die es doch noch irgendwie verstanden haben, sich zurecht zu finden? Über geheimnisvolle Beziehungen verfügen zur Zuteiler-Klasse?
Neue Touristenströme in den Kolonialismus-Zonen
Es ist nicht alles schlecht. Aus Fernost kommen welche, die die Fachwerkmuseen besichtigen; auf Druck der „Wirtschaftsbehörde für gerechtes Reisen“ wird in Einzelfällen auf die Demontage von Kreuzen, christlichen Symbolen und Reiterdenkmälern verzichtet, da Urlauber aus China solche Symbole der Vergangenheit erwarten. Diese Zonen, in denen Relikte des Rassismus, Faschismus, Weißer-Mannismus, Kolonialismus und Christizismus, müssen am Ortseingang mit Warnschildern versehen werden: „Achtung historisierende Kolonialismus-Zone. Symbole früherer Zeit könnten Ihre Gefühle verletzen. Zu Risiken und Nebenwirkungen sprechen Sie mit dem für Sie zuständigen Minderheitsbeauftragtix.“
Berlin zieht viele Besucher aus Polen an, in München sind es Italiener, in Hamburg Dänen. Wohlhabende Besucher schätzen die Stille in den deutschen Städten, die leichte Verfügbarkeit von Cannabis und Liebesdienste von Transsexuellen, die künstlich niedrig gehaltenen Preis für Grundnahrungsmittel. Bezahlt wird elektronisch. Um die Schwarzarbeit einzudämmen und illegale Geschäfte, wurde Bargeld verboten. Trotzdem sind viele ausländische Münzen und Scheine unterwegs. Ein ungarischer Forint kostet 4 €, die italienische Lira 8 €, das britische Pfund wird trotz des Preises von 12 € heißt begehrt, Dollarscheine (25:1) gelten als Goldstandard.
Denn man braucht Fremdwährungen für medizinische Versorgung, der nur noch in Deutschland übliche Euro bringt einen nicht nach vorne in der Warteschlange vor einem Arzttermin oder in den „solidarischen Medikamentenverteilstellen“. Das Gesundheitswesen wurde „den Profitinteressen“ entzogen, wie es Karl Lauterbach gefordert hat, jedenfalls den anderen außer seinen; damit entfielen auch viele überflüssige Untersuchungen und unnötige Medikamentationen, was der Tatsache entgegenkommt, dass die Zahl der im Gesundheitssektor Beschäftigten sich halbiert hat. Gestützt auf Bürgergeld und Selbstverwirklichung übernehmen viele Familien auch wieder die Pflege der Alten und helfen, Seniorenheime zu entlasten. Die Gesellschaft hat endlich wieder ein menschliches Gesicht und Respekt prägt den Umgang auf dem Parklet miteinander.
Gesundheitsleistungen sind meist gratis, private Krankenkassen längst abgeschafft und „dem Allgemeinwohl“ zugeführt, Prämien steuern die „positive Lenkung“, etwa bei Abtreibungen und Geschlechtsumwandlungen: Damit wird verhindert, dass zusätzliche Kinder die Klimabilanz verschlechtern. Konflikte gibt es allerdings mit Zuwanderern, die diese Leistungen nicht in Anspruch nehmen wollen. Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Sexual-Befreier-Berater, die in den Grundschulen Kinder beraten, wie sie ihr gewünschtes Geschlecht fest- und herstellen. Dabei erhalten Familien mit Kindern trotz des negativen klimatischen Impacts umfangreiche Förderung im Falle eines nicht vermiedenen Falles.
So werden Kinderreiche in Wagenburgen ausgelagert, die aus stillgelegten Wohnmobilen am Stadtrand gebildet werden und neue Abenteuerspielplätze für Kinder darstellen, selbstverständlich unter Aufsicht staatlicher Spielberater, die darauf achten, dass keinerlei ethno-diskriminierende Phantasien Platz greifen. Es sollen allerdings schon verwahrloste Schmuddelkinder festgestellt worden sein, die in aufgelassenen Fabrikhallen zerfledderte Karl-May-Bände getauscht haben und auf dem Kamm das Lied bliesen: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder …“
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Nicht zu vergessen: Die Grenzbefestigungen, die gegen die Republikflucht errichtet wurden.
VielenDank, Herr Tichy , für Ihren detailliert ausgearbeiteten Entwurf des Parteiprogramms und Zukunftsentwurfs der von mir zu gründenden Partei, wenn
„Die Grünen“ und ihre antifaschistischen Kampfgruppen wie
„Letzte Degenertation“ von den Kindern ihrer eigenen
„Kulturrevolution“
mangels ausreichender Agressivität aufgefressen sind.
P.S.
Für Vorschläge zum Parteinamen bin ich dankbar.
Und genau diesen „radikalen Systemwandel“ fordern Fridays for Future, Extinction Rebellion, Letzte Generation & Co. mit Duldung bzw. teilweise sogar Unterstützung der Regierung …
Leistungs- und und Bildungsverweigerung wird also zukünftig noch besser belohnt. Wie schön!
Denn hier geht es ja nicht um den gut ausgebildeten Handwerker oder Akademiker, der nach jahrelanger Ausbildung lange in die Sozialversicherung eingezahlt hat und dann vielleicht irgendwann die Dienste eben jenes Systems in Anspruch nimmt.
Also immer bei der Wahrheit bleiben, meine Herrschaften Politiker!
Diese Politik wird einmal mehr beweisen, dass der Sozialismus mit schöner Regelmäßigkeit an der Realität scheitert. Ist halt nur doof, wenn’s länger dauert, denn um so tiefer versinkt der Karren im Dreck ?.
Lieber Herr Tichy, „Müllkutscher“ sind staatl. geprüfte Ver- und Entsorger. Sie verdienen sehr gut und wären schlecht beraten, zum Bürgergeld zu wechseln…
Wie unsere Spielplätze, Behindertenparkplätze, Schwimmbäder, Psychatrien, Innenstädte….
„Seien Sie anspruchsvoll!“ – so warb noch vor wenigen Jahren die SZ für sich. Ja, diesen Spruch unterläßt sie schon seit längerer Zeit, berechtigterweise. Die Schussfahrt ins Elend beschleunigt sich immer mehr. Und die mainstream Medien finden das klasse.
Wann/wo/wie könnte eine Wende kommen? Früher waren die Grünen noch für Plebiszite – mittlerweile sind sie strikt dagegen. Noch sind sie für die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in der EU.
Aber auch das wird sich ändern, sobald sie merken, dass alle anderen EU-Länder sie überstimmen würden (Asyl, Atom, Genderwahn)
Schön zu lesen, aber so nett und friedlich wie der Herr Tichy sich das vorstellt, wird das nicht werden. Geld drucken, Mangel verteilen und verwalten macht keine friedliche Gesellschaft.. Ein Blick in arme multiethnisch besiedelte Länder zeigt, dass dort das Leben außerhalb von ‚gated communities‘ der Reichen ein großes Hauen und Stechen ist. Südafrika, Libanon, Brasilien … Armut macht die Tüchtigen roh, gemein, brutal und unbarmherzig. Die Untüchtigen bringt sie einfach um..
Der Libanon ( früher – Schweiz des Nahen Ostens) ist das real existierende Bsp der Zukunft von ?️????️?.
Nee. Wirklich nicht. Es wird eher so sein, dass Deutschland nur noch Kolonialgebiet der muslimischen bzw. armuts- und kriminalitätsorientierten Welt ist, praktisch ein ganzes Land wie ein Abschiebehafen für im Rest der Welt „Unerwünschte“. Da sieht das Ausland riesige Chancen (für sich selbst). Die Deutschen, die noch einen Rest an Realitätssinn und gesunden Menschenverstand hatten, waren rechtzeitig mit allem Sack und Pack längst geflohen. Die anderen sind verarmt, rückständig und vollends zu Sklaven geworden und 100% abhängig von Parteisoldaten und deren Zuteilungsbereitschaft. Am besten, man liest sich nochmal durch, wie es der DDR so in 40 Jahren ergangen ist. Dann… Mehr