Harald Martenstein gehört zu den bekanntesten Autoren Deutschlands. Vor Kurzem verließ er den „Tagesspiegel“ nach einem Streit um einen Text über Corona-Demonstrationen. Ein Gespräch über seine Einordnung als neuer Rechter, die autoritäre Linke und die deutsche Medienlandschaft
Berlin. Der Schriftsteller und Autor Harald Martenstein sieht den offenen politischen Diskurs in Deutschland zunehmend in Gefahr. Die politische Debatte lebe von unterschiedlichen Positionen. „Eine Demokratie, in der es nicht mehr links und rechts gäbe, wäre nicht mehr die Art von Demokratie, an die wir uns im Laufe der Jahrhunderte gewöhnt haben. Insofern ist es ganz in Ordnung, links oder eben rechts zu sein“, schildert Martenstein in einem ausführlichen Interview im Monatsmagazin Tichys Einblick. „Die Gleichsetzung von rechts mit rechtsradikal oder der Versuch, alles Konservative in eine Nazi- oder naziaffine Ecke zu schieben, ist ja nur aus zwei Motiven heraus zu erklären: entweder grenzenlose Bösartigkeit oder völlige Verblödung. Aber ich selbst sehe mich als Liberalen und nicht als Rechten. Was beispielsweise damit zu tun hat, dass der patriotische Muskel bei mir unterentwickelt ist.“
In der deutschen Linken sieht Martenstein einen wachsenden Hang zum Autoritären. Sie habe zwar große Verdienste um die Weiterentwicklung der Gesellschaft. „Sie ist aber, und das ist das Entscheidende, worauf ich hinauswill, autoritär geworden. Viele aus meiner Generation, die als Linke angefangen haben, wollten diesen autoritären Weg nicht mitgehen.“ Inzwischen sieht Martenstein in der Linken Spielarten des Rassismus, wenn sie beispielsweise von der Macht des weißen Mannes spricht oder farbige Menschen generell als Opfer. „Ich beharre darauf, dass es keine Gruppeneigenschaften gibt, über die alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe automatisch verfügen. Ich habe mehrfach geschrieben, dass es vollkommen absurd ist, einem weißen, obdachlosen Mann Macht und Privilegien zuzuschreiben, die ein schwarzer Rapper, der Milliardär oder Multimillionär ist, angeblich nicht besäße. Das sind absurde Zuschreibungen.“
Die Linke diskutiere zunehmend „mit vom Rassismus abgeleiteten Kategorien“. Martenstein: „Sie sehen einen Menschen, ordnen ihn in eine bestimmte Kategorie ein und wissen dann, was Sie von dieser Person zu halten haben. Das ist rassistisches Denken, oder nennen Sie’s das Denken in Kasten, in Familien – ja, stimmt, die Mafia denkt auch so. Ich finde, wir sollten uns gegenseitig als Individuen sehen, die verschieden sind und über die sich erst dann irgendwas Verbindliches sagen lässt, wenn wir sie ein wenig kennen.“
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Patriotischer Muskel: Jeder glaubt zu wissen, was damit gemeint ist. Dabei wäre eine Definition durch denjenigen, der das verkündet, mal ganz schön. D, D über alles? Ja, denn für mich ist das Liebe zu unserer Landschaft, zu unser Kultur, zu unseren Kulturgütern. Trotz aller Ecken und Kanten. Und Liebe bedeutet nicht, dass mein Gegenstand der Liebe über anderen Gegenständen von fremder Liebe stehen soll. Es bedeutet auch nicht, dass ich nicht noch andere Lieben haben kann. Und dann gibt es den patriotischen Muskel in unserer Verfassung. Nämlich zum Wohl des deutschen Volkes. Ein Volk ist wie eine Familie. Man kann… Mehr
Das gängige Narrativ der Links/Grünen lautet: „Der weiße Mann ist ein Fascho und böse, der dunkle Mann aber ist gut.“ Dieser „Gesinnungsfaschismus“ führt dazu, dass der „normale“ Mensch mit einem gesunden Rechtsempfinden und einem halbwegs normalen Menschenverstand in die Defensive gedrängt wird. „Männer“ mit Migrationshintergrund können in diesem Land die rohesten Gewalttaten begehen. Ihnen wird stets von deutschen Richtern zugestanden, dass sie schwere Trauma der „Flucht“ durchlitten hätten! Als wäre das ein Argument, die übelsten Delikte einfach durchzuwinken, als wären es Kleinjungen-Streiche. In vielen Diskussionen mit (ehemaligen) Freunden und Bekannten habe ich zur Genüge erlebt, wie sich inzwischen die Gesellschaft… Mehr
Leider geben Linke die Existenz von Cancel Culture und autoritären Strukturen erst dann zu, wenn sie selbst davon betroffen sind. Bis dahin wird das Offensichtliche geleugnet. Wer gegen Machtmissbrauch der Eliten ist, konnte früher links stehen. Heute dagegen MUSS er rechts stehen. Die Tragik ist, dass viele traditionell Linke das noch nicht kapiert haben und reflexhaft so reden, als wäre die Macht noch bei imaginären Konservativen, die es in Wahrheit schon lange nicht mehr gibt.
War die Linke nicht schon immer autoritär? Ach nein, totalitär!
Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot… Venezuela, Irak, Vietnam, Rumänien, Kuba, Nordkorea…
Alles Sozialisten. Immer nur Armut, Terror, Tyrannei, Folter, Mord.
Links = böse. So einfach ist das.
„Die Linke „habe große Verdienste um die Weiterentwicklung der Gesellschaft.“ Na wenn man die ca. 300 Millionen des 20. Jahrhunderts die die unterschiedlichen Spielarten der „Linken“ so auf dem Gewissen haben als „Weiterentwicklung“ sieht, dann mag das so sein. Meine Vorstellungen von „Weiterentwicklung“ sind allerdings fundamental andere.
„Die Linke wird autoritär.“
Die Linke war von jeher autoritär und totalitär, denn das ist ihr Wesenskern.
Dem Volk der EuroKinder konnte man jedoch erfolgreich einreden, „links“ sei fuer Frieden und Gewaltlosigkeit.
Tatsaechlich ging es darum, Westdeutschland, Italien, Frankreich und Spanien zu entwaffen, damit die Rote Armee im Kriegsfall ein leichteres Spiel haette. Genau dazu hat die COMINTERN die Deutschmarxisten ausgebildet.
Der realexistierende Kommunismus ist IMMER gewaltaetig, sonst wuerde er vom Volk weggefegt. Sobald es die Armut des Kommunismus bemerkt.
Wer sagt, „Ich sehe mich als Liberalen“, kann das sehr viel bedeuten – die Liberalen des 19. Jahrhunderts, der 70er Jahre und die heutige FDP liegen jeweils himmelweit auseinander.
Und: Bei „… der patriotische Muskel bei mir unterentwickelt …“ denke ich spontan an Habecks deutschlandfeindlichen (- deutschenfeindliche?) Sprüche. Wie man kein Patriot sein kann, verstehe ich nicht.
Ich mag Martensteins Kolumnen, sowohl Inhalte als auch seinen Stil.
Die Linke „habe große Verdienste um die Weiterentwicklung der Gesellschaft.“ Ein Beispiel aus dem 21. Jahrhundert, bitte. Mir fällt nämlich nichts ein. Die Gründung der Gewerkschaften geht mir gerade durch den Kopf. Oha, das war im vorletzten Jahrhundert…
Und selbst auf die Gewerkschaftsgründungen des 19. Jahrhunderts hat die Linke kein Patent, wie die zahlreichen parallel entstandenen katholischen und protestantischen Arbeitervereine zeigen. Letzteren ging es um die Verbesserung ihrer Situation, jedoch nie um einen kompletten Gesellschaftsumbau.
Ah, ist das schade, dass wir hier keinen Debattierklub machen können, weil wir uns ja alle verstecken hinter den Tarnnamen. Mich freuen die Kommentare hier sehr, so viele kluge Leute, Gottseidank! Harald Martenstein sollte man aber nicht gleich auf die Nase hauen. Vielleicht ist er ein wenig naiv. Jedenfalls openminded. Inzwischen muss man ja in diesem Land der Verkniffenen für jeden dankbar sein, der gebildet ist und keine rot-grünen Scheuklappen über der Lauterbach-Maske trägt. Und NICHT der Propaganda aufgesessen ist, die AFD sei nazi oder rechtsradikal. Nein, ich bin dort kein Mitglied. Aber die AFD in der Regierung würde erheblich… Mehr
Die Linke wird autoritär? Ich finde, sie war das schon immer. Muss sie auch, denn wer derartige Ideologen vertritt, der kann selbst nichts, der ist selbst nichts, der braucht andere Menschen wie die Luft zum Atmen, braucht deren Fähigkeiten, deren Talente, deren Leistungsbereitschaft und deren Geld, einmal, um ihre armselige Existenz zu sichern und zum anderen fremdes Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Da muss man andere knechten, erniedrigen, demütigen, ausbeuten, manipulieren und erpressen, sonst kämen sie auf die Idee, ihre Leistungen einzustellen, oder wenigsten herunterzufahren und das würde diese verkrachten Existenzen gefährden. Alle Versager sind autoritär, alle Dummen sind autoritär, alle… Mehr