„What a day“ nuschelt Moderator Frank Plasberg in die Kamera. Ihm scheint es irgendwie selbst peinlich, sich dem Trend der englischen Phrasen anschließen zu müssen. Um die Frage der Sendung, „Der Queen-Abschied: Warum immer noch der Kult um Königshäuser?“, geht es nicht, sondern um den Brexit.
Sascha Lobo eröffnet Hart aber Fair mit Vorwürfen gegen die Königin, die an diesem Tag zu Grabe getragen wird. Es geht – „natürlich“ – um „Rassismus“. Die Queen habe sich in den 70 Jahren ihrer Regentschaft nicht für die Untaten des Königreichs entschuldigt. Sei sie doch die Repräsentantin eines „kolonialistischen Systems“.
Das sei nicht ihre Aufgabe, erwidert ein anderer Gast: der SWR3-Journalist Bertram Quadt (er wird als „von“ vorgestellt und mit kompliziertem Titel – das tut hier aber nichts zur Sache). Die Queen habe nicht einfach „Entschuldigungen“ aussprechen, sich politisch äußern können. Quadt hebt ihre Lebensleistung hervor: das eigene Leben in den Dienst der Nation zu stellen und das bis zum Schluss.
Der Irokese und der Jäger
Sie sind die Gegenpole bei Hart aber Fair. Lobo, mit dem rosa Irokesenschnitt und dem trotzigen Verlangen nach einer Bitte um Vergebung, die ein britischer Monarch nicht äußern kann oder darf. Auf der anderen Seite Quadt, im waldgrünen Dreiteiler: Geht er nach der Talkshow noch eben auf eine Jagdgesellschaft? Quadt zumindest sieht die Leistung Elisabeths aus legalistischer Sicht, eingesperrt in die Vorgaben der Verfassung und die Pflichten des Monarchen.
Lobo findet das alles ja ganz „in Ordnung“, aber meint auch „ich mag es nicht“, wenn man sich dem Phänomen der Monarchie „so unkritisch“ nähert. Der Monarchie, die furchtbare Verbrechen begangen habe. Das Vereinigte Königreich ist schon seit Jahrhunderten eine Demokratie, die Macht der Krone seit 300 Jahren mehr symbolisch als tatsächlich. Aber trotzdem könnte Lobo Recht haben. Die Institution der Monarchie befremdet. Lobo schafft es jedoch, selbst aus dem fanatischsten Jakobiner einen Monarchisten zu machen.
Königin tot, bitte Schloss versteuern
Man kann es nicht verneinen, die britische Monarchie hat einen Zauber, eine Anziehungskraft. Mehr als 4,1 Milliarden Menschen haben angeblich der Übertragung ihrer Beerdigung zugeschaut. Selbst wenn es eine großzügige Schätzung ist: Es hat gut jeder zweite Mensch auf dem Planeten die Zeremonie begleitet.
Und typisch für die deutsche Neiddebatte ist natürlich: Es geht um Erbschaftsteuer an diesem Abend. Beziehungsweise darum, dass Charles Erbe seiner Mutter von dieser befreit ist. Frei nach dem Motto: Die Königin ist tot, jetzt bitte das Schloss versteuern.
Ach, wenn die Briten nur nicht so abgestimmt hätten, wenn die Königin nur gegen die Verfassung verstoßen und ihren Untertanen mal ordentlich die Leviten gelesen hätte! Das Recht der Völker, ihren Weg zu wählen – im Guten wie im Schlechten – wird nur dann zugestanden, wenn die Schotten das Königreich verlassen wollen, um der EU wieder beizutreten. Nicht aber, wenn das Königreich gemeinsam dem Brexit zustimmt.
Geht es hier noch um England?
Die Sendung rutscht ins Surreale ab, als Plasberg fragt: „Warum wird Johnson auf dem Weg in die Kirche nicht mit Tomaten beworfen?“ Man solle ihm dabei zurufen „Du hast uns verarscht, du hast unser Land mit Lügen in eine Katastrophe geführt.“ Denn tatsächlich: Den Briten geht es schlecht. Vier Prozent Schaden hat die Wirtschaftsleistung genommen, Regale sind leer, Sprit knapp und teurer, Ärzte fehlen. Barley meint dazu, Johnson habe wahnsinniges Glück mit den Krisen gehabt, wegen Corona und Ukraine-Krieg würden die Leute nicht merken, dass der Brexit das Problem ist.
Hawes sagt, es liege auch an der Furcht, denn wer den Brexit kritisiert, gilt schnell als Staatsfeind der Regierungspartei.
Plasberg wird deutlich: „Ich verstehe es immer weniger, wenn die Argumente in den Regalen mich anspringen, wenn meine Wartezeit auf eine OP in Krankenhäusern lang wird, weil die Ärzte geflohen sind.“ Hawes: „Jemand anders ist dafür verantwortlich, wir Briten sind wie die Russen. Beide Völker glauben zu Unrecht, dass wir eine Sondergenehmigung der Weltgeschichte haben“, eine Sondergenehmigung, die „geraubt worden ist, von irgendeiner Verschwörung“. Und „Sie sind nicht bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen [der gescheiterten Politik], daher haben wir stattdessen jetzt Brexit und Ukraine-Krieg.“
Sätze, die auch in einer Diskussion zur deutschen Energiekrise fallen könnten. Auch die Frage mit den Tomaten. Doch das bemerkt die Runde mit erwartbarer Sicherheit nicht.
Der Vorschlag ist, Charles III solle doch lieber in den traditionellen Privataudienzen des Premiers Einfluss nehmen. Aber in der Öffentlichkeit darf er es nicht. Das findet auch Barley besser. „Er hat auch nicht die Legitimation dazu“, sagt sie. Zu den Privataudienzen sagt sie aber nichts.
Die Sendung geht noch weiter, aber ohne Brexit ist die Luft raus. Wer sind die Vorbildpersonen der Deutschen?, wird gefragt. Die Antworten sind Helmut Schmidt, Angela Merkel und Greta Thunberg. Steinmeier wird nicht genannt. Für eine Monarchie sind wir nicht geeignet, entscheidet man. Die Frage, wofür „wir“ geeignet sind, bleibt ungestellt und unbeantwortet.
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Lisbeth, ruhe endlich in Frieden! Das hat sich die alte Dame im 96ten Jahr doch wirklich redlich verdient. Allein der Kummer, den ihr die wenig vorbildhafte Verwandtschaft in all den Jahren beschert hat! Das hält doch stärkste Pferd nicht aus, hätte mein Opa gesagt. Davon abgesehen, finde ich, dieses ewige Royalty-Theater ist von vorvorgestern und hätte mindestens vor 100 Jahren schon abgeschafft gehört. Meines Erachtens nur noch Berieselung und Verblödung für Boulevardblättchen-Leser, aber für die Verlage allemal ein gutes Geschäft. Ich kann mich aber gut an die Nachkriegsjahre als Kind erinnern, wie die Leute bei Feiern, nach entsprechender %-Verabreichung immer… Mehr
Mich hat der Tod der Queen schon tief berührt.
Seit dem Todestag am 8.9.2022 bis zur gestrigen Beerdigung in Windsor habe ich mir auch alles in der BBC angeschaut.
Mir ist vor allem in den letzten Tagen aufgefallen, dass Millionen Menschen die Queen wirklich geliebt und in ihr Herz geschlossen haben.
Eine Liz Truss, ein Herr Scholz oder ein Herr Steinmeier werden diese Liebe des eigenen Volkes niemals erfahren können.
Der Grundfehler dieser Gestalten ist, dass sie das Volk absichtlich spalten und nicht versöhnen und vereinen wollen.
Irokesenschnitt.? Diese inakzeptable Verballhornung der kulturellen Identität von indigenen dürfte im ÖRR nicht gezeigt werden und sollte zum Monatsthema werden.
Rasterzöpfe und Indianerperücken werden geoutet während dieser Irokesenschnitt erlaubt ist? So nicht ÖRR!
Kann mir jemand mal das Medienphänomen namens Sascha Lobo erklären? Wer ist das eigentlich und warum sitzt dieser Typ seit Jahren in Talkshows rum? Der Mann ist ursprünglich ein kleiner Blogger mit IT-Einschlag gewesen, hat aber mittlerweile eine Medienpräsenz, die weit über seine Bedeutung und Kragenweite hinausgeht. In gefühlt jeder dritten oder vierten Talkshows sitzt er mit seinem roten Hahnenkamm herum und darf vor Millionen Zuschauern zu jedem Thema, egal was, seinen Senf dazu gockeln. Warum? Was qualifiziert ihn dafür?
Ich hoffe helfen zu können: Die Menschen, die solche „Talk-Runden“ planen und besetzen, sind natürlich immer auf der Suche nach Personen, die bestimmte Rollen einnehmen können. Und dieser Lobo, obwohl er praktischerweise maximal angepasst und auf Linie ist, kann unbedarften Zuschauern als „Stimme aus der IT-Welt“ oder, wegen seines „rebellischen“ Äußeren, als unangepasste Stimme der „jungen Menschen“ verkauft werden, obwohl er knapp auf die 50 Jahre zugeht. Außerdem bedient er mit seiner Leier den anscheinend bei vielen Menschen verbreiteten Wunsch nach Empörungsvorschlägen und „moralischen“ Urteilen. Und wenn es jemand ein Mal gut im Sinne der Erwartung gemacht hat, dann greift… Mehr
Diese Sendung am Tage der ‚Volkstrauer‘ in Großbritannien und der ganzen Welt war die Krone deutscher TV-Dämlichkeit, Pietätlosigkeit, Besserwisserei, Arroganz und Überheblichkeit, einfach nur grauenvoll abstoßend. Vorstehendes wurde nur noch potenziert durch die Anwesenheit von LOBO. Der Moderator Plasberg hat den Staatssender Konsumenten eine ganz schlimmes TV-Produkt präsentiert, zum Abgewöhnen!
„Das Volk wird brutalstmöglich verarscht und will dies scheinbar auch.“ Ja, klar, wir sind saublöd, wir Briten. Und natürlich bedarf es eines weisen, aufs Genauste informierten Deutschen, um unsere Dummheit zu erkennen und uns zurechtzuweisen. Was den Steuerzahler betrifft: im Finanzjahr 2020-2021 betrugen die Netto-Einkünfte des Crown Estate (also des persönlichen Eigentums der Königin) £269.3 Millionen. Diese Einkünfte wurden gemäß der Sovereign-Grant-Vereinbarung aus dem Jahr 2013 _in ihrer Gesamtheit_ der Staatskasse abgetreten. Der Staat hat dann der Monarchie £86.3 Millionen als Sovereign Grant ausgezahlt. Woraus man errechnen kann, daß der Fiskus in jenem Jahr in Höhe von £182 Millionen von… Mehr
Nach dieser Rezension muß ich annehmen, dass die Übertragung des grandiosesten Staatsbegräbnisses aller Zeiten deutlich besser war als die Plasberg-sendung. Hatte auch mehr Zuschauer. An anderer Stelle schrieb ein britischer Journalist “ Wir beweinen nicht nur die verstorbene Königin – wir beweinen uns auch selbst „.
Ich habe die an Peinlichkeit kaum zu überbietende mit Zwangsgebühren finanzierte Dummheits-Orgie nach etwa 15 Min. weggedrückt und bin zu „Inspector Barnaby“ gewechselt! Der gutwillige, aber offenbar schlecht vorbereitete Bertram Quadt-Wyckrath-Isny gegen eine Phalanx aus oberflächlicher Geschwätzigkeit und – soweit es den lt. wiki ökonomisch eher fragwürdig angedockten Alt-Punk vom Prenzelberg betrifft – Gehässigkeit. Die ARD sollte sich fragen lassen, ob es nicht jenseits allen guten Stils ist, einer hochverdienten und weltweit angesehenen Monarchin Derartiges ins beinahe noch offene Grab nachblöken zu lassen.
Woke cancel culture Deutsche können halt nicht begreifen, was die Queen am Ende ausgemacht hat.
Der Erzbischof von Canterbury, Herr Justin Welby, hat das in seiner gestrigen Ansprache in der Westminster Abbey ganz gut auf den Punkt gebracht.
Hier ab Minute 3:00 im Video:
Queen Elizabeth II I Archbishop of Canterbury, Justin Welby, delivers the sermon – YouTube
Einige Deutsche können halt nicht begreifen, dass man als Staatsoberhaupt sein ganzes Leben G-tt und der eigenen Nation in tiefer Liebe und Verbundenheit pflichtbewußt widmen und dienen kann.
Nanana! Stoßen wir da ins gleich Horn wie der rote Hahnenkamm? Hat ja nie gearbeitet. Solchen Herren wünsche ich einen Terminkalender, wie ihn die Queen und und auch ihr Sohn Jahre lang Tag für Tag abgearbeitet haben. Wie lange sie das wohl durchhalten würden? Sicher keine 70 Jahre.
Was für ein Glück, daß wir hier in einem Land leben, in dem es auch in nächster Zukunft allen gutgehen wird, in dem es Infrastruktur gibt, die auf dem neuesten Stand ist und Politiker, die eine fundierte Berufsausbildung und -erfahrung haben und sich total für das Wohl ihres eigenen Volkes einsetzen. In dem genug Energie vorhanden ist, die Industrie und die Bürger zu bedienen und auch noch jede Menge fortschrittliche Technik aufzubauen. Oh hoppla, jetzt bin ich aufgewacht, schade.
Schön, dass die ersten Mitglieder des so genannten Commonwealth of Nations beginnen darüber nachzudenken, den Posten des Generalgouverneurs als Vertreters des britschen Königheuses abzuschaffen und nicht besser die Regierungsfom der Republik zu wählen sei, um das unselige Erbe des britschen Kolonialismus endgültig abzustreifen.
Die Frage, wofür „wir“ geeignet sind, bleibt ungestellt und unbeantwortet. Dabei ist diese Frage einfach zu beantworten. Wir sind bestens dafür geeignet, uns für allerlei realitätsferne ideologische Schnapsideen dumm und dämlich zu blechen.