Herr im Himmel! schreit selbst der Agnostiker in uns. Was soll dieser Fernsehterror? Vier Muslime, Wolfgang Bosbach, Anne Will und der radikale Islam. Den ARD-„Tatort“ aufmotzen? Erbärmlich. Am Ende waren wir selber kurz hochgradig radikalisiert!
Wer vorher den Tatort sah, hat uns einiges voraus. Wir haben lieber das Historienstück auf arte gesehen. Also versuchten wir das Defizit mit eigenen Vorüberlegungen zum Thema auszugleichen:
Warum sich ein Moslem radikalisiert? Vielleicht hat er den Koran gelesen und manche Stellen wörtlich genommen?
Warum konvertiert jemand zum Islam? Und woher? Vom Merkelianismus? Marxismus? Eskapismus? Nadaismus? Alkoholismus? Weil die Antifa noch keine Sprengbomben schmeißt?
Würde Woelki konvertieren, wenn die Kohle stimmt? Hat Frau Käßmann schon heimlich am Krug der anderen Erkenntnis genippt? Würde Gauck wechseln, wenn er nicht Rücken hätte? Sie sehen, welch‘ verrückte Gedankensprünge so eine kleine Talkshowfrage „Mein Leben für Allah – Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?“ hervorrufen kann.
Und die wichtigste Frage: Warum muss uns das interessieren? Wozu haben wir Polizei-Psychologen und Geheimdienste? Und werden wir nicht nach jedem Terroranschlag mit Diskussionen über die Motivation der Mörder belästigt?
Nun also aus heiterem Himmel ein solcher Nonsense, weil er ins ARD-Programmschema passt. Sascha Mané, auf der Will-Website als „ehrenamtlicher Kampfsport-Trainer“ vorgestellt, erzählte von seiner Tochter. Als 16-jährige konvertiert, mit libanesischem Freund nach Syrien. Mané wollte sie zurückholen, aber das Mädchen ist immer noch verschwunden.
Ahmad Mansour, arabischer Israeli, als Teenager radikalisiert, dann durch Macchiavelli und Freud Zweifel bekommen, arbeitet heute als Psychologe in Berlin.
Mohamed Taha Sabri, Imam in Berlin-Neukölln, wo er die Neuköllner Begegnungsstätte gründet. Deswegen feierlich behängt mit dem Allerhöchsten Berliner Verdienstorden und gepriesen vom Allerhöchsten Gauck. Der Verfassungsschutz sieht hingegen eine Nähe zur Muslimbruderschaft und konstatierte Auftritte von anerkannten Hasspredigern. Wir wollen nicht in der Kürze klären, wer jetzt die Idioten sind: Die Preisverleiher oder die Schlapphüte.
Und dann die „Frauenbeauftragte“ des „Islamischen Zentralrats Schweiz“, Nora Illi. Zumindest behauptete Anne Will das, wir können es nicht bestätigen, denn das von der Stimme her weibliche Wesen saß da in einem pechschwarzen Gewand, das nur einen schmalen Augenschlitz freiließ.
An dieser Stelle wollen wir den Programmverantwortlichen, die doch immer auf der Suche nach neuen Erfolgsformaten sind, eine Idee nicht vorenthalten, zu der uns „Frau Illi“ spontan inspirierte. Wie wäre es mit einer Talkshow, die den üblichen Bullshit mit Zuschauer-Spielen kombiniert? Alle Frauen in so einer Sendung (müssten mindestens die Hälfte der Gäste sein) tragen Niqab, und Anrufer können – für 0,50 ct. – raten, wer da wer ist in der Runde.
Nahles, Roth? Schwesig? Schwarzer? Riechling? An ihren Stimmen und Worten sollt ihr sie erkennen. Und wenn mal eine Gästin absagt? Wurscht, sieht eh keiner. Den Part der Übelmänner spielen eh – Männer! So wäre die alte Vielfalt nicht tangiert. Sollten die Männer alle Vollbart tragen? Ein paar Kleinigkeiten müssen noch herausgearbeitet werden. Auf jeden Fall wäre es die total voll integrierte Integrationsshow. Grimme-Preis-Garantie!
Zurück zu Anne Will: Da das schwarze Wesen noch recht jung zu sein schien, wollen wir nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Muslime sind Opfer, diskriminiert, Vollverschleierung macht frei, man hat das tausendmal gehört. Interessant ist der „Lebensweg“ der Behängten: Sie ist über „Christentum, Judentum und die Punkerszene zum Islam gekommen.“ Keine weiteren Fragen.
Ach, der Wolfgang Bosbach. Zwischenzeitlich tat er uns leid. Aber er hat sich ganz gut gehalten, und uns am Ende die Überschrift für unsere kleine Aufzeichnung geliefert. Das kam so. Die „kritische Anne“ konfrontierte die verhüllte Frau mit dem Geschreibsel auf ihrer Website, demzufolge der Weg in den Jihad irgendwie mit Zivilcourage zu tun habe. Zudem erklärt sie ihren jungen Lesern dort, der Krieg sei nicht nur fröhliches Abschlachten Ungläubiger, sondern eine „Langzeitprüfung mit Hochs und Tiefs“. Anne Will hat das alles so stehen lassen, und die Kritiker des Wahns kritisiert.
Da rastete der Wolfgang aus, beschimpfte die verdutzte Anne, dass so etwas im öffentlich rechtlichen Fernsehen gezeigt würde, was sich wie eine Kriegsbeschreibung anhöre „wie Iron-Man“. Wir fügen hinzu: nahe am moslemischen Märtyrermärchen. Mansour nannte das denn auch Propaganda, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nichts zu suchen habe. Will hatte das nicht bemerkt. Im Gegenteil; die Sendung ist ihr über den Kopf gewachsen. Unterbrochen wurden die, die sich dem Wahn des IS entgegenstellten; freie Bahn der Propaganda war gesichert. Will kann es nicht, mit solchen Gästen, die sie selber einlädt, angemessen umzugehen.
Wir wollen es nun kurz machen: Ahmad Mansour ist ein vernünftiger Mann, mit klaren Aussagen, leider ist er kein Prediger mit Einfluss auf verwirrte Jungmuslime. Herr Taha Sibri ist bestens integriert im Berliner Polit-Sumpf, weiß, was die Narren da gerne hören und kocht wohl auch sein eigenes Süppchen. Sascha Mané, dessen Tochter im Jihad verschwand, kann einem wirklich leid tun. Und Wolfgang Bosbach bestätigt auf seiner Abschiedstour, dass wir ihn vermissen werden.
Wir sind inzwischen sicher: Es bedarf einer robusteren Nächstenliebe als der christlichen, um Verständnis für all den mittlerweile ganz normalen Wahnsinn in unserem Land zu haben.
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