Moralwächtern im sozialen Netzwerk Instagram gefiel ein Kinderbuch zum gleichnamigen aktuellen Winnetou-Kinofilm nicht. Aus der Anonymität heraus polterten sie gegen angebliche rassistische Stereotype. Der Verlag gab nach.
Die TE-Leser älteren Semesters werden sich erinnern: 1965 kam der dritte Teil der von Karl May 1895 abgeschlossenen „Winnetou“-Trilogie als Film in die Kinos. Der Film endete wie der Roman: Am Ende stirbt Winnetou. Er hatte sich schützend vor seinen Freund Old Shatterhand geworfen und dadurch den Schuss des Banditen Rollins abgefangen. Winnetous Tod, zigtausendfach schon im Buch gelesen, wurde schließlich durch die Verfilmung zum Schock für Millionen Heranwachsender. Der Schock hallte noch 2007 nach, als über den Winnetou-Darsteller Pierre Brice (1929 – 2015) eine Dokumentation mit dem Titel gedreht wurde: „Winnetou darf nicht sterben“.
Nun stirbt Winnetou schon wieder – und zwar schon als „Der junge Häuptling Winnetou“. Wie das denn? Ganz einfach: Der Verlag Ravensburger hatte unter diesem Titel ein Kinderbuch zum gleichnamigen aktuellen Kinofilm herausgebracht. Gewissen Moralwächtern im sozialen Netzwerk Instagram gefiel das gar nicht. Aus der Anonymität heraus polterten sie, dass das Buch und der Film rassistische Stereotype wiedergäben, die ihren Ursprung im Kolonialismus hätten.
Und was macht der Verlag Ravensburger? Er nimmt den Titel zum Film aus dem Programm. Wörtlich sagt Verlagssprecher Heinrich Hüntelmann am 19. August:
„Die Entscheidung, die Winnetou-Titel zu veröffentlichen, würden wir heute nicht mehr so treffen. Wir haben hier ganz klar einen Fehler gemacht. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Auslieferung der Titel zu stoppen und sie aus dem Programm zu nehmen … Wir haben jedoch aus diesem Fall gelernt, dass wir in Zukunft Angebote noch kritischer auf sensible Themen prüfen müssen, bevor wir uns für einen Lizenztitel entscheiden.“
Dabei war der Film „Der junge Häuptling Winnetou“ von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW), einer Einrichtung aller Bundesländer, als „besonders wertvoll“ eingestuft worden. Allerdings: „Nach Sichtung des Films zeigte sich in der sehr langen Diskussion, dass in der Gesamtbewertung die Jury absolut gespalten war – zwischen vehementer Ablehnung einerseits und großer Zustimmung andererseits“, hatte die Behörde dazu auf ihrer Internetseite geschrieben. „Den besonders woken Jury-Mitgliedern gefiel nicht, dass Karl Mays literarische Idylle im Herkunftsland der indigenen Völker Nordamerikas sei; das sei eine Lüge, welche den Genozid an den Ureinwohnern Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weißen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes vollkommen ausblenden würde.“
Nun also ist der 1883 gegründete Verlag Ravensburger eingeknickt. Bravo, maximal tugendhaft, mutig! Ja, man will gar Konsequenzen ziehen, damit so etwas nicht noch einmal vorkomme. Deshalb werde man zukünftig mehr auf „Diversität“ achten und ‚Sensibility Reader’ einsetzen. Also eine Art Orwell’scher „Verifikatoren“? Inwieweit sich der Verlag da nicht sein eigenes Grab schaufelt? Denn die hysterische Fahndung nach politisch und historisch inkorrekten Verlagsprodukten, etwa auch Puzzles, dürften viele Verkaufsschlager nicht überstehen.
Aber was spielt sich hier ab? Es ist der für den Westen der Welt mittlerweile typische Exorzismus. Alles soll unter der Perspektive Rassismus, kulturelle Aneignung, Sexismus, Kolonialismus betrachtet werden. Geschichte soll umgeschrieben oder gar getilgt werden. Weiße Musiker mit Dreadlocks werden ausgeschlossen, Onkel Toms Hütte ist out, Pippi Langstrumpf ebenso, der „Afrika“-Keks von Bahlsen ist Vergangenheit ebenso wie die Zigeunersoße von Knorr. Der Mohr wird ebenfalls als Namensgeber von Straßen, Hotels, Apotheken genommen. Kinderbücher verschwinden aus den öffentlichen Bibliotheken oder sie werden mit Warnhinweisen versehen. In den USA und im United Kingdom geschieht solches gar in Universitätsbibliotheken. Selbst Shakespeare-Werke werden mit „Triggerwarnungen“ versehen.
Wie weit ist es da noch, dass Ballspiele (erfunden von Azteken oder Chinesen) und Kanu- und Kajakboote (erfunden von Eskimos, pardon: Inuit) verboten werden, weil es sich hier ja um eine „kulturelle Aneignung“ zum Zwecke der „weißen“ Profilierung und Gewinnmaximierung handle?
Nein, all dies ist ein masochistischer, sündenstolzer Kniefall vor einer immer weiter ausufernden „wokeness“. Einer „wokeness“, die aber sehr einseitig ist. Denn es sind maßgeblich naturwissenschaftliche, medizinische und technische Errungenschaften des „weißen“ Westens, die sich alle Kulturen dieser Welt aneigneten und dadurch moderner wurden.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
„Aus der Anonymität heraus polterten sie, dass das Buch und der Film rassistische Stereotype wiedergäben, die ihren Ursprung im Kolonialismus hätten.“
Ich bin auch der Meinung, dass uns ein Film über den Sklavenhandel im Mittelmeer fehlt.
Auch kenne ich keinen Film, der sich mit dem Alltag afrikanischer Stämme vor der Kolonisierung und Sklavenhandel historisch korrekt beschäftigt.
Solche Filme wären definitiv keine Aneignung.
Als es um Kritik an Corona-Maßnahmen ging, hieß es noch, dass man sich von einer Minderheit nicht terrorisieren lassen will. Wenn es um solchen Woke-Terror geht, dann wird das akzeptiert und sogar noch hofiert.
Wie viele dieser anonymen Polterer sind denn überhaupt echt?
Die suchtartige Suche nach vermeintlichen Ungerechtigkeiten, das Gerieren als derjenige, der sie zum Thema macht und aus der Welt schafft, dieses Verhalten ist meiner Ansicht nach ein Symptom des grassierenden Narzissmus in der „westlichen“ Konsum- und Mediengesellschaft. Diese Leute baden in ihrer imaginierten Hochmoral und genießen das Ausüben der Rechte, die sie aus dieser ableiten.
Das wäre soweit kein Problem, solange der öffentliche Diskurs mehrheitlich von Stimmen der Vernunft und Nüchternheit geprägt wäre. Das ist leider zunehmend nicht mehr der Fall, der Mediendiskurs wird bestimmt von diesen Leuten mit ihren neurotischen Befindlichkeiten.
Ist es nicht bemerkenswert das diese Rassismus und Kolonialisierungsideologie eben nur von dieser kleinen, aber sehr lauten Gruppe ausgeht?
Die meisten Menschen denken mit Sicherheit nicht an Rassismus oder unterdrückung, wenn Sie sich Winnetou ansehen.
Diese kleine Gruppe, völlig spaßbefreit, vor allem Angst habend und mit rechthaberischen Anspruch, kommen auf solche Gedanken, weil Sie eventuell genau so sind.
Sie wollen ihre Meinung, ihre Ideologie allen anderen aufdrücken, andere am liebsten unterjochen.
Ravensburg, sowie mittlerweile viele andere werden mir in Erinnerung bleiben, vor allem beim Konsum.
Letztendlich werden diese Kulturen ignoriert und versinken in Vergessenheit. Wer will sich schon mit den Anschuldigungen außeinandersetzen?
Und dann heißt es – die Kulturen wurden absichtlich vergessen und erhalten keine Aufmerksamkeit….
Konsequent zu Ende gedacht, müsste man auch Bridgenton verbannen – wie kann es sein, dass der englische Adel im 19. Jahrhundert nicht vollständig weiß ist?
Überhaupt würde es bedeuten, dass Indianer, pardon, Ureinwohner nur von Ureinwohnern gespielt werden dürfen und POC-Schauspieler nur POC-Charaktere darstellen dürfen….
Wir haben zu viele Kinder, die keinen echten Beruf haben und auch nicht auf Einkommen angewiesen sind, um sich solchem Unsinn zu widmen.
„Winnetou outet sich endlich als Winniti, besteigt sein gemietetes Lastenrad und fährt durch neu angelegte Ausgleichflächen zu seinem People of Color Kumpel „Jung Global Hand“ um gemeinsam im Sonnenuntergang die Regenbogen-Flagge zu hissen und mit einem Prosecco (natürlich aus Bio-Trauben) auf die Tatsache anzustoßen, dass ihnen in dieser Woche ihre Klima- und Gesundheits-App gleich zweimal den Zugang zur Lebensmittelausgabe der Regierung erlaubt hat “ (Joachim Steinhöfel).
Wohlan…
Werden dann demnächst alle Filme zurückgezogen in denen z.B. Liliputaner vorkommen oder sonstige Minderheiten?- Apropos Minderheiten; dann dürfen auch keine Filme mit Lesben oder Schwulen gezeigt werden; das ist dann auch Diskriminierung!.
Darf denn ein homosexueller Schauspieler einen heterosexuellen Familienvater mit Frau und Kind spielen?
Darf denn eine lesbische Frau, zweite Mutter oder Vaterersatz sein? Eignet sie sich damit etwa nicht fremde Federn an, wo sie selbst keine biologische Beziehung zum Kind hat?
Zu dem Spielchen gehören immer zwei: diejenigen , die drücken und diejenigen, die dem Druck nicht standhalten (wollen). Die Ravensburger haben nun mal „keinen Arsch in der Hose“.
Bleibt dann noch Schiller. Gehört wohl auf den Index.
Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
Steht doch dort:
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.
Hat unser Land es nötig, diese Form der Bücherverbrennung zu unterstützen?
Jedem Depp seine Plattform.
Da hilft nur ein großzügiger Boykott der Produkte von Ravensburger.
Es ist einfach nur krank was im tollen werte Westen so alles möglich ist. Aber wenn man sich nur mal das „Die Zeit“ Forum anschaut, dann sieht man dass es doch sehr sehr viele Menschen gibt, die dieser kranken Welt begeistert Beifall klatschen.