Das Spargipfele zu Stuttgart

In Baden-Württemberg steigt Kretschmann ein in das Rennen um die schönsten Sparvorschläge. Nach dem Sommer soll eine Kampagne gestartet werden, die den Bürgern einhämmert, was Ziel sein soll: Sparen: das gerade in dem Land, das nachgerade für Sparsamkeit steht, ist schon recht grobhumorig.

picture alliance/dpa | Marijan Murat

Der wichtigste Satz fiel erst gegen Ende: »Über Atomkraftwerke ist nicht gesprochen worden.« Gesprochen von Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) erst auf Nachfrage, und damit war eigentlich »älles gschwätzt«.

Kretschmann hat erkannt: »Der russische Präsident Wladimir Putin setzt auch die Energie als Waffe ein. Er will uns vorführen und spalten, und das werden wir nicht zulassen.« Deswegen hat Kretschmann zum »Spargipfel« eingeladen: »Land und Kommunen, Wirtschaft und Gewerkschaften, Handwerk, Genossenschaften, Energieversorger, Netzbetreiber, Betreiber, Verbraucher und Sozialverbände sind heute zusammengekommen. Das Kabinett war praktisch vollständig anwesend, und ich will einfach mal sagen, das war ein von der Atmosphäre her ein sehr produktiver Gipfel. Und man hat einfach gespürt, dass alle entschlossen sind, dass wir das gemeinsam meistern.«

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Der Chef der Bundesnetzagentur, der von Habeck eingesetzte grüne Parteisoldat Müller, erzählt zunächst von einer angespannten Situation und meinte, nur mit deutlichen Einsparungen könne in den beiden kommenden Wintern eine Mangellage vermieden werden. Er hat offenbar noch nicht seine neue Rolle begriffen; die Bundesnetzagentur hat den gesetzlichen Auftrag, die Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland sicherzustellen und nicht, einen Mangel zu verwalten. Also: Wo kommt Energie künftig her – und nicht: was geht künftig alles nicht mehr?
Kretschmann habe ihm deutlich gemacht, dass die Bundesnetzagentur für eine »gleichmäßige, bedarfsgerechte Verteilung des Gases im gesamten Netz der Bundesrepublik Deutschland« sorgen solle. Es seien »große Ängste im Spiel«, meinte er über die vielen Unternehmen, deren wichtigste Geschäftsgrundlage Energie ist.

Genauere Zahlen, um welche Energiemengen es beispielsweise geht – mit solch schon fast lächerlichen Details hält man sich in Stuttgart nicht mehr auf. Kaum Zahlen also, dafür großes Wortgeklingel vom gemeinsamen Sparen.

In Baden-Württemberg steigt der Ministerpräsident ein in das Rennen um die schönsten Sparvorschläge. Nach dem Sommer soll eine Kampagne gestartet werden, die den Bürgern einbläut, was Ziel sein soll: Sparen, sparen, sparen. Dass Kretschmann und seine grüne Umweltministerin damit gerade in jenem Land auftreten wollen, das nachgerade für Sparsamkeit steht, ist schon sehr grobhumorig.
Energieminsterin Walker will den Schwaben sogar das alte Sprichwort weismachen: »Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Also das ist jetzt das Motto für die nächsten Monate und dann gelingt es uns meiner Meinung nach sehr gut, auch durch diesen Winter zu gehen.«

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»Wir« können bis zu 20 Prozent Gas einsparen, meinte sie, die noch vor kurzem das Ziel der Landesregierung, 1.000 Windräder zu bauen, für realistisch hielt. Die vergangenen Tage, in denen sich Windräder kaum drehten, zeigten, dass damit der Energiemangel nur noch größer wird.

Sparvorschläge sollen gemacht werden, wo Industrie und Haushalte Energie sparen können. Spaß- und Hallenbäder könnten auch schon mal geschlossen werden, um Gas zu sparen, so Kretschmann in der vergangenen Woche. Wer braucht schon etwas Spaß in diesen Zeiten.

Plötzlich ist Patriotismus angesagt, der sonst als fürchterlich »rechts« gilt, doch jetzt haftet ihm nichts Böses mehr an: Gassparen ist patriotisch.

Alarmstimmung kann aufkommen, wenn der Ministerpräsident eines Industrielandes wie Baden-Württemberg allen Ernstes Binsenweisheiten von sich gibt: »Unsere Gesellschaft ist heute so vernetzt, dass eins ins andere greift. … 70 Prozent der Bäcker backen mit Gas und wenn die nicht mehr mit Gas, dann haben halt 70 Prozent keine Wecken mehr am Morgen und kein Schwarzbrot am Abend. Also daran sieht man, wie das ineinandergreift.«

Die wesentliche Voraussetzung für ein Industrieland ist preiswerte und verfügbare Energie. Sonst klappt das nicht. Zum Energiesparen muss eine Industrie nicht aufgefordert werden, das tut die allein, Energieeinsatz kostet bekanntlich Geld.
Immerhin ist ihm klar, was droht, wenn keine oder zu wenig Energie vorhanden ist: »Wenn wir in eine Gasnotlage reinlaufen, werden die Fliehkräfte groß sein. Größer als bei Corona, und dieses Problem haben wir ja noch zusätzlich an der Backe.«

Innenminister Thomas Strobl, der sich gerade nur mühsam gegen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen über Weitergabe von Dienstgeheimnissen wehren kann und einen entsprechenden Untersuchungsausschuss überstehen muss, ruft schwitzend: »Baden Württemberg spart gemeinsam Energie.« Und schickt als Drohung noch nach, dass sich das Innenministerium »intensiv und mit voller Kraft auf die kommenden Wintermonate« vorbereite und er Sparen nötigenfalls »mit harter Hand« durchsetzen werde.

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Das Land wolle beim Energiesparen vorangehen. Enger zusammenrücken sollen die Landesbediensteten, die Räume durch gemeinsame Schreibtische sollen besser genutzt werden. Immerhin sorgt das für zusätzliche Energie. Jeder Mensch gibt um die 100 Watt im Ruhemodus ab, das wärmt also.

Wärmereduzierung in den Gebäuden des Landes bedeutet, dass die Temperaturen auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum gesenkt werden. Warmwasser soll es nur noch dort geben, wo es notwendig ist und ungenutzte Räume sollen nicht mehr beheizt werden. Im übrigen gilt: Schimmel marsch. In kalten Räumen sinkt der Taupunkt, an kalten Wänden und in den Ecken sammelt sich Feuchte, schnell bildet sich Schimmel. Ein nicht gering genug zu schätzender zivilisatorischer Effekt einer warmen Wohnung wird kurzerhand von grüner Politik zunichte gemacht.

Kretschmann wies auf das Berliner »Erfolgsmodell« hin, den Gasbedarf in kurzer Zeit erheblich gesenkt zu haben und sich vollständig unabhängig zu machen, sei ein Erfolg. Dass man einsparen kann, was man nicht hat, ist auch eine neue Erkenntnis des Spargipfels.

»Schwarmintelligenz« hat er in der vergangenen Woche tatsächlich als das einzige Mittel benannt, um beim Energiesparen voranzukommen. Er hat nicht dazu gesagt, wieviel Schwarmintelligenz bereits im Spiel war, das vorletzte Kernkraftwerk Baden-Württembergs, Philippsburg, abzuschalten und die Kühltürme in die Luft zu sprengen.

Das letzte Kernkraftwerk Baden-Württembergs im eine Dreiviertelstunde von der Landeshauptstadt mit dem Auto entfernt gelegenen Neckarwestheim soll ebenfalls zum Ende des Jahres abgeschaltet werden. Auch ein bei dramatischem Energiemangel nicht zu erklärender Akt. Kein Thema natürlich beim »Spargipfele« in Stuttgart.

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Kommentare ( 82 )

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82 Comments
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eifelerjong
2 Jahre her

„…..dass sich das Innenministerium »intensiv und mit voller Kraft auf die kommenden Wintermonate« vorbereite und er Sparen nötigenfalls »mit harter Hand« durchsetzen werde.“
Strobl, Angst, dass Dir das erzürnte Volk auf die Pelle rückt und Dich und Deine Kaste rabiat hinwegfegt…eventuell sehr robust und endgültig?

Roland Engl
2 Jahre her

Vorschläge vom Spargipfele im Ländle… Von einem, dessen Dienstvilla 14 Zimmer und einen Innenpool hat…

Nachhaltiger Energie und Klimawandler
2 Jahre her

War diese Nacht in einem kleinen Hotel in der Pfalz. Dort gab es eine Komfortdusche mit Wasser von oben, von der Seite und weiterenMöglichkeiten. Habe das Duschen sehr genossen. Laut dem alten weissen Mann und Habeck darf das nicht mehr sein. Kommt demnächst die grüne Duschpolizei vorbei und kontrolliert? Was ist mit den Menschen, die aufgrund ihrer Leibesfülle mehr Oberfläche haben? Kriegen die einen entsprechenden Eintrag in ihren Duschpass, dass sie Anspruch auf mehr Wasser und Seife haben. Obwohl, gibt es bei den Grünen überhaupt dicke Menschen? Die ernähren sich doch alle vegan. Bis auf wenige Ausnahmen.

Bambu
2 Jahre her

Ich weiß nicht wie es den anderen Menschen hier im Forum geht, aber ich habe noch nie Energie verschwendet, so wie ich noch nie Geld für etwas ausgegeben habe von dem ich nichts habe. Ich denke das trifft auf einen sehr sehr hohen Prozentsatz der Bevölkerung zu. Nur nicht für Politiker/innen, denn die haben so viel Geld, dass sie nicht maßvoll mit ihrem Geld umgehen müssen. Nun nehmen diese Politiker ihr eigenes Verhalten zum Maßstab und glauben, dass es sehr viele Einsparpotentiale gibt. 20% Einsparpotential, diese Fälle muss man mit der Lupe suchen und in Summe kommt dann ein lächerlicher… Mehr

Deutscher
2 Jahre her

„Nein, nein, nein!“
Aus der Reihe: „Maoistische Altpädagogen am Rande des Nervenzusammenbruchs“

https://www.youtube.com/watch?v=UUcrm0SGtlE

Bei 3:15 geht´s los… 😀

Physis
2 Jahre her
Antworten an  Deutscher

Der Mann ist alles, aber ganz bestimmt kein Vertreter des Volkes, von dem er gewählt wurde!
Ist schon klar, dass es eine Minderheit war, aber schliesslich verkauft ein Schraubenhändler ja auch kein Erdbeereis 😉
Soll heissen, dass Schraubenhändler nicht dazu angetreten sind, Erdbeereis zu verkaufen.
Schade eigentlich, dass solche „Multitalente“ dann immer wieder vergessen, zu diversifizieren!
Der alte, GRAU-GRÜNE Mann kann daher WEG!


conferio
2 Jahre her

Ich bin Russland dankbar, dass es den Vollidioten in der Regierung zeigt, wo der Frosch die Locken hat. Bitte mit Vollgas gegen die Wand, das lange Siechtum mit der gescheiterten Energiewende wäre weitaus schlimmer…

littlepaullittle
2 Jahre her

Der russische Präsident Wladimir Putin setzt auch die Energie als Waffe ein“.
Herr Kretschmann, mit Verlaub, Sie setzen doch Sanktionen als Waffe ein.
Gegen die eigene Bevoelkerung !
Sie begannen diesen Wirtschaftskrieg, der gegen die eigene Bevoelkerung endet.
In den letzten 20 Jahren haben unsere Regierungen NICHTS gespart. Schulden und das Geld fuer alle anderen (ausser Deutschen) ausgegeben.
Und ich soll das jetzt mit dem „WIR-Gefuehl“ mitmachen ?
Chuzpe hat der Mann !

Karl Schmidt
2 Jahre her

Die Grünen können mal lernen an Ideologie zu sparen. Dann hätten wir nämlich noch Kraftwerke, die uns wenigstens billigen Strom für Heizlüfter und Nachtspeicheröfen liefern würden. Wir frieren wegen der Grünen und ganz bestimmt tanze ich nicht nach der Pfeife von Pfeifen.

Werner Geiselhart
2 Jahre her

Am Konferenztisch fehlten mir fff-Kids, Klima- und sonstige Beauftragte, Leute vom PIK und DIW, die die Energiewende immer in den rosigsten Farben malten, alles kein Problem, die Kohle muss noch viel schneller weg, Atom sowieso. Wo sind sie denn nur, diese Aktivisten, die die Mahner als Klimaleugner und Rechtspopulisten bezeichneten und die immer schnellere Zerschlagung der zuverlässigen Energieträger forderten. Jener Energien, die jetzt fehlen, um die Menschen über den Winter zu bringen. Das einzige, was die auf die Reihe kriegen, sind Schuldzuweisungen an die Falschen und Forderungen nach noch mehr von dem, was uns in diese Lage gebracht hat, Erneuerbare… Mehr

imapact
2 Jahre her

Wir werden „regiert“ von einer B… nicht einfach von Versagern, sondern von völlig skrupellosen Ideologen, die das Volk ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Altar ihrer Irrlehre opfern. Ach ja, der „Kretsche“, wirkt doch so wie ein behäbiger Landesvater, der seine landsmannschaftliche Bodenhaftung durch eine mehr als schwerfällige Dialektaussprache unterstreicht. Wie lange laufen die Leute eigentlich noch diesem falschen Image nach? In Baden-Württemberg kann man auch bestens beobachten, wie die politische Grundsituation ist: selbstherrliche Grüne und eine CDU, die weder programmatisch noch personell ansatzweise gegenhalten kann. Wenn Berufsschwiegersohn Strobl die hellste Kerze auf der Torte CDU ist, kann… Mehr