In den Bundesländern überholt Schwarz-Grün die Ampel links

Meldestellen und Christopher-Street-Day-Förderung, Ausweitung von Abtreibungsangeboten und Frühsexualisierung in den Schulen: In Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen hat sich die Union für die Macht vollkommen den Grünen ergeben. Leidtragende sind Familien und Kinder.

IMAGO / Bernd Elmenthaler

Dass die Grünen bisher die CDU noch in jeder Hinsicht am Nasenring durch die Manege geführt haben, ist keine neue Erkenntnis. Josef Kraus hat bereits in einem früheren TE-Beitrag gezeigt, dass es unter den Christdemokraten keine gesellschaftspolitische Wende gibt. Dafür steht stellvertretend der Koalitionsvertrag in Schleswig-Holstein. Ob Pronomenwahl an der Universität oder Frühsexualisierung an den Schulen: Die CDU ist dabei.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Zusätzlich wollen die norddeutschen Christdemokraten mit ihrem grünen Koalitionspartner sich gemeinsam im Bund dafür einsetzen, dass „ein ausreichendes Angebot für Schwangerschaftsabbrüche zur Verfügung steht“. Dass ist nicht nur aus Sicht konservativer Wähler, sondern auch parteiinterner Zündstoff. In Berlin stemmten sich die Christdemokraten gegen den Fall des Werbeverbots für Abtreibungen, weil damit der Weg für den nächsten Angriff auf Paragraf 218 frei ist. In Kiel dagegen übernimmt man nicht nur das Vokabular der Grünen, sondern möchte sogar auf Berlin einwirken, ein ausreichendes Angebot für Abtreibungen zur Verfügung zu stellen.

Auch die CDU in Schleswig-Holstein träumt offenbar von Meldestellen

Wie absurd dieser Vorschlag ist, hat die Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), Cornelia Kaminski, vorgerechnet: „Tatsache ist: In Deutschland gibt es noch knapp 650 Geburtshilfen, in denen jedes Jahr ca. 750.000 Kinder geboren werden. Es gibt jedoch fast doppelt so viele Abtreibungseinrichtungen, in denen jedes Jahr ca. 100.000 Abtreibungen durchgeführt werden. Wo besteht also wirklich ein Mangel?“

Liest man sich den Koalitionsvertrag von Schwarz-Grün genauer durch, findet sich auch eine Passage, die Erinnerungen an einen aktuellen Aufreger weckt. Zitat:

„Jeder Form von mittelbarer oder unmittelbarer Diskriminierung stellen wir uns entschieden entgegen. Wir werden prüfen, ob sich die öffentliche Verwaltung beim Erkennen, Melden und Sanktionieren von Diskriminierungen oder diskriminierender Tendenzen noch besser aufstellen kann. Dafür werden wir rechtliche Anpassungen vornehmen beziehungsweise Regelungen schaffen.“

Erinnert das nicht frappierend an das Vorhaben der NRW-CDU, die in Absprache mit den Grünen darüber nachdenkt, Meldestellen einzurichten? Anders als der Düsseldorfer Konterpart bleibt Kiel schwammig. Doch gerade eine solche Schwammigkeit schafft Möglichkeiten. Womöglich möchte man zuerst die „rechtlichen Anpassungen“ austarieren, bevor man schaut, ob man die öffentliche Verwaltung „besser aufstellen“ kann. Der Geist, der in den Zeilen steckt, ist derselbe.

Der Skandal, den Ministerin Josefine Paul mit ihrem Tweet über das „bundesweit einzigartige System von Meldestellen“ ausgelöst hat, sollte aber nicht übertünchen, welche gesellschaftspolitisch explosiven Experimente die Landesregierung in NRW noch im Programm hat.

Schwarz-Grün will „Christopher-Street-Days (CSD) im ganzen Land“ fördern

Mielkes Erben?
Wie die Grünen mit Hilfe der CDU die Bürgerrechte schleifen und Denunziantentum fördern
Unter dem Punkt LSBTIQ* findet sich im NRW-Koalitionsvertrag nicht nur ein anberaumter „Aktionsplan für Vielfalt und gegen Homo- und Transfeindlichkeit“, sondern auch eine Stärkung des Themas durch den Aufbau von „Landesweiten Fachstellen“ und „niedrigschwelliger und intersektionaler Beratung, Koordination, Kinder- und Jugendarbeit, Seniorinnen- und Seniorenarbeit, psychosozialer Beratung und Selbsthilfegruppen vor Ort“.

Einen unterhaltsamen Höhepunkt der freudigen Niederwerfung der Union unter die grüne Ideologie bildet dabei folgender Satz: „Wir wollen Sichtbarkeit und Akzeptanz fördern, indem wir vor allem die kleineren Christopher-Street-Days (CSD) im ganzen Land und so die meist ehrenamtliche LSBTIQ*-Community flächendeckend unterstützen.“ Die Union will also im Zweifel auch den einzigen Schwulen im Dorf in der hintersten Ecke des Sauerlandes mit Fähnchen und Kostüm ausstatten, damit dieser allein paradieren kann. Hauptsache das Bingowort „Sichtbarkeit“ kommt zum Zuge.

Nach mehr als 50 Jahren hat die CDU immer noch nicht begriffen, dass Gesellschaftspolitik, speziell Bildung und Familie, eben nicht mit dem Etikett von „Frauen und Gedöns“ zugunsten „wichtiger“ Themen wie Wirtschaft abgewatscht werden kann. Familien- und Bildungspolitik sind ganz im Gegenteil essenziell für die Ausrichtung der künftigen Generationen. Jahrzehntelang haben Rot und Grün damit zukünftige Wählerschaft und Versorgungsposten gebildet. Zu einer Konter-Kultur oder einer moralischen Wende zeigt sich die Union nicht einmal den Worten nach fähig. Sie nimmt nicht nur den gesellschaftlichen Umbau in Kauf – sie unterstützt ihn an vorderster Front.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 85 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

85 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
ketzerlehrling
2 Jahre her

Warum sollen nicht alle ihr Fett wegbekommen?

Helfen.heilen.80
2 Jahre her

In den Tagesthemen vom 20.02.2018 äußerte Yascha Mounk (ehem. SPD) folgendes: „… dass wir hier ein historisch einzigartiges Experiment wagen, und zwar eine monoethnische, monokulturelle Demokratie in eine Multiethnische zu verwandeln. Das kann klappen, das wird, glaube ich, auch klappen, aber dabei kommt es natürlich auch zu vielen Verwerfungen.“ (Quelle: alle gängigen Videoplattformen). In letztere Kategorie fällt wohl der TE-Bericht „Bewährungsstrafe für Vergewaltigung eines elfjährigen Mädchens“ vom 20.07.22. Ob man Herrn Mounks Vorstellungen von „Experiment“ und „verwandeln“ nun besser oder schlechter findet, bleibt dem Dafürhalten des Lesers überlassen, aber zweifelsohne benötigt ein staatliches Gemeinwesen natürlich einen vielfältigen Werkzeugkasten an Gesetzen… Mehr

Ede Kowalski
2 Jahre her

In weiten Teilen ergeben sich Parallel-Gesellschaften aus allen möglichen Randgruppen,…“
Tatsächlich gibt es für clevere Leute keinerlei Anreiz, sich in eine Gesellschaft zu integrieren, die unübersehbar ihren eigenen Untergang anstrebt, etwa indem sie sich fortgesetzt bis zur völligen Besitzlosigkeit ausplündern läßt und demografisch an ihrem eigenen Verschwinden arbeitet.

Cethegus
2 Jahre her

Tja, so rettet Herr Merz die CDU nach Frau Merkel.
Zurück zum alten Konservativismus, oder?

Selten so gelacht über die ganzen Schlauberger, die das wirklich gedacht haben!!!!

I.E.
2 Jahre her

MIELKES ERBEN gibt es auch in Hessen (schwarz-grün)! Sie nennen sich „MeldeHelden“! Das ist Kindergartensprache. Was ist nur aus der CDU geworden. Wir brauchen einen „Westbeauftragten“ in der Regierung. DER GRÖSSTE LUMP IM GANZEN LAND, DASS IST UND BLEIBT DER DENUNZIANT!!

Astrid
2 Jahre her

Die CDU/CSU, SPD, FDP, die Linke und die Grünen braucht kein Mensch in diesem Land. Diese Parteien stehen für Masseneinwanderung, Zerstörung der Familien, Bildungsmisere, die Tafeln (Verarmung der Menschen), kaputte Sozialsysteme, massive Schädigung der Infrastruktur usw. Egal wen man hier wählt sie alle setzen sich nicht für unser Land ein, sondern handeln seit Jahren gegen die Interessen der Deutschen. Das Parteiensystem ist am Ende und es dient nur noch der Selbstbereicherung und zur Schaffung unsinniger Posten für politsche Ideologien, die am Leben der Menschen vorbeigeht. Es gilt so viel wie möglich den Leuten an Abgaben und Steuern aus der Tasche… Mehr

Sonny
2 Jahre her

Keine Überraschung. merkel wollte ja sowieso lieber bei den Grünen einsteigen und nur wegen der schnelleren Aufstiegschancen ist sie in der cdu gelandet. Dafür hat sie dann aber die Schwarzen komplett vernichtet und ein grünes Anhängsel aus der cdu gemacht. Und aus lauter Einfalt haben die Schwarzen mitgemacht und gar nicht gemerkt, wie sie vernichtet wurden.

Rob Roy
2 Jahre her
Antworten an  Sonny

Dass Merkel eine verkappte Grüne war, konnte jeder ab 2011 mit ihrem Atomausstieg klar erkennen. Sie ist eine Busenfreundin von Göring-Eckardt, beide kennen sich seit der Zeit des Neuen Forums. Merkel hatte in der Wendezeit erkannt, dass sie bei den Grünen keine Karriere machen kann, von der SPD wurde sie angeblich abgelehnt, die FDP kannte kein Mensch im Osten, da ist es dann die CDU geworden, in die Merkel eingetreten ist. Zweifelsohne gebührt ihr der zweifelhafte Ruhm, diejenige zu sein, die eine einst große Volkspartei komplett durch den Wolf gedreht hat.

Oblongfitzoblong
2 Jahre her

Die Grünen sind doch seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten in der optimalen Position! Die sog. Altparteien, nennt man die eigentlich so, weil ihre Wählerschaft so alt ist, werden doch von den Grünen auf allen politischen Feldern dominiert. Die Angst der Altparteien vor den Medien ist zu groß, als dass man es wagen könnte, eigene, von Grün abweichende, politische Ideen zu entwickeln.

Johann Thiel
2 Jahre her

Marco Gallina zeigt hier anhand der CDU das wahre Problem unserer Gesellschaft auf, in der Bildung und Familie die eigentlichen Kampfzonen sind, der alle anderen Themen folgen. Tatsächlich aber sind es eher Zonen der linksgrünen Eroberungen, denn dagegen ankämpfen tun nur jene denen man die Berechtigung dazu abspricht, was bereits als wesentlicher Erfolg des linksgrünen Kampfes gegen die bürgerliche Gesellschaft anzusehen ist. Dem Autor gilt mein besonderer Dank, da er dieses zentrale Problem thematisiert und die Diskussion damit wie auch in manchen anderen seiner Artikel auf das christliche Menschenbild zurückführt. Besonders wohltuend ist, dass sein kritischer Text zum Thema Schwulenbewegung… Mehr

Gjergj Kastrioti
2 Jahre her

Wer erwartet hatte, dass nach Merkels Abgang in der CDU nun eine konservative Renaissance einsetzt, wendet sich enttäuscht ab und geht nicht mehr zur Wahl oder wählt die einzige konservative Alternative, die es in Deutschland noch gibt. Ich wünsche der CDU (und auch ihrem bayerischen Anhängsel) den gleichen Weg, den die „Democrazia Cristiana“ in Italien gegangen ist!