Verbio-Chef: Mit Biokraftstoff könnte CO2-Ausstoß des Verkehrs um 50 Prozent sinken

Biokraftstoffe könnten in der aktuellen Energiekrise helfen, sagt Claus Sauter, Chef des Biokraftstoffherstellers Verbio, im TE-Interview. Das Verbrenner-Verbot der EU sei falsch, weil das Problem der Kraftstoff sei, nicht der Motor.

IMAGO / S. Spiegl

Die CO2-Emissionen aus dem Verkehr könnten binnen fünf Jahren um 50 Prozent sinken, würde die Bundesregierung stärker auf Biokraftstoffe setzen. Das Verbot des Verbrennungsmotors durch die EU sei der falsche Weg, um die Klimaemissionen zu senken, kritisiert Verbio-Chef Claus Sauter. „In vier bis fünf Jahren könnten wir den Verkehrssektor, inklusive der Luftfahrt, in Deutschland und Europa mit eigenen Ressourcen nachhaltig dekarbonisieren“, sagt Sauter im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick. „In Deutschland könnten wir die 160 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Verkehrssektor in den nächsten fünf Jahren um 50 Prozent reduzieren – und das auf dem Preisniveau, auf dem wir uns jetzt befinden.“ Verbio ist einer der größten unabhängigen Hersteller von Biokraftstoffen in Europa. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei über einer Milliarde Euro.

Wolle die EU wirklich die CO2-Emissionen des Verkehrs rasch senken, dürfe man nicht allein auf Elektroautos setzen, sondern müsse Verbrenner sauber machen, so Sauter. „Deutschland und die EU haben sich entschieden, mit aller Macht die Elektromobilität in den Markt zu drücken. Der Verbrennungsmotor soll verschwinden – egal, dass er zum Klimaschutz einen erheblichen Beitrag leisten kann“, so Sauter. „Ich halte es für einen großen Fehler, ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen. Nicht der Verbrennungsmotor ist das Problem, sondern der Kraftstoff. Mit unserem Biomethan aus Stroh haben wir die beste Klimabilanz.“

In der aktuellen Energiekrise könnten gerade Biokraftstoffe weiterhelfen. „Wir befinden uns in einer beispiellosen Energiekrise, und ich sehe noch nicht, dass wir die nächsten Jahre aus der Nummer rauskommen.“ Biokraftstoffe würden als Teil der Lösung in der aktuellen Energiekrise von der Bundesregierung ignoriert. „Offenbar ist die Botschaft in Berlin nicht angekommen, dass Biokraftstoffe die Versorgung sichern und auch dazu notwendig sind, unsere Klimaschutzvorgaben zu erfüllen. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum Minister Habeck nach Katar reist, um über LNG-Lieferungen zu verhandeln, und auch mit den USA über Frackinggas-Lieferungen spricht, während Biokraftstoffe ignoriert werden.“

Die Kritik, dass Biokraftstoffe aus Getreide hergestellt werden, das besser für die Ernährung eingesetzt wird, weist der Verbio-Chef zurück. „Dieses Märchen wird uns immer aufgetischt. Wir verarbeiten für die Biokraftstoff- und Biomethanproduktion nur minderwertiges Material – meist von schlechten Böden. Je vergammelter das Material, desto besser. Brotgetreide ist für uns viel zu teuer. Unsere Produkte sind nicht für Hungerkatastrophen verantwortlich.“ Vielmehr gehe 70 Prozent des Getreides in die Fleischproduktion. „Dies spielt in der deutschen Debatte so gut wie keine Rolle.“


Das komplette Interview in Tichys Einblick 08-2022 >>>

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Kommentare ( 43 )

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Hans Nase
2 Jahre her

Anbei eine Auswahl an Fragen, die man guter Journalismus hätte beantworten müssen: Als erstes natürlich: Follow the money! Was würden die Anlagen kosten? Wer könnte das Geld dazu aufbringen? Wer würde profitieren? Wie hoch wären die Kosten eines Liters (ohne Steuer) und wie sieht das im Vergleich zu herkömmlichen Sprit aus (vor der Teuerung durch die Ukraine-Krise)? Um wieviel müssten die Steuern auf sinken, damit man bei vergleichbaren Endverbraucherpreisen wäre? Und weiter: Über wieviel Prozent/Hektar der aktuellen Anbaufläche reden wir, wenn wir 50% substituieren wollen? Welchen Wertschöpfungsketten würde dann die Grundlage entzogen und in welcher Höhe? Welche Verwerfungen würde das… Mehr

SvP
2 Jahre her

Die NRW Regierung feiert sich dafür, das die Einbruchkriminalität sich in den letzten zwei Jahren zu ca.70% reduziert habe.
Woran das liegen mag, und bitte nicht schelmisch werden, wenn Sie böse daran denken, wo die meisten Menschen sich die letzten zwei Jahre aufgehalten haben.
Das beste Beispiel wie man „richtig gute Politik“ macht.

thinkSelf
2 Jahre her

„Biokraftstoffe“ sind zusätzliche, völlig sinnfreie Primärenergieverbraucher und damit nichts anderes als eine besonders perfide Art von Greenwashing.
Natürlich ist es sinnvoll Abfallstoffe noch energetisch zu verwerten, aber das passiert eh schon praktisch zu 100%.
Das mit der Fleischproduktion ist übrigens ebenfalls quatsch. Die globale Fleischproduktion erfolgt im wesentlichen auf Grünflächen die ansonsten landwirtschaftlich gar nicht nutzbar sind. Und Tiere wandeln vom Menschen nicht verwertbare Reststoffe in konsumierbare Produkte um. Das Schwein ist hier sozusagen das Paradebeispiel.

Last edited 2 Jahre her by thinkSelf
Evero
2 Jahre her

Meine Beobachtung: die Wälder – wie die Vegetation überhaupt – sind üppig. Das CO2 wirkt wie ein Dünger. Hier wirkt das Gesetz vom Minimum. Wir könnten dem Amazonas-Dschungel Konkurrenz machen, fehlte nicht in letzter Zeit der Regen.
Die Bäume sind überreich belaubt. Aber die Wälder leiden am Wassermangel.
In Mitteleuropa geht ein Klimawandel vor sich, egal wo der herrührt. Auf den müssen wir uns einstellen. Die Politik macht den großen Fehler, dass sie diese Phänomene durch die ideologische Brille betrachtet. Statt Wasserbevorratung zu fördern, wird Fahrradfahren ideologisch beworben. Das hilft uns keinen Millimeter weiter!

Landdrost
2 Jahre her
Antworten an  Evero

Ja und woher kommt der Wassermangel? Vielleicht nicht doch durch Thermikänderungen ausgelöst durch monströse Vogelschreddern? Aber gut, in die Richtung darf ja bei uns nicht geforscht werden bzw. entsprechende Studien finden hier ja nirgends statt. Genauso wie Perversionen der Biden-Familie, aber Hauptsache Trump soll Einfluss auf irgendwelche Zeugen genommen haben. Das Wasser ist ja nicht weg, das kommt nur woanders runter. Dieses ganze Land basiert nur noch auf Narrativen, Halbwahrheiten und Lügen. Alles. Hat man ja bei Corona bestens gesehen, da werden heute noch Impfschäden zu Long-Covid umgelogen. Seltsamerweise habe ich als vollkommen Ungeimpfter weder Probleme mit meinem Immunsystem geschweige… Mehr

Evero
2 Jahre her

>>Die CO2-Emissionen aus dem Verkehr könnten binnen fünf Jahren um 50 Prozent sinken, würde die Bundesregierung stärker auf Biokraftstoffe setzen.<< Diese Idee ist eine Illusion! Was essen wir dann, wenn unser Getreide zu Alkohol vergoren wird oder alle Äcker mit Raps bepflanzt werden? Ausserdem: die Begeisterung für Rapsöl und Bioalkohol im Tank war schon in den 80er Jahren groß und was ist daraus geworden?. Das hat sich aber gelegt bei den Erfindern. Die agressiven Biokraftstoffe haben die Dichtungen weggefressen und die Motoren geschädigt. Wenn das damals marktfähig gewesen wäre, wären wir schon lange da, wo Herr Sauter hin will. Machbare… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Evero
H. Priess
2 Jahre her

Wie hier schon einige angesprochen haben, von welchen Mengen minderwertiges Biomaterial reden wir um die vorher berechneten Millionen Liter Treibstoff herzustellen? Motoren werden immer besser, immer weniger Verbrauch, immer weniger Schadstoffausstoß oder besser gesagt wurden immer besser. Ich denke, viele Hersteller werden die Entwicklungskosten sparen und in irgendwas mit E-Antrieb stecken. Eine Entwicklung wird aber geflissentlich übersehen. Die Methanolbrennstoffzelle entwickelt vom ehemaligen Audi-Ingenieur Roland Gumpert. Die kann man einfach auch in LKWs einbauen und schlägt den Batterieantrieb um Längen. Seine Entwicklung hat Herr Gumpert in Berlin wie sauer Bier angeboten, man äußert sich Wohlwollend aber hat kein Interesse. Warum? Man… Mehr

Evero
2 Jahre her
Antworten an  H. Priess

Bis zu einem flächendeckenden E-Betrieb der deutschen Fahrzeugflotte ist es noch Jahrzehnte hin.
Das Problem derzeit sind die Netze, die gar nicht die Mengen lriten können, die schon jetzt innereuropäisch getauscht werden.
Von den fehlenden Gigawatt wollen wir gar nicht reden. Wo sollen die jemals herkommen, wenn Deutschland keinen Wind hat und die Sonne nicht scheint und die Backup-Technologien Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke aus ideologischer Sektiererei abgeschaltet werden und das Gas und Öl durch politische Dummheit fehlt auf vermutlich lange Dauer?

Diese Regierung gehört davongejagt! So hat die Politik den Bürgern seit 1945 in diesem Land nicht mehr übel mitgespielt.

Edwin
2 Jahre her

Na klar, ich setze mich doch nicht mit dem Gesichtslumpen oder der Filtertüte stundenlang in ein öffentliches Verkehrsmittel. Statt mit dem Flugzeug fahre ich heute mit dem Auto nach Barcelona. In meiner Generation hat man noch gelernt, dass eigentlich Massentransportmittel das ökonomischste und ökologischste sind. Ein mit knapp 200 Leuten vollbesetzter Flieger dürfte eine bessere Klimabilanz haben als 200 Autos. Aber Rechnen war ja noch nie die Stärke der faschistischen Öko-Sozialisten.

Ananda
2 Jahre her
  • Biokraftstoffe könnten in der aktuellen Energiekrise helfen, sagt Claus Sauter, Chef des Biokraftstoffherstellers Verbio

Da fallen mir doch sofort die im Biokraftstoff Boom neu angelegten Monokultur Ölplantagen in Indonesien ein. Als die letzten Orang Utans verjagt wurden um unsere „Bio“-Kraftstoffe anzubauen.
Auch der „minderwertige“ Grundstoff für Biokraftstoffe muss auf Agrarflächen angebaut werden. Da der „Green Deal“ Irrsinn gerade versucht beachtliche Ackerflächen stillzulegen, denke ich schon das der weitflächige Anbau von von solchen Kraftstoffen zur Verknappung von Lebensmitteln führen würde. Das wird es wahrscheinlich bereits ohne Kraftstoff „Anbau“.
Und alles um den CO2 Narrativ/das Mega Business zu bedienen.

Teiresias
2 Jahre her

Man sollte sich auch mal klar machen, daß es völlig egal ist, ob die Geschichte vom bösen CO2 wahr oder falsch ist – der Versuch, das Weltklima durch CO2-Einsparungen zu beeinflussen, ist aussichtslos – auch innerhalb der Wahnwelt der CO2-Apokalyptiker.

Die Förderländer werden weiter Öl und Gas fördern, und was gefördert wird wird auch verbrannt. Wer sich in Deutschland für viel Geld ein Batterieauto kauft, verpulvert nur einen Haufen Geld, damit das Benzin, daß er jetzt nicht mehr verbraucht, von jemand anderem verbraucht wird, irgendwo anders auf der Welt.

Ananda
2 Jahre her
Antworten an  Teiresias

Ihre Argumentation folgt einer klar ersichtlichen Logik. Schade, dass die EU und die Klima Apokalyptiker scheinbar nicht über diese Fähigkeit verfügen.
Alles dreht sich um CO2. Würde man diese unglaublichen Mittel in unsere Zukunft investieren anstatt sie for nothing zu verbrennen hätten wir eine goldene Zukunft. So erwartet uns wieder das Mittelalter. Na ja, wenn wir restlos geplündert wurden wird es wieder einen neuen Hype geben.

thinkSelf
2 Jahre her
Antworten an  Teiresias

Das Lustige ist ja, das jede dieser teuren „Ökomaßnahmen“ aus thermodynamischen Gründen den Verbrauch von fossilen Energieträgern auch noch anheizt.
Physikalisch ist der Kauf eines E-Autos, der Bau einer WK-Anlage oder die Installation einer PV-Anlage identisch mit dem sinnfreien Abfackeln eines Ölfeldes und dem Anzünden einer Kohlehalde.

bkkopp
2 Jahre her

Zu Anbauflächen möchte ich anmerken, dass bei einem viel höheren Einsatz von Biofuels auch mehr Flächen als heute für diesen Zweck genutzt werden müßten. Es würde nicht genug “ minderwertiges Material “ zur Verfügung stehen. In diesem Punkt ist Herr Sauter nicht überzeugend. Wenn es stimmt, dass 70% des Getreides als Futtermittel in die Fleischproduktion geht, dann müßte man den Fleischkonsum ganz erheblich reduzieren, um Getreide für die Produktion von Biofuels zu haben. Alles auch nicht überzeugend. Von den technologischen Eigenschaften von Biofuels und deren Kompatiblität mit der Motortechnik verstehe ich nicht genug. Es ist aber nicht plausibel, dass die… Mehr

thinkSelf
2 Jahre her
Antworten an  bkkopp

Hinzu kommt noch, wie ich bereits oben erwähnt habe, das Reststoffe und Abfälle eh bereits zu praktisch 100% energetisch verwertet werden (was sinnvoll ist, aber auch schon immer gemacht wird). In der Regel wird daraus Wärme und Strom erzeugt, was übrigens viel sinnvoller, da effizienter ist als daraus Sprit zu produzieren.