So wirken die Deutschen im Ausland: bayerisch, weltoffen, pedantisch – Sozialstaat-Trottel

Bayern ist gleich Deutschland. Über diese Formel klagten Kritiker von links bis rechts anlässlich des Kulturprogramms während des G7-Gipfels. Nur haben sie ein Problem: Sie haben diesem Bild von Deutschland kein eigenes entgegenzusetzen.

IMAGO / Sammy Minkoff
G 7 Gipfel: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kommt in München an und schreitet mit Ehefrau Brigitte und Marcus Söder die Ehrenformation ab, 25.06.2022

Den ehrlichsten Blick auf deutsche Kultur haben die Händler am Frankfurter Flughafen. Keine Ideologie leitet sie – sie gehen nur nach dem, was sich verkauft. Und das ist ernüchternd für alle, die sich um das Deutschland-Bild im Ausland sorgen: Kuckucks-Uhren in allen Größen und Formen dominieren das Sortiment. Es folgen Bierkrüge, Schnapsgläser und Postkarten, auf denen die Loreley und das berühmte Gedicht von Heinrich Heine abgedruckt sind. Das Angebot lässt zwei Schlüsse auf das Bild der Deutschen im Ausland zu: Zum einen steht das Lokale fürs Ganze, zum anderen wirken wir auf unsere Besucher bestenfalls urig und altmodisch – schlimmstenfalls dümmlich und versoffen.

Seit 73 Jahren existiert die Bundesrepublik nun. Und sie tut sich immer noch schwer damit, eine eigene Identität zu entwickeln. Vor allem eine, die auch im Ausland als solche wahrgenommen wird. Das lässt sich durch die föderalen Strukturen der Republik erklären. Die Bochum-Touristik wird immer ein anderes Bild von Deutschland entwickeln wollen, als es die Kollegen in Süderbrarup oder in Görlitz versuchen. Dann kommt hinzu, dass solche Büros meinen, das Bild eines Landes so stark prägen zu können, dass sie nicht von einem Markenkern ausgehen müssen, sondern einen eigenen Markenkern entwickeln können. Aber sie irren. So stand zum Beispiel das Ruhrgebiet für Industrie und steht nun immer mehr für den Tod der Industrie. Egal wie viel Geld Landesregierungen in Kulturangebote pumpen, egal wie viele Touristik-Büros versuchen, ihre Kommunen als Kulturhauptstädte zu vermarkten. Wer an Essen denkt, denkt an architektonischen Brutalismus und vergangene wirtschaftliche Größe.

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Ein Image wächst. Hat man es erstmal, ist es schwer, es wieder los zu werden. Deutsche Schauspieler, die versucht haben, es in Hollywood zu packen, bekamen Jahrzehnte vor allem Rollen angeboten, für die sie die Uniform der SS oder der Wehrmacht überstreifen mussten. Das ging sogar noch Til Schweiger so, dem Steven Spielberg angeboten hatte, in „Saving Private Ryan“ den Deutschen zu spielen, dem Tom Hanks das Leben schenkt und der später Tom Hanks erschießt. Schweiger lehnte die Spielberg-Offerte ab – und behielt recht. Im Kino jubelten die Zuschauer, als der Deutsche erschossen wurde – auch in deutschen Kinos.

Nur spät und mühsam änderte sich im amerikanischen Film und Fernsehen das Bild der Deutschen – weg von dem Mann in der SS-Uniform. Ein neues setzte sich allmählich durch: der Sozialstaat-Trottel. Er ist gutmütig, viel zu gutmütig und dadurch höchst albern. Der erste seiner Art war die Figur des Otto in der Serie „Malcolm in the Middle“. Er betrieb eine Ranch mit Ferienangebot und stellte Malcolms älteren Bruder Francis ein. Egal wie viel Mist der in seinem Job baute, Otto verteidigite und belohnte ihn. Weil er in allem nachgab, tanzten ihm die Mitarbeiter auf der Nase rum – was immer wieder zu entsprechend absurden Situationen führte.

In der Serie „Die Simpsons“ kauften ein bayerischer und ein ostdeutscher Geschäftspartner das Atomkraftwerk des Springfielder Millionärs Montgomery Burns. Der hat es skrupellos aber erfolgreich über Jahrzehnte geführt. Die neuen, deutschen Besitzer führen Wohltaten im Betrieb ein, fördern ihre Mitarbeiter und eröffnen einen Firmen-Kindergarten. Zudem versuchen sie, die Sicherheitsmängel abzustellen und das Kraftwerk auf den neuesten Stand zu bringen. Damit scheitern sie. Weil sie mit den Reperaturen nicht hinterherkommen und weil sie das Werk nicht in seinem mangelhaften Stand betreiben wollen, überlassen sie es wieder Burns – zu einem Bruchteil dessen, was sie ihm gezahlt hatten. Danach läuft das Werk wieder wie vorher und als erste Maßnahme schließt Burns den Firmen-Kindergarten.

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Nun ließe sich nach dieser Folge sagen: Das Deutschlandbild ist das eines sozialen, ordentlichen Menschen, der es richtig machen will. Das ist ja nun nichts Schlechtes. Doch in einer anderen Folge widmen sich die Macher der Rückseite dieser Medaille: der Pedanterie. Die Simpsons vermieten ihr Haus an deutsche Rucksack-Touristen unter. Die geben sich zwar bewusst weltoffen, zermürben aber die Gastgeber mit ihren Beschwerden. Statt den Urlaub zu genießen, sammeln sie Reklamationen und halten Vorträge darüber, warum das amerikanische System dem deutschen unterlegen sei. Am Ende entschließt sich die Familie, lieber gar nicht mehr zu vermieten als modernen Deutschen.

Die Sitcom „Community“ zeichnet ein ähnliches Bild der Deutschen. Auch die versuchen an einem „Community College“ bewusst, in ihrer Attitüde nicht dem deutschen Nachkriegsbild zu entsprechen. Doch in all ihrer Modernität wirken die Austauschstudenten fies. Die Deutschen belagern den Tischfußball und den Lernraum der Studiengruppe, um die sich die Serie dreht. Durch ihre Pedanterie scheinen sie erst unbesiegbare Gegner zu sein, doch die Amerikaner finden Lücken im System, um die Deutschen auszutricksen. Die Studiengruppe lässt sie ein deutsches Kulturfest feiern. Doch in Zeiten der Wokeness ist es an dem College verboten, die eigene Kultur zu feiern. Weshalb der Dekan den Austauschstudenten den Zugang zum Lernraum verweigert.

Das deutsche Kulturfest in Community besteht übrigens auch wieder aus bayerischen Trachten, Bier in Humpen, Würsten, einer riesigen Schokotorte und einer visuellen Umsetzung des Songs „99 Luftballons“. Differenzierter ist das Bild der Deutschen im Ausland nicht. Auch weil es kaum einen Kulturmarkt gibt, der im fremdsprachigen Ausland eine Rolle spielt. Die Zahl deutscher Lieder und Filme, die es nach 1945 außerhalb Europas geschafft haben, lässt sich an den Fingern abzählen. Und gerade die Gruppe, die Bayern gleich Deutschland als Gleichung ablehnen, schaffen es nicht, einen eigenen Beitrag zum Deutschlandbild zu liefern – außer durch ihre Pedanz im internationalen Auftreten.

Wem es folglich wichtig ist, wie Deutschland im Ausland wahrgenommen wird, dem lässt sich nur Ernüchterndes sagen: Kuckucksuhren und Lederhosen werden die deutsche Wahrnehmung westlich des Rheins und östlich der Oder noch lange bestimmen. Schlicht, weil wir keine schnelle Erzählung entgegenzuhalten haben. Schon die Differenzierung, dass Kuckucksuhren nicht aus Bayern kommen, macht im Ausland kaum einer mit. Die langfristige Erzählung wiederum braucht ihre Zeit. Ein Anfang für ein besseres Bild der Deutschen im Ausland wäre getan, wenn wir es uns im Urlaub nicht zur Aufgabe machen würden, wirklich jeden Mangel des Hotels erfassen zu wollen. Ach so, dann eins noch: Ob Socken in Sandalen unserem Image im Ausland schaden, ist vielleicht wissenschaftlich nicht erfasst – modisch bleibt es aber definitiv ein Verbrechen.

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Kommentare ( 94 )

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Ante
2 Jahre her

Seid ihr Kripos, Kartoffeln, Köterrasse? Der Migrant kann euch lesen. Feind hört mit. Feind liest mit. Feind sitzt euch im Nacken. Herkunftsdeutsche haben zwei Sorten Feinde. 1. rotgrüne Landsleute sowie 2. Importvolk muselmanischer, afrikanischer, subtropischer Abkunft. Alle wollen die BRD zerhauen. Deutsches Land abgebrannt.

Dissident
2 Jahre her

Welche „schnelle Erzählung“ soll die späte BRD denn abgeben? Die durch ungehemmte Masseneinwanderung inzwischen eher orientalisch anmutenden Fußgängerzonen der Großstädte? Die gleichförmigen „PrideParaden“, die überall im Westen gleich aussehen? „Verfassungsschüler“ mit Migrationshintergrund, die Erdogan loyaler sind als Deutschland? Ein von der eignenen Vielfatlsbehauptung besoffener Politmedialer Komplex, der auf Kosten der arbeitenden Normalbevölkerung an Lieblingsminderheiten großzügig Geschenke verteilt?

HavemannmitMerkelBesuch
2 Jahre her

Ich bin vollkommen ratlos, wie aus dem einst konservativsten, traditionellsten, saubersten und verlässlichsten – deshalb auch reichsten und funktionierendsten aller deutschen Bundesstaaten, von dem man eigentlich hätte lernen sollen und können wie freiheitlich demokratischer rechtsstaat geht, der in Umsetzung geradezu eine ideale Gesellschaft repräsentiert, ein solcher mit und durch rotgrüne ewiggestrige Ideologie verseuchter, rückständiger Mangelstatt werden konnte. Das gezeigte Bild ist ja wohl ein Oberwitz, eine Stadt wie Münchistan, die wie die gesamte Republik DDR auf Muslimisch den sozialistischen Mangel, Mißwirtschaft, Rotschickeria und Abbau aller Werte feiert und darstellt, spaliert eine wie aus tatsächlich anderer Zeit und Werte nur noch… Mehr

ludwig67
2 Jahre her

Ich finde den Trachtenaufmarsch vollkommen in Ordnung. Die einzige, an Peinlichkeit nicht zu überbietende Person, ist Söder. Zum schämen, man weiß gar nicht wo man anfangen soll:

Faltige, zu lange Chino mit schwarzem Gürtel und geradezu räudigen schwarzen Schuhen.
Weises Hemd das zu nichts im Outfit passt.
Unmögliche Kaufhauskrawatte, farblich ebenfalls toxisch.

Und dann daneben die perfekt gekleidete und gestylte Frau Macron.

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Zitat: „Die Simpsons vermieten ihr Haus an deutsche Rucksack-Touristen unter. Die geben sich zwar bewusst weltoffen, zermürben aber die Gastgeber mit ihren Beschwerden. Stat…..“ > Als ich diese Zeilen gelesen habe, schoß mir durch den Kopf , dass die Deutschen ja so bekloppt sind, dass sie z.Bsp in Afghanisten nichts bessetes zu tun hatten als den Afghanen die häusliche Mülltrennung beizubringen. Als Deutscher empfinde ich das heutige „beste Deutschland, welches wir jemals hatten“, einfach nur noch peinlich und beschähmend und mit fällt auch immer weniger ein auf was ich für dieses Gender-Gaga , „weltoffene“ und woke Dummland noch Stolz sein… Mehr

ChrK
2 Jahre her

Ich habe sechs Jahre in Kanada gelebt und kann bestätigen, daß es so etwas wie „Deutsch-Sein bewußt zu unterdrücken“ tatsächlich gibt. Nun mag ich allein schon aufgrund meines schrägen Humors nicht als Bilderbuch-Deutscher durchgehen, aber trotzdem…was mir an „deutschen“ Eigenheiten unbewußt/unterbewußt/bewußtlos durchgerutscht ist, auch nach vielen Jahren noch, jo, da brauche ich mehr als zehn Finger und zehn Zehen. Und im Rückblick mag ich an manches (Stichwort: Pedanterie) gar nicht denken, so peinlich ist mir das (inzwischen). Was ich aber schon von Anfang an halb ernsthaft, halb scherzhaft, geantwortet habe, wenn ich gefragt wurde, wo ich herkomme: „Aus Bayern. Das… Mehr

Last edited 2 Jahre her by ChrK
Irdifu
2 Jahre her

Das Bild macht mich stutzig .
Wo hat denn der Bayernkönig seine Rechte Hand ? Oder täuscht der
Aufnahmewinkel .

EinBuerger
2 Jahre her

Jedes Kaff dieser Erde, das sich vermarkten will, ist doch froh, wenn es nicht so aussieht, wie jedes andere weltoffene, liberale, mit internationalen Ketten zugebaute andere Kaff dieser Erde.
Weil sich das verkauft. Wieso sollte ich von Bochum in den Urlaub nach Turin fahren, wenn das eine so aussieht wie das andere?

Fieselsteinchen
2 Jahre her

Das Bild der Deutschen im Ausland wurde überspitzt wahr und gleichzeitig unwahr dargestellt und so wird es auch aufgenommen. Und ich kann es bestätigen, häufig sind die vermeintlich progressiv-links-Grünen, im Ausland schon an der Kleidung zu erkennen, extrem anstrengend. Die weitaus gefährlichere Truppe ist aber das progressiv-grüne Klientel, die relativ normal daher kommen, allerdings die wüstesten Meinungen haben, obwohl die Ausland nur als Touristen erlebt haben und nie in die reale Lebenssphäre der Einheimischen vorgedrungen sind, aber alles besserwissen zu meinen. Verschlimmbesserung trifft es eher! Am angenehmsten sind diejenigen, die selbst länger im Ausland gelebt haben oder tatsächlich Ostdeutsche –… Mehr

bfwied
2 Jahre her

Es gibt keine Besserung, Deutsche lieben die Hybris, und sie sind sich dessen gar nicht bewusst! Sie wollen die Welt verbessern, aber um Gottes Willen nicht mit High-Tech, mit praktikablen technischen Antworten auf Wandlungen, nein, mit Selbstgeißelung, Verzicht, womit man sich einbildet, damit anderen zu helfen, wie man jedem X-Beliebigen alle Segnungen des überbordenden Sozialstaats angedeihen lässt, samt Nebenfrauen und erfundenen Kindern.
Besserung kann nur wieder von außen kommen, und das wäre wohl ein Zusammenbruch der EU mitsamt Verarmung der Bevölkerung und allfälligen Übergriffen der Rauschgiftverkäufer und Dieben, wie den bekannten Münzdieben, etc. mit Sozialhilfegeld und Ferrari.