„Zu Ostern das Lamm“ schrieb Klaus Trebes in seinem Kochbuch. Das Restaurant Gargantua des ehemaligen Hausbesetzers im Frankfurter Westend war lange Stammlokal von 68-Kameraden wie Joschka Fischer. In der Welt der Veganer und Vegetarier hätte nur noch wenig aus dem Repertoire des begnadeten Kochs mit Juraexamen Bestand. Sein Auberginen-Curry ja, aber sein gebratener Chicorée schon nicht, denn da braucht es Butter.
Milchlamm paniert gebacken oder Lammbraten war in meiner Heimat ein Ostersonntag-Klassiker. Für wen das nicht erschwinglich war, der verstand es, aus den im Schrebergarten selbst gezogenen Kaninchen Geschmackvolles zuzubereiten. Ostereier trugen wir zur Weihe in die Kirche zusammen mit Osterbrot, Geselchtem, geräucherten Würsten und so weiter. Beim steirischen Frühstück kommt das alles auf den Tisch zusammen mit frisch geriebenem Kren (Meerrettich). Nach Ostern halfen ein paar lange Bergtouren, den Feiertagsspeck abzulaufen.
Es war Frühling, alles grünte und blühte, auch wenn weiter oben noch viel Schnee liegen konnte. Wer sonst kein Kirchgänger war, fand am Ostersonntag doch ins Hochamt. Danach brauchte unser Pfarrer nur wenig länger in den Kirchenwirt gegenüber als seine Gemeinde. Und den Bier-Vorsprung der Kirchgänger holte der Mann, den alle mochten – auch der sozialistische Bürgermeister – schnell auf. In Ausflugslokalen, Biergärten und Weinstuben traf jeder jeden – Jedermann Jedefrau. Die Menschen freuten sich, der Winter war vorbei und die Fastenzeit. Alles blühte auf.
Damit will ich nicht sagen, früher war alles besser. War es nicht. Aber unser Zustand von Zivilisation hat ein klares soziales Defizit. Events bei denen alle mit ihren Smartphones beschäftigt sind? Wozu sitzen da die Smartphoner überhaupt noch zusammen? Damit sie nicht ganz allein auf dem Selfie sind? Und wer kann noch zusammen kochen, essen und trinken, wo Essen und Ernährung zu neuen Glaubensfragen werden?
Auch heute sind Ostern, Frühling, neues Blühen und Leben fröhliche Signale. Unsere Überdosis an Mobiltechnik wird ihren Suchtcharakter mit der Zeit wieder verlieren – und der Wert des direkten menschlichen Gegenübers sich durchsetzen. Daran glaube ich. Und an die Kraft der starken Botschaft von Ostern mit und ohne religiöse Bekenntnisse.
Allen einen guten Aufbruch.
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