WDR wirbt unverhohlen für SPD-Kandidaten Thomas Kutschaty

Das WDR-Radio „Eins Live“ hat über Instagram offen für die Wahl des SPD-Kandidaten Thomas Kutschaty geworben. Er will im Mai Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen werden. Die pflichtgemäße Entschuldigung des Senders ist auch schon raus.

Screenshot Twitter | imago/photothek

Jenseits von Bonn und Münster werden nur die wenigsten Thomas Kutschaty kennen: Der 53-Jährige ist Jurist und kandidiert für den WDR um das Amt des Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen. Nein, er kandidiert für die SPD. Der WDR macht lediglich kein Geheimnis draus, wie gut er das findet.

Der Kandidat hat der WDR-Radiowelle „1Live“ ein Interview gegeben. Der Sender packte Zitate in eine Kachel und veröffentlichte diese unter anderem auf seinem Instagram-Account, dem über 400.000 andere Accounts folgen. Zwar haben die Sender bei diesem Vorgehen Spielraum, ob sie einen Interviewten gut oder schlecht aussehen lassen wollen. Im Falle von Kutschaty entschieden die Macher sich – Überraschung – für gut aussehen lassen. Grundsätzlich ist dieses Vorgehen aber normal.

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Was folgte, als die Kachel öffentlich war, ist indes nicht normal. In den Kommentaren betrieb das Team von 1Live ungeschminkte Parteinahme für Kutschaty: Kritik an dem SPD-Kandidaten blendete das Team konsequent aus. Das Gleiche galt für die Kritik an dem Gebaren des öffentlich-rechtlichen Senders. So spendete das Team einer Nutzerin ein Applaus-Emoji, die ankündigte, Kutschaty wählen zu wollen. Eine andere Nutzerin spricht von Kutschaty als einer „wirklich guten Perspektive für NRW“ und erhält darauf ebenfalls ein zustimmendes Emoji. Ein anderer Nutzer schreibt über Kutschatys Aussagen „finde ich spitze“ – „wir auch“, kommentiert 1Live und versieht das mit einem Daumen nach oben.

1Live erntet Kritik für seine offenkundige Parteinahme: „Der #WDR zeigt wieder, wie einseitiger #Agendajournalismus geht“, schreibt Carsten Brennecke auf Twitter. Er ist laut Selbstauskunft Rechtsanwalt und Mitglied der Grünen. Er kommt zu dem Schluss: „So einen öffentlichen Rundfunk braucht niemand.“ Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Manuel Ostermann, schreibt: „Wir sollen Gebührenerhöhungen akzeptieren, dann bitte auch dementsprechend liefern. So ganz sicher nicht.“ Und der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer kommentiert: „1Live macht mit deinen Gebühren Wahlwerbung für Thomas Kutschaty.“

Dem SPD-nahen Sender springt nur die SPD bei. Dafür packt die NRW-SPD das beste und liebste Stück aus: die Nazikeule. Wer Mitarbeiter des öffentlichen-rechtlichen Senders an ihre Pflicht zur Neutralität erinnert, betreibt aus Sicht der SPD „fortwährende Einschüchterung“. Für sie sind das „ungarische Züge“. Der WDR indes beweist, dass er mit der Reaktion auf eigenes, unjournalistisches Verhalten viel Routine besitzt. Auf Instagram werden die Spuren gelöscht und auf Twitter gibt es eine pflichtgemäße Entschuldigung: „Was die Reaktionen auf User:innen-Posts unter unserem Instagram-Post zu Thomas Kutschaty angeht, wurde diese Distanz nicht ausreichend gewahrt. Über diese unangemessenen Kommentare sind alle Beteiligten der Redaktion bereits in intensivem Austausch … Dass wir unserem journalistischen Anspruch in diesem Fall nicht gerecht geworden sind, bedauern wir.“

Der Entschuldigung schickt der WDR Grundsätzliches voraus: „Journalistische Unabhängigkeit und Distanz sind die Grundlagen unserer Berichterstattung.“ Dieser Hinweis ist wohl für die, die von der journalistischen Unabhängigkeit nichts wissen – oder im real-existierenden Programm nichts erkennen können.

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Kommentare ( 35 )

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Lore
2 Jahre her

Wird jetzt der Zwangsbeitrag als Parteispende anerkannt und bekommt man eine Spendenbescheinigung?

Lars Baecker
2 Jahre her

Der WDR ist völlig außer Kontrolle geraten. Ein System im System. Diese Sendekrake wird auch niemand mehr reformieren können, da sich da im Laufe der Jahrzehnte eine Struktur verfestigt hat, die nicht mehr aufgebrochen, sondern nur noch beseitigt werden kann. Und zwar durch Zerschlagung des Senders und Neuaufbau in schlankerem Gewand. Dieses Monstrum verkörpert wie keine andere Sendeanstalt Deutschlands den mit der obligatorischen Selbstbedienungsmentalität einhergehenden Marsch durch die Institutionen Dutschkes. Eigentlich wären diese Strukturen ein Fall für den Verfassungsschutz, wenn nicht auch dort „Rudis Erben“ fest im Sattel sitzen würden.

unbelievable
2 Jahre her

Bei der Wahl zwischen Pest und Cholera hilft nur auswandern oder ein Oposition mit möglichst vielen Stimmen, die das Wohl dre eigenen, indigenen Bevölkerung im Blick hat zu haben. Dabei darf es auch indigener Sicht ruhig auch „egoistischer“ zugehen. Möge man sich als Wähler endlich am Wahl-O-Mat orientieren, dann wird es was.

JamesBond
2 Jahre her

Zwangsgebühren und dann Parteiliche Werbung, da passt zur Zeit alles zusammen: Die Sozialisten sind wie ab 1922 Freunde der Mörder-Russen: „ Die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“ kommentiert das Zögern der Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine: „Ist es so schwer, der Ukraine Panzer zu schicken? Und zwar schnell, damit sie nicht von der russischen Mörder-Armee überrollt wird? Für Olaf Scholz, den deutschen Kanzler, ist es das. Seit zwei Wochen druckst Scholz herum, schweigt beredt oder lässt seine Mitarbeiter erklären, warum die eine Waffenlieferung nicht praktikabel, die andere erst intern abzustimmen und… Mehr

Manfred007
2 Jahre her

Heute wird nicht mehr berichtet sondern Einfluss auf die Wahl genommen. Das man so etwas als Bürger mitfinanzieren muss wirkt wie aus der Zeit gefallen. Der Rundfunk muss reformiert werden und sich wieder auf das berichten konzentrieren.

a.bayer
2 Jahre her

Ich vermute, die Entschuldigung war schon fertig, bevor der Beitrag überhaupt gesendet wurde. Ein durchaus übliches Verfahren…

Last edited 2 Jahre her by a.bayer
abel
2 Jahre her

Ist doch egal welche Marionette bei uns die Wahl gewinnt. Die hängen eh am Faden. Ich bin mir nur nicht sicher ob in Deutschland die Fäden in der Hand gehalten werden oder in Brüssel oder in den USA.

JamesBond
2 Jahre her
Antworten an  abel

… oder in Russland, es scheint das die SPD immer noch am Abkommen von Genua aus 1922 hängt und einen zweiten Versuch unternimmt, einen Sozialismus in Deutschland zu etablieren!

abel
2 Jahre her

Natürlich werden bestehende Machtapparate politisch missbraucht. Überall auf der Welt. Bei Le Pen ist ja jetzt die EU auch wieder fündig geworden kurz vor der Stichwahl in Frankreich.

JamesBond
2 Jahre her

Es scheint als ob die Russische Unterstützung der SPD auch im WDR angekommen ist. Die Verflechtung der SPD mit Putin aufzuklären, das wäre die Aufgabe des ÖRR. Jeder der in Sicherheitsrelevanter Tätigkeit für Deutschland tätig ist darf z.b. nicht mit einer Russin verheiratet sein, muß Reisen in den Ostblock und Verbindungen wie sie diese Schwesig hatte, angeben!
Rücktritt + Staatsschutz sind das mindeste und der NRW Soze sollte gleich in die Versenkung gewählt werden.

abel
2 Jahre her
Antworten an  JamesBond

Ich bin kein Putin-Freund oder -Versteher. Schauen Sie sich an was die Dems in den USA so treiben, erst dann können Sie weiter über die Russen herziehen.

Thrym
2 Jahre her

Sowas ist doch die beste Werbung für den Gegner. Zuschauer/-hörer sind viel trotziger als die Macher sich erhoffen. Niemand wird gerne manipuliert.