Die Inszenierung des Leidenswegs Christi hat RTL viel Spott auf Twitter aber auch gute Quoten eingebracht - 14,1 Prozent in der werberelevanten Altersgruppe. Nun kann man von "Die Passion" halten, was man will. Aber immerhin war es ein christlicher Inhalt. Davon ist das Osterprogramm nicht gerade reich.
Papst Franziskus sollte Carlo Pedersoli heilig sprechen. Pedersoli – auch bekannt als Bud Spencer. Damit würde Franziskus zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die katholische Kirche endlich mal wieder um einen Sympathieträger bereichern und das Programm an christlichen Feiertagen auf einen Schlag christlicher gestalten. Denn Bud Spencer ist das deutsche TV-Gesicht, wenn wir christliche Gedenktage begehen: „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“, „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ oder „Eine Faust geht nach Westen“ sind nur drei der Filme, die Kabel Eins an diesem Osterfest dem ehemaligen Olympioniken widmet.
Wobei sich in Pedersolis Filmen durchaus christliche Motive finden: Mal verhindert er das Abschlachten von Wildtieren in der afrikanischen Wildnis. Dann holt er mit einem Sportprogramm neapolitanische Jungverbrecher von der Straße oder kämpft für faire Bananenpreise, damit die Pflüger ein ausreichendes Auskommen haben. Viel christlicher wird es an Ostern nicht im Fernsehen.
Manches darf nicht gezeigt werden: Die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK) führt eine Liste mit 700 Streifen, die an „stillen Feiertagen“ wie Karfreitag oder Ostersonntag tabu sind. Dazu gehört Schrott, der besser an gar keinem Tag gezeigt werden dürfte, aber zum festen Programmangebot von ZDF Neo gehört wie etwa „Piratensender Powerplay“. Aber auch anspruchsvolle Komödien wie „Harold and Maude“ oder „Das Leben des Brian“ stehen auf der roten Liste. Weil ihr Humor zu zynisch ist.
Denn Qualität ist nicht das Kriterium der FSK, wenn es darum geht, Filme an Feiertagen zu verbieten. Wäre dem so, hätte zum Beispiel das ZDF ein massives Problem. Die Mainzer quetschen meterweise Schrott ins Programm, um den durchschnittlichen Zuschauern zu helfen, die noch verbliebene Zeit totzuschlagen: Der „Urlaubsflirt“ Lukas drängt die vom Leben gebeutelte Nell dazu, eine Ausbildung zur Gleitschirmlehrerin bei ihm zu absolvieren. Wie das wohl ausgeht? Roman lernt die Tanzlehrerin Jana kennen, die ihn an seine verstorbene Frau erinnert. Ob die beiden sich kriegen? Die Spannung ist unerträglich. Wobei auch die ARD es ihren Zuschauern abnimmt, die Lebenszeit sinnvoll zu füllen: Vergebene Tierärztin verliebt sich… Sorry, beim Abtippen eingeschlafen … also sie verliebt sich in Künstler. Ganz was Neues.
Um der Kritik zu entgehen, zu christlichen Feiertagen kein christliches Programmangebot zu machen, gibt das ZDF Pressemitteilungen heraus, um die entsprechenden Anteile im Programm zu betonen. Doch da geht es eher um Masse statt Klasse. Angebote wie der Evangelische Gottesdienst laufen zu Zeiten, zu denen nur die vom Fernseher sitzen, die auch dann noch bleiben würden, wenn ein Fischglas abgefilmt würde – wobei wir das ZDF da auf keine Idee bringen wollen.
Die prominentere Sendezeit füllen gerade die Öffentlich-Rechtlichen so, wie sie ihr vorwiegend altes Publikum immer bei Laune halten: Meterweise Kitsch wie Traumschiff, Utta Danella oder Rosamunde Pilcher. Krimis in den unterschiedlichsten Formaten. Darunter ein Tatort – fürs Weltbild – mit einem Mord in der rechten Szene, der missbraucht wird, um das Vertrauen in den Staat zu untergraben.
An echten Highlights ist das Osterprogramm folglich arm: RTL startet seine Serie „Der König von Palma“ am Karfreitag; Pro Sieben geht samstags mit „The Masked Singer“ ins Halbfinale; SAT1 zeigt erstmals im freien Fernsehen „Die Eiskönigin 2“ und Pro Sieben bringt am Montag erstmals „Jojo Rabbit“. SAT1 widmet sich montags zwar dem christlichen Thema der Liebe, missbraucht es aber nur für eine weitere Datingshow.
Wobei die FSK-Liste nicht in Stein gemeißelt ist. Auf ihr stand auch schon Billy Wilders Klassiker „Manche mögen’s heiß“, den 3Sat an diesem Ostermontag ausstrahlt. Nicht gezeigt wird von den großen Sendern über die Feiertage die „Don Camillo“-Reihe. Der erste Streifen, in dem der streitbare Pfarrer aus der Po-Ebene auf seinen kommunistischen Widersacher Peppone trifft, wird dieser Tage 70 Jahre alt. Die italienisch-französische Koproduktion führte zu einer Zusammenarbeit von Klerikern und Kommunisten. Orthodoxen Kommunisten und Kirchenleuten war gemein, dass sie sich so menschlich nicht darstellen lassen wollten.
Ein Effekt, den sich auch die Eiferer auf Twitter durch den Kopf gehen lassen sollten. Zugegeben: „Die Passion“ war jetzt kein künstlerischer Meilenstein, dessen Wiederholung man sich Jahr für Jahr für Jahr wünscht. Aber immerhin hat sich RTL an das christliche Thema rangetraut. An Ostern. Beziehungsweise kurz vor Ostern. Auf einem prominenten Sendeplatz. Damit beweist der Kölner Privatsender Mut zur Innovation, der den öffentlich-rechtlichen Programmmachern längst verloren gegangen ist.
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Ganz ehrlich, bevor man sich eines christlichen Themas so annimmt, wie es RTL mit „Die Passion“ getan hat, sollte man es besser gleich lassen. Dann doch lieber Bud Spencer in Dauerschleife. Eine DSDS-Version der Passion Christi. Das ist eine regelrechte Entweihung und Besudelung des historischen Themas. Dagegen ist selbst das „Leben des Brian“ eine respektvolle Hommage an das Leben Jesu.
Der Gipfel ist dann noch die Teilnehme von Gil Ofarim.
Am Ende müssen wir froh sein, das dem Ramadan nicht mehr Raum gegeben wird um den wenigen Gläubigen noch etwas zu bieten. Der breiten Bevölkerung ist ‚Christlich‘ doch sowieso egal. Ich bedaure das, und versuche mich dagegen zu stemmen, aber ich komme mir vor wie Don Quichotte.
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Was ist Fernsehen? Ich bin Jahrgang 1974. Zwar habe ich einen 3000 Euro Bildschirm an der Wand, aber da wird nur gestreamed oder DVD geschaut. Bei ARD oder ZDF oder gar den privaten würde er wohl implodieren. Tue ich dem nicht an.
Also ich wüsste jetzt nicht, warum ich nach der Lektüre dieses Beitrages zu irgend einem von den genannten Sendern zurückkehren sollte.
Es ist immer nur ätzend.
„Aber immerhin war es ein christlicher Inhalt.“
War es nicht. Wenn wir das jetzt schon für christlichen Inhalt halten, dann müssen wir uns doch nicht wundern.
Übrigens: Ofarim als Jünger.
RTL hat sich zwar an ein christliches Thema rangetraut, aber die Umsetzung war meines Erachtens katastrophal, ich habe selten so einen sentimentalen Kitsch gesehen.
Krönung des ganzen war die Teilnahme von Gil Ofarim.
Einen Typen wie ihn, der gerade versucht hat, die berufliche und gesellschaftliche Existenz eines unbescholtenen Mannes öffentlich zu zerstören, lässt RTL in einer Inszenierung auftreten, in der es um die Umsetzung christlicher Werte geht.
Allein aus diesem Grund kann man dieses Machwerk nicht gut finden.
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Mit einer anderen Erwartung RTL einzuschalten ist aber auch schon sehr mutig. Auf diesem Sender läuft doch fast nur unterirdischer Schwachsinn, den ich nicht mal im Vollrausch ertragen könnte. Einzig hin und wieder mal einen Blockbuster könnte man da schauen, die kenne ich aber sowieso schon auswendig. Das gilt auch für RTL2, Super RTL, Kabel 1, VOX und und und…