Shanghai im chinesischen Horror-Lockdown

In China wird NoCovid praktiziert – wohin das führt, zeigen immer dystopischere Bilder. In Shanghai werden infizierte Kleinkinder von ihren Eltern getrennt, Roboter-Hunde patrouillieren die Straßen und die Lebensmittelversorgung wird eng.

IMAGO / Xinhua

Die Behörden von Chinas Finanzmetropole Shanghai haben angekündigt, den bisher zweiwöchigen harten Lockdown unbefristet fortzusetzen. Alle Einwohner der 25-Millionen-Stadt sollen getestet werden, und das öffentliche Leben bleibt heruntergefahren. Die kommunistische Partei hat derweil tausende Soldaten der chinesischen „Volksbefreiungsarmee“ in die Megastadt entsandt.

Bereits in den letzten Wochen konnte man die dystopischen Auswirkungen der Zero-Covid-Politik des chinesischen Machthabers Xi Jinping beobachten: Roboter-Hunde patrouillieren mancherorts leere Straßen, sogar zweijährige Kinder ohne größere Symptome werden von ihren Eltern getrennt, Arbeiter müssen in Büros schlafen. „Wir haben jetzt nichts mehr – Öl, Reis, alle möglichen Sachen. Es ist zu schwer. Ich habe den Wecker um 6 Uhr gestellt, aber ich kann immer noch keinen Reis bekommen“, schreiben Einwohner in den sozialen Medien.

„Mein einziger Wunsch ist es, diesen Ort lebend zu verlassen“, sagte eine Einwohnerin dem Wall Street Journal, nachdem sie in ein Quarantäne-Lager am Rande der Stadt gebracht wurde. Zuvor war sie fast 16 Stunden in einem Bus dorthin unterwegs gewesen, ohne Essen und Trinken, ohne Toilettenbesuch, unter einem Ganzkörperschutzanzug inklusive Maske und Gesichtsschutz. Wochen zuvor hatte ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde ihr erklärt, ihr Corona-Test sei „abnormal“ gewesen, obwohl alle Tests negativ zurückkamen. Dann ordnete am Sonntagabend ein lokaler KPCh-Parteifunktionär ihres Wohnblockes an, sie müsse sich in ein Quarantäne-Lager begeben. Die Weisung käme von der Regierung. Und so begann der nächtliche Horror-Trip in das Lager.

Die chinesische Vizepremierministerin Sun Chunlan, zuständig für die Corona-Bekämpfung der Regierung, hatte am Samstag während eines Inspektionsbesuchs auf „entschlossene und schnelle Schritte“ gedrängt, um die Ausbreitung von Covid-19 in Shanghai so schnell wie möglich einzudämmen. Am Dienstag gab Chinas Gesundheitskommission 13.000 neue lokale Infektionen in Shanghai an. Die Unterbringung selbst asymptomatischer positiv Getesteter in staatlichen Quarantänelagern ist eine der harten Neuerungen der Zero-Covid-Politik seit dem Ursprungsausbruch im Wuhan, die von Staatsmedien hoch gepriesen wird. „Wenn eine große Anzahl leichter oder asymptomatischer Fälle auftritt, ist es besser, sie in provisorische Krankenhäuser zu schicken“, werden chinesische Gesundheitsexperten zitiert. Sun, Mitglied im Politbüro, betonte die „unerschütterliche Einhaltung der dynamischen ZeroCovid-Politik“, berichten chinesische Medien.


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Kommentare ( 42 )

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Hans Schmidt
2 Jahre her

Offenbart sich hier mal wieder der Todestrieb in der Geschichte (Schafarewitsch)?

Thorsten
2 Jahre her

Es geht wohl weniger um COVID als um die „Erziehung“ der Chinesen zu folgsamen Bürgern.
Also die chinesische Variante der „Transformation“ vom Menschen zum „Schlafschaf“ im Arbeiterschließfach mit geringsten Ansprüchen.

Peter Meyer
2 Jahre her

Auch in China wird immer mal wieder ein Testballon gestartet. In diesem Fall wird getestet, wie weit der chinesiche Machtapparat gehen, ohne dass die Bevölkerung auf die Barrikaden geht.

Aufgewachter
2 Jahre her

China kann es nicht lassen, dass Wuhan Schauspiel hatte ihnen ein überaus erfolgreiches Wirtschaftswachstum eingebracht, jetzt wiederholen sie es in Shanghai. Sie denken ein paar Wochen Show, temporär den Umsatz der Stadt etwas absenken und dann den großen Reibach machen wenn der Rest der Welt drauf reinfällt…

FerritKappe
2 Jahre her
Antworten an  Aufgewachter

Selbst Lauterbach hat schon lange nicht mehr nach Lockdown gerufen. Dabei wäre gerade jetzt ein kurzer harter Sommerlockdown angebracht.
Damit wir dann alle zusammen frisch geboostert Weihnachten feiern können.

j.heller
2 Jahre her

Es geht also noch verrückter als in Deutschland.
Aber der Vizekanzler (der, der kotzen muss, bei „Vaterlandsliebe“) hat ja seine Sympathie für die Effizienz des chinesischen Systems, schon neidvoll zum Ausdruck gebracht.

Ben Clirsek
2 Jahre her

Mal ein bisschen Verschwörungstheorie: Weiß die Regierung in China vielleicht etwas über die Langzeitwirkungen dieser Infektion, die sie in keinem Fall preisgeben will? Immerhin kam dieser Virus wahrscheinlich aus einem Labor. Anders kann man sich diesen Irrsinn ja gar nicht mehr erklären.

FerritKappe
2 Jahre her
Antworten an  Ben Clirsek

Ja, die Regierung weiß:
China hat 1.4 Mrd Einwohner. Wenn man davon öffentlichkeitswirksam 26 Mio in Lockdown schickt dann ist der Schaden relativ gering.
Und wenn es wieder klappt und sich irgendwelche westlichen Länder erblöden das nochmal nachzumachen, dann ist der wirtschaftliche Gewinn immens.

China hatte nie einen landesweiten Lockdown. Nur der Westen war so blöd seine Wirtschaft zu schädigen und Milliarden zu verbrennen.

Nicht zu vergessen die Billiarden für Masken und Tests die nach China geflossen sind.

luxlimbus
2 Jahre her

MADE IN CHINA
China ist es durchaus zuzutrauen, Teile der eigenen Bevölkerung über jedes erdenkliche Stöckchen nach Belieben springen zu lassen, nur um im Ausland (wirtschaftliche Kompetitoren!) hierdurch ganz bestimmte Effekte erzielen zu wollen.
Insofern ließe sich auch so, die Nation der Initiatoren dieser „globalen Micro-Pandemie“, mit der des Ursprungortes namens Wuhan gleichsetzen.

Last edited 2 Jahre her by luxlimbus
Maria Andersen
2 Jahre her

Multimilliardäre bauen unsere Gesellschaft in genau diese Richtung um und der TV-konsumierende Bürger glaubt einfach, was ihm vorgesetzt wird.
Das heutige auch noch zwangsbezahlte TV ist schon so etwas wie ein Ausblick auf chinesische Verhältnisse, denn in ihm gibt es seit Jahren schon die AfD nicht mehr, es sei denn man findet irgendwas, das sich negativ gestalten lässt.

Fatmah
2 Jahre her

Das ist dasselbe als wenn ich eine kaputte Wasserleitung mit den Händen versuche zu zuhalten. Corona sucht sich immer seinen Weg. Wie lange wollen die ihre Quarantäne aufrecht behalten, die nächsten 100 Jahre? Auch dann wird SARS Covid 19 nicht verschwunden sein, totaler Schwachsinn bei einer so jungen Bevölkerung.

Jan
2 Jahre her

Wenn ich diese Roboter sehe: Eines Tages wird die Bevölkerung von Robotern und Drohnen kontrolliert. So kann man leicht Ausgangssperren verhängen und überwachen. Wer versucht, heimlich mit dem Auto irgendwo hinzufahren, wird von autonomen Fahrzeugen verfolgt und gestellt. Schöne neue Welt.