Der international geachtete und gefürchtete Würselaner Top-Diplomat Martin Schulz ist zwar für die Ukraine, aber nicht unbedingt für die ganze. Da das Land eh verloren ist, brauche man auch keine Waffen zu liefern, analysiert er bei Illner. That's German spirit.
In den letzten beiden Folgen von Illner konnten wir eindrucksvoll beobachten, was passiert, wenn ehemalige Lieblinge die Gunst des ZDF verlieren – erst Söder, dann Lauterbach. Man könnte die berühmte Frage, ob die Kunst das Leben, oder das Leben die Kunst imitiert, auch auf den ÖRR und die Regierung umdeuten – dominiert die Regierung den ÖRR oder der ÖRR die Regierung? Zwar nimmt man oft an, dass es ersteres Szenario ist, doch gerade der Fall Lauterbach beweist, dass Politiker den Rückhalt der Medien mehr brauchen als umgekehrt; es kann ja auch nur eine Gruppe von beiden abgewählt werden.
Doch jetzt packt Illner die ultimative Waffe aus, was niemand für möglich gehalten hätte – es ist der zweifelsfreie Beweis, dass die Zeit der Corona-Hardliner vorbei ist. Denn Frau Illner diskutiert an diesem Donnerstag tatsächlich über: die Ukraine und Russland. Und damit nicht über Corona. Feuerschutzpause für Lauterbach – sehr gefährlich. Das Thema der gestrigen Sendung: „Putin-Versteher oder Amerika-Freund – Deutschland zwischen den Fronten?“
Im April 2013 brachte Nouripour gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Grünen eine Anfrage in den Bundestag ein, mit der er unter anderem eine Kennzeichnung landwirtschaftlicher und industrieller Güter aus israelischen Siedlungen erreichen wollte, die Konsumenten darauf hinweist, ob ein Produkt aus einer israelischen Siedlung oder von einem palästinensischen Produzenten in der Westbank stammt. Doch der Grüne, der von sich selbst auch sagt, er sei kein „Öko“, muss sich nun der Entwicklung der Partei anschließen, die jetzt mehr auf bürgerlich machen will, jetzt wo sie in den gemütlichen Regierungsstühlen sitzt.
Als Illner tatsächlich Baerbock ein klein wenig für einen Versprecher (Numero 147.284) kritisiert, verteidigt er seine Vorgängerin: „Ich glaube, dass Baerbock nicht angetreten ist, um Poetry Slams zu gewinnen.“ Ein bisschen stutzig macht es doch schon: Eine Politikerin – und zwar nicht nur irgendeine, sondern die Außenministerin, die den ganzen Tag nix anderes tun soll, als reden – ist nicht in der Lage, einen geraden Satz aufzustellen. Doch wenn man das anspricht, sprechen die Leute von Gedichtwettbewerben, als wäre die Vorstellung einer wortgewandten Politikerin so abwegig.
Martin Schulz ist auch da – wissen Sie noch? Der ehemalige nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland? Schulz hat mit wehenden Fahnen ums Kanzleramt gekämpft, nur damit Scholz sich jetzt von hinten ins Kanzleramt schleicht. Seitdem gibt dieser keinen Ton von sich, um nicht aufzufliegen. Ja, wo ist eigentlich Scholz abgeblieben? Wo is er denn nu?
Tja, wenn man gemein wäre (was ich ja nicht bin) könnte man nun behaupten, Schulz ist aus der Versenkung auferstanden, um die SPD an das zu erinnern, was sie garantiert nicht vermisst. Doch jetzt im Nachhinein glaube ich, dass man ihm damit Unrecht täte. Hätte Schulz seine Kanzlerkandidatur nicht so kläglich vor die Wand gefahren, dann hätte man Scholz im Wahlkampf nicht so unterschätzt und dieser hätte nicht so ohne Weiteres in Deckung bleiben können, bis die Konkurrenten sich gegenseitig erledigt hatten. Wer weiß, ob Olaf Scholz dann nicht das gleiche Wahlergebnis eingefahren hätte wie sein halber Namensvetter.
Inhaltlich scheint Schulz noch keine gerade Linie zu dem Thema gefunden zu haben. Einerseits sagt er: „Russland ist ein Aggressor, das ist eindeutig.“ Waffen liefern will er aber gleich aus zwei Gründen nicht. Einerseits argumentiert er: „Ich sehe keine Veranlassung, wo mit einer Waffenlieferung an die Ukraine die Lage entspannt werden könnte.“ Seine bestechende Logik auf der anderen Seite: „Wenn es so ist, dass die russische Armee so überlegen ist, dann sind auch Waffenlieferungen an die ukrainische Armee Symbolpolitik.“ Also kurz gesagt: Die Ukraine ist eh verloren, also lasst uns einfach wegschauen. Nord Stream 2 will er natürlich auch fortsetzen. Kohle- und Atomausstieg sind halt wichtiger als so ein paar Quadratkilometer von der Ukraine da, die haben doch eh genug davon.
Es ist abzusehen, worin das enden wird: Deutschland wird sich nicht entscheiden können und keinen konstruktiven Beitrag leisten. Wäre ja wenigstens mal ’ne Ansage, aber dafür können unsere Politiker es einfach nicht lassen, sich bei anderen einzumischen, und denen dann immer noch was vom Pferd zu erzählen, auch wenn sie ihr Leben lang bisher nur Esel gesehen haben.
Eigentlich seltsam, dabei wird es unserer Regierung doch so leicht gemacht. Stellen Sie sich vor, das alles hier wäre zu Trumps Amtszeit passiert. Da hätten sie so schnell keine Seite wählen können, jetzt winken ja wenigstens auf der einen Seite die ach so tollen Biden und Harris, mit denen Baerbock sich zumindest ablichten lassen kann, ohne von ihrer Basis geputscht zu werden.
Ich denke, am Ende werden sich alle bis auf die Zähne bewaffnet auf das Schlimmste vorbereiten, während Deutschland an der Grenze steht und ruft: „Putin, das bist nicht du. Denk doch an die schönen Momente, die du mit der Ukraine hattest. Ich weiß, du kannst diese dunkle Seite in dir bekämpfen, atme nur tief durch. Und Ukraine, du weißt, ich liebe dich. Aber ich bin nur offiziell auf deiner Seite, weil ich muss. Denn ich will doch mein Nord-Stream-2-Gas, das musst du doch verstehen, wegen Klimawandel und so. Kannst du nicht einmal für das Team einstecken und ein bisschen Land opfern? Muss auch gar nicht viel sein. Danke, Küsschen Küsschen!“
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Och, wir haben schon genügend Waffen, Munition und anderes Kriegsgerät. Nur eben nicht bei der Bundeswehr. Die Bundesregierung müsste also einkaufen und dann liefern (lassen). Unterstützt die Ukraine und unsere Industrie.
Der Kram der BW sollte man vielleicht an Russland liefern, dann wäre die Gefahr einer Invasion gebannt.
Es waren Merkel und Juncker, die den Ukraine-Konflikt entscheident vorangetrieben hatten, indem sie versucht hatten, die Ukraine an den Westen zu binden. Die Ukraine ist mit Belgien zu vergleichen. So wie Belgien einen frankophonen römisch-kathoischen und einen flämischen calvinistisch-protestantischen Teil hat, ist die Ukraine einen russisch-orthodoxen primär russischsprachigen Osten und westlich des Dnepr einen römisch-katholischen Teil, in der eine dem polnischen ähnliche Sprache vorherrscht. 75% der Ukrainer gelten als zweisprachig. Man stelle sich vor, Frankreich böte Belgien eine irgendwie geartete Assotiation an, erklärte Belgien zur französischen Einflusssphäre und eine hypothetische walonische Parlamentsmehrheit in Belgien würde das unterstützen. Die flämische Sprache… Mehr
Die Flamen sind überwiegend und mehrheitlich katholisch. Es haben sich im 16. Jahrhundert nur die calvinistischen Teile der spanischen Niederlande (trotzdem im Verband des Heiligen Römische Reiches) für unabhängig erklärt. Die katholischen Teile verblieben bei Spanien und kamen im 18. Jahrhundert zu Österreich, bis es Ende des 18. Jahrhundert die revolutionären Franzosen besetzten und Frankreich einverleibten. Nach dem Wiender Kongress kam das Gebiet, dass man heute Belgien nennt an die Niederlande. 1832 kam es zum sog. belgischen Aufstand und zur Abtrennung Belgiens von den Niederlanden. Grund dafür waren nicht nur sondern auch die konfessionellen Gegensätze zwischen katholischen Flamen und calvinistischen… Mehr
Ob es Krieg gibt hängt nicht von Illner ab. Wenn die Ukrainer denken, dass sie die Enklaven zurück haben können, wird es wohl knallen. Da gibt es für Putin nicht viel Wahl. Es kann auch sonst knallen. Es hat fast geknallt, als die Russen die Raketen auf Kuba installiert haben. Ob das gerecht oder nicht ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Für Ukrainer ist das nun mal Sch. weil sie ein Spielgut sind mit dem die anderen Spielen. Interessant dabei ist wie vielfältig das ganze in dem Westen abgespielt wird. Polen hat alte Rechnungen mit Russland und die Gefahr von… Mehr
Beschämend übrigens, wie mit Wladislaw Below in dieser Sendung umgegangen wurde – ich habe mich als Deutscher tatsächlich zutiefst geschämt. Aber man man musste ja den Herren Scholz und Röttgen (der Begriff „Pantoffelhelden“ trifft den Nagel auf den Kopf) ausgiebigst Gelegenheit geben, einseitig, ja, man muss schon sagen: Propaganda zu machen. Und was Frau Kateryna Mishchenko angeht: dass jemand unwidersprochen sagen kann, die Ukraine spräche politisch mit einer Stimme, ist schlichtweg bodenlos.
„…mit der er unter anderem eine Kennzeichnung landwirtschaftlicher und industrieller Güter aus israelischen Siedlungen erreichen wollte, die Konsumenten darauf hinweist, ob ein Produkt aus einer israelischen Siedlung oder von einem palästinensischen Produzenten in der Westbank stammt.“ Mir wär´s ganz recht – so könnte ich die Produkte der Palästinenser aussieben. Dieser Omnipoor scheint aber zu glauben, dass jedermann Israel hasst. Zu lange in der linksgrünen Echokammer, da kommt sowas bei raus. Übrigens: Ich will auch Nordstream 2-Gas. Die Alternative wäre: „Bei uns kommt die Wärme aus dem Heizkörper“. Ich will alles, was die Energiekosten bremsen könnte. Wir können nicht Atom und… Mehr
Herr Schulz kommt mir hier etwa zu schlecht weg. Er ist kein gewöhnlicher SPD-Studienabbrecher sondern es denkt in ihm mit der Hand am Arm: sollte der Waffengang zu Putins Gunsten ausgehen – und das wird er spätestens wenn hier das Gas knapp wird – fallen ihm auch noch unsere technischen Spitzenprodukte in die Hände, die Frau vdL ihm ja gerade vorenthalten will. Übrigens, stammen die 5000 Helme aus NVA oder Wehrmachtsbeständen?
Die deutsche Regierung könnte einen wichtigen Beitrag zur Deeskalation der Unkraine-Krise leisten, indem sie aus der transatlantisch orchestrierten Propagandafront ausbricht und auf legitime Sicherheitsinteressen Russlands und des verbündeten Donbass in der Ukraine hinweist. Putin hat eine rote Linie gezogen: Mit der Truppenpräsenz wird signalisiert, daß eine Nato-Mitgliedschaft oder atomare Bewaffnung der Ukraine nicht geduldet werden. Wird diese Grenze von den USA und ihren Verbündeten nicht respektiert, kommt es wahrscheinlich zum Krieg. Aus der Geschichte wissen wir: Der russische Bär ist im Unterschied zum US-Falken nicht aggressiv, aber wenn er sich immer mehr eingekreist und bedroht sieht, dann wehrt und verteidigt… Mehr
Das ist wundervoll geschrieben, Frau David! Erstaunlich, was Sie aus einer Illner-Sendung noch rausholen können, aber eines haben Sie nicht erwähnt, und das ist die kriegsentscheidende Entschlossenheit, mit der sich unsere Regierung dem Putin an der Propagandafront in den Weg stellt: Sie hat RT deutsch verboten! Daß dafür der Deutschen Welle das Senden in Rußland verboten wurde, ist nichts als eine billige Retourkutsche, weil da gegen jede Evidenz so getan wird, als sei ein völlig neutraler, staatsferner Sender wie die DW in irgendeiner Weise dasselbe wie ein Putin- Propaganda-Sender! Das ist eine dreiste und ungerechte Verdrehung der Tatsachen! Ich schlage… Mehr
Was machen eigentlich die angeblich über 100.000 russischen Soldaten an der ukrainischen Grenze den lieben, langen Tag? Manöver können es nach gefühlten 8 Wochen wohl nicht mehr sein, oder? Klitschko will nun höchstpersönlich mitkämpfen, das könnte zu ersten Desertionen bei der roten Armee führen – k.o. in der ersten Runde!
Als in der DDR Aufgewachsener seh ich das Ganze besorgt. Helmut Kohl hatte Herrn Gorbatschow versprochen, die NATO grenzt an der Neiße. Das das nichts wurde,war abzusehen. Es rächt sich hier auch, daß es keine eigene Europäische Verteidigungsdoktrin gibt. Denn dann wäre es sicher leichter gewesen, damals vor 20-25 Jahren Russland mit einzubeziehen. Russland hat unglaublich viel Potenzial,auch wirtschaftlich,und ist nebenbei auch ein riesiger Markt. Das hätte ein starkes Bündnis für Europa bilden können, China wäre m.M.nach nicht so expansiv bedrohlich geworden. Die USA hätten dann auch mehr die Interessen der Europäischen Staaten berücksichtigen müssen, ohne sie vor den Kopf… Mehr
Sehr gut auf den Punkt gebracht. Meine volle Zustimmung. Dieses ständige Säbelgerassel der Herren Ischinger, Röttgen u.v.a. trägt keinesfalls zur Entspannung der Lage bei. Russland ist ein Teil Europas, ein wunderbares Land mit bodenständigen Menschen. Das Verhältnis zwischen der EU und Russland sollte auf dieser Basis normalisiert und verbessert werden.
Sie machen den Denkfehler alle Rußland-Versteher, Rußland als Teil „Europas“ mitzudenken. Doch was, wenn auch nur in Teilen. bis zum Ural geographisch hinkommt, macht historisch und kulturell keinen Sinn. Ein Kontinent stellt in dieser Hinsicht niemals eine homogene Einheit dar. Das mag so stimmen bei Australien, in gewisser Weise auch noch für Kanada und die USA als Nordamerika (aber in keinem Fall für den Gesamtkontinent) Europa ist sowohl als Landmasse als auch in ethnischer und kultureller Hinsicht nicht genau von Asien abzugrenzen. Die Ostgrenze Ural ist rein willkürlich (denn es leben unbestreitbar Russen westlich und östlicher des Urals), genauso gut… Mehr