Donald Trump und die Frage nach seiner Rückkehr nach Washington

Der abgewählte Ex-Präsident hat sich aus Washington, aber nicht aus der Politik zurückgezogen. In seinem Domizil in Florida gehen republikanische Politiker ein und aus. Selbst wenn er nicht noch einmal zur Wahl antritt, dürfte sein Einfluss auf die Wahl des nächsten Republikaner-Kandidaten groß sein.

IMAGO / ZUMA Wire
Ex-US-Präsident Donald Trump bei einer Veranstaltung in Conroe, Texas, 29.01.2022

Im sonnigen Palm Beach, Florida, wo sich der 45. US-Präsident, Donald Trump, seit Amtsende in sein Club-Resort Mar-a-Lago zurückgezogen hat, tummeln sich in letzter Zeit viele republikanische Politiker oder solche, die es gerne werden wollen. Dieses Jahr finden die Zwischenwahlen statt, in denen das Repräsentantenhaus, ein Drittel des Senats und viele Ämter auf Bundesstaatenebene neu gewählt werden. Und von allen „Endorsements“ (Unterstützungen), die ein Republikaner aktuell so bekommen kann, ist wohl keine so begehrt wie die des Mannes, der eigentlich keinerlei politisches Amt mehr innehat. Dafür kommen oft gleich mehrere Kandidaten, die in den republikanischen Vorwahlen etwa um eine Kandidatur für einen Senatssitz gegeneinander antreten, nach Mar-a-Lago, um dem Ex-Präsidenten zu erklären, warum gerade sie seine Unterstützung verdienen.

Wenn es aber um Trumps eigene politische Zukunft geht, steht vor allem eine Frage im Raum: Wagt er nochmal eine Kandidatur für die Präsidentschaft im Jahr 2024 oder nicht?

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Einerseits lautet die Antwort ja, wenn man seinen ständigen Andeutungen seit Ende seiner Präsidentschaft im Januar 2021 glaubt: „Es ist noch sehr früh, aber ich denke, die Leute werden sehr, sehr glücklich sein, wenn ich eine bestimmte Ankündigung mache“, sagte er so oder so ähnlich oft, wenn gefragt, ob er nochmal antritt. Und in einem kürzlich aufgetauchten Video, das den Ex-Präsidenten beim Golfen zeigt, ist einer seiner Mitspieler zu hören, der ihn den „45. Präsidenten der Vereinigten Staaten“ nennt – nur um prompt von Trump korrigiert zu werden: „45. und 47“.

Ein anderes Mal erklärte er, seine Anhänger wären „sehr wütend“, wenn er nicht antrete. Dass die Basis der Republikaner weiterhin mehrheitlich hinter ihm steht, zeigen aktuelle Umfragen, nach denen gut 57 Prozent der republikanischen Wähler ihn zum nächsten Präsidentschaftskandidaten küren würden. Viele seiner Anhänger sind daher überzeugt: Er tritt nochmal an.

Andererseits verweigert er eine öffentliche explizite Festlegung, auch wenn er ganz offensichtlich mit dem Gedanken spielt. Vielleicht gefällt ihm das Leben als Ex-Präsident in Mar-o-Lago am Ende auch mehr. Journalisten erzählte er, dass er dort mehr republikanische Politiker trifft als in Washington zu seiner Zeit als Präsident. Wie für die Senatsvorwahlen aktuell, könnte er stattdessen auch für die kommende Präsidentschaftswahl den Königsmacher spielen und seinen Nachfolger an der Spitze der Republikaner auswählen. Dann trüge er auch nicht das persönliche Risiko, womöglich wieder knapp zu verlieren: „Ich glaube nicht, dass er riskieren möchte, zweimal zu verlieren“, sagte Newt Gingrich, enger Trump-Verbündeter und Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses, etwa gegenüber The Atlantic. „Beim ersten Mal kann man über das Ergebnis streiten. Beim zweiten Mal wird es zu einer Ablehnung.“ 

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Klar ist wohl auch, dass Trump seinen aktuellen Einfluss innerhalb der Partei der Republikaner vor allem seinem Status als nicht bloß Ex-Präsident, sondern als weiterhin aktiver Politiker zu verdanken hat. Und falls er 2024 nicht antritt, gibt es tatsächlich gute Gründe, eine solche Ankündigung hinauszuzögern und Spekulationen anzuheizen. Denn würde er sofort bekanntgeben, dass er keine politischen Ambitionen mehr hat, würde er damit auch ganz offiziell zu einem Politiker im Ruhestand. Seine mediale Präsenz und die Zurückhaltung anderer potenzieller Präsidentschaftskandidaten wären wohl schnell dahin. 

In vielerlei Hinsicht verhält sich Trump aber wie einer dieser möglichen Präsidentschaftskandidaten – bloß, dass er einen deutlichen Vorsprung hat, nicht nur in Sachen Popularität, sondern auch was seine Politmaschinerie angeht. Andere Trump-Kabinettsmitglieder, die mit einer Präsidentschaftskandidatur 2024 spielen, wie Ex-Vizepräsident Mike Pence, die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley und Ex-Außenminister Mike Pompeo haben eigene Polit-Organisationen aufgesetzt, die ihnen weiterhin öffentliche Auftritte ermöglichen und Kontakte zu Spendern aufrechterhalten.

Im Fall von Haley und Pompeo auch in Form sogenannter PACs („Political Action Committees“), mit denen sie republikanische Kongresskandidaten in den diesjährigen Zwischenwahlen unterstützen und dazu durchs Land reisen können, um neue Verbindungen zu knüpfen. Trump hat auch ein solches PAC: Mit Save America PAC, gegründet nach der Präsidentschaftswahl 2020, hat er mehr als 90 Millionen US-Dollar zur Hand – und bereits Millionen für Kandidaten, die seine Unterstützung haben, ausgegeben. Keiner der anderen potenziellen Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur kommt an solche Summen, die denen republikanischer Parteiorganisationen Konkurrenz machen, auch nur ansatzweise heran. 

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Außerdem hat er seit Ende seiner Präsidentschaft bereits einige seiner berühmten Rallys abgehalten, oft zur Unterstützung von Kandidaten, die im November zur Wahl stehen bzw. sich um die jeweilige republikanische Nominierung bewerben. Hier dürfte so langsam rausklingen, worum es bei all dem geht: Im Wahlkampf im Vorfeld der Zwischenwahlen laufen sich potenzielle Präsidentschaftskandidaten schon mal für 2024 warm – allen voran Trump. Das Abschneiden der von Trump unterstützten Kandidaten kann einen Ausblick darauf geben, wie stark sein Einfluss tatsächlich ist; schließlich weiß man auch aus Trumps Historie nur zu gut, dass am Ende Wahlen der ultimative Stimmungsbarometer sind, nicht Umfragen.

Und die Wahlen könnten auch zeigen, wie unbeliebt Präsident Joe Biden ist. Denn unabhängig von republikanischen Konkurrenten in der Vorwahl müsste Trump am Ende auch die Wahl gegen Joe Biden gewinnen, um 47. Präsident zu werden – viele wichtige Wähler aus der Mitte sind nach wie vor nicht Trump-begeistert, und seine Eskapaden nach der letzten Wahl dürften sie auch nicht gerade von ihm überzeugt haben. 

Die Frage lautet also auch: Ist Joe Biden am Ende so unbeliebt, dass selbst moderate Wähler ihm Trump vorziehen würden? Zu einem gewissen Grad hängt damit Trumps politische Zukunft auch davon ab, wie sich Biden im Weißen Haus weiterhin schlägt. In dessen erstem Jahr im Weißen Haus konnte der Ex-Präsident bisher die Fehltritte seines Nachfolgers aus weiter Ferne genüsslich beobachten – und unter den Palmen in Mar-a-Lago seine mögliche Rückkehr planen.

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Kommentare ( 27 )

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Konradin
2 Jahre her

Nomen est omen.
Der Name „Donald leitet sich vom keltischen dumno (Welt) und dvalo (Herrscher /mächtig) ab“.
Also Weltenherrscher. Mein Tipp: Der Junge kommt noch mal groß raus – größer denn je….

Nibelung
2 Jahre her

Er kommt ganz sicher wieder, weil er eben ein Trump ist und garantiert nicht mehr die gleichen Fehler macht, die ihn zur Niederlage gebracht haben und mit ihm kommt die Freiheit und der Friede zurück und das ist gut für alle, die ähnlich wie er denken, auch für uns Europäer wird er wichtig sein um uns von den Sozialisten und Kommunisten zu befreien, die bedauerlicherweise durch die unseligen Gelben ihr Unwesen treiben können, was dann sicherlich aufhört, wenn durch Trumps Einfluß das alte Denken wieder eingeführt wird, was uns einstmals groß gemacht hat, während die Linken dabei sind uns platt… Mehr

Entenhuegel
2 Jahre her
Antworten an  Nibelung

Trumps Fehler, der ihm die „Niederlage“ bescherte, war der zu glauben, dass es eine faire Wahl geben würde und für das Gegenteil nicht vorbereitet zu sein. Außerdem unterschätze er, wie sehr auch die GOP von Rinos unterwandert war und eine Aufdeckung der „Unregelmäßigkeiten“ bei der Wahl hintertrieben hat. Dazu der merkwürdige „Sturm auf den Kongress“, dem er die Basis lieferte, der aber für eine Show á la Hollywood genutzt wurde…

Der Winzer
2 Jahre her

Die Frage stellt sich meines Erachtens momentan nicht. a) Donald Trump wäre bei der nächsten Wahl 78 Jahre alt. Stand heute wäre eine Kandidatur sicher kein Problem, wie es dann in rund 2 Jahren aussieht, muss man Anfang 2024 sehen. b) Die Voraussetzungen müssen stimmen – sprich es bedarf diverser Änderungen des Wahlrechtes, um den massiven Wahlbetrug 2020 zugunsten von Joe Biden zu verhindern. Das wird nicht in jedem Staat möglich sein, aber es muss in Schlüsselstaaten wie z.B. Georgia gerade umgesetzt werden. c) Interessant ist natürlich auch die Frage, wer sich als möglicher Präsidentschaftskandidat der Democrats herauskristallisiert. Der demente… Mehr

Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  Der Winzer

Wenn bei uns Baerbock was werden kann, weshalb dort nicht Harris? Das Berliner wie darüber hinaus gehende Wahldebakel zu untersuchen zeigt sich zäh.

Weiss
2 Jahre her

Phantastische Rede von Präsident Trump jetzt in Texas vor ca. 50.000 Zuschauern. Biden würde niemals so viele Leute mobilisieren.

Hier ist die Rede Trumps in voller Länge:

President Trump MAGA Rally, Conroe, Texas – 8:00pm Livestream Links – The Last Refuge (theconservativetreehouse.com)

Hintergrund:

Crowd Size at Trump Rally in Texas Was Massive – an Estimated 50,000 Show Up to See President Trump in Conroe (thegatewaypundit.com)

NordChatte
2 Jahre her
Antworten an  Weiss

Und das ist das Zweifelhafte daran, dass er so viele Stimmen hatte, wie kein Präsident vor ihm. Sie, poctichy, müssen ja diese – angeblich – so vielen Biden-Wähler für sehr senil und verblödet halten. Der Kandidat – Biden – erhielt mehr Stimmen als der „Heilige Obama“ noch vor 10 Jahren, obwohl er vor diesen „vielen Wählern“ im Wahlkampf regelrecht versteckt wurde. Ein Kandidat, der bekannt war/ist als Mädchengrapscher, der bei seinen Reden sehr oft nicht weiß, ober er gerade sein Sohn ist oder seine Frau. Den Kandidaten, der erkennbar sehr, sehr krank ist, den sollen so viele Millionen gewählt haben?… Mehr

Entenhuegel
2 Jahre her
Antworten an  Weiss

Stimmt, selbst die Toten, nicht zur Wahl Berechtigten und mehrfach Abstimmenden hat er munter zu seiner Wahl animiert … 😉

Sleepy Joe erhält mehr Stimmen als alle Kandidaten vor ihm – nur Hollywood macht´s möglich.

Iso
2 Jahre her

In Sachen Ukraine hätte Trump mit Putin wohl schon einen Deal gehabt. Und auch wenn dieser schlecht gewesen wäre, wäre die Sache vom Tisch.

NordChatte
2 Jahre her
Antworten an  Iso

Und die Kriegstreiberei, die vom Militärisch-Industriellen-Komplex (MIK) in den USA befeuert und über NATO und Atlantik-Brücke kommuniziert wird, hätte ein Ende gefunden.

Kassandra
2 Jahre her
Antworten an  Iso

Wir scheinen da wohl auch nicht ganz umfänglich informiert zu werden. Auf gmx titeln sie: „Keine Kriegsangst in der Ukraine?“ und schreiben dann weiter: „Ausländischen Journalisten warf Selenskyj bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag Panikmache vor. Es gebe keine größere Eskalation als noch vor einem Jahr. „Fahren bei uns etwa Panzer auf den Straßen herum? Nein! Doch das ist das Gefühl, wenn du nicht hier bist.“: https://www.gmx.net/magazine/politik/ukraine-krise/kriegsangst-ukraine-selenskyj-irritiert-westen-aussagen-36563818 „Auch die USA bekamen Selenskyjs verbale Attacke ab: „Sobald das Weiße Haus begreift, dass es gewisse Risiken gibt, reden sie ständig davon. Meiner Meinung nach ist das ein Fehler, weil die Welt sehr… Mehr

Lux Patria
2 Jahre her

„……und seine Eskapaden nach der letzten Wahl dürften sie auch nicht gerade von ihm überzeugt haben.“ Ach ja ? Welche denn ?

haasel
2 Jahre her

Jetzt hat er Aufwind, denn das durchsichtige Wahltheater fliegt ihnen hetzt um die Ohren! Da war etwas nicht ganz koscher..um dem Sturm der Entrüstung zu entgehen, verlautet Biden, die Wahlen seien faul, was soll er auch sonst machen? Ich höre noch bei uns in den ÖR Medien die daily Trump prayer: Er hat die Wahl verloren, und ist nur ein schlechter Verlierer. Man hat ihm den Wahlgewinn gestohlen, es gab in Virginia und Arizona mehr Stimmen als Wahlberechtigte. Ich drücke ihm die Daumen, denn im Gegensatz zu unserem Land ist Amerika in der Lage, sich aus dieser Lethargie zu befreien!

Hasi Steinbeiss
2 Jahre her

„Der abgewählte Ex-Präsident…“

Ich habe schon nach den ersten Worten die Lust am Weiterlesen verloren. Journalistisch korrekt wäre meiner Meinung nach eine etwas relativierendere Aussage zu dem Thema.
Die Hinweise auf einen Wahlbetrug sind ziemlich deutlich, oder?

Maria Andersen
2 Jahre her

Das ÖR-TV in DE hat ja erst für die 14% der Grünen gesorgt.
Ich habe mal eine Frage: Werden die ÖR Sender überhaupt noch von irgendjemandem kontrolliert?
Derzeit kommt es mir vor, als ob die senden dürfen wie sie wollen, nämlich völlig links. Von Ausgewogenheit ist seit etlichen Jahren nichts mehr zu erkennen.

Konradin
2 Jahre her

Auf der radikal-/neolinken Meinungsseite n-tv heißt es heute dazu nur: „Trump hetzt Anhänger auf – Angst vor Ausschreitungen wächst“.
Wann sind die dauerkrakeelenden, berufsempörten, negativbesetzten, spaßbefreiten Bidenprotegierenden Politaktivisten von n-tv eigentlich zuletzt zum lachen in den Keller? Ach ja, Linke können ja gar nicht lachen – und feiern auch nicht.
„….nur um prompt von Trump korrigiert zu werden: „45. und 47“ :-))
The Donald ist der Knaller – schlagfertig, witzig und immer „nah bei die Leut“ – so kennen wir den alten Pfälzer….

drnikon
2 Jahre her
Antworten an  Konradin

Witzig ist er. Diesen Humor verstehen nur Angelsachsen, Sachsen und solche, die aus irgendeinem Grund Nachfahren in ihren Genen haben, die von Karl dem Großen nicht abgeschlachtet wurden, bevor er zum ersten deutschen Kaiser gekrönt wurde. Naja, immerhin tat dieser etwas Buße, weil der Papst ihn damals wegen der blutigen Christianisierung der Sachsen rüffelte. Heute prallt gleiche Kritik an den global Leaders des Klausi einfach ab.

Weiss
2 Jahre her
Antworten an  Konradin

Beim Hass und der Hetze gegen Trump lese ich grds. keine Mainstreammedien der BRD, da ich davon schwere Bauchschmerzen bekomme. Außerdem löst das bei mir Herzstechen aus… Seine Reden haben auch hohen Unterhaltungswert. Es ist nie langweilig bei ihm. Ich glaube wirklich, dass Millionen Menschen Präsident Trump in ihr Herz geschlossen haben. Donald spricht vor allem auch die kleinen und einfachen Leute und die Mittelschicht bzw. Main Street an… Das kommt halt bei einigen Leuten sehr gut an… Sie fühlen sich mit ihren Sorgen und Ängsten bei ihm aufgehoben und ernst genommen… Im Moment soll die Inflation das Hauptthema in… Mehr