Und plötzlich hat Illner Karl Lauterbach eine Querdenker-Position entlockt

Normalerweise ist ein Illner-Auftritt für Karl Lauterbach ein Heimspiel. Doch die Liebe scheint vorbei zu sein – dem Minister bricht damit seine vielleicht wichtigste Machtstütze weg. Illner attackiert den angeschlagenen Minister auf die denkbar schlimmste Art: Sie macht ihn zum Querdenker.

Screenshot ZDF: Maybrit Illner

Es heißt, die Hochzeiten, um die das größte Theater gemacht wird, mit großer Feier, Hunderten von Gästen, fünfstöckigem Kuchen und acht Meter langem Schleier, bringen die Ehen, die am schnellsten in die Brüche gehen. Und wie es scheint, trifft das nicht nur auf Hochzeiten zu.

Als Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister ernannt wurde, war der Jubel groß. Wochenlang hatten NoCovid-Gläubige auf Twitter darum gebettelt, seine Runden durch die Talkshows glichen Tourneen, jeden Tag war er in den Schlagzeilen. Vor allem Maybrit Illner pushte ihn, er wurde hier nicht nur zum „Gesundheitsminister der Herzen“ aufgebaut, sondern auch zum ersten direkt gewählten Minister erklärt. Es ist definitiv das erste Mal, dass sich irgendjemand mal damit auseinandergesetzt hat, wer Gesundheitsminister wird. Ich meine, es ist schwer, es sich jetzt noch vorzustellen, aber vor Corona wurde Spahn doch Gesundheitsminister, weil sich gerade nichts anderes fand.

Doch an diesem Donnerstagabend offenbart sich, dass die Liebe zwischen Illner und Lauterbach Risse bekommen hat – für den ohnehin massiv unter Druck stehenden Minister ein verheerendes Zeichen.

Der Chaos-Minister gegen alle
EU-Streit um den Genesenenstatus: Lauterbach wird zusehends zur Belastung für die Regierung
Für Frau Illner gibt es jedenfalls Grund zum Reden. Karl Lauterbach sitzt im Studio zu ihrer Linken, genau da hatte er auch schon zu seiner Einstandssendung zur Minister-Ernennung gesessen. Allerdings wird er heute nicht aufgebaut – im Gegenteil, die Zeiten sind längst vorbei. Es gleicht einer Szene aus einem Mafiafilm, es ist alles perfekt. Maybritt Illner ist das Oberhaupt der Familie und sie holt ihren Stadthalter in Palermo in ihr Palais, ganz freundlich – zu freundlich. Zu Beginn lässt sie Carlos Lautrebarchiano sein eigenes Grab schaufeln. Sie hat einen Clip vorbereitet, der zusammenfasst, wo der die Schnelltests als ungenau und ungeeignet kritisiert hat (sehr oft und scharf) – das war ja die Begründung zur Einführung von 2G. Und dann fragt Illner ihn, wie er denn jetzt zu Schnelltests stünde, wo in Deutschland ja die PCR-Tests knapp werden.

Es ähnelt ihrem Manöver in der letzten Sendung, als sie Söder mit einem Zusammenschnitt von Aussagen konfrontierte, in denen er sich innerhalb kurzer Zeit direkt wiedersprochen hat. Allerdings ist jetzt eines anders: Der Angriff auf Söder war viel direkter. Da kann man sich kaum noch rausreden, und Söder wusste, dass er in der Falle saß. Doch Karl Lauterbach gab sie das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Nur, allein die Tatsache, dass er PCR-Tests besser findet, wir aber aktuell einen Engpass haben, ist noch kein direkter Widerspruch, es bedeutet nur, dass er sich jetzt darum bemühen muss, uns welche zu besorgen.

Da hätte er sich ganz einfach rausreden können, allerdings hätte er dabei Organisatorisches besprechen müssen und hätte nicht weiter den Obererklärer spielen dürfen. Er rennt ihr in die Falle – und plötzlich hat Illner es geschafft, Karl Lauterbach eine Querdenker-Position zu entlocken. Der erklärt jetzt nämlich ganz fachmännisch und hochnäsig, dass schlechte Tests ja gar kein Problem wären, schließlich seien ja nur die Infizierten mit hoher Viruslast und Symptomen wirklich ansteckend – und die würden die Schnelltests eben finden. Wenn der Test noch nicht anschlägt, dann folglich, weil die Viruslast nicht sonderlich hoch ist und die Person auch nicht so ansteckend ist. Ha, sagt da der gelernte ÖRR-Talkshowgucker, das ist doch eine astreine Querdenker-Position. Das hieße ja, dass wir uns 2G und Co. einfach schenken könnten, die Tests sind ja schließlich sicher. Streng genommen rückt er damit sogar ab von der Politik, nach der ein positiver PCR-Test automatisch ein Risiko wäre – jetzt geht es auf einmal um Viruslast und Infektiösität.

„Man darf den Antigen-Test jetzt nicht kaputtreden. Ich glaube, dass wir mit dem, was wir jetzt haben, eine gute Medizin machen können“, so Lauterbach. Der Wissenschaftler Carsten Watzl springt seinem Meister pflichtbewusst bei: „Die Gefahr, die davon ausgeht, dass jemand zwei Tage symptomfrei ist und dann zwei Tage negative Tests hatte, ist so gering, das Risiko kann man eingehen.“

Ohne es wirklich zu realisieren, hat Lauterbach den Aufmacher geliefert für seine Zerstörung. Nicht nur verspielt er es sich damit bei seinen Anhängern, denen nicht mal der PCR-Test zuverlässig genug ist, er liefert damit auch ein entscheidendes Argument für die gegnerische Seite in der zentralsten Debatte aktuell: der Impfpflicht. Denn warum sollten wir jetzt noch eine Impfpflicht durchsetzen, wenn 3G doch dann anscheinend auch super sicher wäre – schließlich sind negativ Getestete doch eh nicht ansteckend?

Lauterbach erkennt in diesen Momenten wohl, was er an Spahn als Sündenbock hatte. Viele hatten sich von Lauterbach frischen Wind gewünscht; einen Gesundheitsminister, der die Dinge anders, kompetenter handhabt. Doch während Spahn wenigstens noch die Routine eines Bankers in sein Amt eingebracht hat und so auch zumindest die Krawatte richtig saß, verhält Lauterbach sich wie ein Wissenschaftler, der seine Stulle neben einer Petrischale liegen lässt und dabei aus Versehen Penicillin entdeckt – nur dass es leider kein Penicillin war, sondern das Labor in die Luft gejagt hat.

In der Falle

Und so geht es weiter. Jetzt haben wir den Genesenenstatus auf drei Monate verkürzt und der Rest Europas will ihn auf sechs Monate festschreiben. Lauterbachs Aussage dazu: „Daher werden wir medizinisch gesehen europaweit den Genesenenstatus auf drei Monate verkürzen.“ Er wird also gegen die anderen Länder des Kontinents seine Position durchsetzen, das meint er, ist schon sicher – „medizinisch gesehen“ jedenfalls.
Der Genesenenstatus bringt ihn noch weiter ins Schwitzen. Er erklärt: „Das Problem ist: Derjenige, der sich nach drei Monaten wieder infiziert, infiziert sagen wir die 80-jährige Großmutter oder Mutter. Die stirbt dann.“ Auweia, Wirrheitslevel der Lauterbach-Klasse!

Dann widerspricht der Gesundheitsminister sich innerhalb von wenigen Minuten selbst: Erst brüstet er sich, dass er die Fachaufsicht über das RKI führe – später will er vom Genesenen-Coup aber nichts gewusst haben, das soll das RKI auf eigene Faust gemacht haben. Deutschland hat keine PCR-Tests mehr und die Massen sind zwar für eine Impfpflicht angeheizt, aber wir hätten weder die Kapazitäten noch einen Plan, sie durchzusetzen. Es ist ein Desaster.

Glosse
Lachen oder Weinen – die Ampel als emotionale Herausforderung
Immer tiefer reitet er sich rein. Ungeimpftes Pflegepersonal, meint er, würde gar nicht so wirklich existieren. Das wären nur Querdenker, die da ein Problem aufbauschen und Menschen instrumentalisieren würden. Ungeimpft seien in Kliniken eher die Hausmeister und so. Dass seine Aussagen sich nicht mit der Realität gleichen (nach DKG-Studie sind gegenwärtig 13 Prozent der Intensivpfleger ungeimpft) – völlig egal. Es wäre zwar seine Aufgabe, das als Gesundheitsminister zu wissen und sich damit auseinanderzusetzen, aber es hat ja niemand anderes erwartet. Probleme außerhalb von Corona existieren nicht.

Illner hat Karl Lauterbach zum Abschuss freigegeben, den Rest erledigen ihre Wachhunde. Die sind von der ganz besonderen Sorte: Juristen. Exemplarisch ist eine Szene, in der Illner Lauterbach ganz konkret nach Zahlen fragt, in Bezug auf die Thematik Impfpflicht in den Krankenhäusern. Nee, Zahlen gäbe es da nicht, leitet Lauterbach ein, aber man könne sich auf „anekdotische Evidenz“ beziehen. Da erwacht kurz die tief schlummernde Journalistin in Maybrit Illner: „Anekdotische Evidenz?“

So wie er es immer tut, beginnt Carlos Lautrebarchiano zu erklären, doch bevor er seinen Halbsatz über „wissenschaftliche Erkenntnisse von Spezialisten“ beenden kann, haut ihm Linda Teuteberg dazwischen: „Erfahrungsberichte, Einzelerlebnisse“.  Obendrauf fällt ihm auch noch der Immunologe in den Rücken und meint: „Wissenschaftlich ist das nicht.“

Am Ende der Sendung bleibt vom Gesundheitsminister nicht viel übrig. Illner muss blitzschnell die Sendung abbrechen, um zu Markus Lanz überzuleiten, und danach wird sie Carlos Lautrebarchiano vermutlich ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.

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Kommentare ( 129 )

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Metterich
2 Jahre her

Was erwartet man den von den Medien? Es sind und waren schon immer Raubtiere, die auf ein Zeichen der Schwäche warten, um dann gnadenlos zuzuschlagen. Die Schlagzeile zählt, weder Inhalt, noch Menschen oder gar feste Positionen. Heute hüh, morgen hott, Hauptsache der scheinbaren Mehrheit Honig ums Maul schmieren. Getreu dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“.

Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel.

Stefferl
2 Jahre her

„… verhält Lauterbach sich wie ein Wissenschaftler, der seine Stulle neben einer Petrischale liegen lässt…“

Als Naturwissenschaftler möchte ich klarstellen, dass Lebensmittel in einem Labor nichts zu suchen haben. Gegessen und Getrunken wird außerhalb des Labors. Jemand, der seine Mahlzeiten im Labor zu sich nimmt, verhält sich nicht fachmännisch und wird gefeuert. Bei Medizinern kann man so ein Verhalten zwar beobachten, bei Chemikern aber nicht. Und ich möchte der Aussage, daß Lauterbach etwas mit einem Forscher bzw. Wissenschaftler zu tun hat, ausdrücklich widersprechen. Lauterbach ist weder Forscher, noch hat er als Mediziner eine relevante Praxiserfahrung.

ReneKall
2 Jahre her

Bei einer Lüge oder eigenen Widersprüchen ertappt zu werden, ist jetzt einfach zu benennen. Da hat man gelauterbacht, wahlweise aber auch gebaerbockt, gelindnert oder gescholzt.
Ein Volk welches, sich solche Gestalten in die Regierung wählt, kann man durchaus als verrückt bezeichnen.

Kaktus 61
2 Jahre her

Wie zu erwarten wird der salzarme Karl wohl das erste Bauernopfer der Coronazeit, er weiß es in seinem Fanatismus nur noch nicht. Derweil sein Vorgänger sich wohlversorgt in seiner Millionenbude vermutlich diebisch die Hände reibt. Den letzten beißen nunmal die Hunde. Eigentlich Realsatire, wäre da nicht der riesige Schaden für dieses Land, dessen Demokratie, die Menschen und deren Freiheit.

caesar4441
2 Jahre her

Zu Ende ist leider gar nichts.das dicke Ende kommt noch mit dem dauerhaften Impfzwang und letztlich tödlichem Ende ,da die meisten nur ein paar Impfungen durchhalten werden.

November Man
2 Jahre her

Er erklärt: „Das Problem ist: Derjenige, der sich nach drei Monaten wieder infiziert, infiziert sagen wir die 80-jährige Großmutter oder Mutter. Die stirbt dann.“
Dann hätte Lauterbach auch gleich den Zuschauern erklären können. wie es sein kann, dass ein doppelt oder dreifach Geimpfter nachträglich an dem Virus erkrankt gegen das er sich impfen lassen hat.
Die Antwort ist einfach, die Impfungen wirken nicht und sind somit nutzlos. Mal von dem Billionen-Geschäft für allerhand Profiteure abgesehen.  

Michael41
2 Jahre her
Antworten an  November Man

Ich habe selten jemanden in einer wichtigen Position erlebt auf den der Begriff Quacksalber mehr zutrifft als auf Lauterbach, der Mann erfüllt alle negativen Vorgaben die man braucht um genau diesen Job nicht zu bekommen, das der dann noch beliebt ist setzt dem Ganzen die Krone auf u. aktiviert in mir das Gefühl dieses Land so bald wie möglich zu verlassen, Herr Scholz, der ihn ja zum Gesundheitsminister gekürt hat, hat damit bewiesen das er keine Ahnung hat oder das Land bewußt gegen die Wand fahren will. Ich bin deshalb so entsetzt da wir ja die intelligentesten Menschen hatten die… Mehr

November Man
2 Jahre her

Hinweis zu Lauterbach und dem untauglichen PCR-Test: „Verwaltungsgericht Wien zerpflückt Corona Maßnahmen, PCR -Test und hebt Demoverbot auf.“ 31. März 2021 Die Regierungen in Bund und Land Wien treiben Schindluder mit Krankheitsdefinitionen, Fallzahlen, der Anwendung von PCR- und Antigentests sowie der Darstellung der „Seuchenlage“. Das wird von vielen Wissenschaftlern, Juristen, Ärzten und unabhängigen Medien schon längere Zeit kritisiert, von Politikern, ihren virologischen Beratern und den Mainstream Medien geflissentlich ignoriert um Lockdown, Sperrung von Geschäften, Gastronomie oder Schulen aufrechtzuerhalten und die Körperverletzung durch Massentests auch von kleinen Kindern weiterführen zu können. Die FPÖ hat gegen das rechtswidrige Verbot der Versammlung vom… Mehr

Last edited 2 Jahre her by November Man
Dr. Rehmstack
2 Jahre her

Ich empfehle interessierten dringend dieses zu lesen: „Das Rätsel um die Auflösung der Impfkontrollgruppen“ bei Reitschuster. Hier wird beschrieben, dass Pfizer während die Studie noch lief, die Kontrollgruppe ebenfalls impfte, nachdem in der impfgruppe mehr Todesfälle aufgetreten waren als bei den Ungeimpften. Damit war die Studie wertlos, da jetzt nicht mehr nachvollzogen werden konnte, wer Nebenwirkungen durch die Impfung oder unabhängig davon erlitten hatte. Zusätzlich wird ein großer Fehler beim Studienkonzept erwähnt, daß eigentlich drei Studienarme hätten aufgelegt werden müssen: einmal mit dem Messenger RNA Impfstoff, einmal nur mit dem Nanosomen ohne Impfstoff und einmal eine Leergruppe. Dieses wäre deshalb… Mehr

H. Reich
2 Jahre her

Theater, Theater..der Vorhang bleibt auf….Alle von den ÖR und die meisten Medien spielen mit! Immer die selben “ Experten “ mit Talk-Show- Abo. Wirklich sachkundige, kritische Geister wurden doch kaum/nie eingeladen. Dank seiner ganz spezifischen Persönlichkeit ist/ war Lauterbach die Idealbesetzung für diesen Job. Daß die Tests bezüglich einer Infektionsdiagnostik nicht „sauber“ sind, war von Anfang an bekannt…Aber am PCR – Test wird/wurde die Plandemie weltweit aufgezogen!!! Selbst kritische Aussagen zu Einsatzbereichen durch den Erfinder, K. Mullis , der wenige Monate vor Ausbruch von Covid 19 verstorben ist, wurden negiert. Gleiches trifft übrigens auch auf die Risiken der mRNA Technik/R.… Mehr

Montesquieu
2 Jahre her

Lauterbach ist Lauterbach, zu dem ist alles gesagt. Es sind allerdings Personen wie der Immunologe Carsten Watzl, die helfen, den ganzen Wahnsinn am Laufen zu halten.
Im Übrigen hat Illner die entscheidenden medizinisch/epidemiologischen Fakten, die eine Impfpflicht komplett sinnfrei machen, nicht thematisiert. Schade eigentlich.