Früher Staatsfeind als Kommunist, heute grüner Ministerpräsident. Die ARD lässt am kommenden Montag unter dem Titel "Jagd auf Verfassungsfeinde" auch Kretschmann zu Wort kommen – in den 1970er Jahren ein bekennender Maoist.
In den 70er Jahren war die westdeutsche Linke gespalten und in einer Krise: Die fröhlich optimistische Aufbruchstimmung der Studentenrevolte war vorbei; der Terrorismus und die damit verbundene Gewaltfrage spaltete die Bewegung. Auch die Tristesse des realexistierenden Sozialismus auf ostdeutschem Boden half nicht gerade. Als dann die RAF mithilfe ihrer palästinensischen Verbündeten den Terror auf einfache Touristen ausweitete, brach die Unterstützung endgültig zusammen.
Trotzdem oder gerade deswegen blühten die K-Gruppen in der Bundesrepublik auf. In denen versammelten sich meist nicht einmal ein Dutzend Aktivisten: Die Marxistischen Trotzkisten wurden gegründet, bekamen Krach, einer verließ die Gruppe und rief die Leninistischen Maoisten ins Leben, die sich wiederum auch zerstritten, ein Teil davon bildete dann die Trotzkistischen Leninisten und ein anderer die Maoistischen Marxisten. Und so ging das Wechselspielchen munter weiter – einen realen politischen Einfluss hatte das nicht mehr.
In diesem Spielchen, das wie die Parodie aus „Das Leben des Brian“ wirkte, nur ernst gemeint war, war einst auch Winfried Kretschmann politisch zuhause. Seine Gruppen hießen: Sozialistisches Zentrum, Kommunistische Hochschulgruppe oder „Kommunistische Studentengruppe / Marxisten-Leninisten“. Dem angehenden Lehrer drohte ein Berufsverbot. Denn auf den Terror der RAF hatte die SPD überreagiert, um sich gegen die mögliche Kritik der CDU zu schützen, nicht hart genug zu reagieren. Unter der geistigen Federführung von Herbert Wehner – selbst einst Stalinist in Moskau – kam es zum „Radikalenerlass“.
Aber sie lässt auch die Veteranen jener Tage zu Wort kommen, vor allem Winfried Kretschmann, den heutigen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Das hat dann was von: „Die Veteranen erzählen vom Krieg“, so wie es in einer Vorab-Geschichte im Spiegel deutlich wird. Die Masche: vordergründig einräumen, dass ja schon das meiste Quatsch war – aber letztlich die eigene Lebenslüge doch irgendwie verteidigen. Zumal vor allem bei einer Aussage Kretschmanns gegenüber dem Spiegel zweifelhaft ist, ob sie zutrifft: „Ich habe davon auch nichts zu den Grünen rüber transportiert.“
Der Einfluss der K-Gruppen auf die Grünen wird indes allgemein unterschätzt – zumindest in den grünen Gründungstagen in den späten 70er und frühen 80er Jahren. Die Versammlungen verliefen oft chaotisch. Viele brachten viel Herz und wenig Organisationserfahrung mit, bei den Mitgliedern der K-Gruppen war es umgekehrt. Den Klimaschützer musste der ehemalige Taxifahrer und Mitglied einer Prügeltruppe Joseph „Joschka“ Fischer auch erstmal lernen. Der war aber notwendig: Von Marx und Lenin wollte damals kaum noch einer was hören – Müsli und Friedensbewegung machten sich indes auf ihren langen Marsch in die Populärkultur.
Die Dokumentation des Grimme-Preisträgers Hermann G. Abmayr (66) setzt ihren Schwerpunkt auf die Opfer, wie es der Untertitel bereits verrät. Auch die Presseankündigung des verantwortlichen Saarländischen Rundfunks (SR) lässt Entsprechendes erwarten: „Doch bis heute zeigt die Politik kaum Interesse an der Aufarbeitung. Gleichzeitig ist die Verteidigung unserer Demokratie aktueller denn je.“ Welch glanzvolle grüne Karrieren aus maoistisch-sonstwasistischen Laufbahnen entstanden sind – diese Aufarbeitung hat der SR dabei wohl kaum im Sinn.
Weil er es muss, räumt der Pragmatiker Kretschmann zwar seinen Fehler ein. Doch eigentlich verherrlicht er ihn so wie im Spiegel: „Im Rückblick kann ich sagen, das waren alles doch sehr christlich imprägnierte Impulse – letztlich. Man steht auf der Seite der Schwachen, ohne das realpolitisch einzusortieren, zu überprüfen.“ Und Nachfragen, ob Entscheidungen von heute, sich später nicht doch auch als „fundamentale politische Irrtümer“ erweisen, hat Kretschmann in der ARD ohnehin nicht zu fürchten.
Die ARD zeigt „Jagd auf Verfassungsfeinde – Der Radikalenerlass und seine Opfer“ am Montag, 17. Januar, ab 23.35 Uhr. Die Dokumentation hat eine Spieldauer von 45 Minuten.
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Geschichte: „Mao wird insgesamt für bis zu 40–80 Millionen Tote verantwortlich gemacht, die aufgrund von vermeidbaren Hungersnöten, Bestrafungsaktionen und politischen Säuberungen starben.“ Kretschmann: „Im Rückblick kann ich sagen, das waren alles doch sehr christlich imprägnierte Impulse – letztlich.“ Jesus: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.“ > Finde den Fehler! Mich macht es traurig, was aus dieser einstmals großartigen, freiheitlichen, soliden Bundesrepublik geworden ist. Zu recht verbot man alten Nazis den Mund, wenn sie den NS relativieren wollten. Heute darf ein deutscher MP öffentlich den Massenmörder Mao Zedong gar mit Jesus Christus gleichsetzen, seine Schreckensherrschaft… Mehr
Kretschmann hat davor noch was sehr Interessantes gesagt: „In Wirklichkeit waren meine Informationen über China aber höchst dürftig.“
Kommt einem bekannt vor, oder? „Davon habe ich nichts gewusst!“
In den 1970er Jahren gab es keine westdeutsche Linke mehr, denn die KPD war bereits 1956 verboten worden, wodurch sie dann keine Bundes- wie Landtagsabgeordnete mehr hatte. Viele Funktionäre wie Mitglieder der KPD wurden nach dem Verbot juristisch verfolgt sowie deren berufliche und bürgerliche Existenzen zerstört. Die SPD hatte schon 1959 zeitgleich mit dem Godesberger Programm begonnen, die Marxisten aus der SPD und aus den Gewerkschaften zu vertreiben. Die 1968 neu gegründete DKP spielte daher kaum eine Rolle. Der Radikalenerlass von 1972 richtete sich übrigens hauptsächlich gegen die DKP sowie gegen Sozialisten in der SPD. Die ausgehend von der bürgerlichen… Mehr
Gab es da nicht einen MP aus BaWü, der noch nach Ende des WK2 als Kriegsmarinerichter einen Deserteur zum Tode verurteilt hat? Ob der heute über seine Vergangenheit im NS Reich auch so locker reden würde wie Kretschmann über seine Maoistische Vergangenheit und Sympathie für das Regime eines Massenmörders? Der Kriegsmarinerichter ist schon lange unter der Erde.
„Im Rückblick kann ich sagen, das waren alles doch sehr christlich imprägnierte Impulse – letztlich.“
„Imprägniert“, so kann man es wohl sagen, wenn man mit handwerklichen Begriffen nicht so vertraut ist. Gemeint hat er „lackiert“. So wie seine Partei: Außen freundliches Grün, innen autoritäres Rot-Braun.
„Früher Staatsfeind als Kommunist, heute grüner Ministerpräsident.“
…und Volksfeind.
Danke für die gute Analyse dieses zukünftigen ARD-Beitrags. Insbesondere der Hinweis auf den geschickten „langen Marsch durch die Insititutionen“, den die Maoisten drauf haben wie kaum eine zweite politische Gruppe, ist sehr wichtig. Sicher ist, dass ich mir dieses von den Gesinnungsfreunden bei der ARD erstellte geschichtsfälschende white-washing der kommunistischen Kader nicht anschauen werde, um zu vermeiden mich zu übergeben.
Mein verstorbener Vater (Jahrgang 21) sagte früher über die Grünen: Wenn diese von Ideologie zerfressenen Figuren an die Macht kommen, dann gnade uns Gott. Ich hatte ihn nicht verstanden und wollte ihn auch nicht verstehen. Heute und schon seit Längerem, weiß ich was er meinte.
Soviel Selbstgerechtigkeit und Verhöhnung Millionen umgebrachter, unschuldiger Menschen war selten. Wenn ein älterer Mensch, im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, hinter seiner Huldigung des Maoismus christliche Prinzipien behauptet, hat er womöglich das eine oder das andere – oder gar beides- nicht verstanden sondern sich eine von keiner Realität befleckte, eigene Fantasie und peinliche Rechtfertigung konstruiert. Was am millionenfachen Tod chinesischer Menschen durch Maos Schergen christlich sein soll, entzieht sich jedenfalls meinem Denkvermögen. Dass linke Extremisten und Denker eine Renaissance erleben hierzulande und nicht wie die Vertreter des Bruder des Kommunismus im Geiste, des Faschismus, längst geächtet sind, hängt auch damit zusammen,… Mehr
Maoismus und christliche Prinzipien. Schräger geht es nicht mehr. Mao Tse Tung hat jegliche Religion als schädlich und gefährlich bezeichnet. Die jungen roten maoistischen Garden sind in Tibet eingefallen und haben ich weiß nicht wieviele buddhistische Klöster zerstört, die Mönche verjagt oder gleich getötet. Kretschmann lügt ich selber in die Tasche oder er ist ein abgründiger Heuchler.
Kretschmann ist noch der Maoist der er war. Ich erinnere mich an die Sitzungen des KBW, wo Meinungsabweichler Selbstkritik üben mussten. Ich habe diesen Haufen irgendwann angewidert verlassen. Wer dabei blieb und heute bei den Grünen ist, hat sich nicht geändert. Ein linker, reaktionärer Haufe chinesischer Prägung.
Man könnte von den vielen Millionen staatlicher Fördergelder für den „Kampf gegen Rechts“ ein paar Tausender abzweigen, um dem grünen Ministerpräsidenten Kretschmann einen Besuch im Tuol Feng Völkermord-Museum in Pnom Penh zu ermöglichen, wo er sich dann ein Bild davon machen könnte, wofür er sich früher politisch engagierte. Anschließend könnte er die „Killing Fields“ vor den Toren Pnom Penhs besuchen, um sich die Schädel Tausender von Pol Pot ermordeter Kambodschaner anzuschauen. Aber wir kennen ja die Ausreden der deutschen 68er…….der politische Kampf in all seinen Facetten war prinzipiell gerechtfertigt….. bis auf die Idole (Stalin, Lenin, Pol Pot, Mao etc.) ….da… Mehr