Mit dem WDR entspannt in den Blackout

Der Instagram-Kanal „klima.neutral“ des WDR bereitet locker-flockig auf den Blackout vor. Und er macht sogar darauf aufmerksam, woran der Stromausfall liegt: an der Energiewende.

Screenprint: via instagram

Seit Februar 2021 besitzt der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen Instagram-Kanal, der über die „Klimakrise“ informieren will. Das Projekt „klima.neutral“ ist ein Angebot des WDR. Am 5. Januar fiel „klima.neutral“ in den sozialen Medien mit einer besonderen Kachel auf: „Entspannt in den Blackout. Tipps zur Vorbereitung“.

Dabei riet der Kanal dazu, „Tools und Gadgets“ wie Taschenlampen, Kerzen oder Powerbanks bereitzuhalten sowie Kühl- und Gefrierschränke nicht zu öffnen und Grundvorräte für zehn Tage anzulegen. Dass dabei auch Nudeln abgebildet werden, obwohl es keinerlei Empfehlungen gibt, wie man ohne Strom kocht – etwa mithilfe eines vorbereiteten Camping-Kochers – , ist nur eine Auffälligkeit.

Waren das nicht Narrative der rechten Prepperszene?https://t.co/pcpk03tvhqhttps://t.co/IppwoT5VCepic.twitter.com/E6YBbEj8tA

— Argo Nerd (@argonerd) January 9, 2022

Offensichtlich ist die Möglichkeit eines Blackouts keine Prepper-Apokalyptik mehr, sondern gehört nun zum festen Repertoire der Warnungen an die Bevölkerung. „klima.neutral“ bietet auch die Erklärung gleich mit. In einem anderen Beitrag heißt es: „3 Gründe für Blackouts. Und was die Energiewende damit zu tun hat“.

Der Blackout als „Event“, auf das man vorbereitet ist

Glashütte und Papierindustrie betroffen
Energienot führt zu ersten Produktionsstillständen
So führe der weite Transport von Windparkstrom vom Norden in den Süden zu Netzbelastungen und Störungen. Zum Zweiten sei die Energieversorgung Schwankungen unterworfen, denn Wind und Sonne lieferten nicht immer. Und zuletzt: Konventionelle Kraftwerke hätten Generatoren mit „großer Trägheit“, die fehlende Trägheit mache das Stromnetz aber anfälliger für Störungen.

Einsicht in die Nachteile der Energiewende? Mitnichten. Der Blackout wird als „Event“ geframed, das unvermeidlich mal passieren kann, aber bei dem mit Vorbereitung alles glatt läuft. Dagegen erscheinen die Nachteile für Industrie und Infrastruktur fast marginal. Dass beim zweitägigen Stromausfall in Berlin-Köpenick 2019 die Supermarktwaren in lauwarmen Gefrierschränken verdarben – Kollateralschäden. Ähnlich wie die Bedrohung für Leib und Leben von Senioren und Kranken im Notfall.

Zufall, dass sich die Stromausfälle in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres mehren? In Stuttgart, Hamburg und Berlin gab es zum Jahresanfang immer wieder Störungen, im Südosten der Hauptstadt fiel am Wochenende ein Heizkraftwerk aus, 90.000 Haushalte waren betroffen. Die Nachteile, die eine „klimaneutrale“ Stromerzeugung hat, kommuniziert der öffentlich-rechtliche Rundfunk nun kleinlaut, nachdem er jahrelang mit der grünen Trommel Lärm machte.

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