Böse Naturen haben ein Faible für Hahnenkämpfe, auf die sie wetten können. Andere hetzen zu ihrem Vergnügen Kampfhunde aufeinander. Wie wettsüchtige Chinesen fieberten viele Sozis schon am Freitag auf Twitter dem Auftritt ihres Kampfhundes Ralf Stegner entgegen. Und das gegnerische Lager versprach mit Markus Söder einen ebenbürtigen Kontrahenten.
Lassen Sie uns schnell der Vollständigkeit halber die Zaungäste abfertigen, um dann zum Hauptkampf zu kommen. Martin Patzelt, frommer CDUler aus Frankfurt/Oder lebt das neumerkelianische Christentum mit Haut und Haaren, für ihn sind Merkelworte fast schon Bibelworte, und er hilft gern bei der Exegese. Wir wollen jedoch nicht darauf eingehen, man liest es rauf und runter, von Zeit bis Welt. Zwei Flüchtlinge hat er aufgenommen, einer ist allerdings nach Köln ausgebüxt. Ach, diese Jungen!
Tofu-Cevapcici rot-grün
Mit Jagoda Marinic lächelt uns ein nettes Gesicht an, aber wenn wir lesen, sie sei „Leiterin des interkulturellen Zentrums Heidelberg“ läuft’s uns schon kalt den Rücken runter. Und richtig: Sie serviert Tofu-Cevapcici mit rot-grüner Soße. Linkes Heidelberger Allerlei. (Stegner starrt sie stets begeistert an, was hoffentlich nicht auch sexistisch war).
Ein Berliner Politikwissenschaftler gefällt uns schon wegen seines Namens: Wolfgang Merkel. Herrlich! Wenn es irgendwo eine Angela Schäuble gibt: Sofort einladen, ARD! Für ein Polit-Big Brother mit Niveau. Professor Merkel sagte eigentlich nur Vernünftiges:
Auf Patzelts Hosianna auf die Zivilgesellschaft, die „das alles schafft“, wirft er ein, wenn in jener Gesellschaft 82 % nicht einverstanden sind, kann man das nicht einfach uminterpretieren.
Dann analysiert er seine Namensvetterin als „Spezialistin für das Diffuse und Ungefähre“, die sagt „Wir schaffen das“, nicht aber wer „wir“ sind, und was das ist, was „wir“ schaffen. Oder ihr Geschwurbel von „Deutschland bleibt Deutschland“. Und er nennt Merkels Selfie-Posing das, was es war – ein Amateurfehler, denn sie hatte keine Ahnung von der Macht der sozialen Netzwerke. Wie dieser Idiot, der vor Jahren auf Facebook zur Geburtstagsparty einlud, und dessen Haus daraufhin von wilden Horden demoliert wurde.
Der Kampf der Bestien
Nun endlich wollen wir uns dem Kampf der Wadenbeißer, dem Heulen der Bestien widmen. Ralf Stegner machte seiner Rolle alle Ehre, das gleich vorweg. Begeistertes Stöhnen aus seinem Fanblock, wenn er die CSU zur AfD-Schwesterpartei ernannte, die ihre Ideen aus den Orban-Labors in Ungarn beziehe. Inhaltlich folgte er treu den Kommandos der Parteizentrale, die beim Segeln „Wende“ heißen, volle Pulle in den Gegenwind. Gestern war gestern, heute haben wir eine andere Meinung.
Seine Schuld war es jedenfalls nicht, dass die Arena sauber blieb. Markus Söder, von Haus aus ebenfalls von der Abteilung Attacke, hatte die Regeln verändert. Er spielte „aufmüpfiger Hund und strenges Herrchen“, wobei dem armen Stegner nur der Part des Kläffers blieb. Mit ruhigen Worten, unaufgeregt und sachlich, erklärte er die Positionen der CSU. Humanität: Ja. Hilfe: Ja. Parallelgesellschaften: Nein. Unkontrollierte Zuwanderung: Nein. Bleiberecht für Kriminelle: Nein. Man habe in der Politik schließlich Verantwortung. Für’s Volk und nicht für eine Meinung. Das Vertrauen sei verloren, neues Vertrauen benötige eine neue Politik. Um nicht im Ungefähren zu bleiben nannte er eine Obergrenze von 200.000 Neuankömmlingen pro Jahr.
Bei der Obergrenze hoffte Stegner, wieder attackieren zu können, verhedderte sich aber flugs im Hosenbein des Kontrahenten. Er wolle keine Obergrenze, aber eine Integrationsgrenze, spielte mit der endlos durchgekauten europäischen Solidarität herum, und war sich nicht zu blöde, das alte Zahlenbeispiel von den 80 einzubringen, wo 2 neue nicht stören würden. Nun, vielleicht findet er ja noch mal Zeit für eine Bildungsreise ins Ruhrgebiet, wenn er schon in Berlin nicht vor die Tür geht.
Noch eine Visitenkarte
Söder hatte humorvolles Verständnis für die „Widersprüche und Wortgirlanden“ des Kontrahenten, warf ihm nebenbei die monatlichen Ausgaben für einen MuFl (minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling) vor die Füße, im Vergleich zu den Bezügen eines deutschen Rentners nach vierzig Arbeitsjahren. Und dass die Burka auch nicht hilfreich bei der Integration sei. Die Burka „gefällt mir auch nicht“, antwortete der verwirrte Stegner. Und blieb dann – nachdem er vor lauter Verzweiflung sogar den vom Wege abgekommenen Kardinal Woelki um Hilfe anrief – ruhig. Nur noch sein Gesicht verzog sich, als hätte er den Essig allein gesoffen.
Eines war ganz klar: Stegner interessierte den souveränen Söder nicht die Bohne. Nicht mal als Sparringspartner. Der Mann hat seinen vielen Visitenkarten bei Anne Will eine neue hinzugefügt: Markus Söder, Staatsmann für höhere Aufgaben. Bayerischer Ministerpräsident oder Bundeskanzler. Darunter brauchen Sie gar nicht anzurufen.
Ach ja, was das Ganze mit der Frage: „Deutschland wird Deutschland bleiben – aber auch mit dieser Kanzlerin?“ zu tun hatte, blieb erwartbar unbeantwortet. Die Koalition jedenfalls hat ihr Verfallsdatum überschritten, das hat die Selbstzerfleischung der Vertreter der Regierungsparteien schön klargemacht.
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