Der Standort Deutschland verliert an Attraktivität, wie eine KPMG-Umfrage unter 360 Großkonzernen zeigt. Bei weichen Faktoren wie politischer Stabilität, öffentlicher Sicherheit und Lebensstandard schneidet die Bundesrepublik noch am besten ab.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland gerät immer mehr ins Hintertreffen. Von 360 deutschen Tochtergesellschaften internationaler Konzerne planen bloß 19 Prozent, mindestens 10 Millionen Euro pro Jahr zu investieren. Vor vier Jahren waren es noch 34 Prozent, wie eine Befragung von Finanzchefs durch die Unternehmensberatung KPMG herausfand. Das durchschnittliche Investitionsvolumen fiel in diesem Jahr sogar um 12,1 Prozent auf 7,2 Millionen Euro – verglichen zum vor-Corona-Jahr 2019.
38 Prozent stuften Deutschland bei der Verfügbarkeit von Fachpersonal unter den besten fünf ein (2017: 41 Prozent), 42 Prozent bei den Personalkosten (2019: 44 Prozent) und 59 Prozent bei der Logistik-Infrastruktur (2017: 76 Prozent). Bei rund der Hälfte der Standortfaktoren verschlechterte sich Deutschland und bloß bei einem Viertel waren die Finanzchefs positiver als vor zwei Jahren gestimmt.
Besonders schlecht schneidet Deutschland bei den Stromkosten und Steuern ab. Mit 18,18 Cent pro Kilowattstunde Industriestrom ist die Bundesrepublik das Schlusslicht unter allen 27 EU-Staaten. Das Steuersystem stuften die Finanzchefs als nicht wettbewerbsfähig ein. Jeder vierte hielt es für eines der fünf unattraktivsten in der EU. Auch die Arbeitskosten sind mit 36,60 Euro pro Stunde hoch – im Vergleich zum EU-Schnitt von 28,50 Euro. Bislang nahmen die Manager das in Kauf, weil die Arbeitsproduktivität hierzulande hoch ist. Doch bei der Umfrage berichteten viele Finanzchefs, dass die Produktivität stagniere. „Die hiesige Stagnation der Arbeitsproduktivität steht im krassen Kontrast zur Entwicklung in anderen Industrieländern und dem EU-Durchschnitt“, sagte KPMG-Mitarbeiter Andreas Glunz.
Erst kürzlich berichtete das Statistische Bundesamt, dass die deutsche Industrie im vergangenen Jahr 14 Prozent weniger investiert habe als 2019. Insgesamt kauften die Unternehmen Sachanlagen im Wert von 60,8 Milliarden Euro (etwa Werkzeuge, Maschinen oder Grundstücke mit Bauten). Die Investitionen sanken in allen Branchen außer der chemischen Industrie (+3,8 Prozent). Besonders groß war das Minus bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (-26,6 Prozent), in der Metallerzeugung und -bearbeitung (-23,3 Prozent), bei den Maschinenbauern (-22,6 Prozent) und den Herstellern von Metallerzeugnissen (-22 Prozent).
Wenn weniger investiert wird, kann der Kapitalstock einer Volkswirtschaft schrumpfen – also die Ausstattung an Maschinen, Betriebsgebäuden und anderen Produktionsmitteln. Das mindert wiederum die Produktivität der Erwerbstätigen und drückt die realen Löhne nach unten. Die Folge ist eine „schleichende Verarmung“, wie der VWL-Professor Jörg Guido Hülsmann in dem Buch „Krise der Inflationskultur“ schreibt.
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Das größere Problem sehe ich darin, das in spätestens 10 Jahren die Leistungsträger in Rente gehen. Menschen, welche noch eine Ausbildung und Erfahrung hatten, welche wirklich gebraucht wurde und vorallem Mehrwert schaffte.
Wer will schon in diesen unklaren Verhältnissen Investoren, außer die Asyl Industrie.
Klar werden die Unternehmen weniger investieren. Das Geld ist zwar nicht weg, es ist halt einfach woanders. Und es steht zu vermuten, dass es da ist, wo es hingehört.