Apple: Spione im iPhone

Apples Vorstoß ist eher als Test zu sehen, diese Überwachungstechnologie überhaupt einzusetzen, die Funktion in großem Maßstab zu testen und ebenso zu beobachten, wie hoch die Proteste ausfallen.

imago images / imagebroker

Der nächste Tabubruch amerikanischer Hightech-Giganten: Apple plant offenbar, alle Fotos privater Nutzer zu durchstöbern. Bilder, die Nutzer mit ihren iPhones beispielsweise aufnehmen und automatisch in ihre iCloud laden, sollen Programme durchsuchen.

Offiziell heißt es, die Durchforstung soll den Kampf gegen Kinderpornografie unterstützen. Alle Fotos, die private Nutzer in ihre iCloud laden, sollen mit bekanntem kinderpornografischen Bildmaterial abgeglichen werden. »Verdächtige« Bilder kann Apple öffnen, ansehen und prüfen. Werden tatsächlich Bilder gefunden, sollen sie an die amerikanische NGO NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children) gemeldet werden. Die kann wiederum Behörden einschalten.

Auf jedes Apple Gerät wird mit dem Betriebssystem eine Datei mit sogenannten Hashwerten geladen, kleine Zeichenfolgen, die ein Bild repräsentieren, digitale Fingerabdrücke gewissermaßen, die mit den Hashwerten der in der iCloud gespeicherten Bilder verglichen wird.

Schlägt dieser Abgleich tatsächlich bei Benutzern von Apple Geräten Alarm, soll einmal das Benutzerkonto gesperrt und zum anderen die NGO benachrichtigt werden. Vorerst sollen nur Fotos von Apple Kunden in Amerika gemeldet werden. Der Hashliste jedoch soll die Datei mit den Hashwerten fest in das Betriebssystem eingebaut werden. Vor einer internationalen Ausweitung der Meldefunktion sollen noch rechtliche Fragen geklärt werden.

Eine KI ist zwar intelligent, aber nicht klug
Künstliche Intelligenzen sind zu dumm für menschliche Moralvorstellungen
Nun wird der Kampf gegen dieses schlimme Übel Kinderpornografie immer wieder angeführt, wenn es um Einschränkung und Aufhebung von Freiheitsrechten geht. Zudem erzeugt die Hashfunktion nicht immer eindeutige Werte. Sie kann auch nicht zwischen kinderpornografischen Inhalten und Familienfotos unterscheiden, auf denen der Nachwuchs nackt im Planschbecken abgelichtet wird.

Apples Vorstoß ist eher als Test zu sehen, diese Überwachungstechnologie überhaupt einzusetzen, die Funktion in großem Maßstab zu testen und ebenso zu beobachten, wie hoch die Proteste ausfallen. Denn es handelt sich um einen Abgleich von Daten, bei dem es gleichgültig ist, um welche Daten es sich handelt. Auch kritische Äußerungen lassen sich mit Hilfe der Hashfunktion markieren und abgleichen.

Wenn die Funktionen erst einmal implementiert und akzeptiert sind, ist es ein Leichtes, sie auf andere Bereiche auszuweiten. Man möchte sich nicht den autoritären Diktator Weissrusslands, Lukaschenko, am Regler dieser Technologie vorstellen. Einigermaßen merkwürdig mutet der vorgebliche Glaube von Apple an, mit dieser Technologie Kinderpornografie tatsächlich eindämmen zu können. Sie wird weiter stattfinden, nur eben nicht mehr in der iCloud und mit Hilfe von iPhones, sondern woanders.

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Kommentare ( 58 )

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Ettore
1 Jahr her

Wer bitte wäre so blöd? (nun, ja, wie schon Einstein sagte …)

Die Hashfunktion kann im übrigen sehr wohl „unterscheiden“ (genauer: erkennen, ob) zwischen bekannten Kinderpornobildern (NUR diese können überhaupt vorgehasht und abgelegt werden) und der „Planschbeckensituation“ (die natürlich ungehasht ist und bleibt. Es ist ja keine KI, die zB auf „Hautfarbe bei rundlichen Objekten“ prüft – was alles noch kommen dürfte.

Wie immer gilt: Der Kunde ist König – vor allem, wenn er sich verweigert.

horrex
3 Jahre her

A) Wenn ich an Kinder-Pornographie oder anderem Illegalem interessiert wäre, befürchten müsste „auf zu fliegen“ würde ich ganz einfach die Cloud als backup ausschalten. Ein anderes Speicher-Medium verwenden. Ebenso wäre das Problem für jegliche sensiblen andere Daten gelöst. B) wie wäre es, wenn Verbraucher ENDLICH kapieren würden, dass SIE SELBST (a) ihre Naivität, b) ihre Unfähigkeit mit der Technik vernünftig umzugehen) das eigentliche Problem dastellen??? C) Schon zu Postkutschen-Zeiten wurden Briefe geöffnet, abgefangen, gefälscht, manipuliert usw. Und jeder der Briefe schrieb wusste es und war entsprechend vorsichtig. Heute nutzt jeder Dödel das WWW und meint, er meint er könne unendlich… Mehr

Innere Unruhe
3 Jahre her

Letztendlich zerstörrt dieser andauernde Kampf gegen „Pornographie, Schwarzgeld, Steuerhinterziehung, Geldwäsche, …“ nur das Vertrauen in der Gesellschaft.
Glaubt irgendjemand, dass ein leidenschaftlicher Krimineller demnäscht iPhone für seine Missetaten verwenden wird? Aber Oma Erna vielleicht schon für ihren Alltag.
Hier wird gerade die Unschuldsvermutung zugunsten der totalen Überwachung ausgehebelt. Und viele denken sich nichts dabei.
Sich über KGB und StaSi aufregen, aber solche Technologien zu begrüßen, ist – höfflich gesagt – inkonsequent.

Gisela Fimiani
3 Jahre her

Apple ist UNBEDINGT für diesen „Vorstoß“ zu verurteilen. Der politische Druck, der sich unter der Biden Regierung enorm verschärft hat, scheint Apple in die Knie zu zwingen. Apple, sowie andere Konzerne, sind so manchem Politiker Dornen im Auge. Deren Kritik ist häufig sehr berechtigt. Zu fürchten steht aber, dass das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird und Apple versucht, sich durch vorauseilenden Gehorsam aus der Schusslinie zu nehmen. Die Kritik an Apples Vorstoß ist auch in den USA vehement und zeitigt hoffentlich Einsicht.

Ralf Poehling
3 Jahre her

Man stelle sich vor, Apple wäre kein Hard-, Software, und Serviceanbeiter im Bereich Kommunikation, sondern ein Discothekenbetreiber, dann wird das Problem sofort ersichtlich: Ein Discothekenbetreiber sieht zu, dass durch Zugangskontrolle zu seinem Geschäftsbereich jeder ausgesperrt wird, der das Geschäft und das Wohlergehen der Kunden stören oder sogar zerstören kann. Was jeder in einer Disco schon gesehen hat, für selbstverständlich ansieht und wohl auch gut heißt, nämlich dass potentielle Störfaktoren wie etwa Vergewaltiger, Schläger und Terroristen vor der Tür gehalten werden, wird bei einem Kommunikationsunternehmen plötzlich zu einem Problem. Während niemand gezwungen wird eine Disco zu betreten, kommt man ohne Telefon… Mehr

Innere Unruhe
3 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Theoretisch haben Sie Recht, dass kein Produkthersteller es gern sieht, wenn seine Erzeugnisse beim Verbrechen verwendet werden. Und Sie sprechen ein wichtiges Thema der Ethik in der IT:
Praktisch gibt es aber keinen Unterschied zwischen dem Handy und einem Küchenmesser.
Es muss eine Abwägung her, inwiefern eine Totalüberwachung wichtiger ist als Freiheit.

Ralf Poehling
3 Jahre her
Antworten an  Innere Unruhe

Das ist richtig. Aber wir haben derzeit eine hochgefährliche Lage, bei der der ehemals (ich schreibe das hier ganz bewusst) starke Westen an seiner inneren Degeneration zugrunde geht. Eine innere Degeneration, die man aufhalten kann und muss. Andernfalls werden wir von anderen erst übernommen und dann verdrängt werden.
Um das Problem aus der Welt zu schaffen, braucht es ein Komplettprogramm. Und da geht es mitnichten zuvorderst um die Totalüberwachung, sondern um die Überwachung von Problemfällen und derweil besonders auch den Schliff der gesamten Gesellschaft, um die alte Stärke wieder herzustellen.

Ralf Poehling
3 Jahre her
Antworten an  Ralf Poehling

Ich weiß das alles. Wir sehen jedoch ein variierendes Interpretieren von Informationen bis hin zu völligen Informationsdefiziten, die das Verständnis der Problemlage in den jeweiligen verschiedenen Gesellschaftsschichten massiv erschwert. Das Problem der FakeNews ist mitnichten aufgebauscht. Und es geht hier weit weniger um einseitige politische Interessenwahrnehmung, das zwar auch, aber eben nicht nur, als vielmehr um das Kontern einer mittlerweile nur noch schwer durchschaubaren Vernebelung der Medienkanäle durch staatliche Interessen aus allen denkbaren Ländern, einer massiven kriminalisierung des Netzes durch die organisierte Kriminalität und einer daraus folgenden Degeneration unserer Gesellschaft. Und das Problem dabei ist, dass sich die IT Unternehmen… Mehr

alter weisser Mann
3 Jahre her

Passt alles prima zuammen und zum zumindest nannyhaften Staat, das Smartphone als Träger der neuen zugeteilten „Freiheiten“ via Corona- oder Impf-App, demnächst Geldbörse des E-€uro und gleichzeitig als Überwachungs- und Kontrollinstrument. Heute will man angeblich Kinderpornos jagen und morgen dann „Hass & Hetze“?
Die Mehrheit der Leute machen auch noch kräftig mit, nennen es social media gar und lassen sich nächstens noch die Schnittstellen fürs durchgängige online-sein direkt an die Hohlbirne implantieren.
Schöne neue Welt … nur, warum sich dann noch über China mokieren?

Kruemelmonster
3 Jahre her

Also erstmal ist mir das Verfahren unklar. Ein Hashwert hat zwei Eigenschaften: 1) Er ist unumkehrbar, d.h. die Ursprungsdatei (in diesem Fall das Bild) lässt sich aus dem Hash nicht wiederherstellen. 2) Minimale Änderungen an der Ursprungsdatei führen zu komplett anderen Hashwerten. Der Vergleich über Hashes funktioniert also nur dann, wenn der Nutzer exakt dasselbe Bild auf seinem Gerät hat wie die entsprechende Bilddatei aus dem Datenbestand von Apple. Der Vergleich läuft somit bei kleinsten Änderungen am Bild ins Leere. Außerdem hat man den Eindruck, dass Apple diesen Straftatbestand allein deshalb gewählt hat, weil hier kaum Widerstand zu erwarten ist… Mehr

alter weisser Mann
3 Jahre her
Antworten an  Kruemelmonster

Verfahrensfragen kann man sich klemmen, wenn man erstmal den von Ihnen zuletzt genannten Punkt vertieft. Man will ganz offen den Fuss in die Tür stellen und „Kinderporno“ ist dazu ein geeignetes buzzword wie sonst kaum eins.

Kruemelmonster
3 Jahre her
Antworten an  Kruemelmonster

Nachtrag: Apple verwendet einen sog. NeuralHash. Anders als bei „normalen“ Hashwerten wird hierbei der Hash nicht anhand der Bilddaten (also die einzelnen Bits) erzeugt, sondern anhand des Bildinhalts (Hund, Katze, etc.). Mehrere Bilder, die dasselbe Motiv zeigen, haben bei diesem Verfahren einen identischen Hashwert – auch, wenn die Bilder sich in Größe und Farbgebung unterscheiden. Somit kann Apple kompromittierendes Bildmaterial auch dann erkennen, wenn die Bilder auf dem iPhone nicht vollständig dem Original entsprechen. Eine entsprechend umfangreiche Datenbank von Hashwerten vorausgesetzt, wäre Apple theoretisch in der Lage, jeden beliebigen Straftatbestand, der auf einem Bild abgebildet ist, zu erkennen. Facebook, Google… Mehr

AlterEgo
3 Jahre her

Proprietäre System – MacOS, Windows, ChromeOS, Android, iOS – dienen nicht dem Nutzen des Users, sondern dem Nutzen des Unternehmes. Sie enthalten vielfach Malware https://www.gnu.org/proprietary/proprietary.de.html oder Methoden digitaler Rechteminderung (DRM).
Wer von den ganzen Zwangsbeglückungen die Nase voll hat sollte auf ein freies/libre System wechseln. Die meisten sind Linux oder FreeBSD basiert und absolut tauglich für den Normaluser. Auch auf Apple-Hardware übrigends. Für iOS sind mir allerdings keine freien Alternativen bekannt.

Michael Palusch
3 Jahre her

Bin sicher das wird gemacht, schon lange und nicht nur wg. der oben genannten Gründe, aber so? eine Datei mit sogenannten Hashwerten geladen, Bin zwar nicht Der Experte, aber ein Hashwert ist m.M.n. immer eindeutig, deswegen wird dieser auch z.B. zum Passwortabgleich genutzt. Ein übereinstimmender Hashwert von einem Foto sagt nur, dass das genau das Foto wie im Orignal ist, da ist nicht die kleinste Veränderung erfolgt. Und nein, man kann aus einem Hashwert, der ähnlich dem gespeicherten ist nicht schließen, dies sei das gesuchte jedoch leicht veränderte Bild. Bereits die kleinste Änderung am Bild, auch nur eines einzigen Pixels,… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Michael Palusch
Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Michael Palusch

Bei Apple arbeiten wirklich talentierte Informatiker. Ich wette, dass die dieses Problem kennen und gelöst haben. Ich würde die Bilddaten erst mal auf ein fixes Format runterrechnen und danach Raster bilden und NUR aus den Rasterpunkten den Hash berechnen.

Wollek
3 Jahre her

Und du glaubst ernsthaft, das Problem läge nur bei Apple? Weit gefehlt… Die Abschaffung des Digitalen BriefgeheimnissesDie EU hat es Chat- und Messenger-Providern erlaubt, private Chats, Nachrichten und E-Mails massenhaft, anlass- und unterschiedslos auf verdächtige Inhalte durchsuchen. Die Begründung: Strafverfolgung von Kinderpornographie.Die Konsequenz: Massenüberwachung durch vollautomatisierte Echtzeit-Chatkontrolle und damit die Abschaffung des digitalen Briefgeheimnisses. Am 6. Juli 2021 hat eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäische Parlaments der Chatkontrolle final zugestimmt. Das bedeutet: Die freiwillige Chatkontrolle wurde erlaubt. Wir wollen dagegen klagen.Chatkontrolle 2.0 folgt Es geht bald in die zweite Runde! Im Herbst 2021 wird die Europäische Kommission eine Folgeverordnung zum… Mehr