Wie die EZB eine Studie zu Bargeld und Corona versteckt

Kann sich das Virus über Geldscheine verbreiten? Eine Untersuchung kommt zu einem klaren Ergebnis – das die Zentralbank allerdings nicht groß kommuniziert. Weil es schlecht ins Konzept passt?

IMAGO / Rene Traut

Generell weist die Europäische Zentralbank auf für die Öffentlichkeit interessante Untersuchungen per Pressemitteilung hin. Allerdings findet sich ausgerechnet ein neues interessantes Papier vom Juli 2021 aus dem eigenen Haus zwar gut verborgen auf der EZB-Webseite – aber nicht unter den Presseaussendungen. Deshalb griff auch kaum ein Medium das Thema auf, obwohl es praktisch alle Bürger der Eurozone betrifft, anders als manchen Untersuchungen zu sehr spezifischen Fachthemen. Denn mehrere Experten befassten sich unter der Überschrift „Catch me (if you can) – assessing the risk iof SARS-CoV-transmission via euro cash“ mit der Frage: Können Corona-Viren durch Bargeld übertragen werden?

Sie gelangen zu einem sehr deutlichen Schluss: Nein. Geldscheine und Münzen kommen als Überträger von SARS-Cov-2-Viren und ihren Varianten nicht in Frage. Dazu sind die anhaftenden Mengen einfach zu klein. Und sie überleben auf den Oberflächen auch nur kurz.

„Although citizens reported using cash less in transactions partly out of fear of infection, research confirms that the risk of the virus being transmitted by banknotes and coins is very low. This supports the findings from the scientific community concluding that SARS-CoV-2 mainly spreads via respiratory fluids and airborne transmission, and that surfaces play a very minor role“, heißt es in der Untersuchung.
Auf Deutsch: „Obwohl berichtet wurde, dass Bürger Bargeld weniger häufig benutzen, teilweise wegen der Furcht einer Infektion, bestätigt sie Untersuchung, dass das Risiko einer Übertragung durch Banknoten sehr niedrig ist. Das stützt die Erkenntnisse der Fachwissenschaft, dass SARS-CoV-2 hauptsächlich durch ausgeatmete Tröpfchen über die Luft übertragen wird, und Oberflächen eine sehr geringe Rolle spielen.“

In dem EZB-Papier heißt es außerdem:

„Bargeld wird in allen Krisensituationen als sicherer Hafen angesehen, auch bei der COVID-19 Pandemie. In unsicheren Zeiten neigen die Menschen dazu, ihre Bargeldbestände vorsorglich zu erhöhen, um auf alles vorbereitet zu sein, was kommen mag. Wie gezeigt, ist der Anstieg der Gesamtnachfrage nach Bargeld während der COVID-19-Pandemie im Vergleich zu den Vor-Krisen-Jahren außerordentlich hoch, was vor allem auf eine höhere Nachfrage der Bürger des Euroraums nach Wertaufbewahrung zurückzuführen ist. Die Bargeldzahlungen wurden jedoch teilweise aufgrund von Ängsten vor einer Ansteckung durch Bargeld reduziert, die wahrscheinlich durch Medienberichte und Empfehlungen der Behörden noch verstärkt wurden.“

Dass die EZB im Juli zwar auf eine sehr spezielle Untersuchung zu Target-Salden per Pressemitteilung hinweist, zu dem sehr interessanten Bargeld-Thema keine PR betreibt, wirft die Frage auf: Wäre das auch der Fall gewesen, wenn die Untersuchung zu einem weniger deutlichen Schluss gekommen wäre?

Dass die EZB eine Studie trotz des beruhigenden Resultats ganz ohne PR-Trommelwirbel in den Tiefen ihres Webauftritts versenkt, könnte in der Kampagne der EU-Kommission gegen Bargeld liegen. Vor kurzem kündigte die EU an, eine einheitliche Bargeld-Obergrenze von 10.000 Euro einzuführen. Der Plan greift vor allem deshalb in die Autonomie von Sparern ein, weil der Leitzins der EZB bei Null liegt, der Einlagezins bei 0,5 Prozent. Während die US-Notenbank eine vorsichtige Zinsanhebung für 2023 ankündigte, bekräftigte die EZB, an ihrem Null- und Minus-Zins vorerst festzuhalten. Zahlreiche Banken in Deutschland führten bereits Strafzinsen ein. Eine Bargeld-Beschränkung würde es Sparern schwerer machen, dem Minuszins auszuweichen, indem sie ihr Konto räumen – vor allem dann, wenn die Bargeld-Obergrenze später noch weiter gesenkt werden sollte.

Unter Finanzökonomen wird eine Bargeldeinschränkung schon länger mit dem Argument diskutiert, dass sich nur so flächendeckend Negativzinsen durchsetzen ließen.

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Kommentare ( 15 )

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schwarzseher
3 Jahre her

Abschaffung des Bargelds ist doch der Traum aller Diktatoren, die so jeden Widersacher eliminieren können. Das hat man doch schon bei Martin Sellner praktiziert (ALLE Banken in Österreich versagten ihm ein Konto und somit alle Überweisungen ), auch wenn der Versuch durch eine Bank in Orbans Ungarn scheiterte. In China ist die Regierung da schon weiter, da Dissidenten von allen wirtschaftlichen Aktivitäten ( Überweisungen, Buchungen für Reisen, Hotels etc. ) ausgeschlossen werden. Aber die Rot-Grünen sind bereits auf dem chinesischen Weg.

Caro
3 Jahre her

leider meinen die verblödeten Deutschen , uns geht es doch gut !
das sagt doch ALLES oder ?

Caro
3 Jahre her

heute in meinem Supermarkt – Durchsage :
liebe Kunden , um unser Personal vor Infektionen zu schützen , bitten
wir Sie auf Bargeldzahlung an unseren Kasen zu verzichten !
also alle spielen bei diesem Spiel mit !

Johannes.d.T.
3 Jahre her

Die scheibchenweise Minimierung des Bargeldes ist nur eine Frage der Zeit und wird den Leuten Schritt für Schritt als alternativlos verkauft.

Hannibal ante portas
3 Jahre her

Auch diese Erkenntnis wird die Regierung nicht davon abhalten zielgerecht auf die Abschaffung des Bargeldes hinzuarbeiten. Danach lassen sich noch ganz andere finanzpolitische Kapriolen schlagen. Von der dadurch möglichen absoluten Überwachung der Staatsbürger ganz abgesehen.

Ruhrler
3 Jahre her

Malen sie den Teufel nicht an die Wand. Eine Obergrenze für „Tafelgeschäfte“ mit Gold gibt es schon, und Staaten können Goldbestände durchaus einziehen. So geschehen 1933 in den USA. Wäre nicht verwunderlich, wenn die „Eliten“ als letzten Rettungsanker die Goldbestände der Bürger plündern.
https://www.goldankauf123.de/ihreschaetze/item/goldverbot-usa-1933.html

Lee Bert Aire
3 Jahre her

Ja, das ist zu befürchten. Zudem ist der Zugriff auf Immobilien mittels Lastenausgleich möglich. Man muss sich nur fragen, was es in dieser Hinsicht in der Vergangenheit schon gab. Da gehörte das Verbot von Goldbesitz genauso dazu wie das zwangsweise Öffnen von Bankschließfächern, Lastenausgleich, Sperrung von Auslandskonten. Edelmetall, Auslandskonten, Grundstücke – das sind alles nur erste Schutzwälle.

Iso
3 Jahre her

Ich kann mich da nur wiederholen. Wer beispielsweise 2008 aus dem Euro ausgestiegen ist, und sich satt dessen Edelmetalle zugelegt hat, hat sein angelegtes Geld verdreifacht, und die Kaufkraft gerettet. Das ist besser als Schweizer Franken oder US Dollar. Gut ist es auch für Mieter, die sich keine eigene Immobilie leisten können. Selbst mit kleinem Geldbeutel kann man sich echte Rücklagen aufbauen, die in Krisenzeiten ordentlich Wert haben. Aber meistens melden sich nur die Skeptiker zu Wort, die mit Weisheiten aus der gehirngewaschenen Matrix kommen. „Gold kann man nicht essen, es erwirtschaftet keine Zinsen, ………..“ Auf die zu hören ist… Mehr

H. Haller
3 Jahre her
Antworten an  Iso

Sie haben es erfasst! Die Frage, die sich uns stellen sollte ist nicht „Bargeld oder EC-Karte“ sondern „Fiat-Währung oder Sachwerte“.

Nur knapp 10% der Deutschen investiert in Aktien (ist ja eh alle bäh oder Kasino-Zockerei) nicht viel mehr haben Edelmetalle bei sich im Tresor. So haben die Zentralbanken und Regierungen natürlich leichtes Spiel beim enteignen der Bürger.

GUMBACH
3 Jahre her

Da braucht es keine Untersuchung, das war von Anfang an glasklar. Wer nicht begreift, dass die Diskredition des Bargeldes nur deshalb passiert, weil man das zur Massenüberwachung notwendige Zentralbankgeld braucht, der hat nichts begriffen.

Rob Roy
3 Jahre her

Die Erkenntnis ist doch nicht neu. Münzen und Geldschein haben Viren noch nie besonders weiterverbreitet. Aber die Menschen denken, dass die Kartenzahlung viel hygienischer sei. „Bitte geben Sie Ihre PIN ein.“ Von wegen kontaktlos, ha ha. Aber eine besondere Ansteckungsgefahr geht auch davon nicht aus.

LenaR
3 Jahre her
Antworten an  Rob Roy

Darum geht es: Kontaktlos. Ich hatte meine Karte verloren und habe entsprechend eine neue besorgt. Die konnte (ohne meine Einwilligung) automatisch *kontaktlos* bezahlen. Einfach nur über einen Scanner halten, ohne Codeeingabe oder sonst was. Obergrenze 50€, aber wenn man das nicht schnell genug merkt, hat ein möglicher Dieb mit nur zehn Geschäften Waren im Wert von 500€ mit fremden Geld bezahlt. Bin natürlich direkt zur Bank, damit die Funktion abgeschaltet wird. Ging ohne Termin und hat nur fünf Minuten gedauert. Ich würde jedem mit halbwegs neuerer Karte empfehlen, das mal bei sich zu überprüfen, bzw. bei der Bank nachzufragen, denn… Mehr